Zu persönlich?
Heute erinnerte ich auf Facebook an einen „sehr persönlichen“ Artikel, den ich vor viereinhalb Jahren veröffentlichte:
https://milongafuehrer.blogspot.com/2019/03/dont-be-that-way.html
Ein Kommentator schrieb dazu:
„Ich weiß nicht, ob es wirklich so sinnvoll ist, sich mit den persönlichen Befindlichkeiten der unterschiedlichen Blogger auseinanderzusetzen. Ich lese lieber inhaltliche Beiträge.“
https://www.facebook.com/groups/1820221924868470/permalink/3497808183776494
Natürlich darf das jeder sehen, wie er will. Mir ging es in dem Text um eine Erfahrung, die ich öfter im Leben machte: Dass andere einem raten, wovon man lieber die Finger lassen sollte – und dass es meist besser war, solche Tipps zu ignorieren, sich auf das eigene „Bauchgefühl“ zu verlassen.
Ich finde, dies war eine durchaus inhaltliche Betrachtung. Und künstlerische Bereiche sind, jedenfalls in meiner Wahrnehmung, recht persönliche Felder.
Gerade bei der Arbeit an meinem Blog fehlte es nicht an guten Ratschlägen, wie und worüber ich schreiben solle. Und hätte ich vor zehn Jahren eine Internet-Abstimmung darüber veranstaltet, ob man Tango mit der ihm offenbar wesensfremden Satire kombinieren solle, hätte es „Gerhards Tango-Report“ wohl nie gegeben.
Nun haben sicher alle persönliche Vorlieben, was sie gerne lesen und was nicht. Wer sich nicht mit den „Befindlichkeiten“ anderer Menschen beschäftigen möchte, muss allerdings um einen Großteil der Literatur einen Bogen machen. Doch auch dies ist natürlich legitim.
Ein wenig befremdlich wirkt es auf mich, wenn solche Erklärungen in einem Tonfall abgegeben werden, als hätte man den Zugang auf mein Blog für gutes Geld erworben und erwarte daher die Lieferung von Bestelltem.
Das erinnert mich an ein Thema, das neulich auch in dem Podcast aufkam, wo man mich mehrfach auf ein Ziel, eine „Mission“ meiner Tätigkeit festzulegen versuchte. Warum ich dann auch über tangoferne Themen schreibe?
„Da passen ja dann eigentlich solche Geschichten dann eigentlich gar nicht mit dazu. Und im Tango wär ja jetzt grad nicht wenig los.“
Ich bestritt damals, ein „Missionar“ zu sein:
„Ich bin nicht verpflichtet, Themen einzuhalten. Das ist meine Freiheit. Ich arbeite nicht für eine Zeitung, nicht für ein irgendein Medium, ich arbeite für mich selber. Und wenn mir ein anderes Thema grade in den Sinn kommt, dann schreibe ich halt über was anderes.“
https://www.tango-talk.de/podcast/
In dem oben angesprochenen Artikel zitiere ich einen meiner Hauptkritiker, der mich nicht für einen „Tango-Experten“ hält:
„Alles, was er beschreibt, sind seine persönlichen Meinungen und Erfahrungen dazu.“
Da hat er direkt mal recht. Mein Blog ist nichts anderes als ein persönliches Meinungsmagazin. Diese Freiheit genieße ich in vollen Zügen: Ich muss weder mit dem Tango noch einer anderen Tätigkeit mein Geld verdienen und betreibe ein kostenloses und werbefreies Blog. Und ich bin nicht von der Unterstützung oder gar Gnade irgendwelcher Interessengruppen abhängig. Es gibt auch keinen Chefredakteur, der mir Themen verbietet oder Artikel zusammenstreicht. Der Gipfel des Genusses: Ich muss nicht mal auf die Kundschaft Rücksicht nehmen!
Daher brauche ich auch nicht zu behaupten, maßgeblich zur Etablierung des Tangos in Deutschland beigetragen zu haben, mit den Notablen unseres Tanzes auf Du und Bussi zu stehen oder irgendwelche Tangoschritte persönlich erfunden zu haben. Ich war über zwei Jahrzehnte dabei und habe einiges erlebt. Punkt.
Den Begriff „Experte“ sollte man heute vorwiegend kabarettistisch behandeln: Im Netz ist es putzig zu beobachten, wie sich einstige Corona-Fachleute später in Ukraine-Kenner verwandelten und uns nun in Sachen Energiefragen und Nachhaltigkeit belehren. Meist posten sie zu dem Behufe geistiges Eigentum anderer, welches sie je nach ideologischem Standort mit einigen schmissigen Sätzen garnieren. Oder sie zitieren fast täglich einen unglaublich weisen Ausspruch, welcher garantiert nicht von ihnen selber stammt: „Second Hand Life“.
In aller Bescheidenheit darf ich feststellen: Auf meinem Tangoblog erscheinen monatlich zwischen 15 und 20 Beiträge, die mit jeweils zirka 1000 Wörtern unterschiedliche Themen behandeln. Wobei ich öfters auch Zitate verwende – am besten lustige. Und all diese Artikel darf man gerne lesen – oder es bei Abneigung auch lassen.
Bei den Veröffentlichungen werde ich weiterhin auf Vielfalt setzen. Gepfefferte Satiren wird es ebenso geben wie total sachliche Texte sowie alles dazwischen, und ich lobe sehr gerne Dinge im Tango, die mir gefallen. Mit Sicherheit sind auch immer wieder Artikel über andere Themen dabei. Oft spiegeln sich ja Phänomene des „großen Welttheaters“ in der kleinen Welt unseres Tanzes, was ich für besonders spannend halte.
Und ja, manche Beiträge werden sehr persönlich ausfallen und können Spuren von Befindlichkeiten enthalten. Ich meine, dass dies den besonderen Reiz meines Blogs ausmacht. Zeugs aus irgendwelchen Quellen zusammenzuschmieren halte ich für weit weniger attraktiv.
Wenn Ihnen daher ein Artikel von mir ungeeignet erscheint:
Nehmen Sie es persönlich!
Foto: www.tangofish.de |
Danke für Ihren Enthusiasmus und Ihr Engagement beim Schreiben dieses Blogs
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