Piazzolla zum Tanzen 3
Am 15.10.2023 schrieb der Tangolehrer Klaus Wendel auf seiner Facebook-Seite:
„Außerdem glaube ich nicht, dass es irgendjemanden der Piazzolla-Tanzfraktion interessieren könnte, was Troilo oder Piazzolla dazu gesagt haben. Diese Gruppe ist sowieso fakten-immun. Piazzolla könnte Riedl ins Ohr brüllen, bitte bei seiner Musik sitzen zu bleiben, weil er sich als Musiker missverstanden fühlt, Riedl und (…) würden ihn trotzdem tanzen. Man lässt sich eben nicht diktieren, was man zu tun und zu lassen habe.“
Irgendwie hat der Schreiber da sogar recht: Ich pflege mich nicht zu erkundigen, ob es einem Komponisten oder Interpreten vorschwebte, dass man zu seiner Musik tanzen sollte oder könnte. Ich weiß beispielsweise auch nicht, ob die reinen Studiomusiker des Orquesta Tipica Victor Musik zum Tanzen oder zum Hören gespielt haben. Auf Milongas traten sie meines Wissens nie auf. Man nannte das Ensemble auch das „unsichtbare Orchester“. Das hindert heutige DJs nicht, Aufnahmen der ständig wechselnden Gruppe auf den Milongas abzuspielen.
Man könnte sich also fragen, wer da „fakten-immun“ ist…
Ich möchte heute eine Komposition Piazzollas zum Tanzen empfehlen, die er 1955 mit dem Orquesta de Cuerdas und 1957 auf der LP „Tango progresivo“ vorstellte. Es spielte seine erste Nuevo-Formation, das „Octeto Buenos Aires“. Der Titel war prophetisch: „Lo que vendrá“ („Was kommen wird“).
Hier die Aufnahme von 1957:
https://www.youtube.com/watch?v=RJhb2pnP-Fk
Tanzbar? Nun, da kann man sich streiten. Mir würde es Spaß machen – aber das ist halt Geschmackssache. Piazzolla hatte sicherlich nicht im Sinn, für Tanzende zu spielen.
1963 allerdings interpretierte den Titel ein Orchesterchef, der eigentlich meistens Tanzmusik lieferte: Aníbal Troilo:
https://www.youtube.com/watch?v=UZ9yOQS6Gwk&t=0s
Ich finde, einen Tanz zu dieser Version sollte eigentlich jeder und jede halbwegs hinbekommen, wenn man schon ein paar Jahre Tango hinter sich hat!
Die große Frage ist aber: Hat Troilo diese Version zum Tanzen oder Zuhören eingespielt?
Persönlich ist mir das, wie gesagt, egal – aber der wahre Experte kann eine Parkett-Interpretation natürlich erst wagen, wenn dieses Problem geklärt ist. Troilo kann man leider nicht mehr fragen: Er starb 1975. Er war übrigens derselbe Orchesterchef, bei dem Piazzolla von 1939 bis 1945 das Bandoneón spielte.
Ich hoffe, die üblichen Fachleute können diese Existenzfrage klären. Allerdings habe ich da meine Zweifel: Wenn ich solche Artikel über moderne Musikstücke und Interpreten veröffentliche (und das tue ich oft) ernte ich von dieser Seite donnerndes Schweigen. Dafür lässt man sich gerne auf Haarspaltereien ein, wenn man glaubt, mich einmal „widerlegen“ zu können.
Klaus Wendel warnt vor den schrecklichen Folgen, wenn man versucht, zu Piazzollas Musik zu tanzen:
„Dass sich seine Musik, auch auf Grund seiner (sic!) komplexen Struktur, nicht für Durchschnitts-Hobby-Tänzer eignet, müsste jedem klar sein. Aber, dass viele Hobby-Tänzer glauben, sich musikalisch dazu bewegen zu können, aber eigentlich damit völlig überfordert sind, fällt ihnen leider nicht auf, sodass sie sich unfreiwillig in der Öffentlichkeit damit blamieren.“
https://www.facebook.com/profile.php?id=100005014747524
Egal – ich schreibe ja für diejenigen, welche sich gerne von moderner Tangomusik inspirieren lassen, sie vielleicht sogar einmal auf dem Parkett probieren möchten. Und keine Sorge: Sie „blamieren“ sich nicht – das überlassen wir lieber anderen!
Daher wird die Reihe fortgesetzt!
Herr Riedl,
AntwortenLöschenauch wenn ich Sie bei Facebook von meiner „Freundesliste“ (geläufige Übersetzung: Liste gewünschter Personen) gestrichen habe, verschaffen Sie sich mittels eines fremden oder eines Fake-Accounts Zugang darauf.
War ja auch klar, obwohl Sie ständig darauf bestehen auf Ihrer Seite mit Klarnamen & offenem Visier, also nicht anonym, zu kommentieren.
Ihr ewiges Thema „Piazzolla als Tanzmusik“ habe ich bereits als sehr versöhnlichen Kommentar auf Thomas Kröters Blog und nochmal auf meinem Blog-Beitrag https://www.tangocompas.co/piazzollas-musik-als-tanzmusik/ ausführlich erläutert.
Meinen Kommentar haben Sie damals sehr gelobt, offensichtlich weil Sie ihn entweder nicht verstanden oder nicht auf sich bezogen haben.
http://kroestango.de/aktuelles/tanz-den-piazzolla/
(Diese Seite hat unter Umständen sehr lange Ladezeiten, also bitte etwas Geduld.)
Ihr Kommentar:
Gerhard Riedl sagt:
11. Dezember 2018 um 18:52 Uhr
„Eine ausgefeilte Argumentation – Kompliment! Übrigens dürfte es den Argentiniern egal sein, ob wir zu zu Piazzolla tanzen oder nicht. Im positiven Fall jedoch erwarte ich eine Flut von Piazzolla-Workshops…“
Bei diesem Kommentar ging es um die Definition des Begriffs „Tanz“, also darum ob man ihn als „Tanzen zur Musik!“ oder „Bewegung, während Musik läuft“ definieren sollte.
Viel Spaß beim Lesen (und hoffentlich „Verstehen“)
Grüße
Klaus Wendel
Lieber Herr Wendel,
Löschenauf Ihre Seite komme ich ganz normal über meinen eigenen Facebook-Account. Ich kann dort aber nicht kommentieren, da Sie diese Funktion offenbar auf „Freunde“ eingeschränkt haben.
Vielleicht sollten Sie Ihre Internet-Kenntnisse diesbezüglich mal ein wenig erweitern.
Insgesamt sollte man in einem Kommentar auf den Inhalt des betreffenden Artikels eingehen. Ich habe hier ein Musikstück vorgestellt und meine Meinung dazu geäußert, ob man dazu tanzen kann und von welchen Kriterien man dies abhängig machen sollte.
Dazu schreiben Sie kein Wort. Offenbar, weil Sie an solchen Themen gar kein Interesse haben.
Gerhard Riedl
Nebenbei: In fast jedem Ihrer Diskussionsbeiträge lassen Sie durchblicken, dass sie Ihren Gesprächspartner eigentlich für zu blöd halten, Ihre Darlegungen zu kapieren.
LöschenObwohl es mir manchmal auch so geht, rate ich dringend dazu, das nicht so offensichtlich raushängen zu lassen. Es kostet wichtige Sympathie-Punkte!