Moderation „Lieder mit Worten“ 1
Schon mehrfach habe ich Texte publiziert, die ich bei unseren Musikprogrammen verwendete. Wider Erwarten haben diese größere Aufmerksamkeit gefunden – so zum Beispiel die Moderation unseres Tangokonzerts vom Mai dieses Jahres:
https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/08/tango-geschichte-und-geschichten-i.html
https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/08/tango-geschichte-und-geschichten-ii.html
Daher möchte ich heute die Anmerkungen veröffentlichen, mit welchen ich unser Konzert „Lieder mit Worten“ im September 2021 begleitete.
https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/09/lieder-mit-worten.html
Die Musik von „Evergreens“ ist bekannt, oft ist es auch ein Interpret, die Komponisten sind es weniger – und kaum einer kennt die Textautoren. Ich glaube, die Wirkung der Worte wird – nicht nur im Tango – unterschätzt. Daher wollten wir in unserem Programm Stücke vorstellen, die nicht nur hinreißende Melodien, sondern auch ansprechende Texte bieten. Und die gibt es in vielen Genres.
Meine
Original-Moderation habe ich mit Links zu schönen Versionen der
vorgestellten Titel versehen. Wer’s also nicht kennen sollte…
Und nun viel Vergnügen!
***
Irgendwo überm Regenbogen,
ganz weit oben,
Da ist ein Land,
von dem mir
ein Wiegenlied erzählt.
So beginnt der Refrain des Liedes „Over the Rainbow“, das Harold Arlen 1939 für das Filmmusical „Der Zauberer von Oz“ schrieb. Die junge Judy Garland wurde damit weltberühmt.
https://www.youtube.com/watch?v=PSZxmZmBfnU
Liebe Gäste,
es gab eine Zeit, in der die Texte populärer Titel fast so wichtig waren wie die Melodie. Das gilt besonders für die Unterhaltungsmusik der 1920er bis 60er-Jahre. Ihr Kommen beweist, dass Sie das ebenso sehen – herzlichen Dank!
Diese Art von Musik kommt in ganz verschiedenen Bereichen vor. Unser ältestes Beispiel stammt aus dem Jahr 1891. In Carl Zellers Operette „Der Vogelhändler“ singt die Kurfürstin Marie von ihrer großen Liebe: Ihrem Mann, der sie inzwischen aber allein lässt und sich ausgiebig als Schürzenjäger betätigt. Da bleibt nur die Erinnerung an glücklichere Zeiten: „Als geblüht der Kirschenbaum“
https://www.youtube.com/watch?v=wIksAqJOpHc
Wunderschöne Zeilen zwischen Fröhlichkeit und Melancholie bietet auch das Wienerlied, von dem Sie nun zwei Kostproben hören.
Für
den Komponisten Robert Stolz schrieb
Kurt Robitschek einen typisch
nostalgischen Text von den einstigen Lustbarkeiten in der österreichischen
Hauptstadt:
Draußen lebt noch's
alte Wien, das doch jetzt so rar;
Denn die Gentlemans von heit' geh'n nur in die Bar.
Aber wir vom alten Schlag, san halt doch gescheit:
Wein und Walzer und Gesang bleiben uns're Freid'.
„In Wien gibt’s manch winziges Gasserl“!
https://www.youtube.com/watch?v=7TuVoMUltI0
Zunächst
wollen wir Sie aber mit einem der bekanntesten Lieder des österreichischen
Kabarettisten Hermann Leopoldi in
ein ganz spezielles kleines Café entführen.
Michael Heltau hat das Lied einmal so angesagt:
„Denken Sie sich ein kleines dämmriges Zimmer, mit gemalten Wänden, ein paar alte, schlechte Kupferstiche mit verblassten Aufschriften hängen da und dort, a Hängelampe mit am Schirm. Vom Fenster aus, wenn es Abend wird, die Aussicht auf die im Dunkel versinkenden Dächer. Und wenn der Frühling kommt, wird der Garten gegenüber blühen und duften…“
In einem kleinen Café in Hernals!
https://www.youtube.com/watch?v=ah6T4wVLeak
Auch der deutsche Revuefilm bot nicht immer nur Kitsch. In der Produktion „Und abends in die Scala“ interpretiert Caterina Valente einen Karibik-Song der Erfolgsautoren Heinz Gietz und Kurt Feltz, der heute noch bekannt ist. Der Text beschreibt ziemlich düster das Schicksal eines jungen Plantagenarbeiters:
Wer kennt der Tage Last, die du
getragen hast?
Wer kennt des Chicos Not und Leid?
Wer kennt der Schatten Macht in blauer Tropennacht?
Wer kennt der Sterne Gunst und Neid?
„Spiel noch einmal für mich, Habanero“
https://www.youtube.com/watch?v=CJcGJjg4DPM
Lächle,
auch wenn dir weh ums Herz ist.
Lächle,
auch wenn das Herz dir bricht.
Und wenn der Himmel voller Wolken ist,
wirst du durchkommen.
Wenn du lächelst –
trotz aller Furcht und Sorgen,
lächle –
und vielleicht schon morgen
siehst du die Sonne scheinen –
für dich.
„Lächle“ – „Smile“. Diesen Titel schrieb Charlie Chaplin für seinen 1936 gedrehten Film „Moderne Zeiten“.
https://www.youtube.com/watch?v=YynxFjMXF1Y
Zuvor noch ein französisches Chanson:
Aber das Leben trennt diejenigen, die sich lieben
Ganz langsam, ohne Geräusch.
Und das Meer löscht auf dem Sand
die Spuren der getrennten Liebenden.
So heißt es in einem Chanson, das Jaques Prévert 1945 zu einer Melodie von Joseph Kosma geschrieben hat.
Yves Montand sang es im Film „Pforten der Nacht“. „Feuilles mortes“, also die „toten
Blätter“ im Herbst, rufen die Erinnerung an eine alte Liebesgeschichte hervor.
Der Kabarettist Werner Schneyder kündigte das Stück einmal so an:
„Und Jaques Prévert ist aus dem Rennen,
der Juppie trägt – ach, was weiß ich?
Ob den Prévert die heut noch kennen?
Die Dame dort, die sicherlich!
Und Yves Montand war längst ein gestand‘ner Rechter,
doch es sang keiner so wie er
das leise Lied vom Fallen toter Blätter –
ist auch schon paar Herbststürme her…“
https://www.youtube.com/watch?v=JWfsp8kwJto
„Über den Wolken“ ist der Titel des erfolgreichsten Liedes von Reinhard Mey. Der begeisterte Hobbyflieger schrieb es 1974. Die Süddeutsche Zeitung nannte es „eine klug und poetisch gezeichnete Miniatur, in der das Große sich im Kleinen spiegelt“.
https://www.youtube.com/watch?v=lK76cnUcj8U
Davor eine Melodie von Jerome Kern, zu der Dorothy Fields den Text schrieb. Im Film-Musical „Swing Time” von 1936 singt es Fred Astaire. Er und Ginger Rogers waren wohl das beste Tanzpaar aller Zeiten.
Eines Tages, wenn‘s mir schrecklich schlecht geht
Wenn die Welt kalt ist,
Werde ich ein Leuchten spüren,
wenn ich nur an dich denke,
Und wie du aussiehst heute Nacht
“The way you look tonight”!
https://www.youtube.com/watch?v=lfbEpjGuxjU
Vor der Pause hören Sie nun noch zwei Stücke, die jeweils auf ihre Art sehr erfolgreich waren:
Die siebzehnjährige Sängerin Nicole gewann 1968 den European Song Contest. Komponist der einfachen und einprägsamen Melodie war Ralph Siegel, der Sohn des Musikers und Texters Ralph Maria Siegel, den Sie vielleicht noch von den „Capri-Fischern“ kennen. Den genial simplen Text verfasste der gelernte Agrarwissenschaftler Dr. Bernd Meinunger: „Ein bisschen Frieden“
https://www.youtube.com/watch?v=CJDxnWFqpiA
Es folgt eine der schönsten Jazzballaden. 1927
komponierte sie Hoagy Carmichael.
Inzwischen gibt es über 1800 Einspielungen des Titels „Stardust“. Den genialen Text dazu verfasste Mitchell Parish:
Du wanderst den Weg
hinab und ganz weit weg
hinterlässt mir einen Song, der nicht vergeht.
Liebe ist nun der Sternennebel von gestern,
und die Musik der vergangenen Jahre ist vorbei.
Manchmal frage ich mich,
warum ich die einsame Nacht damit verbrachte,
von einem Lied zu träumen.
Die Melodie verfolgt mich im Traum,
und ich bin wieder ganz bei dir.
Und obwohl ich vergeblich träume,
wird sie in meinem Herzen bleiben,
die Melodie vom Sternenstaub,
mich erinnern an die Wiederkehr der Liebe.
https://www.youtube.com/watch?v=DjU6ZjrQulc
***
So viel zum ersten Teil! Wie es nach der Pause weiterging, erfahren Sie morgen.
Bis bald!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen