Tangokonzert: Geschichte und Geschichten
Gestern war es endlich so weit: Meine beiden Musikerinnen vom „Duo Tango Varieté“ präsentierten mit mir unser neues Tangokonzert. Diesmal ohne Zauberei, dafür mit längeren Texten: Nicht nur historisch gibt es ja zu unserem Tanz viel zu sagen – und erst recht fallen mir zum Thema natürlich jede Menge Anekdoten und schräge Geschichten ein. Und das alles in einem Programm, das (mit Pause) zwei Stunden nicht überschreiten sollte? Die wesentliche Mühe beim Schreiben war diesmal, eine ganze Menge weglassen zu müssen!
Die Musikauswahl stand schon seit etwa zwei Monaten fest – einen Großteil der Titel können Bettina und Karin bei ihrem Auftritt am kommenden Sonntag bei der Milonga im Münchner „Interim“ nochmal spielen – ein wesentlicher Vorteil! Wie immer versuchten wir, einen großen Bogen von Villoldo bis Piazzolla zu spannen, dazu Chansons, deutsche Tangos und ein wenig Filmmusik.
Ich staune immer wieder, wie viele Proben sich die Damen antun, muss aber gestehen, dass sich die Mühe lohnt: Immer mehr geben sie jedem Stück ein differenziertes Gepräge, so dass die Emotionen der Musik aufs Publikum überspringen.
Hier das Programm:
El Choclo (Ángel G. Villoldo)
El Porteñito (Ángel G. Villoldo)
Mí Noche triste (Castriota / Contursi)
Mí Buenos Aires querido (Gardel / Le Pera)
Pequeña (Maderna / Expósito)
Sollozos (Fresedo)
Azúcar, Pimiento y Sal (Aznar / Rossi)
Remembranza (Melfi / Battistella)
Nunca tuvo Novio (Bardi / Cadícamo)
Niebla del Riachuelo (Cobián / Cadícamo)
Olé Guapa (Malando)
Volver (Gardel, Le Pera)
Pause
Speranza perdute (Morelli)
9 de Julio (Padula)
De l‘ autre côté de la
rue (Emer / Laroche)
Non, je ne regrette rien (Dumont / Vaucaire)
Pariser Tango (Bruhn / Buschor)
Capri-Fischer (Winkler / Siegel)
Roter Mohn (Jary / Balz)
Kriminal Tango (Trombetta / Feltz)
Love Theme (Cinema Paradiso, Morricone)
Libertango (Piazzolla)
Zugabe: Au revoir (Olivieri / Poterat)
Meine Idee war es, im ersten Teil die eher ernsten Seiten des Tangos vorzustellen – und dazu vorwiegend historische Beispiele zu präsentieren. Nach der Pause wurde es dann moderner, vielfältiger und teilweise richtig komisch.
Wir hatten uns entschlossen, das Tangokonzert als private Veranstaltung durchzuführen. Durch ihre Tätigkeit im Kirchenchor haben die beiden Musikerinnen jede Menge „Fans“, die oft schon jahrelang Auftritte der beiden besuchen und ihnen freundschaftlich verbunden sind.
Gut 40 Besucher hatten sich angemeldet – für das kleine, aber feine Pörnbacher Pfarrheim gerade die richtige Zahl, um allen einen bequemen Sitzplatz anzubieten zu können. Fleißige Helfer schleppten schon am Abend vorher Tische sowie Stühle und organisierten für die Pause Getränke – herzlichen Dank!
Ich hatte Fotos etlicher musikalischer Berühmtheiten gefertigt und konnte so eine kleine Ausstellung gestalten – inklusive einiger Tangobilder von Manuela Bößel. So bekam der kirchliche Raum etwas „Tangoatmosphäre“.
Wir hatten ein fast völliges Laienpublikum. Klar, welche Tangoleute interessieren sich schon für die Musik? Und gar, wenn sie nicht ganz stromlinienförmig daherkommt!
Über mangelnde Stimmung mussten wir uns nicht beklagen. So wie ältere Argentinier oft bei „Mí Buenos Aires“ oder „Volver“ auswendig mitsingen, taten es die Pörnbacher zu Stücken wie den „Capri-Fischern“.
Und natürlich erst recht beim Evergreen „Kriminal-Tango“. Da wurde es jedoch kabarettistisch, da ich mir dazu einen neuen Text einfallen ließ. Nach dem Auftritt drehten wir noch rasch ein Video dazu – mit mir als „Solisten“:
https://www.youtube.com/watch?v=SnEV0FbFMao
In meinem Schlusswort sagte ich: „Vielleicht verstehen Sie nun, dass Tango zur Leidenschaft werden kann.“ Jedenfalls, so meine ich, haben wir den Spaß, den wir beim Konzert hatten, auf das Publikum übertragen können: Am Ende „Standing Ovations“ – was will man mehr?
Wir werden die Idee der privaten „Pörnbacher Konzerte“ weiterführen: Am 9.7.23 gibt es im Gasthof Bogenrieder unser erweitertes Programm mit Hits aus 100 Jahren Tanzmusik. Dann wieder als Trio mit unserem Fagott-Spieler Hartwig Simon.
Wir freuen uns jetzt schon!
Foto: Hartwig Simon |
Vor dem Hintergrund Deiner Blogposts wäre der Hinweis, dass es sich bei dieser Veranstaltung um ein Laienpublikum handelte, nicht wirklich notwendig gewesen.
AntwortenLöschenNoch eine Korrektur zu:
'...wie ältere Argentinier oft bei „Mí Buenos Aires“ ...'
Der Titel heisst jedoch "Mi Buenos Aires Querido" über den es sogar einen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel gibt, da Du ja -trotz behaupteten Tangoexpertentums- und nach eigener Aussage des Spanischen nicht mächtig bist. Wieso eigentlich nicht? In über 10 Jahren Rentnerdaseins, hätte sich mehr als einen Durchgang des Studiums der Lateinamerikanistik durchführen lassen. Hier erwarte ich einen kompletten Blog-Beitrag von Dir zwecks Erklärung.
Amüsierte Grüsse aus Berlin
T.C.
Lieber Tobias Conrad (oder wie immer der echte Name lauten sollte),
Löschenna immerhin fand unser Tangokonzert in Pörnbach und nicht in Berlin statt. Bei der bekannten Qualität der Bildungsabschlüsse in der Hauptstadt hätte ich noch deutlich tiefer ansetzen müssen.
Falls Sie mal genauer lesen: Den vollständigen Titel des Gardel-Tangos finden Sie in der Playlist (übrigens mit dem Akzent auf dem "Mí", gell? Daher durfte ich beim wiederholten Nennen des Titels auf Vollständigkeit verzichten.
Und ein bisschen "Tangospanisch" kann ich inzwischen, was mich von der großen Mehrheit der Milongabesucher unterscheidet.
Darf ich mal nach Ihren Spanischkenntnissen fragen - oder nach einem entsprechenden Studium? Oder gehören Sie zu denen, welche im Tango unglaublich gescheit daherreden, ohne wirklich eine Ahnung zu haben? Ich wäre gespannt auf eine Antwort!
Beste Grüße in den nicht funktionierenden Teil der Republik!
Gerhard Riedl
Nebenbei: Es gibt in meinen Texten Dutzende von Fundstellen, in denen ich mich eben nicht als "Tangoexperte" bezeichne. Und für Laien einen Vortrag zu halten, erfordert wesentlich mehr Geschick als vor Fachleuten zu sprechen.
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