Der große Código-Test

Natürlich habe ich dieses Quiz nicht selber erfunden – ich bin ja kein Tangoexperte. Er stammt von einem gewissen Gustavo Benzecry Sabá, der dazu ein bemerkenswertes Video gedreht hat.

Mit seiner Partnerin Luciana bietet er Tango-Onlinekurse sowie Bücher und anderes Zubehör an. Aber auch Spenden auf sein argentinisches Konto sind willkommen.

https://www.tangomilonga.com.ar/en/

Gustavo nennt 15 Feststellungen zu den „Códigos de la Milonga“, bei denen man sich innerhalb von je 5 Sekunden entscheiden muss, ob diese zutreffen oder nicht. Ich habe das Ganze übersetzt, und bei mir haben Sie mehr Zeit! Notieren Sie sich einfach Ihre Antworten – gegen Ende gibt es dann die „richtigen“ Lösungen nebst Gustavos Original-Aussagen dazu.

Viel Spaß beim Raten!

1.     Um eine traditionelle Milonga zu besuchen, müssen die Männer heute Anzug, Jackett und Krawatte tragen, die Frauen lange Kleider.

2.     Von 1920 bis heute erfolgt die Aufforderung zum Tanz in einer traditionellen Milonga durch den Cabeceo.

3.     Anders als früher kann heute jeder Mann eine Frau, die in einer Beziehung ist, zum Tanzen einladen.

4.     Die Frau, welche die Aufforderung zum Tanzen annimmt, muss zuerst auf die Tanzfläche gehen und in der Ecke bleiben, bis der Mann zu ihr geht.

5.     In den 40er Jahren forderte ein Mann, der mit einer Frau tanzte, die Freundin, mit der sie den Tisch teilte, für den Rest des Abends nicht zum Tanzen auf.

6.     Der Mann, der mit seiner Frau zusammensitzt, hat das Recht, andere Frauen aufzufordern, aber die Frau, die mit dem Mann zusammensitzt, nicht, damit ihr Ruf nicht angezweifelt wird.

7.     In den 60er und 70er Jahren wurde Frauen, die im Minirock tanzen gingen, der Zutritt untersagt.

8.     Wer auch immer die Führung hat, sollte sich nie rückwärts zur Tanzrichtung bewegen, selbst wenn er dafür den Platz hätte

9.     Wenn die Mitglieder des Paares gemeinsam die Milonga betreten, verlassen sie die Milonga auch gemeinsam.

10. In den 40er-Jahren mussten Männer zur Milonga obligatorisch mit Hosen, Sakko und weißem Hemd erscheinen.

11. An traditionellen Milongas dürfen Frauen nicht teilnehmen, wenn sie Tätowierungen oder in exotischen Farben gefärbte Haare haben.

12. In den 40er Jahren wurde jeder, der sich auf der Milonga betrank, zu einer Woche Gefängnis verurteilt und durfte einen Monat lang die Milongas nicht betreten.

13. Sobald die Einladung zum Tanz angenommen wurde, muss der Mann sich der Gewählten außen um die Tanzfläche herum nähern, auch wenn diese leer ist.

14. Die Frau darf keine hohen „Voleos“ ausführen, selbst wenn der Mann dies vorschlägt.

15. Im Gegensatz zu denen, die außen rund um die Fläche tanzen, können sich diejenigen, welche sich in der zweiten Spur befinden, sowohl vorwärts als auch rückwärts bewegen.

Hier das Video dazu:

https://www.youtube.com/watch?v=f5DfpAQO-LA

Und nun die Lösungen nebst den Original-Erläuterungen:

1.     Falsch: Vorzugsweise kleiden sich Männer und Frauen elegant und sportlich.

2.     Richtig: Bis heute kann der Cabeceo durch ein dezentes Kopfnicken, ein Augenzwinkern oder das Hochziehen der Augenbrauen erfolgen.

3.     Falsch: Der Mann sollte eine Frau, die in einem Paar ist, nicht einmal ansehen.

4.     Falsch: Die Frau muss darauf warten, dass der Mann die Einladung durch Augenkontakt bestätigt, und dann die Arena betreten, sobald der Mann da ist, um sie abzuholen.

5.     Richtig: Der Mann lud ihre Freundin nicht zum Tanzen ein, damit die Eingeladene nicht das Gefühl hatte, dass ihr Tanz vernachlässigt werde.

6.     Falsch: Der Mann, der mit seiner Frau zusammensitzt, sollte keine andere Frau zum Tanzen einladen, sondern nur mit seiner Frau tanzen.

7.     Falsch: Frauen konnten im Minirock wie in anderen Kleidern tanzen gehen.

8.     Richtig: Auch wenn Platz vorhanden wäre, muss sich der Milonguero immer vorwärts bewegen.

9.     Richtig: Es ist verpönt, dass ein Mitglied des Paares geht und das andere bleibt, um mit anderen zu tanzen.

10. Richtig: Nur mit weißem Hemd durfte man die Milonga betreten. Wenn der Milonguero mit einem farbigen Hemd ankam, wurde ihm der Zutritt verweigert.

11. Falsch: In Milongas wird in der Regel nicht das Aussehen der Menschen beurteilt, egal ob Mann oder Frau, sondern ihre Tanzfähigkeit und ihr Verhalten im Raum.

12. Falsch: In den traditionellen Milongas der 40er Jahre gab es keine Bar. Männer mussten den Raum verlassen, um zu konsumieren. Und sie tranken im Allgemeinen keinen Alkohol, damit die Frauen es nicht an ihrem Atem bemerkten.

13. Richtig: Der Milonguero muss stets die Tanzfläche respektieren und sich am Rand entlang bewegen, auch wenn das Parkett leer ist. Mitten über die Tanzfläche zu gehen bedeutet, die Codes zu ignorieren.

14. Richtig: Das Anheben der Füße vom Boden und noch mehr das Anheben auf Kniehöhe stellt eine Gefahr für die Umgebung dar.

15.  Falsch: Der Fahrer darf niemals auf die Tanzfläche nach hinten tanzen, sondern die Runde fortsetzen. Egal, auf welcher Spur er sich befindet, wird der Milonguero immer versuchen voranzukommen, so lange es die Ronda zulässt.

Gustavo bietet Ihnen auch eine ungefähre Einschätzung, ob Sie fit für den Besuch einer „traditionellen Milonga“ sind:

Wenn Sie 1 bis 6 Punkte erreicht haben, bedeutet dies, dass Sie vor dem Besuch einer traditionellen Milonga sowohl den Regeln als auch der Geschichte des Tangos mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.

Wenn Sie zwischen 7 und 11 erreicht haben, sind Sie auf dem richtigen Weg. Sie sollten sich nur mit einigen Details befassen, die unsere Milonga-Kultur und -Tradition ausmachen.

Und wenn Sie zwischen 12 und 15 Punkte erzielt haben, herzlichen Glückwunsch! Sie haben nun die Möglichkeit, eine traditionelle Milonga zu besuchen.

Leider unterscheidet der Autor nicht, ob man zwar weiß, was gefordert wird, dies aber für Unsinn hält. Letzteres schließt er wohl kategorisch aus.

Ich hätte es wohl ins Mittelfeld geschafft – sollte mir also den Besuch bei den Tradis noch gut überlegen!

Für mich sind solche Vorlagen ideal, da sie bereits aus Realsatire bestehen, die man nur noch kopieren muss.

In dem Sinne gibt es zu Beginn des Videos noch zwei Aussagen, die unbedingt veröffentlicht gehören:

„Der Tango war ein afrikanischer Tanz.“ Klar, so Gustavos Antwort, wüssten wir doch alle, dass dies nicht der Fall ist. Wirklich? Schon das Wort „Tango“ stammt vermutlich aus einer afrikanischen Sprache – und der Einfluss der schwarzen Sklaven auf den Tango wird heute oft ignoriert. Dennoch besteht er.

Und, noch schöner:

„Tatsächlich besteht der Tanz in den traditionellen Milongas von Buenos Aires, zumindest bis heute, aus der Anwesenheit eines Mannes und einer Frau. Und es wird meist abgelehnt, zwei Menschen des gleichen Geschlechts zusammen tanzen zu sehen.“

Das Video stammt – so unglaublich das klingen mag – von Anfang 2023 und hat über 100 Likes erhalten. Und in den Kommentaren auf YouTube ist weitestgehend nur davon die Rede, wie viele Punkte der einzelne Leser erreicht hat. Dass die Produktion vorwiegend geblümten Schwachsinn verbreitet, sagt niemand.

Auf jeden Fall muss es für Experten" toll sein, den Rest mit einem Wust von Regeln zu nerven!

Kommentare

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