Die Themen-Vermeider

Derzeit werden meine Artikel wieder einmal heftig kritisiert. Grundsätzlich überhaupt kein Problem – ich diskutiere gerne kontrovers. Schon deshalb, weil ich meine Argumente meist überzeugender finde. Und nur mit Schulterklopfen und Abbusseln kommen wir im Tango nicht weiter, sondern zementieren nur den unbefriedigenden Status Quo.

Ich möchte mich allerdings persönlich austauschen – weil der Tonfall dann eher respektvoll bleibt. Daher verlange ich bei Kommentaren Klarnamen. Das passt einer bestimmten Sorte von Schreibenden überhaupt nicht: Haufenweise schickt man mir dennoch anonyme Äußerungen, welche ich jedoch in der Regel nicht veröffentliche.

Daher nennt man inzwischen auch bei heftiger Kritik oft Namen, die allerdings meist eines gemeinsam haben: Wenn man sie im Tangozusammenhang googelt, findet man genau nichts. Spricht man das an, so erhält man, so wie ich gestern, empörte Reaktionen:

„Wenn ich mich schon mit Namen äußere, müssen Sie sich mit ihm abfinden. Oder muss ich Ihnen meinen Personalausweis zusenden, um bei Ihnen kommentieren zu dürfen?“

Na ja, vielleicht sollte der Herr auch mal seinen Personalausweis ändern lassen, da er sich nun „Uli Heilbronn“ nennt, in einem früheren Beitrag jedoch „Urs Heilbronn“.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/04/tipps-fur-private-tangoveranstalter.html?showComment=1681905217140#c1146806175611796147

Das gleiche Missgeschick ereilte einen Schreiber, der sich „Davide Utrottel“ nannte und mir daher einen perfekten französischen Akzent anbot. Nur schade, dass er sich einige Zeit vorher noch als „D Utrotel“ vorgestellt hatte.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/02/leidfaden-fur-neo-djs.html?showComment=1676847320128#c4768861040217636508

Ich bin beeindruckt von der Chuzpe solcher Leute, mir treuherzig ins Gesicht zu lügen – auch wenn sie zu blöd sind, sich ihren eigenen falschen Namen zu merken!

Bei positiven Beiträgen kenne ich die Autoren sehr oft – und wenn nicht, finde ich sie in der Regel bei der Google-Suche.

Was sehr kritische bis feindselige Kommentare sehr häufig eint: Man gibt sich erst gar nicht damit ab, sich dem Thema meines Textes zu stellen. Stattdessen arbeitet man sich gerne an einem Randaspekt ab oder benützt den Artikel lediglich zu einer Gesamtabrechnung mit mir, welche oft ins Persönliche abgleitet.

Vor langer Zeit stellte ich einmal – in wenigen Worten – die Version des Tangos „Vida mia“ von Osvaldo Fresedo mit dem Trompeter Dizzy Gillespie vor. Ich erhielt 32 Kommentare, wobei sich ein konservativer Tangoanhänger besonders hervortat. Sehr schnell war er weg von der Musik und schrieb das, was ihm eigentlich auf dem Herzen lag: eine Generalabrechnung mit mir und meinem Tangobuch.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2014/09/vida-mia-osvaldo-fresedo-dizzy-gillespie_10.html

Aktuelles Beispiel: In meinem Artikel „Tipps für private Tangoveranstalter“ stellte in satirischer Form die Probleme dar, mit welchen Veranstalter kleiner Milongas mit persönlichen Einladungen oft zu kämpfen haben. Die waren einem Kommentator, der sich „Milonga Freund“ nannte, allerdings piepegal. Stattdessen schickte er mir eine völlig abstruse „GEMA-Abrechnung“, nach der ich der Verwertungsgesellschaft über 8000 Euro schuldig sei.

Als ich – zum wiederholten Mal – die Haltlosigkeit solcher Forderungen darlegte, blieb er bei diesem Randaspekt und legte eine neue Rechnung vor, welche diesmal etwas preiswerter ausfiel. Weiterhin behauptete er, ich hätte nun zugegeben, die GEMA „betrogen“ zu haben.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/04/tipps-fur-private-tangoveranstalter.html

Ich frage mich: Was geht das solche Zeitgenossen eigentlich an? Habe ich schon mal bezweifelt, dass ein anderer Tangoveranstalter korrekt seine Steuern und Abgaben entrichtet? Bei diesem Denunziantentum im Tango könnte ich kotzen!

Themenferne Strategien verfolgte auch eine Kommentatorin, die sich „Doris Lennart“ nennt und immer mal wieder kurze, aber süffisante Beiträge abliefert.

Auch ihr war der Inhalt meines Textes „Liebes Tagebuch… 73“ offenbar Wurst. Mir ging es darum, für Offenheit und gegenseitiges Verständnis beim Tanzen zu plädieren. Stattdessen verdross es sie, dass ich – als Gegenbeispiel – auch eine Tänzerin beschrieb, welche mir eine „ideologisch gefärbte“ Tanzweise bot.

Das missfiel der Dame – vielleicht, weil sie Parallelen zu sich zog? Die Frau, so ihre drohende Feststellung, würde sicher nicht mehr mit mir tanzen! Und sie sei bestimmt nicht „meine Tänzerin“.

Dass ich im selben Artikel eine andere Tanguera hemmungslos gelobt habe, ist natürlich nicht von Belang… Auch nicht beim zweiten und dritten Kommentar.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/04/liebes-tagebuch-73.html

In meinem Text „Offener Brief an eine Tango-Newbie“ unterstützte ich sehr ausführlich eine Tänzerin, die sich beklagte, ignoriert und sitzengelassen zu werden. Ein Anliegen, das ich schon in etlichen Artikeln geäußert habe. Und für das ich mich weiterhin stark machen werde.

Leider passierte mir bei der Erzählung eines meiner Lieblingswitze der Lapsus, den 2. Weltkrieg im Pazifik als „Indochinakrieg“ zu bezeichnen. Ein Kommentator, der sich „Tobias Conrad“ nannte, nahm das zum Anlass hämischer Bemerkungen. Nebenbei ließ er mich noch wissen, ich verstünde – laut Aussage einer Berliner Tangolehrerin – nichts von unserem Tanz. Aus völlig unerfindlichen Gründen kam dann noch meine Frau ins Spiel.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/03/offener-brief-eine-tango-newbie.html

Klar, das Schicksal von Tänzerinnen, die sich auf den Milongas den Hintern plattsitzen, ist solchen Typen scheißegal!

Ich glaube, das kann man verallgemeinern: Eine bestimmte Spezies von Kritikern ist der Inhalt meiner Artikel Wurst. Ich fürchte sogar, manche Leute haben intellektuelle Probleme damit, ihn überhaupt zu erfassen. Nein, man begnügt sich damit, einen Anlass zu finden, mir mal wieder einen mitzugeben!

Der Grund ist mir klar: Ich kenne kein anderes Tangoblog, das sich zur Aufgabe gemacht hat, die Verhältnisse im Tango sehr konkret und kritisch zu beleuchten. Dazu gehört es, Fehlentwicklungen, wertlose Angebote oder abstruse Vorstellungen zu veröffentlichen und zu kommentieren. Quasi eine „Stiftung Tangotest“. Gerade im sich „professionell“ dünkenden Sektor ist die Befürchtung groß, deshalb Kunden zu verlieren. Ich bin sicher, dass dies der Hintergrund diverser Zuschriften ist. Man versucht immer wieder, meine Glaubwürdigkeit zu beschädigen.

Gerade das spornt mich an, diesen Kurs beizubehalten.

Aber es ist doch kein Problem, wenn jemand den „Heile Welt-Tango“ möchte, in dem sich (und sogar einander) alle so liebhaben, sich gegenseitig in ihrer Großartigkeit bestätigen und vor lauter Harmonie und „Achtsamkeit“ kaum laufen (geschweige denn tanzen) können: Einfach mein Blog nicht lesen! Allein auf Facebook gibt es doch hunderte Seiten mit bunten Bildchen toller Tangopaare, welche demnächst wieder einmal zu irgendeinem Event herabschweben und Erleuchtung verbreiten. Man muss ja nicht den „Spiegel“ lesen – die „Frau im Spiegel“ (oder das „Goldene Tangoblatt“) tun es doch auch!

Bewunderung macht schön – Denken erzeugt Fältchen…

Und auch auf „Gerhards Tango Report“ gibt es Hunderte von Beiträgen, in denen ich dezidiert lobe und für positive Beispiele werbe. Nur werden die halt weniger gelesen.

Damit wir harmonisch enden, hier noch einmal die wunderschöne Version des Tango-Klassikers „Vida mía“ mit dem Trompeten-Stimme von Dizzy Gillespie.

Ich bitte nur, diese Aufnahme nicht zu kommentieren. Das Thema hatten wir schon.

https://www.youtube.com/watch?v=dlDatROo1ZY

Kommentare

  1. Hallo Herr Tango Blogger!
    Wo rüber beschweren Sie sich eigentlich? Sie mischen sich doch ständig in die Angelegenheiten anderer ein! Sie selbst können es aber nicht ab, wenn es Leute gibt, die Sie in die Kritik nehmen. Sie sollten mal einen Psychiater aufsuchen. Diagnose aggressive Depressionen in Verbindung mit einer gehörigen Portion Narzissmus. Vielleicht suchen Sie sich ein anderes Hobby?!

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    1. Danke für das neue "Wort zum Samstag"!

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