Obenrum so frei wie nie

Bereits vor fast zwei Jahren habe ich von einem Vorfall in Berlin berichtet:

Ordnungskräfte hinderten eine fortschrittliche Dame daran, sich an einer Badestelle im Treptower Park „oben ohne“ zu erholen. Die 37-jährige Aktivistin musste nach längeren Debatten mit dem Sicherheitspersonal schließlich gehen, gründete aber flugs die Initiative „Gleiche Brust für alle“. Ihre Klage auf Schmerzensgeld wurde in erster Instanz abgewiesen, die Berufung läuft derzeit. Inzwischen hat man wohl auf Verlangen der Gleichstellungsbeauftragten die dortige Nutzungsordnung geändert: „Tittenfrei“ gilt nun für beide (und wohl auch die sonstigen 67) Geschlechter. 

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/07/gleiche-brust-fur-alle.html

Inzwischen dürfen auch in den Berliner Badeanstalten alle mit nackter Brust ins Wasser:

„Nach einer Diskriminierungsbeschwerde bei der Ombudsstelle für das Landesantidiskriminierungsgesetz werden die Bäder-Betriebe in Zukunft ihre Haus- und Badeordnung geschlechtergerecht anwenden, teilte die Senatsverwaltung für Justiz und Antidiskriminierung am Donnerstag mit.“

Das oberkörperfreie Baden sei nun auch „für weibliche Personen beziehungsweise für Personen mit weiblich gelesener Brust künftig möglich“.

Eine 33-jährige Aktivistin war im letzten Dezember eines Bades verwiesen worden, da sie sich weigerte, ihre Milchdrüsen zu bedecken. Schließlich treffe die Haus- und Badeordnung der Bäder-Betriebe keine geschlechtsspezifischen Festlegungen und schreibe lediglich das Tragen „handelsüblicher Badekleidung“ vor.

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/berlin-baeder-betriebe-erlauben-oben-ohne-fuer-alle-a-5348be9a-4c85-4dae-80cd-ae25eeeceb26

Ich muss mich mal bei Expertinnen kundig machen, ob Bikinis im Handel eigentlich stets als Set verkauft werden oder man die Hose auch ohne Oberteil erwerben kann… Davon hat man als Mann wieder mal keine Ahnung!

Das „Lesen“ weiblicher Rundungen stellt jedoch eine maskuline Kernkompetenz dar – wobei man sich bei den Damen aber meist einen Schiefer einzieht, selbst wenn es nur um Sprüche auf femininen T-Shirts geht. Mein einschlägiger Lieblings-Aufdruck lautet: „Ich habe auch Augen, du Trottel!“

Kann der Tango sich von dieser Entwicklung abkoppeln, wo er geschichtlich als „verruchter“ Tanz in Rotlichtkneipen gilt? Gerade die Veranstalter „traditioneller“ Milongas sind doch aufgerufen, sich neben historischer Knistermusik, Blinzelaufforderung und Tanzspurverordnungen auch um weitere Aspekte des Erbes vom Rio de la Plata zu kümmern!

Diesen Trend hat nun auch die bekannte Tangoveranstalterin Ines Moussavi erkannt, die selber erklärtermaßen eine Anhängerin der Freikörperkultur ist.  Sie lädt heute zu ihrer Milonga „La Berlinesa“ mit einem etwas veränderten Titel ein:

„Milonga en topless

Liebe Tangofreund*innen,

nachdem in den Berliner Parks und Badeanstalten nun der sexuell diskriminierende Zwang für Frauen, sich obenrum zu verhüllen, endlich abgeschafft wurde, werden wir auch im Buch des Tango eine neue, progressive Seite aufschlagen:

Im ‚La Berlinesa‘ ist es nun Tänzerinnen und Tänzern (sowie allen sonstigen Geschlechter-Identitäten) erlaubt, ‚oben ohne‘ zu erscheinen. Das bereitet den Gerüchten, im Tango würden Frauen unterdrückt, ein für alle Mal ein Ende! Diesen Fortschritt wollen wir heute Abend mit unserer „Milonga en topless“ feiern.

Gerade der hüllenlose Oberkörper-Kontakt bietet in den engen Umarmung ganz neue Möglichkeiten der differenzierten Führung der Tangueras.

Über neue Modetrends könnt ihr euch am Verkaufsstand der Tango-Boutique „Nipple Slip“ informieren!

Wir weisen aber darauf hin: Zur Verhinderung anzüglicher Sprüche oder gar weitergehender Aktivitäten werden heute Abend Pistenwächterinnen der Senatsverwaltung für Justiz und Antidiskriminierung eingestellt, welche den geordneten, sexuell repressionsfreien Ablauf der Veranstaltung überwachen werden.

Insbesondere sei klargestellt, dass die Mirada weiterhin als Augenkontakt zu verstehen ist und sich daher nicht auf andere Körperteile zu richten hat!

Nutzt unser Einführungs-Angebot: Obenrum unverhüllte Gäste zahlen den halben Preis – gemäß dem Berliner Motto: ‚Wir sind arm, aber sexy‘!“

Da fällt mir nur noch einer meiner Lieblingswitze ein:

Fragt ein Gockel den anderen: „Was machen wir denn heute Abend?“ Antwortet der andere: „Geh’n wir zum ‚Wienerwald‘, nackte Weiber anschauen!“

https://www.youtube.com/shorts/M0jvef1FF4k

Quelle: https://www.facebook.com/BerlINESa/posts/pfbid02jagriJYGv9V86x2Y6Xqrdos4kCTuTmgavatMojHHuP3EHsaMkkixDCnAv2UhHvQMl

Kommentare

  1. Als einer der DJs im Berlinesa bin ich sehr beruhigt, dass dieser Artikel heute am 1. April erschienen ist 😆

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    1. Na ja, es wäre nicht das erste Mal, dass die Wirklichkeit die Satire überholt. Das mit den Berliner Badeanstalten hätte ich vorher auch nicht geglaubt - oder dass man im Tango inzwischen Musik ab 1960 meist für "untanzbar" hält

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