Jahresrückblick 2023

 

Das Jahresende ist eine gute Gelegenheit zu Rückschau und Bilanz: Gut 530 Zugriffe gab es täglich auf mein Blog, dazu über 400 Kommentare im ganzen Jahr. Insgesamt erschienen 237 Beiträge – so viele wie nie zuvor.

Was waren die meistgelesenen Artikel? Ich habe einmal die ersten zehn herausgesucht:

Auf Platz 10 landete „Nur keine Eile, Carablanca!“ So lautet der Titel eines Tangos, zu dem der international bekannte Tangolehrer Murat Erdemsel mit seiner Partnerin Silvina Tse eine majestätisch-schleppende Show zeigte. Ich schrieb dazu:

„Ich finde, der Trend ist unverkennbar: Viele Vortanzende suchen sich als Musik nun wirklich das Tranigste heraus, was der klassische Tango zu bieten hat. Und interpretieren das noch in einer Weise, dass einem wachsendes Gras geradezu hektisch erscheint.

Wie zu erwarten, brachte mir der Beitrag böse Kommentare ein.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/04/nur-keine-eile-carablanca.html

Platz 9 belegte der Text „Keine Diskussion!“, in dem es um ein tangofernes Thema geht: Die Autorin Hengameh Yaghoobifarah veröffentlichte in der Berliner „taz“ zum Tod von George Floyd eine böse Philippika, in der sie empfiehlt, Polizisten auf dem Müll zu entsorgen.

Die Chefredakteurin der Zeitung wollte daraufhin noch eine ernsthafte Diskussion über den Text führen. Ich hielt das für unnötig, ebenso wie Strafanzeigen gegen die Verfasserin:

„Ich halte den Artikel nicht für strafrechtlich relevant – lediglich für grottenschlecht geschrieben, saudämlich und den Ausdruck einer völlig unterirdischen Lebenseinstellung.“

Diesmal erhielt ich sogar ein wenig Lob

https://milongafuehrer.blogspot.com/2020/06/keine-diskussion.html

Auf Platz 8 hat es der Beitrag „Verschieden hohe Einlagen“ geschafft. Er bestätigte die Erfahrung, dass man sich in gewissen Tangokreisen mit Kritik an tänzerischen Leistungen zurückhalten sollte, falls der betreffende Guru das Ganze bereits gepriesen hat.

Diesmal traf es nicht mich, sondern eine meiner Leserinnen, die als gelernte Physiotherapeutin zu einer Tanzvorführung gewisse Einwände erhob. Sofort wurde sie dafür böse und persönlich attackiert.

Immerhin verteidigte sich die Angegriffene tapfer gegen eine Münchner Tangofunktionärin.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/02/verschieden-hohe-einlagen.html

Platz 7: „Hach-Prosa vom CEO“

In diesem Jahr machte der Tangoautor Dimitris Bronowski viel von sich reden. Insbesondere versuchte er in diversen Facebookgruppen, durch kalorienarme Beiträge sein Buch „Tangofulness“ zu bewerben.

Grund genug für mich, einen seiner Texte einmal durchzubuchstabieren. Mein Urteil:

„Sicherlich kann Tango mehr sein als Schritte, Figuren und soziales Miteinander. Andererseits wehre ich mich entschieden dagegen, unseren Tanz per Bedeutungs-Mimikry in gnadenlosem Schwurbel ersaufen zu lassen. Tango ist nicht das Patent-Fleckenwasser fürs angeschmutzte Leben.

In einer Reihe von Kommentaren beklagte sich ein Leser, dass er die Facebook-Diskussion dazu nicht verfolgen könne. Er ist dort nämlich nicht angemeldet.  

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/01/hach-prosa-vom-ceo.html

„Tanzverbot macht Wangen rot“ belegte den 6. Platz. Im Kern habe ich darin eine Zuschrift meines Lesers Carsten Buchholz veröffentlicht, der sich samt seiner Partnerin – von weither angereist – auf einer Münchner Tangoveranstaltung abkanzeln lassen musste.

Die Missetat der beiden: Sie hatten es gewagt, auch im ersten Teil eines Live-Auftritts zu eher „schwieriger“ Tangomusik zu tanzen. Davon fühlten sich Kritiker in ihrem Musikgenuss beeinträchtigt.

Die positive Wendung: Veranstalter wie Musiker stellten sich auf ihre Seite – auch per Kommentar auf meinem Blog.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/11/tanzverbot-macht-wangen-rot.html

Auf Platz 5 landete der Artikel „Wie elitär ist der Tango?“ Zufällig hatte ich einen Text auf einer Diskussionsplattform gefunden, den ich dann übersetzte. Darin nimmt der Schreiber die „Tango-Eliten“ in Schutz: Sie wollten halt auch ihren Spaß und dürften sich nicht gezwungen sehen, unterhalb ihres Niveaus zu tanzen.

Ich schrieb dazu:

Bei der obigen Kontroverse stehen sich aus meiner Sicht zwei gegensätzliche Lebenseinstellungen gegenüber: Sucht man in der Beziehung zu anderen nur das eigene Glück – oder findet man dies nur, wenn auch das Gegenüber Freude hat?

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/12/wie-elitar-ist-der-tango.html

Mein Text „Ergebenheitslyrik zum Tango-Hochadel“ belegte Platz 4. Ich besprach darin einen Tangodanza-Artikel von Lea Martin, in dem sie ihre Eindrücke bei einem Tango-Workshop von Nicole Nau und Luis Pereyra kundtut.

Ich schrieb dazu:

Bei solchen Beiträgen weiß ich von vornherein: Weniger als Held*innenverehrung ist da nicht zu befürchten. Solche Paare können nix falsch machen – im Gegenteil: Da bekommt noch die banalste Sentenz den Heiligenschein mystischer Anbetung verliehen. So auch hier.

Besondere Brisanz erhielt der Artikel, da Nicole Nau ein Video, das sie beim Tanz mit ihrem konsequent verschwiegenen Expartner Ricardo Klapwijk zeigt, plötzlich sperren ließ. Das brachte mir einen Kontakt zu Ricardo ein, der mich wieder mit dem Bilddokument versorgte. Und mit weiteren Informationen, die ich teilweise schon verwertet habe. Man darf gespannt sein!

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/10/ergebenheitslyrik-zum-tango-hochadel.html

Platz 3 erreichte ein Artikel, der auch weiterreichende Folgen haben sollte: „Tipps für private Tangoveranstalter“. Darin klärte ich in satirischem Tonfall Interessenten auf, welche sich mit dem Gedanken tragen, zu Hause im Wohnzimmer (oder auf der Terrasse) eine Milonga mit Freunden und Bekannten zu veranstalten.

Mein Fazit:

Wenn Sie also keine anderen Probleme haben, ist es eine hehre Aufgabe, die Subkultur des Tango am Leben zu erhalten. Es gilt jedoch ein Wort, das wir tatsächlich mal bei einer Aufforderung erlebt haben:

„Willst du dir den Abend versauen und mit mir tanzen?“

In den zahlreichen Kommentaren wurde mir unter anderem eine Rechnung aufgemacht, welche Urheberrechts-Abgaben für eine „Wohnzimmer-Milonga“ anfielen. Kurz darauf hat dann tatsächlich jemand versucht, uns bei der GEMA zu denunzieren. Ich setzte mich dagegen entschieden zur Wehr, worauf die Verwertungsgesellschaft die Rechnung stornierte.

Man freut sich doch über solch kleine Erfolge!

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/04/tipps-fur-private-tangoveranstalter.html

Für mich völlig unerwartet erreichte ein Nichttango-Thema den 2. Platz: „Extremisten unerwünscht“ nannte ich einen Beitrag über Kai Sackmann, der sich in der Outdoor-Szene einen großen Namen gemacht und viele Videos veröffentlicht hat.

Vor längerer Zeit plagten den eigentlich kerngesunden Naturburschen viele rätselhafte und ernste Beschwerden, welche seine Ärzte nicht in den Griff bekamen. Heilung erlangte „Sacki“ erst durch konsequente Umstellung auf vegane Ernährung.

Dennoch, so schrieb er jüngst, wolle er nicht mehr „Veganer“ genannt werden: Er habe in dieser Szene „so viele Spinner, so viele Extremisten, so viele Individuen voller Vorurteile kennengelernt, die mit riesigen Scheuklappen durchs Leben zu gehen scheinen“. Damit wolle er sich nicht identifizieren lassen.

Ich zog dann eine Parallele zum Tango, die sich mir aufdrängte.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2020/12/extremisten-unerwunscht.html

Nun aber – tataaa – der meistgelesene Artikel in diesem Jahr:

„Offener Brief an eine Tango-Newbie“ war der Titel eines Textes, in dem ich auf den Brief einer älteren Tanguera reagierte. Ein Münchner DJ hatte ihn auf Facebook veröffentlicht.

Die Klage ist altbekannt: Die Dame hatte sich mit Feuereifer ins neue Hobby gestürzt, musste aber feststellen, dass man in München als Neuling und älteres Semester kaum aufgefordert wird. Ich habe darauf mit einem Offenen Brief reagiert, der vielleicht tröstlich, auf jeden Fall aber realistisch ist.

Das war im März dieses Jahres. Gerade eben tobt im Münchner Tango eine ganz ähnliche Debatte. Ich habe jüngst davon berichtet. Von einer Problemlösung ist man immer noch weit entfernt.

In einer Reihe von Kommentaren ging es dann einem Troll um den Indochinakrieg.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/03/offener-brief-eine-tango-newbie.html

Liebe Leserinnen und Leser,

ich hoffe, Sie hatten beim Nachlesen des einen oder anderen Artikels viel Freude. Zum Jahressschluss möchte ich Ihnen allen für das große Interesse danken – ganz unabhängig davon, ob Sie den einzelnen Beiträgen zustimmen konnten oder anderer Auffassung waren.

Ein gutes Neues Jahr – und bleiben Sie „Gerhards Tango-Report“ treu!

Illustration: www.tangofish.de

Kommentare

  1. Allerliebster Herr Riedl - gratuliere zur Selbstbeweihräucherung, die ja nicht lange auf sich warten ließ und pünktlich am Neujahrstag erscheint. Meine Homepage hat beispielsweise jährlich 720.000 Zugriffe, aber nur 13.200 Besuche. Nur, damit man einmal die Zahlen besser versteht (Sie werden's allerdings nie begreifen, obwohl Fachleute versucht haben, Ihnen das - sehr verständlich - zu erklären).

    Natürlich wünsche ich Ihnen im neuen Jahr viel Tatendrang und Gesundheit - ich möchte mich schließlich auch 2024 noch gut amüsieren können.
    Prosit!

    Herzlichst, Ihr Thomas Schön

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    1. Lieber Herr Schön,

      bei Ihnen klappts nicht mal mit dem Ablesen des Kalenders: Mein Jahresrückblick erschien am 31.12.23.

      Und wenn wir schon bei Unterschieden sind: Mir ist Ihr Tun, Ihre Website, völlig egal. Auf der anderen Seite verfolgen Sie meine Veröffentlichungen mit geradezu pathologischem Eifer. Dazu veröffentlichen Sie seit langer Zeit einige immer wieder ähnliche Textbausteine.

      Ich fürchte, irgendwas muss an meiner Arbeit dran sein, was der Ihren fehlt. Sie sind schlicht nicht relevant genug.

      Mit besten Grüßen
      Gerhard Riedl

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    2. Eine weitere Wortmeldung des Herrn möchte ich meinen Lesern ersparen. Zudem darf er sich so wieder bedeutend fühlen.

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