Der große Rechtschreib-Test


Nicht nur bei Debatten zum Tango stelle ich in den sozialen Medien immer wieder fest: Da wird ein Deutsch verwendet, dass es einer Sau graust! Nun gut – es gab schon immer Menschen, denen es an Bildung oder Sorgfalt mangelt. Interessant ist nur die Wertung:

Sprach man zu früheren Zeiten solche Mängel an, so erhielt man als Reaktion doch öfters ein gewisses Bedauern, ein Signal schlechten Gewissens: Ja, sorry, da sind mir Fehler unterlaufen!

Heute kann man sich in solchen Fällen darauf einstellen, dass die Schuld dem bösen Smartphone und seiner Autokorrekturfunktion zugeschoben wird. Häufig wird ein Gegenangriff gestartet, indem man mit dem „Oberlehrer-Klischee“ bedacht wird. Ich habe mehrmals darüber geschrieben:

Es ist derzeit offenbar peinlicher, es besser zu wissen, als Beweise seiner Unfähigkeit im Internet zu veröffentlichen. Ich bleibe jedoch dabei: Eine korrekte Ausdrucksweise ist für mich ein Signal der Wertschätzung des Lesers. Er soll es so einfach wie möglich haben, meine Gedankenführung zu verstehen.

Daher überprüfe ich meine Kenntnisse gerne in Rechtschreib-Tests – und stelle dabei öfters fest: Man kann immer noch dazulernen. Für meine Leser habe ich daher 20 besonders knifflige Aufgaben zusammengestellt. Viel Spaß – und die Lösungen gibt es, wie immer, am Schluss des Tests!      

1.       Seien Sie korrekt entgeistert:

1.1 Um Himmels willen!
1.2 Um Himmels Willen!
1.3 Um Himmelswillen!
1.4 Um himmelswillen!

2.       Schöne Dinge muss man wirkungsvoll…

2.1 placieren
2.2 plazieren
2.3 platzieren

3.       Was ist nicht richtig geschrieben?

3.1 Stuss
3.2 Fuss
3.3 Guss
3.4 Verdruss

4.       Wissen Sie, welche Wörter man

4.1 … groß schreibt?
4.2 … großschreibt?
4.3 …Groß schreibt?

5.       Einen Brief beenden Sie mit der Formel

5.1 Mit freundlichen Grüßen.
5.2 Mit freundlichen Grüßen,
5.3 Mit freundlichen Grüßen!
5.4 Mit freundlichen Grüßen

6.       Nicht speziell, aber…

6.1 im Allgemeinen
6.2 im allgemeinen
6.3 imallgemeinen

7.       Die korrekte Schreibweise ist…

7.1 essentiell
7.2 essenziell
7.3 essentziell
7.4 esenziell

8.       Wir treffen uns…

8.1 Dienstag Abends
8.2 dienstagabends
8.3 Dienstagabends

9.       Viele tanzen Tango wie in den…

9.1 40er Jahren
9.2 40er-Jahren
9.3 40erjahren

10.   Die folgende Auffassung herrscht…

10.1 zur Zeit
10.2 zurzeit
10.3 zur zeit

11.   Der Kabarettist und Lehrerkollege Han’s Klaffl bezeichnet die Schreibweise seines Vornamens ironisch als

11.1 den Deppenapostrof
11.2 das Deppenapostrof
11.3 den Deppenapostroph
11.4 den Deppenapostrophen

12.   Wie schreibt sich die beliebte italienische Kaffeespezialität?

12.1 Capucino
12.2 Capuccino
12.3 Cappuccino
12.4 Cappucino

13.   Etwas rückgängig machen oder …

13.1 anullieren
13.2 annullieren
13.3 anulieren

14.   Die schnellste Gangart eines Pferdes heißt…

14.1 Galop
14.2 Galopp
14.3 Gallop
14.4 Gallopp

15.   Der Tangotanz gehört zu den schönsten…

15.1 Hobbis
15.2 Hobbies
15.3 Hobbys
15.4 Hobby‘s

16.   Ein Studienkollege oder…

16.1 Komilitone
16.2 Komillitone
16.3 Kommilitone
16.4 Kommillitone

17.   Den Kulturteil einer Zeitung nennt man

17.1 Feuileton
17.2 Feuilleton
17.3 Feuiletton
17.4 Feuillton

18.   Die Zeichensetzung bemerkte sie kann einen ganz schön zur Verzweiflung bringen
Welche und wie viele Satzzeichen fehlen hier?

19.   Fürchten Sie sich:

19.1 Mir wird angst und bange.
19.2 Mir wird  Angst und bange.
19.3 Mir wird angst und Bange.
19.4 Mir wird Angst und Bange.

20.   Die Hose schließt man mit einem…

20.1 Reißverschluß
20.2 Reissverschluß
20.3 Reissverschluss
20.4 Reißverschluss

Bedenken Sie bei der Auswertung: Zumindest beruflich ist es nicht ganz egal, wie (und was) man schreibt:

„Rechtschreibung spielt für die Personaler eine herausragende Rolle. Bei einem Drittel der Personalverantwortlichen erhält der Bewerber schon bei mehr als einem Fehler in der Bewerbung eine Absage. Enthält das Bewerbungsschreiben mehr als drei Fehler, hat es nur noch bei 30% der Personaler eine Chance. (…)
62 Prozent der Personaler überprüfen die Internetprofile ihrer Bewerber, um über die Bewerbungsunterlagen hinaus an zusätzliche Infos zu gelangen. Am liebsten recherchieren sie dazu bei Xing, gefolgt von Google und Facebook.“

Und was das „Oberlehrer-Klischee“ betrifft, bin ich mir völlig einig mit dem jüngst verstorbenen Hans-Jochen Vogel, dem man ebenfalls mit diesem Attribut bedachte. In einer Bundestagsdebatte sagte er dazu:

„Lieber Oberlehrer als Hilfsschüler!“

Lösungen:

1.1 / 2.3 / 3.2 / 4.2 / 5.4 / 6.1 / 7.1 oder 7.2 / 8.2 / 9.2 / 10.2 / 11.3 / 12.3 / 13.2 / 14.2 / 15.3 / 16.3 / 17.2 / 18: 4 Anführungszeichen, 2 Kommas, 1 Punkt / 19.1 / 20.4

Anregungen holte ich mir hier:


Und zum weiteren Üben:


Kommentare

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. Huih, da hätte ich tatsächlich einige Fehler gemacht. Wieder etwas dazu gelernt, Danke!
    Ich halte gutes und richtiges Deutsch tatsächlich auch für wichtig und sehe es als Zeichen von Wertschätzung. Ich hänge aber teilweise noch an der alten Rechtschreibung, deswegen schreibe ich sicher nicht fehlerfrei. Aber ich bemühe mich...
    Auch wenn es inzwischen immer schlimmer wird, war ich schon kurz nach meinem Abitur (In den 80er- Jahren) erschrocken über einen Brief einer ehemaligen Mitschülerin und geschockt, dass man mit solchen Deutsch"Kenntnissen" das Abitur bestehen kann.

    LG
    Carmen

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    1. Liebe Carmen,

      na ja, das war natürlich auch eine Häufung von Höchstschwierigkeiten.
      Ich kriege bei solchen Tests ungefähr 80 Prozent hin, lerne also stets noch etwas hinzu.

      Leider spielen Rechtschreibfehler nicht mal mehr im Fach Deutsch eine entscheidende Rolle bei der Bewertung, in anderen Fächern eh kaum noch.

      Danke und liebe Grüße
      Gerhard

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  3. Sehr geehrter Herr Riedl,

    über die Sinnhaftigkeit solcher Tests lässt es sich streiten. Ich glaube nicht, dass sie viel bringen. Und schon gar nicht, wenn man dabei eigentlich nichts lernt. Das sollten gerade Sie als Lehrer wissen. Beispielsweise hätten Sie die ss/ß-Regel (die wirklich einfach und klar ist) erklären können, statt einfach nur Wörter abfragen. Dann bleibt vielleicht auch Wissen in den Köpfen. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich mit ca. sechzehn Jahren nach langer Krankheit wieder in die Schule ging und mich nichtsahnend plötzlich mitten in einer Mathematik-Schularbeit befand. Ich konnte fast keine einzige Aufgabe mit richtigem Ergebnis lösen, bekam aber dennoch ein "sehr gut", weil mein Rechenansatz richtig war und ich eine Formel abgeleitet habe. Mit Rechtschreibfehlern verhält es sich ähnlich: Wenn der Inhalt gut ist, sehe ich gerne über Fehler hinweg. Die können dann die Lektoren ausbessern.

    Mit besten Grüßen,
    Sebastian Dermuth

    P.S. Rechtschreibfehler bitte ich gnädigst zu entschuldigen.

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    1. Lieber Sebastian Dermuth,

      mit Verlaub, ein Orthografie-Lehrbuch sollte mein Artikel nun wirklich nicht werden - da gibt es genügend Fachbücher.

      Mir ging es darum, den einen oder die andere zu ermuntern, etwas mehr auf die Sorgfalt im schriftlichen Ausdruck zu achten. Wichtiger sind hierzu vor allem drei Mittel: lesen, lesen, lesen.

      Über Ihre Mathematiknote kann ich nicht urteilen. Aber für mich steht fest: Inhalt und Form bilden gerade in der Sprache ein untrennbares Ganzes.

      Und klar: Wohl dem, der - wie ich - eine studierte Germanistin als Lektorin hat. Dennoch: Etwas selber zu beherrschen ist stets besser als sich Expertise von außen zu holen. Ich bemühe mich um beides.

      Danke für Ihren Beitrag!

      Mit besten Grüßen
      Gerhard Riedl

      P.S. Rechtschreibfehler gibt es bei Ihnen nicht zu entschuldigen - allerdings müsste es bei dem Infinitiv "abzufragen" heißen.

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