In Memoriam Arne Birkenstock

Heute erfuhr ich, dass der Filmemacher Arne Birkenstock am 28.11.25 verstorben ist. Er hat in meiner Tango-Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt.

Es begann mit dem Titel „Pampero“, den ich vor 20 Jahren erstmals in einem Münchner Tangostudio hörte. Das Stück stammt aus dem Jahr 1935, bekannt gemacht hat es damals wohl Osvaldo Fresedo mit einer Einspielung von 1948 – EdO pur also, dennoch heute selten aufgelegt.

Birkenstock baute den Tango in seinen Film „12 Tangos – Adiós Buenos Aires“ ein, der 2005 herauskam. Dort sang ihn – in einer modernen Version (mit gestopfter Trompete) Lidia Borda, deren Bruder Luis für die Filmmusik verantwortlich ist.

 

https://www.youtube.com/watch?v=LPAvf4NOlRQ

Wunderschöne alte Tangos in moderner Form – das war die Richtung, die mich bis heute fasziniert. Mein „Erweckungserlebnis“ habe ich in einem Artikel beschrieben:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2017/10/mein-tango-erweckungserlebnis-pampero.html

Berührend sind nicht nur die Geschichten, die der Film erzählt, sondern die Auftritte von Künstlern, von denen viele heute nicht mehr leben.

Luis Bordas Musik macht atemlos. Beispielsweise eine über 6 Minuten lange Version der „Milonga de mis Amores“, die im „Cathedral“, einem alten Kornspeicher in Buenos Aires, gedreht wurde:

 

https://www.youtube.com/watch?v=Cm5ISgHjOpw

Und ja: In diesem irren Tempo tanzen Menschen – hier vorwiegend junge!

Die gesamten Musikaufnahmen des Films kann man anhören:

https://www.youtube.com/watch?v=Rc5LXl082pM&list=OLAK5uy_mcXkxdvm2hwSOA3GdVqkmErV1bYVOghyU

In einem weiteren Artikel habe ich den Film besprochen:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2017/10/mehr-als-zwolf-tangos.html

Mir ist klar, dass vielen der heutigen Leserinnen und (vor allem) Leser diese Tangomusik fremd ist – nach jahrelanger Dauer-Beschallung auf den Milongas ist man auf anderes konditioniert. Das ist für mich völlig okay. Schlimm finde ich es aber, dass viele Milongagäste heute überhaupt kein Verhältnis mehr zur Tangomusik aufbauen. Sie gehört halt dazu, läuft irgendwie nebenher. Man erkennt das am Tanzen. Freude, Emotionen, gar Leidenschaft? Ach, geh…

Neulich beim Tangokonzert, über das ich berichtete, hatte ich das Vergnügen, zur Zugabe hinter den Sitzreihen mit meiner Begleiterin tanzen zu dürfen. Dabei sagte sie etwas, das ich mir lange merken werde: „Wenn ich zu diesem Stück tanze, beginne ich nachzudenken, welche Schritte ich mache. Bei Piazzolla passiert mir das nie, da geht das irgendwie von selber.“

Irgendwo las ich einmal den Spruch. „Der Tango beginnt, wenn man alle Schritte und Figuren vergessen hat.“

Ich wünsche allen, dass sie eine solche Musik für sich entdecken – welche auch immer es sein mag. Bei mir hat sie sehr viel mit Arne Birkenstocks Film zu tun. Ich werde den Schöpfer der „12 Tangos“ nie vergessen!

Kommentare

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