Ruhe, jetzt kommentiere ich!
Ich habe es erwartet: Nachdem auf meinem Blog seit einiger Zeit grundsätzlich wieder jeder kommentieren kann, wird meine Seite erneut attraktiv für Provokateure und Querulanten.
Kennzeichnend für solche Zeitgenossen (ich gendere bewusst nicht) ist schon einmal, dass sie nicht bereit sind, sich persönlich zu identifizieren. Bei dem Zeug, das sie schreiben, habe ich dafür sogar ein gewisses Verständnis. Aber man darf dann nicht erwarten, dass es automatisch veröffentlicht wird.
Dabei gesteht man ganz offen ein, dass man an den Artikeln im Blog gar kein Interesse hat. Die Kommentare seien ja „interessanter“.
Dabei benutzt man einen Dreh, den
ich lange Zeit nicht kapiert habe: Die eigene Zuschrift hängt sich an eine themenferne
Einzelheit, im Zweifelsfall einen „peinlichen Fehler“ des Autors,
den man zu skandalisieren versucht – in der Hoffnung, eine Debatte
darüber (und nicht über den eigentlichen Artikel) loszutreten. Mit etwas Glück
findet man Mittäter, welche die Diskussion in ungeahnte Niederungen
befördern. Dass sich Kommentare stets auf einen Quelltext beziehen, kam wohl in ihrem Deutschunterricht nicht dran.
Nach meinem Eindruck ist dies in den sozialen Medien eine probate Methode, letztlich zum wahren Ziel zu kommen: einen verhassten Autor und seine Arbeit herabzusetzen. Spätestens, wenn die Ablenkungsmanöver nicht gelingen, wird man dann sehr deutlich: Für mich als „Boomeroberlehrer“, so durfte ich gerade lesen, sei es Zeit, „zurückzutreten und dem Neuen den Platz zu überlassen“.
Nun gut, glücklicherweise bin ich ein freier Autor und kein Bundeskanzler. Ich muss daher nicht mal die Vertrauensfrage stellen oder in einer Wahl kandidieren. Meine Gegner allerdings auch nicht. Wäre anonym auch etwas schwierig…
Was man selber betreibt, gibt man als „Meinungsaustausch“ und „kritische Fragen“ aus. Immerhin scheint man Humor zu haben. Dass man natürlich nicht ernsthaft an Antworten interessiert ist, wird lieber nicht erwähnt.
Nicht fehlen darf selbstverständlich, dass sich solche „Kommentatoren“ als Opfer inszenieren, welche sich „abgewimmelt“ und „zensiert“ fühlen. Dass sie natürlich jederzeit eine eigene Facebookseite oder gar ein Blog aufmachen könnten, verschweigen sie. Aber um auf dieser Basis Leser anzuziehen, müsst man bereit und fähig sein, mit eigenen Beiträgen Interessantes zu bieten. Das könnte schwierig werden.
Amüsant finde ich, dass man selten vergisst, meiner Seite das Fehlen jeglichen Einflusses zu attestieren. So sprach ein Schreiber gerade von der „kleinen Nussschale“ meines Blogs, die bereits dabei sei, „am Horizont der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden“ (immerhin eine halbwegs gelungene Metapher). In Wahrheit würde man mich nicht mit Zuschriften beehren, wenn dies wirklich so wäre. Tatsächlich sucht man im Gegenteil Seiten mit einer gewissen Reichweite, damit der eigene Schmarrn auch Verbreitung findet.
Daher, liebe „kritische Meinungsaustauscher“:
Ich verstehe ja durchaus, dass Sie sich im wirklichen Leben unbeachtet und übergangen fühlen. Das wird aber nicht dadurch besser, dass Sie irgendein Gedöns verzapfen, das auf meinem Blog im Zweifel im Spam-Archiv verschwindet.
Und falls Ihre Partnerin bereits vor Ihrem Mansplaining geflüchtet ist: Kaufen Sie sich einen Hund, der Ihnen zuhört (oder jedenfalls so tut) – oder noch besser: Lernen Sie Tango! Dann würden Sie möglicherweise kapieren, worum es in der Mehrzahl meiner Veröffentlichungen geht.
Viel Glück!
Foto: www.tangofish.de |
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