Gefühl oder Gemächt?

In seiner aktuellen Ausgabe von „Nuhr im Ersten“ brachte der Kabarettist eine geradezu unglaubliche Geschichte. Ich habe sie recherchiert und festgestellt: Sie stimmt tatsächlich!

Die Betreiberin eines Fitness-Studios in Erlangen bekam Ärger mit der „Geschlechter-Identität“. Gemäß ihrem Firmennamen „Lady’s First“ haben dort nur Frauen Zutritt. Aufnahme begehrte nun eine Dame der besonderen Art: Ein (biologischer) Mann stellte sich bei ihr als „Transfrau“ vor. Der (oder die) 28-Jährige ist standesamtlich zwar inzwischen als weibliches Wesen anerkannt, eine geschlechtsangleichende Operation steht aber noch aus.

https://ladys-first-erlangen.de/

Das Selbstbestimmungsgesetz erlaubt ja ab 1.8.24 jeder Person ab 14 Jahren, seine Geschlechtszugehörigkeit staatlich anerkannt neu einzuordnen (inklusive des Vornamens). Notfalls einmal pro Jahr. Wie der betreffende Herr das schon vorher geschafft hat, konnte ich nicht herauskriegen – wahrscheinlich nach dem bisherigen Transsexuellengesetz, das seit 1980 gilt.

Jedenfalls lehnte die Chefin des Fitness-Studios das Begehren ab: Es gäbe nur einen Umkleideraum plus Dusche – und sie fürchte, wenn da eine als männlich anzusehende Person auftauche, würden Kundinnen (z.B. Muslimas) sich unwohl fühlen und eventuell kündigen.

In Kurzform: Mit Glied kein Mitglied!

Daraufhin bekam die Studio-Besitzerin Post von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, an die sich der (die) Abgewiesene gewandt hatte. Mit dem Ausschluss der Transfrau begehe die Inhaberin einen Verstoß gegen das „Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz“ (AGG), weil der/die Betreffende „wegen ihres Geschlechts benachteiligt werde“. Da diese/r zivilrechtliche Schritte angedroht habe, solle man sich doch um eine gütliche Einigung bemühen. (Angeblich hatte der/die Beschwerdeführer/in angeboten, nur mit Badehose zu duschen oder im Extremfall ganz darauf zu verzichten: typisch Mann…). Weiterhin wurde vorgeschlagen, dass die Fitness-Chefin wegen der erlittenen Persönlichkeitsverletzung eine Entschädigung in Höhe von 1000 Euro zahlen solle.

Das lehnte diese wiederum ab, worauf sie von den Anwälten des Opfers nun mit einer Schmerzensgeldforderung von 2500 Euro konfrontiert wurde. Weiterhin drohen 5000 Euro Strafe wegen des Gesetzesverstoßes. Sie musste sich nun selber anwaltlichen Schutz holen, allerdings dürfte eine Spendenaktion die anfallenden Kosten auffangen.

Dabei hat das Bundesfrauenministerium dazu festgestellt: „Das Selbstbestimmungsgesetz lässt das private Hausrecht und die Vertragsfreiheit unberührt. (…) Für den Zugang zu geschützten Räumen wird sich durch das Selbstbestimmungsgesetz also nichts ändern.“

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/bundestag-beschliesst-selbstbestimmungsgesetz-238306

Und Bundesjustizminister Buschmann legte klar: „Ein sachlicher Grund kann insbesondere auch vorliegen, wenn die unterschiedliche Behandlung dem Bedürfnis nach Schutz der Intimsphäre oder der persönlichen Sicherheit Rechnung trägt. (…) Im Gesetzestext ist ausdrücklich klargestellt, dass Vertragsfreiheit und Hausrecht nicht berührt werden."

https://www.infranken.de/lk/erlangenhoechstadt/erlanger-fitnessstudio-chefin-weist-transperson-ab-jetzt-soll-sie-hohe-summe-zahlen-art-5879115

Nun gibt es in Erlangen 14 Fitnessstudios, wo alle Geschlechter trainieren können. Aber es musste ja ausgerechnet das Fünfzehnte sein! Liegt da nicht der Verdacht nahe, der Transperson sei es lediglich darum gegangen, ein wenig Ärger und Publicity zu erzeugen sowie vielleicht auch ein bisschen Schotter abdrücken zu können?

Das Ganze hat jedenfalls hohen Kabarett-Faktor. Es erinnert mich an den alten Scherz, dass Frauenparkplätze für Sittlichkeitstäter den Vorteil haben, nicht lange suchen zu müssen. Wenn sich die Betroffenen nun noch als Frau definieren, können sie sogar nebenan parken! Und vielleicht sind sie sogar lesbisch veranlagt…

Ich finde es jedenfalls zum Fürchten, welcher Käse sich da in fortschrittlichen Gehirnen zusammenbraut. Dabei könnte man zum Schutz von Frauen (sogar von echten) ganz andere Reformen wagen: Beispielsweise ist es seit Jahrzehnten ein Dauerärgernis, dass es zu wenig Plätze in Frauenhäusern gibt und daher bedrohte Personen oft abgewiesen werden müssen – im Klartext: Sie sind den Attacken aggressiver (Ex)Partner weiterhin ausgesetzt. Aber solche Veränderungen würden viel Geld kosten. Da ist es einfacher, den Bürgerinnen und Bürgern mit spinnigen Reglements auf den Geist zu gehen.

Im Tango aber sehe ich durch die neuen Regelungen durchaus Vorteile: Sollten Tänzerinnen wegen ihres Geschlechts fallweise keinen Zutritt in geschlossene Milongas erhalten, empfehle ich ihnen, sich beim Standesamt zu einem Mann umschreiben zu lassen. Kleinigkeiten wie das Hausrecht scheinen ja keine Rolle zu spielen! Und wenn die Organisatoren dann ein Buß- und Schmerzensgeld befürchten müssen, dürften sie einlenken.

Merke: Wie man sich fühlt, so ist man.

Dieter Nuhr hat dazu eine sehr einfache Sicht:

„Ich glaube, die Frage, die wir irgendwann einfach mal klären müssen, ist: Woran richtet es sich, in welche Garderobe ich darf? Nach dem Gefühl oder nach dem Gemächt?“ (Sendung vom 6.6.24)

Schöner kann man’s nicht sagen!

P.S. Hier noch der Fall in Bildern:

https://www.youtube.com/watch?v=Ytq6VXoKfYM

Quellen:

https://www.nzz.ch/international/fitnessstudio-bussgeld-weil-transfrau-zutritt-zum-frauengym-verwehrt-wird-ld.1833507

https://www.welt.de/vermischtes/video251861466/Fall-aus-Erlangen-Transfrau-im-Fitnessstudio-abgewiesen-Hier-aeussert-sich-die-Inhaberin.html

https://www.rtl.de/cms/erlangen-mit-glied-kein-mitglied-betreiberin-von-frauen-fitnessstudio-lehnt-trans-frau-ab-5089430.html

https://www.emma.de/artikel/ein-verstoss-gegen-das-gesetz-341077

 

Kommentare

  1. Die Spendenaktion läuft über den Frauenheldinnen e.V., siehe
    https://www.frauenheldinnen.de/project/rechtshilfe-doris-lange-frauenfitness-erlangen/

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  2. Bitte machen sie NUR noch Politik und NIEMALS mehr Tango.Politik ist STETS gut, Tango ist IMMER furchtbar (und alles wiederholt sich ständig). Danke 🙏🏽
    Tristan Hunkerler

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