Das Wort zum Samstag

 

Die Zeitschrift „Tangodanza“ (das Goldene Blatt unserer Szene) erregt derzeit Aufsehen mit einem Kunstwerk, welches sie als „Sketchnote“ einer „Graphic Recorderin“ bezeichnet.

Das Ganze ist einem allseits beliebten Thema gewidmet: „How to invite somebody to dance Tango with Cabeceo“. Eine Voraussetzung scheint schon mal zu sein, dass man Englisch kann.

Auf einem größeren Plakat ist eine Menge leichtfasslicher Informationen und Gebrauchsanweisungen zur Blinzelaufforderung zu bestaunen:

Die gehen von „History“ über „Looking“ und „Nodding“ bis zu „Help! I’m stressed out“. Unter „Taboo“ (Never! Without Cabeceo!“) fällt natürlich eine direkte Einladung, bei welcher sich die Dame aber bemüht, höflich zu bleiben. Rechts unten werden wir mit der soziologischen Einsicht versorgt: „Inviting on the same level works best“. Bezüge zum indischen Kastensystem fehlen leider.

Aber merke: „Always take care – we are a social system“.

Spätestens an der Stelle muss ich Einspruch erheben: Es geht nicht an, dass die „Tangodanza“ nun Satirikern Konkurrenz macht, anstatt sich weiterhin auf die Porträtierung von Testosteron-Latinos mit ihren Goldlamee-Chicas in osteopathischen Posen zu beschränken.

Im Werbetext schreibt die Zeitschrift von der gar nicht so leichten Aufgabe, wie man jemanden zum Tango auffordert. Na ja, früher in der Tanzstunde brauchten wir kein Plakat mit einer Vielzahl von Gebrauchsanweisungen: Wir sind einfach hinmarschiert und haben gefragt. Da sieht man mal, wie primitiv wir einst waren…

Natürlich kann man das Lehrmaterial zum Cabeceo auch bestellen: Im A2-Format kostet es schlappe 22,50 €, in der Rentner-Sehschwäche-Version A1 muss man 31,50 € berappen.

Schlimmer noch: Die Künstlerin hat bereits mehrere andere Themen grafisch bearbeitet: „Body and Balance“, „Embrace and Connection“, „My Tango Journey“ sowie „Roles – lead and follow“.

https://www.tangodanza.de/advanced_search_result.php?categories_id=11&inc_subcat=1&keywords=Anja+weiss&x=0&y=0

Auch die verwendeten Fachbegriffe kriegen wir erklärt:

„Graphic Recording heißt wörtlich übersetzt ‚grafisch aufnehmen’ oder ‚festhalten’. Auch die Begriffe Visual Recording oder ‚visuelles Protokoll’ sind gebräuchlich. Beim Graphic Recording geht es darum, die zentralen Themen in einem Vortrag oder einer Diskussion nicht nur textlich mit Begriffen wiederzugeben, sondern diese im wörtlichsten Sinne auch noch simultan grafisch zu untermalen. Ein einzelner Begriff und das zugehörige Bild werden auch als Sketchnote bezeichnet, zusammengesetzt aus ‚Sketch’ für Skizze und ‚Note’ für Notiz.“

Gut – als künstlerischem Laien wäre mir eher der Ausdruck „Wimmelbild“ eingefallen. Weltbekannt ist natürlich „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wimmelbild

Na eben, da weiß man doch gleich, wo und wie… Und so sehr uns Themen wie „Cabeceo“ und „Embrace“ interessieren, hoffe ich doch auf eine Fortsetzung der Plakatserie zum Thema Nummer eins im Tango: der rondamäßigen Anbahnung posttangoischen Geschlechtsverkehrs – in Inglisch: „From dancing to fucking“. Selbstredend achtsam…

So ein Plakat würde ich mir bestellen – natürlich in A1!

Quelle:

https://www.facebook.com/tangodanza.de/posts/pfbid02fUrksErowckU2nwYhDKDA2grza1991SG4FTGvc6CncHDRN5q4SQELvZp6nDD9CS7l

Illustration: www.tangofish.de

 

Kommentare

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