Das Wort zum Samstag

 

Von einem bemerkenswerten Ereignis berichtete am letzten Wochenende unser Lokalblatt:

Ein 65-jähriger Fahrer aus Reichertshausen echauffierte sich über die seiner Meinung nach nicht akzeptable Fahrweise eines 71-jährigen Pfaffenhofeners. Offenbar beschloss man daraufhin, die verkehrsrechtliche Situation auf einem nahegelegenen Parkplatz zu diskutieren.

Die Debatte mündete in gegenseitigen Beleidigungen und endete in einem Handgemenge. Dabei wechselte der 71-Jährige gekonnt vom Digitalen zum Analogen: Er schlug dem Kontrahenten mit seinem Handy aufs Auge, was eine blutende Verletzung hinterließ, die jedoch nicht ärztlich versorgt werden musste – Männer sind ja tapfer.

Eine Streife der örtlichen Polizei konnte die beiden Kampel beruhigen – sie sehen nun Strafanzeigen wegen Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung entgegen.

Quelle: Pfaffenhofener Kurier, 15./16. Juni 2024, S. 21

Ich fürchte, es hat noch nie etwas Positives bewirkt, wenn männliche Autofahrer anhalten und die Verkehrssituation diskutieren. Noch dazu, wenn sie im tangotypischen Alter sind.

Mir begegnen solche Situationen glücklicherweise nur beim Bloggen. Auch da bringt es überhaupt nichts, wenn Männer eine Debatte mit „So ein Quatsch“ oder „Du hast wohl nicht verstanden, dass…“ beginnen. Nach kürzester Zeit fühlt sich mindestens einer von beiden „beleidigt“, was ihn natürlich berechtigt, auch dem anderen verbal eins auf die Mütze zu geben. Binnen kurzer Zeit schaukelt es sich dann hoch. Das sachliche Problem tritt dabei völlig in den Hintergrund – darum ging es ja auch nicht…

Irgendeine Art von Verständigung oder gar ein Kompromiss ist in solchen Situationen undenkbar, oft nicht einmal Respekt für die andere Ansicht.

Juristisch wird es für den Körperverletzer wohl einen Strafbefehl um die 100 Tagessätze geben, die gegenseitigen Beleidigungen wird das Gericht gegeneinander aufheben.

Aber dafür haben beide eine Heldengeschichte, welche sie im Verwandten- und Freundeskreis so oft wie möglich darbieten können – besser gesagt: zwei ziemlich unterschiedliche Epen.

Vielleicht lassen sich solche Herren ja auf ihren Grabstein den auch für die Ronda gültigen Spruch gravieren:

„Ich hatte Vorfahrt!“

P.S. Die anwaltliche Sicht:

https://www.youtube.com/watch?v=cIy79PqjyTw

Kommentare

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