Ach, Layla…

Der Würzburger Stadtverwaltung ist ein entscheidender Schritt gegen die gewerbsmäßige Unzucht gelungen: Auf dem Kiliani-Volksfest ist nun das Abspielen des Ballermann-Hits „Layla“ untersagt, obwohl der Song des Duos „DJ Robin & Schürze“ seit drei Wochen die Nummer eins der deutschen Single-Charts belegt.

Das Stück besingt eine offenbar sehr erfolgreiche Prostituierte – und klar, was reimt sich schon auf „Layla“? Richtig: „Sie ist schöner, jünger, geiler“. Hier der gesamte – sagen wir mal euphemistisch – Text:  

https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=layla+text

Dazu noch das offizielle Video – lustigerweise wird Layla da von einem Kerl mit Minikleid und blonder Perücke dargestellt, was das Satirepotenzial erhöht:

https://www.youtube.com/watch?v=laru0QoJUmI

Uwe Zimmermann, bei der Stadt Würzburg fürs Volksfest zuständig, berichtet, nach Auskunft von Musikwissenschaftlern sei das Lied sexistisch. Während eine CSU-Stadträtin sich da nicht so sicher ist, hält ihr grüner Kollege Konstantin Mack erwartungsgemäß dagegen: Kunstfreiheit dürfe nicht dazu führen, dass es als salonfähig gelte, „Frauen auf ihr Äußeres zu reduzieren“.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/ballermann-hit-layla-auf-wuerzburger-kiliani-volksfest-verboten,TBLaxbF

Bei solch lichtvollen Diskussionen kitzelt es mich bereits im Zwerchfell. Gut, dass wir inzwischen Sexismus-Experten haben, welche dieses Phänomen begutachten… Und abgesehen davon, dass die grüne Sicht auf Sitte und Moral ein wenig mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts kollidieren könnte – wenn Laylas Optik wirklich so granatenmäßig daherkommt, wer spricht da von „reduzieren“? Aber klar: Wer grün-alternativ sozialisiert ist, bezieht sein Frauenbild wohl eher von sauertöpfischen Diplom-Soziologinnen…

Aktuell hat nun auch die Düsseldorfer Kirmes den Song verboten – so der Veranstalter vom „Schützenverein St. Sebastianus“. Ich nehme an, geschossen werden darf aber weiterhin.

Beim befragten Experten handelt es sich offenbar um den Musikwissenschaftler Markus Henrik, welcher auch als Musik-Comedian „Dr. Pop“ auftrete. Hätte ich mir das als Satire ausgedacht – niemand hätte mir‘s geglaubt…

https://www.welt.de/vermischtes/kurioses/article239874357/Duesseldorf-Weiteres-Verbot-fuer-Partysong-Layla-auf-Kirmes.html

Persönlich muss ich gestehen, um Bierzelte schon immer einen weiten Bogen gemacht zu haben. Was ich in der heimatlichen Holledau stets wieder erlebe: Wenn ein Volksfest stattfindet, sehe ich im Straßenbild eine unbeschreibliche Spezies von Mensch, welche mir das Jahr über verborgen bleibt. Kann es sein, dass diese erst durch den Geruch von Fassbier und das Geräusch solcher Innenohr-Schädiger unter feuchten Steinen hervorgelockt wird?

Was diese Hominiden zur Anfachung ihres Sexualtriebs benötigen, kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich fürchte jedoch, es geht in die dargestellte Richtung – und betrifft beide Geschlechter. Jedenfalls scheint damit die Fortpflanzungsrate in Oberbayern einigermaßen gesichert.

Obwohl ich keineswegs zu den Fans des FDP-Bundesjustizministers Marco Buschmann gehöre, schließe ich mich seinem Statement an: Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel.“

Als Tango-Aficionado plagen mich ganz andere Sorgen: Wenn nun demnächst ein Musikexperte bei den „traditionellen Tangos“ auf Sexismus-Suche ginge… o Gott! Das auf allen historischen Tanzböden gerne genommene „A media luz“ beispielsweise beschreibt poesievoll ein Stundenhotel für außereheliche Kontakte inklusive Drogenkonsum:

„Es gibt alles in diesem Häuschen:

Kissen und Divane,

‚Koks‘ wie in der Apotheke,

Teppiche, die keinen Lärm machen,

und der Tisch ist zur Liebe gedeckt.“

(Donato / Lenzi: „A media luz“ – “Im Dämmerlicht”, 1925)

https://milongafuehrer.blogspot.com/2016/12/tango-woruber-singen-die-uberhaupt.html

Oder wie wäre es mit „Dame la Lata“, in der ein Zuhälter die Blechmarken einsammelt, mit welchen die Freier die Dame bezahlen? Und der ihr Prügel androht, wenn sie nicht kuscht?

http://www.tango-rosetta.com/canciones/lata_fs.htm

In einem Artikel habe ich beispielsweise den Tango „Amablemente“ zitiert, in der ein eifersüchtiger Mann seine untreue Freundin absticht:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2019/03/mit-groter-freundlichkeit.html

Ich hoffe, man wird die konservative Tangoszene nun nicht behördlich zwingen, auf eine Vielzahl von historischen Aufnahmen zu verzichten. Erstens versteht die  spanischen Texte eh kaum einer (schon gar kein grüner Stadtrat oder Schützenvereins-Präsident), und außerdem klingen die Stücke derartig langweilig, dass man Unmoral nicht vermutet.

Außerdem ist ja im Puff ausgelebter Sexismus bei uns eine Randerscheinung, oder? 

Nach meinen Recherchen eher nicht: Obwohl es in dieser Schattenwirtschaft keine ganz verlässlichen Zahlen gibt, nimmt man an, dass im den verschiedenen Bereichen des Rotlichtgewerbes zirka 400000 Menschen arbeiten. Das Statistische Bundesamt geht von einem jährlichen Umsatz von 14 bis 15 Milliarden Euro aus. Nach Umfragen gibt ein Drittel der deutschen Männer Geld für diese Branche aus, jeder Zehnte war schon mal im Bordell.  

Und obwohl „gewerbsmäßige Unzucht“ umsatzsteuerpflichtig ist, landet aus dieser Schattenwirtschaft erbärmlich wenig in den öffentlichen Kassen. Das ist natürlich unbefriedigend.

https://web.de/magazine/wirtschaft/milliardenumsatz-schattengewerbe-zahlen-fakten-prostitution-deutschland-31478544

https://www.focus.de/panorama/welt/jeder-zehnte-deutsche-mann-geht-ins-bordell-umfrage_id_2228310.html

https://www.spektrum.de/news/sexualverhalten-jeder-vierte-mann-hat-schon-fuer-sex-bezahlt/2013973

Statistisch wäre es jedenfalls nicht ganz unwahrscheinlich, dass ein Lokalpolitiker, welcher Songs wie „Layla“ als sexistisch verdammt, sich abends bei der Domina auspeitschen lässt, weil er „böse“ war.

Da lobe ich mir doch die gute, alte Operette. Da werden Anzüglichkeiten derartig charmant und melodiebesoffen dargeboten, dass wohl kein Stadttheater über Zensur nachdenkt.

Lassen wir daher Franz Lehárs Giuditta bekennen, dass sie tänzerisch die Männer anmacht und danach wohl auch nicht im Regen stehen lässt. Die gleichnamige Operette stammt aus dem Jahr 1934:

https://www.youtube.com/watch?v=UQJoGQmfH_w

Kommentare

  1. Robert Wachinger14. Juli 2022 um 19:15

    Offenbar ist die Definition von "Sexismus" mittlerweile wohl "alles was irgendwie mit Sex zu tun hat".
    Mit der ursprünglichen Definition (Diskriminierung aufgrund des Geschlechts) hat das alles allerdings nichts mehr zu tun. Wir sind aktuell anscheinend in einem Zeitalter Orwell'schen Sprachumbaus.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Da muss ich direkt mal zustimmen!
      Bei der sexuellen Attraktion spielen halt Äußerlichkeiten eine wichtige Rolle. Übrigens bei beiden Geschlechtern.
      Von Frauen lese ich immer wieder, sie möchten (nicht nur beim Tanzen) Partner, welche größer sind als sie. Werden die Männer daher "auf ihr Äußeres reduziert"?

      Löschen
    2. Robert Wachinger21. Juli 2022 um 14:41

      Klar werden auch Männer auf ihr Äusseres reduziert. Aber das ist ja heutzutage offenbar nur schlimm, wenn Männer es tun.

      Es geisterte mal so ein "Beziehungsanbahnungs-Dialog" rum, wo sie ihn fragt, wie groß er ist (weil sie ja nur grösser Männer ab 1,80m oder so mag), er dann zurück fragte, wie schwer sie ist, und dann von ihr als oberflächlicher, nur aufs Äussere fixierter Typ beschimpft wurde ;-) (diese Dame hat ihre Doppelmoral wohl nicht mal bemerkt ...)

      Löschen
    3. Tja, das entbehrt einer gewissen Logik...

      Zudem finde ich, manche Menschen sollten froh sein, wenn man sie "auf ihr Äußeres reduziert". Richtig schlimm wäre die Befassung mit ihrem Innenleben.

      Dennoch bleibt es aber wahr, dass Männer ihr unzurecheindes Äußeres durchaus mit Rangordnung und dicker Brieftasche kompensieren können.

      Löschen
    4. Robert Wachinger22. Juli 2022 um 13:46

      Tja, so wie Frauen ihre innere Leere durch dicke Titten (und in der allergrössten Not durch Schönheitsoperationen) ...
      Saudumm dass der Mensch ein biologisches Wesen ist, und die Natur den Fortpflanzungserfolg quasi über alles stellt ;-) (und wenn sich der Mensch noch so erhaben über die schnöde biologische Natur wähnt ...)

      Löschen
    5. Das ist mir als Biologie hinlänglich klar.
      Wenn ich in der Oberstufe die Hormone besprach, sagte ich stets zu meinen Schülerinnen: "Meine Damen, bedenken Sie: Die Geschlechtshormone bewirken bei Ihnen, dass Sie Wesen attraktiv finden, die Bier aus der Flasche trinken, rülpsen und sich in der Öffentlichkeit am Hintern kratzen."

      Löschen
    6. Hans-Peter Römer23. Juli 2022 um 09:48

      Alte weiße Männer jammern rum!
      Darunter könnte man die Kommentare subsumieren, finde ich. Die Definition von Sexismus trifft schon zu. Auch wenn ich nur Sekundärinformationen zu dem Thema habe, geht's wohl um die Darstellung von Prostitution aus der Sicht des alkoholisierten Freiers. Die Realität von Prostitution ist aber wohl, dass ziemlich viele Frauen aus sehr unterprivilegierten Bevölkerungsteilen Osteuropas in dieses Gewerbe genötigt werden.
      In der Tangoszene gibt es ja auch dieses Narrativ, dass Anfang des vorigen Jahrhunderts die Männer erst Mal untereinander Tanzen gelernt hätten, bis die stolzen verruchten Prostituierten mit ihnen getanzt hätten. Hübsche Geschichte, aber ob sie stimmt?
      Von dem Äußeren einer Frau auf ihre inneren Werte zu schließen, halte ich jetzt auch für sehr gewagt, denn es gibt tatsächlich atemberaubend schöne Frauen, die dazu noch ungemein schlau sind. Häufig werden sie dennoch von Männern abgewertet, weil die Männer wissen, dass Sie nie eine Landeerlaubnis erhalten werden.
      Vor kurzem sah ich einen alten Ausschnitt von der Lanzschen Talkshow, in der sich Paule Breitner sich über die neben ihm sitzende Daniela Katzenberger echauffierte, dass nur aufmerksamkeitsgeil sei, und ihre einzige Leistung sei, dass sie sich die Brüste habe machen lassen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass Herrn Breitners gesellschaftlicher Beitrag darin bestand, eine Lederkugel übers Grün zu manövrieren und dafür auch schon ganz fürstlich entlohnt wurde.

      Löschen
    7. Lieber Herr Römer,

      ich weiß nicht, ob es Sinn macht, über Dinge zu diskutieren, die weder in meinem Artikel noch in den Kommentaren behauptet werden.

      Zunächst einmal: Ob jemand alt, jung, männlich oder weiblich ist und welche Hautfarbe er oder sie hat, ist weder sein (oder ihr) persönliches Verdienst noch gar dessen (oder deren) Schwäche. Ich würde raten, dies alles als biologische Gegebenheiten zu akzeptieren. Ein Verbot, deshalb zu jammern, sehe ich nicht.

      Weiterhin wüsste ich nicht, wie man aus meinem Artikel eine Rechtfertigung von Zwangsprostitution herauslesen kann. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass käuflicher Sex eine weit verbreitete gesellschaftliche Realität darstellt. Auch ohne Songs wie „Layla“.

      Ferner sollte es deutlich geworden sein, dass ich den Text des Liedes für völlig bescheuert halte. Nur ist diese Tatsache meines Erachtens keine Rechtfertigung, das Abspielen zu verbieten. Dummheit ist nicht illegal. Das gilt auch für eine Reihe anderer Schlager- und auch Tangotexte.

      Unter dem Label „Tango Geschichte“ finden Sie auf meinem Blog 35 Artikel, deren Studium ich empfehle. Tatsache ist, dass es zur Gründerzeit des Tango wegen der zumeist männlichen Immigranten am Rio de la Plata einen extremen Frauenmangel gab, den man durch den Import von Prostituierten auszugleichen versuchte. Eine Reihe von Tangotexten handelt davon. Die Männer mussten für entsprechende Dienstleistungen – ob Tanz oder Weitergehendes – bezahlen. Und ja, der Machismo blühte im Mutterland des Tango, damals wie heute.

      Dass die Männer daher untereinander Tango übten, wird wohl damit zusammenhängen. Allerdings taten dies auch die jungen Frauen. Die gesellschaftlichen Konventionen waren damals strenger, man konnte gerade als junges Mädchen nicht so ohne Weiteres Milongas besuchen.

      Nirgendwo steht, dass man vom Äußeren eines Menschen (!) auf seine inneren Werte schließen darf oder kann. Ein Mann oder eine Frau kann blendend aussehen und gleichzeitig klug, doof oder sonst etwas sein. Dass bei der männlichen Partnerwahl das Aussehen der Frauen eine wichtige Rolle spielt, mag man bedauern. Es ist jedoch eine biologische Tatsache.

      Vielleicht noch eine persönliche Anmerkung: Wer sich Talkshows von Markus Lanz ansieht, tut das auf eigene Verantwortung.

      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

      Löschen
    8. Hans-Peter Römer23. Juli 2022 um 15:18

      Lieber Herr Riedel,
      wenn sie schon persönlich werden, dann ehrt es Sie doch sehr, dass sich um mein geistiges Wohlergehen Sorgen machen. Ich kann sie aber beruhigen: Die Lanzschen Talkshows eignen sich nicht für mein Abendregime. Ich bin ein alter hässlicher weißer Mann, der früh ins Bett muss, um nicht noch hässlicher zu werden. Älter werde ich trotzdem.
      Nach diesem kleinen Exkurs ins Persönliche zu Ihrem Vorwurf, ich bezöge mich nicht auf Ihren Artikel. Natürlich nicht! Ich habe mich ja auf die Kommentare bezogen, in denen Sie und Herr Wachinger den Frauen vorwerfen, sie wären ja genau so oberflächlich. Deswegen habe bezichtige ich Sie auch nicht der Lobrede auf die Zwangsprostitution, aus meiner Sicht gilt das nicht mal für das unsägliche Lied, dass ich nicht kenne. Aber in dem die Autoren (nicht Sie!) Prostitution als Thema eines Spaßliedchens verwursten, verharmlosen sie das Elend der Frauen in diesem System. (Wobei nicht alle Frauen Opfer sein müssen, einige aber Täterinnen und Opfer sind). Daher stimme ich auch nicht mit dem von Ihnen erwähnten Würzburger Stadtrat überein.
      Ihr Kommentar-Ping-Pong mit Herrn Wachinger hingegen machte auf mich den Eindruck des Lamentierens über die schreckliche Cancel-Culture durch böse Feminist*innen. Dabei sei das Weibsvolk genauso oberflächlich. Ja klar ist es. Würde es mich stören, würde ich mir Extensions anpappen und einen Pferdeschwanz draus machen, 30kg abnehmen und mir einen Kajal um die Augen ziehen. Also meine Herren, nur Mut!

      Löschen
    9. Lieber Herr Römer,

      um Ihr geistiges Wohlergehen mache ich mir überhaupt keine Sorgen – sonst hätte ich es geschrieben. Mich persönlich interessiert es halt überhaupt nicht, was ein Herr Breitner bei Lanz irgendwann über eine Frau Katzenberger gesagt hat. Schon deshalb, weil es weder für meinen Artikel noch für die Kommentare dazu relevant ist.

      Gut, ich habe verstanden, dass Sie das Lied, um welches sich mein Beitrag dreht, nicht kennen. Das erleichtert die Diskussion nicht gerade. Dabei habe ich sowohl den Text als auch das Video dazu verlinkt. Könnte man sich mühelos anschauen.

      Aber gut, dann zu den Kommentaren: Da tauchen weder die Begriffe „Feminismus“ noch „Cancel Culture“ auf. Sie befürchten lediglich, das könnte gemeint sein. Diesen Effekt kenne ich zur Genüge: Man greift einen für etwas an, das er zwar nicht geschrieben hat – man glaubt allerdings, es gelesen zu haben.

      Fassen wir also zusammen: Ihnen gefällt irgendwie der Tonfall nicht, in dem Robert Wachinger und ich uns unterhalten. Muss er auch nicht. Möglicherweise enthält er Spuren von Humor. Und das wäre in der Tangoszene völlig unangemessen.

      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

      Löschen
    10. Robert Wachinger25. Juli 2022 um 11:06

      Hallo Hr. Römer,
      "Ich habe mich ja auf die Kommentare bezogen, in denen Sie und Herr Wachinger den Frauen vorwerfen, sie wären ja genau so oberflächlich." und das geht natürlich überhaupt nicht, dass man diesen engelsgleichen Wesen irgendein wie auch immer geartetes Fehlverhalten unterstellt (gerade wenn man ein weisser, alter Mann ist, der heutztage sowieso alle Rechte verwirkt hat) ...
      Oder wie muss ich Ihren Einwurf anders interpretieren?
      ;-)

      Löschen
  2. Hans-Peter Römer24. Juli 2022 um 10:30

    Lieber Herr Riedl,
    so fassen Sie das zusammen, nicht ich. Möglicherweise weil Sie sich bei einer gegensätzlichen Meinung gerne persönlich angegriffen fühlen. Aus gegebenem Anlass ein Zitat aus ihrem Kommentar: " Man greift einen für etwas an, das er zwar nicht geschrieben hat" Ich habe nicht behauptet, sie hätten das geschrieben, Ich habe nur meinen Eindruck wiedergegeben, der sich auch aus anderen Einträgen Ihres Blogs verdichtet hat. Darum geht es mir aber nicht. Der Begriff "Alter weißer Mann" steht weniger für eine Äußerlichkeit als für die Weigerung, die eigene privilegierte Sichtweise zu verlassen und die Welt mal aus den Augen einer weniger privilegierten Person zu sehen.
    In Ihrem Text widmen Sie dem Lied Layla von Dj Robin und Schürze, Produzent Matthias Distel aka Icke Hüftgold, am Anfang sehr viel Raum ein, und sie pflichten dem Bundesjustizminister Buschmann bei, dass das "behördliche Verbot" des Liedes zuviel sei. Dabei wäre schon mal der Begriff "behördliches Verbot" in Frage zu stellen. Der Stadtrat von Würzburg ist eine demokratisch gewählte Instanz und hat einen Beschluss als Veranstalter des Volksfestes gefasst. Entsprechend hat in Düsseldorf auch der Schützenverein als Veranstalter, in dem Fall definitiv keine Behörde, diese Regelung getroffen. Dass der Bundesjustizminister sich dazu äußert, finde ich hingegen zuviel. Er mischt sich hier in die kommunale Selbstverwaltung und das Privatrecht der Veranstalter ein.
    Inhaltlich halte ich diese Regelung für richtig, weil es sie hier um Veranstaltungen für die Allgemeinheit handelt und auch öffentliche Mittel dafür eingesetzt werden. Zu dieser Allgemeinheit gehören auch junge Frauen, auch wenn sie den Hormonpegel von ungefestigten Persönlichkeiten durcheinanderbringen. Ob die nun speziell von Fassgeruch oder von intellektuell niedrigschwelligem Liedgut angelockt werden, sei dahingestellt. Wenn sie sich demselben hingegeben haben, ist es auch um die Hemmschwellen geschehen. Was dazu führt, dass eben jene junge Frauen Catcalling, im besseren Falle, oder auch körperlichen Belästigungen ausgesetzt werden. Lieder wie Layla halte ich da für Brandbeschleuniger. Achja, ich habe den Text gelesen. Das Video ist irrelevant, das Lied wird von den Kapellen gespielt, und ich glaube, auch wenn der Kapellmeister sich extra zu diesem Behufe Netzstrümpfe und Reizwäsche anzöge, würde es der Enthemmung junger Menschen, meist männlichen Phänotyps, eher noch Vorschub leisten.
    Auch wenn das außerhalb Ihres Universums liegt, ist das die Lebenswelt vieler Menschen in diesem Land. Volksfeste werden im Gegensatz zu Milongas von deutlich mehr Menschen besucht und jeder soll die Möglichkeit haben, unabhängig von Aussehen, Geschlecht, Alter, Herkunft oder sexueller Orientierung diese Feste genießen zu können. Die Auswüchse enthemmter Pseudomännlichkeit einzuhegen, halte ich für richtig!
    Ich kann verstehen, dass es für das Ausleben der Enthemmung Bedürfnisse gibt, zumal die Regionalregierung von Mallorca inzwischen auch dagegen vorgeht. Ich wäre für entsprechende Themenparks im Sauerland offen.
    Dass die Texte vieler Tangos fragwürdig sind, will ich nicht abstreiten, aber wie Sie an anderer Stelle schon feststellten, sind die wenigsten Teilnehmer hiesiger Milongas des Spanischen mächtig und noch weniger sind die Lunfardo Ausdrücke geläufig. Wenn Enthemmung im Tango stattfindet, geschieht das meiner Einschätzung nach ganz, ganz selten und wenn, dann einvernehmlich.
    Lieber Herr Riedl, ich will ihnen nichts Böses, ich habe nur eine andere Meinung in diesem Fall.
    Mit tatsächlich freundlichen Grüßen
    Hans-Peter Römer

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Herr Römer,

      ich bin Ihnen ebenfalls nicht böse – ehrlich! Und ich wurde wegen meiner Tätigkeit als Autor schon so oft persönlich angegriffen, da geht man unter, wenn man sich keine professionelle Einstellung zulegt.

      Ich wäre lediglich dankbar, wenn man mich nur für das kritisieren würde, was ich tatsächlich geschrieben habe. Aber nun haben Sie sich ja doch mit meinem Artikel befasst. Das erleichtert den Dialog.

      Was den „alten weißen Mann“ betrifft, schlage ich vor, das Entsprechende mit dem Begriff „Neger“ zu probieren – und dann hinterher zu behaupten, Sie hätten nur eine gewisse mentale Einstellung gemeint. Viel Spaß dabei!

      Zum Artikel: Wenn ich über das Verbot eines Musikstücks schreibe, muss ich meinen Lesern schon präsentieren, worum es sich handelt. Wie sollen sie sich sonst ein Urteil bilden?

      Ob Minister Buschmann sich dazu hätte äußern sollen, ist eine berechtigte Frage. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass Bundespolitiker sich zur Landes- oder Kommunalpolitik äußern.

      Klar gab es in Würzburg ein behördliches Verbot. Die Würzburger Stadtverwaltung ist eine kommunale Behörde. Inzwischen redet man sich auf Festwirte und Schützenvereine raus. Der Grund ist offensichtlich: Die Kunstfreiheit ist ein verfassungsrechtlich hohes Gut – ebenso das Verbot staatlicher Zensur. In Karlsruhe hätte man sich wahrscheinlich ein entsprechendes Urteil geholt. Aber warum sollten die Produzenten des Songs klagen? Die ganze Empörung hat den Verkaufserfolg des Liedes erheblich gesteigert.

      Das Argument, der Song könnte die „Enthemmung“ gerade junger Menschen fördern, klingt schon sehr nach den 1950-er Jahren. Ähnlich hatte man schon damals gegen Filme wie „Das Schweigen“ argumentiert. Mit ausbleibendem Erfolg – juristisch wie gesellschaftlich.

      Ich frage mich, ob in einer Zeit, wo sich Minderjährige mühelos Pornos auf ihr Smartphone runterladen können, ein Schlager wie „Layla“ die Verhältnisse verschlechtern könnte. Da müsste man an ganz anderen Fronten kämpfen. Und dies ist das eigentlich Schlimme: Die notwendige Debatte um wirklichen Sexismus – also Straftaten wie sexuelle Belästigung und Schlimmeres – wird diskreditiert, wenn man um einen bescheuerten Ballermann-Song so ein Gewese macht.

      Sie schreiben: „Jeder soll die Möglichkeit haben, unabhängig von Aussehen, Geschlecht, Alter, Herkunft oder sexueller Orientierung diese Feste genießen zu können. Die Auswüchse enthemmter Pseudomännlichkeit einzuhegen, halte ich für richtig!“ Sind Sie sicher, dass dies im Tango schon verwirklicht ist? Ich habe auf meinem Blog Dutzende von weiblichen Klagen über den dort immer noch herrschenden Machismo veröffentlicht. Da ist beileibe nicht alles „einvernehmlich". Auch darum sollten sich die Veranstalter mal kümmern, selbst wenn sie kein Spanisch verstehen.

      Mit besten Grüßen
      Gerhard Riedl

      Löschen
  3. Hans-Peter Römer25. Juli 2022 um 17:36

    Lieber Herr Wachinger,
    ja Frauen sind engelsgleich, aber ich glaube diese*r ... wie hieß er oder sie nochmal...achja Luzifer ist glaube ich auch eine* Engel! Wobei die angeblich geschlechtslos sein sollen. :-) Ach was Frauen sind auch nur Menschen...Ich finde, der Unterschied zwischen Männern und Frauen wird etwas überschätzt und Frauen häufig dabei unterschätzt, im Guten wie im Schlechten.

    Lieber Herr Riedl,
    die Verwendung des Begriffes "alter weißer Mann" war nicht gerade freundlich, ich habe es mir erlaubt, weil ich selbst einer bin. Andererseits ist der Vergleich mit dem N-Wort verunglückt. Das ist dann eher die Kategorie, wenn sich Impfgegner den gelben Stern anpappen.
    Es gibt tatsächlich sehr unterprivilegierte alte weiße Männer. Die sind im Pflegeheim untergebracht und häufig einem ökonomisierten Pflegesystem ausgesetzt.Trifft aber alte Frauen genauso.
    Wo ich mir aber nicht mehr so sicher bin, ob es tatsächlich soviel bringen wird, wenn Layla nicht mehr im Festzelt gespielt wird. Die enthemmten Pseudomänner sind in der Regel wegen Ihres Alkoholpegels enthemmt und selten wegen des aufgeführten Liedguts. Catcalling wird wohl mit und ohne Layla stattfinden. Adererseits finde ich es zuviel, wenn man auf die Kunstfreiheit verweist. Ich finde das Lied ist eher eine Art Liedporno, mit der der Konsument Dampf ablassen kann. Vom Verbot kann ja inzwischen kaum mehr die Rede sein, wenn es wohl inzwischen schon im ZDF-Fernsehgarten lief. Ich finde, da gehört es auch hin! Damit ist der Nimbus des Verbotenen restlos dahin.
    Das mit den Pornos auf den Handys ist ja schon ein Thema bei Grundschülern und im Prinzip sollte auch da schon die Aufklärung in der Schule ansetzen. Hier in Baden Württemberg gab es mal ein sehr ambitioniertes Konzept, was aber vom Piet-cong und Konsorten wütend torpediert wurde.
    Was jetzt den Tango und die enthemmte Pseudomännlichkeit, habe ich häufig Pseudomännlichkeit selten aber Enthemmung wahrgenommen. Was es aber nicht besser, aber eher schlimmer macht. Denn die Übergriffigkeit geschieht eher bewusst und gezielt. Ich habe aber selten gehört, weil ich glaube, dass einfach selten darüber gesprochen wird. Das sollte sich tatsächlich ändern, aber da sind nicht nur Veranstalter, da sind auch die Tänzer gefragt. Und wenn Sie jetzt den Satz lesen wollen, dann kriegen Sie ihn auch: Bevor man sich in den Codigos mit Cabeceo und Co befasst, sollte man zuallererst das Thema Verhalten bei Übergriffigkeit thematisieren. Zum Beispiel: Ein freundliches Zuzwinkern auf eine Aufforderung ist keine Einladung an den Hintern gefasst zu werden. Das gilt unabhängig von der eigenen Geschlechtszuordnung.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hans-Peter Römer

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Herr Römer,

      na sehen Sie, jetzt haben wir das Ganze doch ziemlich entdramatisiert!

      Wobei ich allerdings bleibe: Ich finde es unterirdisch, die Meinung eines anderen anzugreifen, indem man sein Alter, Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe etc. thematisiert. Vor allem, weil es zur Sache genau nichts beiträgt.

      Freundliche Grüße
      Gerhard Riedl

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Hinweis zum Kommentieren:

Bitte geben Sie im Kommentar Ihren vollen (und wahren) Namen an und beziehen Sie sich ausschließlich auf den Inhalt des jeweiligen Artikels. Unterlassen Sie herabsetzende persönliche Angriffe, gegen wen auch immer. Beiträge, welche diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden – ohne Löschungsvermerk – nicht hochgeladen.
Sie können mir Ihre Anmerkungen gerne auch per Mail schicken: mamuta-kg(at)web.de – ich stelle sie dann für Sie ein.