Event, Event, kein Lichtlein brennt

 

Obwohl dazu kaum ein aktueller Anlass besteht, flackern in der Tangoszene Debatten darüber auf, was man denn wie zum Tanzen öffnen könne. So fragte ein bekannter Diskutant in der FB-Gruppe, aus der man nicht zitieren darf:

„Nutzt ihr Schnelltests für euer (privates) Tanzen? Wenn nein – warum nicht?“

Das Meinungsbild lässt ahnen, wie es in der Tangogemeinschaft zugehen wird, wenn diese Fragen dereinst einen realistischen Hintergrund bekämen.

Solche Tests sind natürlich manchen viel zu unsicher:

„Lt. eines heutigen Artikels in der SZ bescheinigt eine aktuelle große Studie den Schnelltests eine recht ernüchternde Genauigkeit.“

Sachkenntnisse werden gemeinhin überschätzt:

„Ohne dass ich jetzt die Studie kenne, das ist grober Unfug.“

Aber zu solchen Dingen gezwungen zu werden gehe natürlich gar nicht: 

„Aber die Kinder sollen sich jede Woche damit in der Schule testen ... Das Ganze ist ‚freiwillig‘, wer nicht mitmachen möchte, muss allerdings Widerspruch einlegen. Halte ich rechtlich für ganz dünnes Eis.“

Oder droht gar ein Tango-Impfzwang?

„Sollten später Milongas irgendwann öffnen dürfen, werden Stimmen laut, wir kommen nur, wenn alle geimpft sind. Tests aufgrund der erhöhten Fehlerquote würden nicht akzeptiert. Das kann ja heiter werden.“

„Zu solchen Milongas würde ich nicht gehen. Boa, ist das gruselig.“

„Ich bin aber auch für die schönste Milonga der Welt nicht bereit, mich impfen zu lassen.“

„Ich wünsche mir einfach keine Veranstaltung, die bestimmte Menschen ausschließt.“ 

Und wenn jetzt welche einfach schwindeln? 

„Das nächste ist doch: Bin ich doch positiv und ganz fuchsig auf Tanzen, dann fällt mir doch bestimmt irgendein Grund ein, warum das Testergebnis nicht so stimmt. Ist wie Sex ohne Verhütung.“

„Wenn dann jetzt noch separiert werden muss, wer teilnehmen darf und wer nicht, wie soll sich dann Bitteschön eine Milonga finanziell rechnen?“

Der ehemalige Veranstalter einer oberpfälzer Nobel-Milonga stellt schon mal Hochrechnungen an:  

„Aus meiner Sicht sollten sich die Eintrittspreise mindestens verdoppeln. Ich möchte jeden Veranstalter dazu ermutigen und dazu aufrufen, dies zu tun. Eine neue Ära bricht an. Tango Post COVID mit ganz neuen Gesetzmäßigkeiten.“

Und klar – letztlich entscheiden die Organisatoren:

„Wenn sich ein Veranstalter an gesetzliche Regelungen hält und/oder entsprechende Hygienekonzepte ausarbeitet und diese genehmigen lässt, dann darf er natürlich auch genau die daraus hervorgehenden Regelungen als Zugangsbedingungen für seine Veranstaltung festlegen und verzichtet damit auch auf den Anteil der Kundschaft, der dies nicht mittragen will.“

Was wir alle wissen – ohne Regeln geht’s im Tango nicht:

„In vielen Fällen geht’s doch eher um die faire Gleichbehandlung verschiedener Personen(Gruppen). Der eine darf und der andere nicht?! Man regt sich dann auf, weil irgendwelche Typen Regeln aufstellen und über den Kopf hinweg entscheiden.“

„Es wird sich gewiss einiges ändern in der Tangowelt. Früher gab es mehr Spielräume und man konnte auch mal über das ein oder andere hinwegsehen. Das wird in Zukunft nicht mehr so ohne weiteres möglich sein, und es bedarf neuer Regelungen.“

Doch – oh Wunder – selbst in unserem Tanz sieht man Regeln fallweise kritisch:

„Ich bin nicht gegen Regeln – doch welche Regeln sinnvoll sind und welche nicht, ist ein ganz schwieriges Thema. Ich glaube, wir brauchen viel weniger Vorgaben, als wir denken. (…) Und Regeln, die andere für mich aufstellen, hinterfrage ich grundsätzlich erst einmal.

Gute Idee! Mache ich beim Cabeceo, den Ronda-Gesetzen und den Musikdiktaten seit vielen Jahren!

Was mich schon während der ganzen Krise beeindruckt: Man bleibt im Tango stur beim Gewohnten. Das Konzept der bisherigen Milongas wird nicht hinterfragt. Es müssen halt weiterhin Veranstaltungen mit größerer Personenzahl und freiem Partnerwechsel sein. Vom restlichen Tralala ganz zu schweigen. Nur wird man sich nach Corona nicht wegen der Códigos und der Musik kloppen, sondern halt beim Thema Tests und Impfungen. Und das wohl noch viel heftiger.

Auch ansonsten ist das Anspruchsspektrum vor allem in Großstädten beachtlich. In der FB-Gruppe „Tango München“ machte man jüngst Vorschläge für ein „Tanzhaus München“, für das die Isarmetropole wohl derzeit eine Machbarkeitsstudie entwirft. Ich zitiere auszugsweise:

„Rechteckige Räume mit Eichenparkett lackiert finde ich für Tango gut. Und Gästezimmer für Gastlehrer sind sicher nützlich.“

„Und auch einen Veranstaltungsraum mit Bühne und Übernachtungsmöglichkeiten!“

„Auf jedenfall braucht es ein Cafeteria mit gesundes Essen dazu.“

„Also Umkleiden, mit Duschen im besten Fall...“

„Ah sehr interessant, also es soll Räume mit verschiedenen Böden geben, guter Einwand!“ 

„Für uns Tangotänzer ist ein Schwingboden auch eine feine Sache! (…) aber nur wenn er nicht klebt“

„Parkplatz und gute Anbindung an den ÖNV ebenso. Vlt auch noch ein Aufenthaltsraum mit Kaffeemaschine, Sofas etc.“

„Wichtig wären auch gute Soundsysteme, in die man sich einfach mit seinem Laptop/Mp3/Smartphone einklinken kann (Kabel oder bluetooth).“

„Mit allem. Groß muss es werden! Think big!“

Na klar: Alles, was beim Tango nach Verzwergung riecht, geht gar nicht! Aber auch hier gilt natürlich: Selbermachen ist nicht angesagt, aber falls es die Kommune umsetzen sollte, kann man ja schon mal bescheidene Wünsche äußern…

"Für mich zählt nur eine normale Milonga mit viel Publikum und Tanzpartnertausch. Diese Locations sind aber seit Monaten geschlossen oder existieren nicht mehr. Private Minimilongas? Ich gehöre zu den Tangoleuten, die Tango auch deshalb gut finden, weil sie dort keine privaten Beziehungen einzugehen brauchen. Folglich wüsste ich nicht, mit wem eine private Milonga oder Minimilonga machen. Ich fände das auch sehr sehr seltsam."

Na eben: Ums Tanzen an sich geht es ja nicht, sondern um Intimität ohne Verpflichtungen. Und Tango muss Event-Charakter haben – sonst ist es keiner. Ich fürchte nur, hierfür entzündet man mittelfristig nicht mal die branchenüblichen Grablichter

Da hat mich ein Kommentator eher beeindruckt, der von seiner Eigeninitiative berichtet:

„Ich muss ein Liebling der Götter sein, dass eine Tänzerin aus meinem Adressbuch mich kontaktiert hat und ich eine kontaktiert habe, sowie eine Tänzerin aus ‚Tango für Singles‘ mich kontaktiert hat und ich eine kontaktiert habe. Macht vier Frauen, mit mehr kann ich echt nicht jonglieren, einmal habe ich mich schon beim Vornamen vertan. Oh-Oh.“

Was ihm vom frustrierten Tangorentner flugs die Antwort einbringt: 

„Angeber...“

Na ja, ehrlich gesagt habe ich mit der „Haremslösung“ ebenfalls beste Erfahrungen!

Und wir alle suchen ja – wie Bill Ramsey – nach der „Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe“. Auch wenn es sich dann nur um eine Fata Morgana sowie Elfriede aus Wuppertal handelt:


https://www.youtube.com/watch?v=JP6m8jP1oXo

Quellen:

https://www.facebook.com/groups/tangoforum (Post vom 25.3.21)

https://www.facebook.com/groups/tangomuenchen (Post vom 19.3.21)

Kommentare

  1. Lediglich 38% dieses Textes stammt von Ihnen, der so geistreiche Inhalte aufweist wie: "Was ihm vom frustrierten Tangorentner flugs die Antwort einbringt:"

    Der Rest ist wieder einmal gestohlen.

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    1. Gestohlen? Nein, der steht immer noch dort, wo ich ihn gefunden habe.
      Es soll ja sogar Musiker geben, welche zu hundert Prozent geistiges Eigentum Dritter interpretieren.

      Aber egal - ich freue mich ja, wenn Leser meine Texte derartig genau analysieren. Nur zu! Wenn's Ihnen langweilig ist, dürfen Sie gerne auch noch den Anteil der Konsonanten ermitteln oder die Kommas zählen.

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