Wenn der Käse aus den Löchern fliegt

 

Neulich erhielt ich den Kommentar einer Tangofreundin, die mit meiner Forderung nach einem grundsätzlich personalisierten Internet überhaupt nicht einverstanden war. Klar, Facebook und andere Konzerne als Datenkraken würden uns ausspionieren. 

Vielleicht würde meine Kritikerin ja anders denken, wenn sie mal ein Blog wie meines betriebe – so mit Minderheiten-Standpunkten, Ironie, Satire und verwandten Stilmitteln. 

Leider besteht zudem (von mir nicht beeinflussbar) die technische Möglichkeit, anonyme Kommentare einzustellen, obwohl mein Ansagetext eindeutig ankündigt, sie würden nicht veröffentlicht. Dennoch versucht man genau das immer wieder. Und fühlt sich fallweise sogar im Recht:

„Ja, Ihr Einverständnis, anonym zu kommentieren, habe ich offensichtlich, da Sie die Möglichkeit explizit bereitstellen.“

Ebenso wenig interessiert es wohl manche, dass ich bitte, beim Thema des jeweiligen Artikels zu bleiben und nicht ausfallend zu werden. Sind das lauter Analphabeten? Oder reicht es ihnen, wenn ich (und nicht meine Leser) ihre Angriffe zur Kenntnis nehme? Sorry, aber da habe ich inzwischen ein dickes Fell: Die Anwürfe enthalten immer wieder ähnliche Argumente – wenn überhaupt. Und einiges finde ich sogar richtig lustig.

Gelöschte Kommentare landen bei mir in der Spam-Abteilung. Ich habe einmal zusammengefasst, was da seit Oktober 2019 so alles ankam. Viele der Beiträge wurden anonym eingestellt oder unter einem Namen, der sich als Pseudonym entpuppte. Es gibt aber auch wenige Verbalradikale, die ihren Käse stolz mit einem Realnamen verbinden.

Eins jedenfalls ist klar: Um Tango geht es in keinem der Zitate.

Ich wünsche viel Spaß!     

Ein Standardvorwurf lautet: Ich würde andere beleidigen, selber aber keine Kritik vertragen und solche Kommentare löschen. Oft fällt dann der Kampfbegriff „Zensur“:

„Och, Herr Riedl, tun's doch nicht so viel jammern! Sie veröffentlichen doch eh jeden Schmarrn, bei dem Sie gelobt und die anderen lächerlich gemacht werden.“

„Ah! Jetzt verstehe ich: Nur Gerhard Riedl darf hier Satiren schreiben. Ach gut. Der Herr verträgt nicht nur keine Kritik sondern auch keine Konkurrenz :-)
Mich wundert nix mehr..... Also: brav zensurieren!“

„Allerdings sind Sie unfähig, Kritik hinzunehmen und andere Meinungen einfach gelten bzw. stehen zu lassen. Darum schreibt hier kaum noch jemand (gegen Ihre Ansichten). Konsequent brechen Sie jede 'Diskussion' ab, wenn jemand bei seiner Meinung bleibt und diese auch argumentiert.“

„Und schon startet die riedlsche Maschinerie: meine Beiträge werden zensuriert, obwohl ich nur eine (dumme) Frage von Herrn Riedl beantwortet habe. Aber o.k., jetzt bezeichnet er sich sogar schon als Journalist! An Selbstüberschätzung mangelt's im Hause Riedl ja nicht ;-) .“

Richtig, dass ich’s nicht vergesse: Arroganz und Hybris sind bei mir vorherrschende Charakterzüge. Aber sind meine Texte nun fad oder lustig? Da gehen die Meinungen auseinander:

„Mann oh Mann!
Da schreibt jemand schülerhafte und langweilige Zusammenfassungen von Facebook-Kommentaren zu einem Thema, das wahrlich nicht lustig ist und eher nach seriöser Aufklärung verlangt. Soll das allen Ernstes Satire sein? Wie auch immer: Hauptsache, der Autor findet das gut und lustig, denn an Eigenlob fehlt's ja nicht.“
 

„Mei, is die Raunzerei von Ihnen langweilig.“

„Der einzige, der super-komisch ist, sind Sie. Ciao.“

Die eigene Ausdrucksweise solcher Kommentatoren ist natürlich über jeden Zweifel erhaben:

„Und welche ‚Wortwahl‘ gefällt Ihnen nicht? In meinem Kommentar stand absolut nichts, was Sie nicht auch geschrieben haben. Sie halten wohl wirklich keine Kritik aus!“

Geschickt werden in die Anmerkungen Begriffe eingebaut, welche die Verachtung unmissverständlich ausdrücken:

„Bei Kommentaren, die Ihrer Meinung nicht entsprechen, fragen Sie nicht so höflich nach, gell? Aber so sind Sie halt: höflich nur zu jenen, die Ihrer Meinung sind. Bei uns nennt man solche Leute 'Kotzbrocken'.“

„Was muss in den Köpfen mancher Idioten vorgehen, sich öffentlich über eine Facebookgruppe lustig zu machen? Das fragt sich ein - aus verständlichen Gründen!!! - anonymes Gruppenmitglied.“

Gerade in den ersten Monaten der Pandemie waren meine Texte manchen zu sorglos, anderen dagegen viel zu rigide. Auch das kann man hübsch mit persönlichen Abwertungen garnieren:

„Ich finde dieses Thema zu ernst, um sich darüber lustig zu machen und Beiträge in einer langen Diskussion aus ihrem Sinn-Zusammenhang zu reißen, nur um eine möglichst große Lächerlichkeits-Wirkung zu erzeugen. Die Aneinanderreihung von Zitat-Schnipseln, die nur im Ganzen verständlich sein können, spricht für eine erschreckende geistige Unreife für einen Mann deines Alters. Entweder du bist dir der Ernsthaftigkeit der Lage nicht bewusst, oder du weißt um das Problem, aber dir sind ein paar spöttische Spitzen gegen das dir so verhasste München wichtiger. Beides, Gerhard Riedl, ist ein intellektuelles und empathisches Armutszeugnis.“

„Vielleicht sollten Sie mal darüber nachdenken, warum ein Test eingesetzt wird, der für Diagnosestellungen gar nicht zugelassen ist, sondern nur für Forschungsarbeiten im Labor. Menschen, die sich dies als Basis für weitere Fragen nehmen und diese Fragen auch stellen als Idioten hinzustellen. Vielen Dank, Monsieur! Ich möchte mich nicht auf dasselbe Niveau begeben. (…) Sorry, wenn ich es nun doch so sagen muss: Ich persönlich sehe die Idioten woanders. Herzliche Grüße von einer Tangotänzerin.“

Man kann Beleidigungen aber auch kürzer und knackiger fassen:

„Was sind Sie doch für ein Widerling!“

„Also ganz ehrlich: Sie sind echt das Letzte!“

Ich war auch schon mal ein Rechtsextremist:

„Ganz ehrlich: Ich bin entsetzt! Sie verwenden genau jene Sprache, die ‚das braune Gesindel‘ spricht. Sie schreiben von Gegnern und Feinden – und fordern von Ihren Lesern ein ‚nachdenkliches Weihnachtsfest‘. Wann fangen SIE an nachzudenken?“

Gelegentlich schickt man mir auch (unter falschem Namen) abwertende Sprüche über meine Gegner. Wenn ich sie veröffentliche, ist der Beweis erbracht, dass ich einseitig vorgehe. Clever!

„Lieber Gerhard Riedl,
vielen Dank wieder für diese informative Zusammenfassung. Sie lässt einmal mehr deutlich die Dummheit so mancher Schreiberlinge erkennen.“

 Nun, ich habe es natürlich nicht publiziert. Der Begriff "Dummheit" ging mir zu weit.

Wegen des fehlenden Themabezugs habe ich den folgenden Kommentar ebenfalls nicht veröffentlicht. Wie der Auszug beweist, ist aber der Tonfall völlig angemessen und das Angebot einer Lebenshilfe wohltuend konstruktiv:

„Mein Herz war voller Sorgen und Schmerzen, weil ich wirklich in meinen Mann verliebt war. Jeden Tag und jede Nacht denke ich an ihn und wünschte immer, er würde zu mir zurückkehren. Ich war sehr verärgert und brauchte Hilfe. Deshalb suchte ich online nach Hilfe und stieß auf eine Website, die vorschlug, dass DR.WEALTHY helfen kann, Ex zurückzubekommen schnell. Also hatte ich das Gefühl, ich sollte es versuchen. Ich habe ihn kontaktiert und er hat mir gesagt, was ich tun soll und ich habe es getan, dann hat er einen (Liebeszauber) für mich gemacht. 28 Stunden später rief mich mein Mann wirklich an und sagte mir, dass er mich und die Kinder so sehr vermisse, so unglaublich !! So kam er am selben Tag mit viel Liebe und Freude zurück und entschuldigte sich für seinen Fehler und für die Schmerzen, die er mir und den Kindern verursachte.“

Vielleicht könnten sich einige meiner Kritiker auch bei „Dr. Wealthy“ (sic!) in Behandlung begeben und erkennen, dass man mit solchem Gedöns selber nicht glücklicher und ein Blog nicht weniger erfolgreich wird – im Gegenteil!

Daher sollten meine werten Gegner nicht den Käse aus den Löchern, sondern – wie der selige Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals – die Löcher aus dem Käse fliegen lassen: Bei der einzigen Ronda, welche wirklich mein Herz erfreut, der „Polonäse Blankenese“. Dabei kann man sich höflicher und dafür der Heidi von hinten an die … Schulter fassen. Und alle sind glücklich!


https://www.youtube.com/watch?v=ttLB4qOGn-c

Kommentare

  1. Merken sie nicht, daß Alle nur noch über sie lachen? Mit diesem Artikel vergrößern sie dies noch!

    F.S.

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    1. Lieber Herr Stocklhuber (oder wie Sie sonst heißen mögen),

      wenn Sie "sie" kleinschreiben, lachen alle (ebenfalls kleingeschrieben) über die Zitategeber (Plural). Auch das zweite "sie" würde ich großschreiben, sonst bezieht es sich ebenfalls nicht auf mich.

      Aber ich ahne dennoch, was Sie meinen. Ja, und? Ein Satiriker möchte doch, dass man über ihn lacht!

      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

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