Gendergerecht im Tango – so geht’s!
„Wie wechselt ein Macho eine Glühbirne aus? Gar nicht, soll die Alte doch im Dunkeln putzen.“ (Harald Schmidt)
Leitfaden für eine gendergerechte Sprache in unserem Tanz
Liebe Tango-Personen,
Sie erhalten gerade unseren aktuellen Leitfaden für gendergerechte Sprache, der Ihnen einen verständlichen und praktikablen Überblick geben soll, wie Sie geschlechtsgerecht im alltäglichen Parkettverkehr formulieren können.
Warum gendergerechte Sprache, werden Sie sich fragen. Die Antwort lautet: Um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu erreichen. Hierfür ist die sprachliche Gleichbehandlung ein wichtiger Baustein, um weibliche und männliche Personen gleichzeitig zu nennen bzw. differenziert anzusprechen. Denn in unserem Sprachverhalten spiegeln sich unser Bewusstsein und Denken wider. Ein gendergerechter Sprachgebrauch, der Frauen als Frauen und Männer als Männer konkret anspricht, ist für die Realisierung von Gleichstellung wesentlich. Denn „Mitmeinen“ allein reicht nicht.
Dies erfordert auch Ihre Bereitschaft, bestehende und liebgewonnene Formulierungsgewohnheiten zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern. Dabei gilt natürlich grundsätzlich, die Lesbarkeit des Textes im Blick zu haben.
Paarformen machen deutlich, dass sich eine Gruppe aus Frauen und Männern zusammensetzt. Beide Geschlechter werden ausdrücklich benannt bzw. voll ausgeschrieben. Es ist üblich, bei der Reihenfolge die weibliche der männlichen Personenbezeichnung voranzustellen. Aus Paritätsgründen sollte bei der nächsten Paarform die Reihenfolge umgekehrt sein.
Beispiele:
Die Tänzerinnen (w) und die Tänzer (m) sowie das Tanzende (d)
Der Macho (m) und die Macha (w) – alternativ die Emma (w) – das Machum (d)
Kurzformen sind Sparformen, bei denen ganze Wörter oder Teile von Wörtern eingespart werden. Anstelle von sprachlichen Ausdrücken stehen grafische Zeichen.
Hier stehen verschiedene Optionen zur Auswahl. Die Reihenfolge ist im Allgemeinen männlich/weiblich/divers:
Tangolehrer/innen/lehrende
Tangolehrer/-innen/-lehrende
TangolehrerInnenLehrende
Tangolehrer*innen*lehrende
Tangolehrer_innen_lehrende
Tangolehrer(innen)(lehrende)
Tangolehrx
Personenbezeichnungen im Plural: Bei zusammenhängenden Texten ist es ratsam, um vielfache Doppelungen durch Beidnennung zu vermeiden, die Pluralform für Personen(-gruppen) zu verwenden.
Beispiele:
Statt Tänzerinnen und Tänzer besser Tanzende
Statt Tangolehrer und Tangolehrerinnen besser Tangolehrende
Hinweis: Die Betreffenden müssen allerdings diese Tätigkeit mindestens 12 Stunden täglich ausüben, damit das Partizip sprachlich Sinn macht!
Neutrale Bezeichnungen: Um einen Text lebendig und abwechslungsreich zu gestalten, bieten sich geschlechtsneutrale Formulierungen an. Damit vermeiden Sie auch, dass Texte durch vielfache Wiederholungen der weiblichen und männlichen Bezeichnungen unangemessen verlängert und verkompliziert werden.
Beispiele:
Statt Tänzerin oder Tänzer oder Tanzendes: Tanzperson
Statt Veranstalterin oder Veranstalter: organisierende Leitung
Statt DJane und DJ: musikgestaltende Hilfsperson
Statt Maestros und Maestras: die Götterwelt
Statt Anfängerinnen und Anfänger: Tangonulpen
Vermeiden Sie Rollenklischees und Stereotypen:
Statt: Man tanzt Tango besser: Es wird Tango getanzt.
Statt der Führende besser: die Führungsperson
Statt die Folgende besser: das folgende Individuum
Statt der Cabeceo besser: die blickliche Aufforderung
Kleines Genderwörterbuch
Statt Anfängerkurs: Einstiegskurs
Statt der Ansprechpartner: die Kontaktperson
Statt der Experte oder die Expertin oder das Expertum besser: Fachfrau und Fachmann sowie Fachperson
Statt Dozentinnen oder Dozenten: das Lehrpersonal
Statt Zuhörerinnen und Zuhörern: das Auditorium
Statt Teilnehmerinnen und Teilnehmern: die Teilnehmerschaft
Statt Kursleiterinnen und Kursleitern: die Kursleitung
Statt der Ocho: die Acht
Bei den kursiv gesetzten Abschnitten des obigen Texts handelt es sich um Originalzitate aus der Veröffentlichung „Gendergerechtes Formulieren – so geht’s! Leitfaden für eine gendergerechte Sprache“. Sie wurde 2017 von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg herausgegeben:
Im Internet finden sich zahlreiche, ganz ähnliche Anleitungen offizieller Stellen.
Ich habe den Text etwas an den Tangowortschatz angeglichen. Sträflicherweise wurden in der Anleitung die weiteren diversen Geschlechter nicht berücksichtigt, was ich korrigiert habe.
Männliche
Tangopersonen
sollten sich jedoch von der eingangs formulierten Absicht nicht verunsichern lassen: „Um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu erreichen.“ Das sind natürlich reine Weiberfantasien.
Keine
Angst: Der moderne Sprachgebrauch wird weder die um fast 20 Prozent geringere Entlohnung der Frauen beseitigen noch den strukturellen
Machismo im Tango. Glücklicherweise gilt weiterhin: Neue gesellschaftliche
Verhältnisse ändern die Sprache – nicht umgekehrt. Daher gilt weiterhin: Der Mann führt - wer denn sonst?
Meine Buchempfehlung hierzu:
http://www.tangofish.de/_maenner-fuehren-frauen-folgen.htm
Weitere Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtergerechte_Sprache
laaaaaaaangweilig, phantasielos.
AntwortenLöschenStimmt! Aber - wenn Sie es schon selber erkennen: Wieso machen Sie es dann nicht besser?
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