Ganz was Neues…
Bis
in die jüngste Vergangenheit galt Live-Musik
bei den Konservativen im Tango eher als unerwünscht
– selbst, wenn noch lebende Musiker die alten
Schinken darboten: Zu groß war die Furcht, bereits kleinere Abweichungen vom
Schellack-Kratz-Original könnten tänzerische
Irritationen auslösen.
Dies
scheint sich nun zu ändern. Gerade erreichen mich hymnische Kommentare zum Festival „La Locura“ in Innsbruck,
bei dem ganze zehn Tangoensembles
auftraten – und offenbar durfte man zu ihrer Musik ohne temporären Sitzzwang
die ganze Zeit tanzen!
Wäre
vor ein, zwei Jahren noch anders gewesen – da hätten man die guten Sachen nur konzertant erleben dürfen, und zum Tanz wären die Musiker dann wieder
gezwungen gewesen, kalorienreduzierte Vierviertler zu liefern…
Ich
habe mir die Gruppen einmal
angesehen:
Mit
leichtem Schmunzeln durfte ich feststellen: Die meisten dieser Ensembles – mit Ausnahme
von „El Muro Tango“ – habe ich längst bei unseren „Wohnzimmer-Milongas“ aufgelegt und oft auch auf meinem Blog
ausführlicher vorgestellt:
„Amores Tangos“ beispielsweise seit
2014:
http://milongafuehrer.blogspot.com/2014/09/amores-tangos-los-cosos-de-al-lao.html
http://milongafuehrer.blogspot.com/2014/09/amores-tangos-los-cosos-de-al-lao.html
Und
natürlich als Musiker auf Iwan Harlans neuer CD „Tango Alemán“
Im
Juni 2018 auch das „Sexteto Cristal“
Ganz
aktuell habe ich das „Tango Spleen
Orquesta“ vorgestellt:
„Los Milonguitas“ waren 2018 nicht nur
auf meiner Playlist, sondern boten die
Musik
zu einer „Tanzbarkeits-Prüfung“ per Video:
„El Cachivache“ gibt es auf einer bei
mir veröffentlichten Playlist meines Kollegen Martin Polzer:
Das
„Quinteto Beltango“ habe ich schon
häufig gespielt, zum ersten Mal im August 2015 :
In
hier meine Vorstellung von „Solo Tango
Orquesta“ Anfang 2018:
„Otros Aires“ kommt auf vielen
meiner Playlists vor. Ein Porträt der Gruppe habe ich Mitte 2016 verfasst:
Und
natürlich darf auch Daniel Melingo
nicht fehlen:
Übrigens
gibt es auch eine Zusammenstellung meiner „musikalischen
Specials“:
Fast
40 Künstler (mit Schwerpunkt auf modernem Tango) habe ich bislang auf der
Pörnbacher Milonga präsentiert.
Selbst
knochentrocken konservative DJs
scheinen nun ihre Totalverweigerung jeglicher modernen Entwicklung aufzugeben.
So schrieb gestern Theresa Faus auf
Facebook:
„Heute brachte mir
die Post die CD ‚Sin palabras‘ des Cuarteto SolTango (…) Sie ist fantastisch!
Exzellente Musiker spielen im Stil der Época de oro ein wunderbares Repertoire
von tollen Stücken zum Tanzen. Und zwar in gut zusammengestellten Tandas mit
Cortinas, so dass man die CD, wie es früher in den Milongas in München üblich
war, einfach einlegen und durchlaufen lassen könnte. (…)
Ich muss gestehen,
dass ich sie bis vor kurzem nicht kannte.“
Tja, liebe Theresa, hättste mal auf meinen Blog geschaut –
die Gruppe habe ich bereits Mitte 2017 vorgestellt, und ihre neue CD „Sin Palabras“ gab es ab Mitte März
dieses Jahres bei uns zum Tanzen:
Um
Missverständnisse zu vermeiden: Ich freue
mich natürlich riesig über diese neue Entwicklung – und vielleicht habe ich ja
mit einer Unzahl von Artikeln ein wenig dazu beigetragen.
Nur
– manchmal ist die lange Leitung der
Tangoszene schon bemerkenswert – zumal gelegentlich auch noch eine(r) draufsteht.
Noch
heute werde ich ja gelegentlich gefragt: „Ich
habe gerade gehört, du hast ein Tangobuch geschrieben. Worum geht es denn da?“ Und
ich fürchte halt, so in zirka 25 Jahren, wenn meine Gattin denn doch das aktive
Musizieren altersbedingt aufgibt, wird sie zu hören bekommen: „Stimmt das, was ich gerade erfahren habe?
Du singst Tangos? Das würde ich mir zu gerne mal anhören!“
Schrecklicher
Verdacht: Hängen noch so viele in der
„EdO-Schleife“, weil das einfach noch nicht lang genug her ist? Das lässt ja
hoffen!
Und
zur Unterscheidung – wer’s noch
nicht weiß: So klang das vor fast 80 Jahren…
P.S.
Ich sehe gerade: Auch zu diesem Stück habe ich schon etwas geschrieben. O mei‘…
Ganz erstaunlich, wer da plötzlich alles nervös wird! So postet Melina Sedó gerade eben auf Facebook:
AntwortenLöschen"Contemporary orchestras?
Around the turn of the millennium, quite a few djs used contemporary orchestras (El Arranque, Fernandez Fierro...) at Milongas.
Later most djs limited themselves to the classical orchestras. For me, that was not a big change, as I only very rarely played a contemporary band or neo/electro. Maybe once per milonga.
Since a few years, new contemporary orchestras can again be heard at milongas or encuentros - I guess at marathons too. Theresa recommended one yesterday.
So, just out of curiosity: who uses modern orchestras in their sets? And what are your reasons for doing so?
I find myself in a dilemma, because I really think that contemporary tango music and musicians should be supported, but I just like the "old stuff" much better. This is why I use exclusively music from 1927-1960 and for the 50's I keep it to Biagi, Di Sarli and Pugliese. You could call me a hardliner. But you knew that already. ;-)
So: What's your opinion?"
Das wird sicher spannend...