Was ich schon lang mal fragen wollte…
Meine
Tragik besteht wohl darin, dass ich
Milongas fast ausschließlich zum Tanzen
besuche. Leider sehen das viele anders und projizieren ihre Einstellung dann
auf mich: Sicherlich würde ich doch auch an einer längeren Unterhaltung interessiert sein.
Bin ich nicht.
Was
man da alles von mir wissen möchte, bildet ein weites Feld: Erkundigungen nach meinem Befinden kann ich ja noch
verstehen. Weiterhin soll ich jedoch Auskünfte erteilen, wie es denn auf
unserer „Wohnzimmer-Milonga“ laufe, sich
der Zustand auf anderen Tangoveranstaltungen
in unserer Nähe ausnehme – und, was ich besonders liebe – ob ich denn nun
allein oder in Begleitung erschienen
sei, wenn ja, in welcher, wenn nein, wieso nicht, und wo sich denn die entsprechenden
Personen aufhielten.
Gelegentlich
tauchen auch Gäste auf, die ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen habe und
die den Anlass freudig als Gelegenheit nehmen, mir länglich ihre seitherige Biografie zu schildern sowie
zu erklären, wieso sie so lange nicht beim Tango waren und warum nun doch
wieder. Das Ganze natürlich, während die schönste Musik läuft, die ich zu gerne getanzt hätte.
Nun
mag daran einiges informativ sein – nur frage ich mich: Wenn denn der oder die
Betreffende ein so großes Interesse
an entsprechenden Auskünften oder Mitteilungen hätte – meine Kontaktdaten findet man per
Suchmaschine in etwa 30 Sekunden. Man könnte mich also locker anrufen, eine
Mail schreiben oder mich via Facebook erreichen.
Ich
fürchte daher, so dringend ist die
ganze Geschichte nicht – man läuft sich halt zufällig über den Weg und benützt
freudig die bequeme Gelegenheit, den
anderen als Zuhörer respektive Auskunftei zu benutzen und hoffentlich
einige interessante Details zum Weitertratschen
zu erhalten.
Als
besondere Zumutung empfinde ich es, nicht nur über mein Privatleben, sondern auch das anderer
Personen berichten zu sollen. Ob meine Frau bzw. eine andere Person mich
begleitet oder warum nicht, geht Menschen, mit denen ich nicht näher befreundet
bin, einen Schmarrn an. Wie würden andere
Tänzer reagieren, wenn ich von ihnen Auskünfte über die jüngst leider
wieder abgelegte Flamme erwarten würde?
Frustrierend
empfinden es wohl manche Fragesteller, dass ich die Erkundigung, wie es denn auf unserer
„Wohnzimmer-Milonga“ laufe,
lediglich mit „gut“ beantworte. Mir
ist natürlich klar, was die Auskunftssucher
eigentlich wissen wollen: Ist bei uns genügend „los“, ist also das Jagdrevier groß genug, dass sich ein
Besuch lohnt? Letztlich soll ich also über Geschlecht und Anzahl paarungswilliger Singles berichten. Ich
werde den Teufel tun – auf Gäste mit solchen Motiven legen wir in Pörnbach
keinerlei Wert. Uns geht es ums Tanzen – ach ja, hatten wir schon…
Wer
wirklich an unseren Veranstaltungen interessiert ist, könnte uns ja eine Mail
schreiben und erhielte dann Einladungen. Aber nur ein wenig die Neugier befriedigen? Nö, dafür stehe
ich nicht zur Verfügung.
Gar
keinen Wert lege ich auch auf langatmige
Erklärungen, warum genau man nicht zu einer unserer Veranstaltungen (oder zu gar keiner) kommen
könne. Oft scheint man damit ein schlechtes
Gewissen bewältigen zu wollen.
Wieso
eigentlich? Wir können oder wollen selber an ganz vielen Tango-Events nicht
teilnehmen. Die Gründe sind
vielfältig: Wir haben halt andere Termine bereits zugesagt, die Fahrt ist uns
zu weit, das Musikprogramm nicht interessant genug oder wir fürchten, dort
wegen Überfüllung kaum tanzen zu können. Und vielleicht sind wir in unserem
Alter schlicht zu müde und wollen uns mal einen Abend ausspannen.
Das
alles sind doch unsere persönlichen Motive,
über die wir niemandem Rechenschaft schuldig sind! Aber den Veranstalter gezielt
darauf anzusprechen und allerlei komische Gründe aufzuzählen, birgt stets eine
Gefahr: Ihm zu signalisieren, dass einem halt anderes einfach wichtiger ist. Tausende Kilometer in den Urlaub zu
fliegen reizt einen eben mehr als die 60 Kilometer Fahrt nach Pörnbach.
Das
ist doch völlig in Ordnung, nur: Muss man das dem Organisator noch so direkt aufs Auge drücken? Einfach die
Klappe zu halten wäre menschenfreundlicher.
Meine
Lieblingsfrage, die wir derzeit
wegen unseres Tangokonzerts öfters hören, lautet:
„Wo
liegt denn eigentlich Pörnbach?“
Ich
gebe zu, bei diesem Satz überempfindlich zu sein. Zu oft wurden solche
Formulierungen verwendet, um uns Provinzialität
(„hinter den sieben Bergen“) zu unterstellen. Es gibt halt immer noch Trottel, die meinen, das Niveau der Kunst hinge von der Einwohnerzahl ab. (Musste man sich das
in Hiddensee auch sagen lassen?)
Auch
bei dieser Frage würde man selber per Suchmaschine
in etwa 30 Sekunden fündig. Aber wieso denn, man hat ja das Auskunftsbüro gerade am Wickel – da lohnt
die Mühe doch nicht!
Doch
da sich mein Blog dem Leserservice verschrieben hat, habe ich einige Informationen zu unserem Ort
zusammengestellt:
Im
Wappen unserer Gemeinde finden sich die drei
Rosen als Hinweis auf die einstige Hofmark der Grafen zu Toerring, von denen auch Schloss und Brauerei
zeugen. Das Posthorn weist auf die
zentrale Lage des Ortes an der Kreuzungsstelle zweier wichtiger Bundesstraßen
(Augsburg - Regensburg und Ingolstadt - München) hin. Ab 1803 gab es eine Poststation.
Die Wellenlinie deutet auf „Bach“
hin – wobei man wissen muss, dass es ein gleichnamiges Gewässer nicht gibt. Die
Einheimischen nennen ihren Ort „Bembeck“ oder „Bembo":
Als
Luftlinie gemessen liegt Pörnbach 57
km von München, 97 km von Nürnberg und 456 km von Berlin entfernt.
Und das ist gut so.
Somit
hoffe ich, die dringendsten Anliegen erfüllt zu haben. Und falls es noch
anderes gibt, was ihr schon lange mal fragen wolltet:
Wenn es schon so lang
gedauert hat, hat es wohl Zeit!
Auf
Milongas würde mir die Frage reichen:
„Möchtest
du mal tanzen?“
Hier
noch einige kulturelle Highlights
unserer Gemeinde im Jahreslauf:
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