Erstmal nicht tanzen

Trotz heftiger Rebellion meines Bauchgefühls reisten wir gestern nach München, um den Auftritt des Tango-Quintetts „La Máquina Invisible“ in der Auferstehungskirche zu erleben. Mich trieb insbesondere die Neugier, wie man es diesmal mit dem „Tanzen zu komplexer Musik“ handhaben würde. Doch davon später mehr!

Ab 20 Uhr sollte es zunächst ein halbstündiges „konzertantes Set“ geben, was mit gut zehnminütiger Verspätung auch gelang. Die gleiche Zeit überzogen auch die Musiker, so dass man kurz vor 21 Uhr dann doch mal auf das Bohlenparkett durfte. Vorher standen dort nämlich Stühle, welche anschließend von den Gästen wegzutragen waren. Nun gut – für 25 Euro Eintritt hilft man ja gerne…

Weitgehend Eigenkompositionen gab es wohl in diesem Teil zu hören – leider kann ich mit näheren Informationen nicht dienen, da der Pianist unverstärkt und daher schwer hörbar moderierte, obwohl offenbar eine kircheneigene Mikrofonanlage vorhanden war: So viel zur „Máquina Invisible“.

Das Quintett spielte in der Besetzung:

Manuel Martinez Serra: Piano

Guido Cavazza: Bandoneon

Pablo Galimberti: Violine

Facundo Jaimes: E-Gitarre

Mauro Rodriguez: Kontrabass

Ehrlich gesagt haben mich die Eigenkompositionen im ersten Teil nicht von der Kirchenbank gerissen. Klar, es klang durchwegs echt anspruchsvoll und schwierig – allerdings hörte ich mehr Einzelleistungen als einen attraktiven Sound der Gruppe. Von melodischen Themen ganz zu schweigen. Hervorzuheben sicherlich die Violinsoli von Pablo Galimberti sowie das antreibende Spiel von Manuel Martinez Serra, der hörbar mit den klanglichen Schwächen des rachitischen Kirchenklaviers zu kämpfen hatte. Überzeugend war für mich allein das letzte Stück in diesem Teil.

Für kurze Zeit übernahm dann DJ Daniela das Programm und legte alte Titel in erfrischenden neuen Arrangements auf. Leider durften bald die Livemusiker wieder das Ruder – ich hätte gerne mehr von dieser Dame gehört!

Nach der langen Wartezeit stürmten die Tanzenden nun die Bretter, was nicht nur zu viel Gedränge, sondern bei mir auch zur Bestätigung führte: Der gemeine Münchner kann nicht navigieren.

Insgesamt bot die Kirche viel „Schullandheim-Atmosphäre“: Von einer Garderobe sah ich nichts, also mussten wir unsere Siebensachen in enge Kirchenbänke knüllen. Religionstypisch war es ziemlich kalt – und Rotwein aus dem Drei Liter-Kanister verschenkte man auf „Spendenbasis“. Auf „Geschmacksbasis“ hätte ich vorgezogen, aber Tannin ist ja gut fürs entzündete Zahnfleisch. Mein Tipp an die Barkräfte: Die Plörre vorher heimlich in alte Weinflaschen umfüllen!

Die „Unsichtbare Maschine“ spielte dann also zum Tanz – und kam auch da erst mit der Zeit in Schwung. Vieles kann die internationale Konkurrenz halt deutlich besser. Immerhin gelangen einige temperamentvolle Milongas sowie eine ansprechende Pugliese-Runde.

Jedenfalls bis zum Zeitpunkt, an dem wir uns vom Acker machten. Das Tanzen war unbequem, das Sitzen im vollverdunkelten Seitenschiff auch. Und dass die Organisatoren jeden unnötigen Kontakt mit den Gästen vermieden, wärmte mir – bei sowieso kaltem Hintern – das Herz ebenfalls nicht.

Unter Münchner Tangoveranstaltern scheint die Devise zu gelten: Wer unsere Events besucht, ist selber schuld. Daher hatte man es auch nicht nötig, auf die verheerende Parkplatzsituation in diesem Viertel hinzuweisen. Karin gelang es nach langen Irrfahrten, einen weit entfernten Abstellort zu finden – erfolglos blieb sie allerdings beim Bemühen, zwei Parkautomaten hintereinander ein Ticket zu entlocken. Das kostete dann  trotz eingelegter Parkscheibe  20 Euro Strafe.

Ja, wahrlich ein gelungener Abend im gastfreundlichen München!

Jetzt aber zum Hauptgrund meines Ärgers:

Den letzten dortigen Event besuchte mein Leser Carsten Buchholz, dem das Glück zuteilwurde, dass die Tanzfläche auch im ersten, „konzertanten“ Teil frei war und daher von ihm und seiner Partnerin benutzt wurde. Er bekam daraufhin mächtigen Ärger mit anderen Gästen, die sich in ihrem Hörgenuss gestört fühlten. Damals gaben ihm aber die Veranstaltenden recht: Man habe ja explizit sowohl Zuhören als auch Tanzen angeboten!

Hier die ganze Geschichte:

http://milongafuehrer.blogspot.com/2023/11/tanzverbot-macht-wangen-rot.html

Zum „Tanzen oder zum Zuhören und Schauen“ lud man auch diesmal wieder ein – nur verhinderte man die anfänglichen Parkettaktionen durch aufgestellte Stühle. Fazit: Es gibt halt „untanzbare“ Tangomusik!

Ich werde natürlich nie beweisen können, ob und welche externen Einflüsse zu dieser inkonsequenten Entscheidung führten. Daher sage ich – auch aufgrund aktueller Erfahrungen – nur: Es gibt im heutigen Tango starke Interessengruppen, die es unerträglich finden, zusehen zu müssen, dass andere etwas können, das sie nicht hinbringen: nämlich zu komplexer Musik zu tanzen. Dies muss daher unter allen Umständen verhindert werden.

Ein Trost: Ich hätte zu dem Programm gestern auch nicht unbedingt tanzen wollen. So hat alles sein Gutes…

Quelle: https://www.tangomuenchen.de/de/tanzen/termin-details/event/event/show/kirchen-milonga-la-maquina-invisible-06-02-2024.html

P.S. Hier noch ein wenig PR für die engagierten Musiker:

https://www.youtube.com/watch?v=QI3Q4G-ktfs

Kommentare

  1. Lieber Herr Riedl,
    da Ihnen offensichtlich bis heute nicht der Unterschied zwischen „musikalischem Tangotanz“ und „tangoähnlichen-Bewegungen-während-Musik-zu hören-ist“ aufzufallen scheint und auch keine Scheu empfinden, bei letzterem Treiben zuzusehen, ist es auch kein Wunder, dass Sie solche Beiträge schreiben.
    Wenn ich in einem Konzert solche „Bewegungs-Legasteniker“ vor mir auf der Bühne rumturnen sehe, kann ich auch oft nicht schmerzfrei dieser Musik lauschen. Da es aber offensichtlich immer wieder bewegungshungrige Zeitgenossen gibt, die selbstüberschätzend glauben, sich zu allem was auch nur entfernt an Tango erinnert bewegen zu müssen, muss manchmal der Veranstalter eingreifen.
    Gut, dass es hier der Fall war.
    Denn dabei ständig in die Luft starren zu müssen, um mich auf die Musik zu konzentrieren zu können, macht einen Konzertbesuch überflüssig, - da reicht auch eine Musikaufnahme im warmen Zuhause.
    Diese „tangoähnlichen-Bewegungen-während-Musik-zu hören-ist“ kann man gerne im internen Kreis, privat im Wohnzimmer, betreiben, aber man sollte es aus Rücksicht auf Konzert-Gäste vermeiden. Im Übrigen ist diese unästhetische Gewusel auch keine gute Werbung für den Tango, selbst wenn man das als „Ich-glaube-Piazzolla-tanzen-zu-können-Selbstüberschätzer“ glaubt, denn es soll auch Tango-Laien geben, die dem nichts abgewinnen können und zwischen oben genanntem unterscheiden können.
    Mit freundlichen Grüßen
    Klaus Wendel

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    1. Ach, Herr Wendel,

      wenn ich nun wieder – in die andere Richtung – solche Sätze geschrieben hätte…

      Erst kürzlich wurde ich auf Facebook von einem älteren Tänzer für wesentlich harmlosere Bemerkungen heftig kritisiert: Ich schrieb, dass bei den heute oft reduzierten Tanzfähigkeiten die Nachfrage nach Musik steige, die man rauf und runter kenne. Bereits das wurde vom Kommentator als „bösartiges Einschlagen“ und „Niedermachen“ attackiert.

      Was der Herr wohl zu den Sprüchen sagen würde, die Sie gerade mal wieder klopfen? Aber vielleicht würde er sie sogar richtig finden, da sie seiner Meinung entsprechen…

      Klar, wir alle dürfen sagen, welche Musik, welche Tanzstile uns gefallen oder nicht. Gerne auch mit Ironie und satirischen Zuspitzungen. Das ständige Schwingen des Holzhammers aber nutzt sich ab. Irgendwann fragt man sich dann, welchen Grund eine geradezu pathologische Aggression gegen Leute hat, welche mal zu Tango nuevo tanzen wollen. Man gerät eventuell in den Verdacht, es selber nicht zu können und daher fest entschlossen zu sein, es auch anderen zu vermiesen.

      Vor allem aber schreiben Sie mal wieder am Thema vorbei: Selbstverständlich hat jeder Veranstalter das Recht zu bestimmen, ob und in welcher Weise das Tanzen erwünscht ist. Mir ging es aber um den Rückzug der Münchner Organisatoren hinter die eigenen Bekenntnisse. Diese Inkonsequenz habe ich kritisiert.

      Als häufiger Besucher konservativer Milongas kennen ich durchaus das Gefühl, lieber nicht zu genau hinschauen zu wollen. Da wäre ich oft auch sehr froh, wenn man das Ganze als Konzert anbieten würde.

      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

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  2. Hallo Herr Riedl, im allgemeinen schätze ich Ihre Beiträge sehr wegen Ihrer Klarheit und Entschiedenheit, ja manchmal auch der drastischen Formulierungen. Sicher können Sie es gut nehmen, wenn ich ebenso kommentiere:

    Es ist so Ihre Art, gerne die Negativa herauszukehren, aber sich derart als Opfer zu stilisieren, ist eines erwachsenen Mannes doch unwürdig.
    Dass Sie nach sicherlich mehr als 50jähriger Betätigung als Autofahrer im Münchner Raum immer noch nicht wissen sollten, dass man im Westend schlecht parken kann, und dass es Park&Ride-Plätze gibt , auf denen man aus der Provinz auf den ÖPNV umsteigen kann, will ich nicht glauben.
    Ebensowenig will ich Ihnen glauben, dass Sie den Unterschied zwischen Saalmiete (in diesem Fall kostenfrei) und Musikerhonorar nicht kennen sollten. Das kostenfreie "Stühleschleppen" gehört zur kostenfreien Saal(Kirchen)miete; die 25 EUR wurden von Ihnen für die jungen Musiker bezahlt. Und wenn Sie zum Stühleschleppen zu gebrechlich sein sollten (das ist Ihr gutes Recht; schließlich brauchen Sie ihre Krafte für das Tanzen), dann lassen Sie es halt einfach bleiben. Gezwungen wird Sie wohl keiner haben?
    Über Geschmack kann man trefflich streiten, und ob Ihnen das Konzert nun gefällt oder nicht - das bleibt Ihnen unbenommen
    Und klar, man kann an allem was aussetzen, und wegen Belanglosigkeiten am Rande herumgiften bzw über das Münchner Publikum schimpfen - das kennt man von ihnen, da fühlen Sie sich wohl.
    Wenn Sie guten Rotwein wollen, gehen Sie doch in ein gutes Restaurant - was erwarten Sie eigentlich von einem freundlicherweise durch ehrenamtliche Helfer bereitgestellten Getränkeangebot???
    Meines Wissens war ein Tangokonzert angekündigt, zu dem man auch tanzen kann; von einer Weinverkostung habe ich nirgendwo gelesen
    Kritik ist ja ok, aber arrogantes Herumnörgeln, dass man nicht kostenfrei auf hohem Niveau bewirtet wird... das sollte eigentlich unter Ihrem Niveau sein - oder ist das eigentlcvh der Kern Ihres Geschäftsmodells?
    Und darüberhinaus kann man ohnehin fragen, ob für aufmerksames, achtsames präsentes Tanzen Rotweingenuß überhaupt zuträglich ist.. Sie als Tango- (und offensichtlich Rotwein-) Purist sollten diese beiden Bereiche auseinanderhalten können.
    Doch was mich ehrlich erstaunt, dass sie vom Ambiente und den Umständen ja bereits über Ihren treuen Leser in Kenntnis waren - warum gehen Sie eigentlich hin, wenn Sie schon wissen, dass Sie sich ärgern werden? Aber sonst hätten Sie ja keinen Stoff zum schreiben....?
    Zum Schluß ein Vorschlag: bleiben Sie in der Provinz wo alles besser ist, und dann müssen Sie sich nicht über ignorante Veranstalter, unfähige Tänzer und schlechten Rotwein ärgern... tut Ihren Herzkranzgefäßen sicherlich gut (soviel Rotwein sollten Sie nicht trinken, um diese vor dem umfassenden Ärger zu schützen).
    Mit freundlich-sarkastischen Grüßen
    Andreas Lerner

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    1. Lieber Andreas Lerner,

      vielen Dank für Ihre umfangreichen kritischen Anmerkungen, die ich mit Freuden beantworte!

      Ich stelle immer wieder fest, dass sich viele der heutigen Probleme im Tango darauf zurückführen lassen, dass man unseren Tanz nicht mehr als Subkultur, sondern als Branche betreibt.

      Klar haben bei (meist kleinen) Veranstaltungen früher viele zusammengeholfen, indem sie den Raum umbauten sowie dekorierten, eine Musikanlage anschleppten und einen Kasten Mineralwasser besorgten. Bei den paar Euro, die das kostete, hat man zusammengelegt. Und Musiker haben „für den Hut" gespielt.

      Heute dagegen zerfällt die Tangowelt in Veranstalter und Kunden. Und wenn man dann ein ordentliches Eintrittsgeld verlangt, sollte man den Gästen schon einen gewissen Standard bieten – und nicht zuletzt das Gefühl, dass man sich um die Besucher kümmert.

      Dabei geht es doch nicht nur um mich! Aber als guter Gastgeber lasse ich die Besucher keine Stühle schleppen! Dies hätte das Organisations-Team übernehmen müssen. Oder sollen Ihre Kassenpatienten nach der Behandlung noch die Praxis putzen? Und wenn man Gäste von weither anlocken will, wäre man für Tipps zur Anfahrt (Park & Ride, ÖPNV) dankbar, so dass nicht das Gefühl entsteht: Ist denen doch Wurst, wie ich hinkomme!

      Dass Sie das Thema „Rotwein“ auswalzen, ist natürlich ein dankbarer Satire-Anlass. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir uns nicht besoffen haben. Bei gewissen Getränken ist die Bestellung eines weiteren Glases undenkbar – und schon das eine haben wir zu zweit getrunken. Ansonsten aber wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie persönliche medizinische Ratschläge auf die Augenheilkunde beschränken würden.

      Insgesamt habe ich nicht mich als „Opfer stilisiert“, sondern – wenn schon – insgesamt die Gäste solcher Veranstaltungen. Und, ehrlich gesagt, das „Provinzargument" ist unter Ihrem Niveau.

      Warum ich überhaupt hingefahren bin? Nun, ich habe – falls Sie den vorhergehenden Artikel gelesen haben – damals die Organisatoren sehr für ihre Bereitschaft gelobt, auch zu „konzertanter“ Musik das Tanzen zu gestatten. Mich hat es einfach interessiert, ob man nun die Chuzpe zu einer derartigen „Rolle rückwärts“ hat. Man konnte eben zum „Tangokonzert“ nicht tanzen. Wenn man Solches unternimmt, muss man mit einem kritischen Beitrag rechnen.

      Aber um dieses Thema mogelt man sich halt jetzt herum – das habe ich nicht anders erwartet. Auch von Ihnen gibt es dazu kein Wort.

      Danke für Ihren Kommentar und beste Grüße
      Gerhard Riedl

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    2. "Insgesamt habe ich nicht mich als „Opfer stilisiert“, sondern – wenn schon – insgesamt die Gäste solcher Veranstaltungen." So ist das also: Herr Riedl meint, für alle Gäste sprechen zu können. Überheblicher und arroganter geht es wohl kaum. Und dass "anspruchsvolle und schwierige" Musik Sie nicht von der Kirchenbank reißt, ist Ihr Problem und nicht die Schuld der Musiker. Dabei behaupten gerade SIE, zu anspruchsvoller und komplexer Musik tanzen zu können und bezeichnen andere als langweilig.
      Aber so ist das eben: Alles, was Herrn Riedl nicht passt, ist eben Shit. Siehe: https://milongafuehrer.blogspot.com/2024/02/video-meine-tango-shitparade.html
      Und dann wundert sich der Herr, dass er "angefeindet" wird. Und IHN, den großen Herrn Riedl, darf man ja sowieso nicht kritisieren!
      Daher bleibt mein Kommentar anonym. Ich habe nämlich keine Lust, Ihr Shitposting danach zu lesen. An einer Veröffentlichung bin ich sowieso nicht interessiert. Aber SIE sollen wissen, dass Sie ein unerträglicher Mensch sind.

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    3. Aha, ihr Kommentar bleibt also anonym. Dass Sie auf meinem Blog zu Gast sind und dann auch die hiesigen Spielregeln befolgen sollten, ist Ihnen offenbar egal. Schon mal eine erste charakterliche Einschätzung.

      Und da Sie keine Veröffentlichung wünschen, kriegen Sie diese jetzt – nebst einem „Shit-Posting“:

      Sie schreiben, man dürfe mich nicht kritisieren. Dass ich allein zu diesem Artikel zwei negative Kommentare veröffentlicht und beantwortet habe, ist Ihnen wohl entgangen. Über diesen Realitätsverlust würde ich mir Sorgen machen.

      Geflissentlich übersehen Sie meine Einschränkung „wenn schon“. Was heißt, dass ich natürlich nicht für jeden einzelnen Besucher spreche.

      Dass ich „zu anspruchsvoller und komplexer Musik tanzen“ kann, habe ich nicht behauptet. Lediglich, dass ich es gerne tue. Auch da hat Ihnen Ihre wirre Fantasie einen Streich gespielt.

      Na ja, wenn Musiker öffentlich auftreten, ist es schon auch ihr Problem, wie sie spielen. Das kann man nicht nur dem Zuhörer aufhalsen.

      Und ja, ich nehme mir die Freiheit heraus, manche Dinge zu bewerten. Aber ich sage stets, dass dies eine individuelle Meinungsäußerung ist. Sie dagegen stellen einfach mal fest, dass ich „ein unerträglicher Mensch“, überheblich und arrogant bin – feste Tatsachen also. Wenn also eines unserer Egos nicht durch die Tür passen sollte: Meines ist es nicht.

      Aber wenn das für Sie so verheerend ist, wieso versauen Sie sich den Tag, indem Sie sowas lesen? Haben Sie nichts Besseres zu tun?

      Daher erlaube ich mir, einen Ausspruch des Satirikers Georg Christoph Lichtenberg zu variieren:
      Wenn ein Kopf und ein Text zusammenstoßen und es hohl klingt, muss es nicht unbedingt am Text liegen…

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  3. Ein paar Tipps fürs nächste Mal, wenn Sie nach München zum Tango kommen:

    1. In München gibt es Parkplatzprobleme.

    2. In den Münchner Kirchen gibt es keine Garderobe

    3. Wenn Veranstalter*innen in der Einladung schreiben, dass es ein konzertantes Set gibt, dann ist damit gemeint, dass es ein Konzert ist. Man soll dann darauf nicht tanzen.

    4. Einfach wegbleiben, wenn die Rahmenbedingungen nicht taugen. Hingehen und sich dann über Umstände beschweren, die vorher bekannt sein sollten, gibt höchstens Stoff für einen Tangoblog.

    Ansonsten bin ich mit all den anderen Gästen sehr glücklich nach Hause gegangen. Tolle Musiker, gerade unverstärkt in einer Kirche, richtig gut. Danke an die Veranstalterin und die freundlichen Gäste, die sich mit Wertschätzung nicht zurück gehalten haben.

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    1. Lieber Oliver Fleidl,

      nun war ich zwar seit 2002 unzählige Male beim Tango in München (erst letzten Sonntag wieder), dennoch sind mir Ratschläge – noch dazu aus berufenem Munde – immer willkommen. Selbst wenn sie ziemlich von oben herab formuliert sind.

      Daher:

      1. Klar gibt es in München Parkplatzprobleme. Umso dringender wäre es daher erforderlich, dass ein dortiger Veranstalter Gästen von außerhalb Tipps gibt, wie man diese vermeiden kann.

      2. Dass es in Kirchen üblicherweise keine Garderoben gibt, ist uns auch in Pörnbach geläufig, wo meine Frau seit vielen Jahren den Kirchenchor leitet. Vielleicht könnten Sie den Veranstaltenden aufgrund Ihrer großen Erfahrung als Tanzschulbesitzer, ADTV-Tanzlehrer und Industriekaufmann Tipps geben, wie man dennoch eine Ablagemöglichkeit für Kleidung und Schuhe improvisieren kann – zumal die Räumlichkeiten in der Auferstehungskirche ziemlich weitläufig sind. Beispielsweise hätte man dazu die Stühle verwenden können, anstatt sie aufs Parkett zu stellen.

      3. Man hat den Einladungstext offenbar geändert: Auf dem Flyer, der bei dem Event noch auslag, hieß es: „Konzert zum Tanzen oder zum Zuhören“. Interessant, dass niemand sich dazu äußert, warum man von der Praxis, die man vorher noch heftig verteidigte, plötzlich Abstand nahm.

      4. Dummerweise betreibe ich halt ein Tangoblog, in dem ich auch Missstände in der Szene anspreche. Sie selber holzen bei Facebook-Diskussionen teilweise auch ziemlich herum und geben sich als Freund klarer Meinungen. Daher sollten Sie dafür Verständnis haben.
      Es würde einem Veranstalter gut anstehen, sich einmal selber zu äußern statt andere vorzuschicken. Vielleicht sogar, einmal sein Bedauern darüber auszudrücken, wenn Gäste nicht zufrieden waren. Leute wie Peps Valenci oder Thea Sämmer hätten das wohl noch getan. Aber dieser Stil scheint derzeit nicht mehr modern zu sein.
      Heute heißt es eher: Wenn’s dir nicht passt, dann bleib halt weg!

      Schön, dass Sie für „all die anderen Gäste“ sprechen. Ich gehe davon aus, Sie haben auch alle gefragt. Und Sie haben meinen Artikel gelesen, in dem ich durchaus auch lobende Worte fand.

      Vielen Dank und beste Grüße
      Gerhard Riedl

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  4. Lieber Herr Riedl,

    als Gralshüter der freien Meinungsäußerung wissen Sie ja sicher, dass Meinungsfreiheit was anderes als Widerspruchsfreiheit ist. Deshalb freuen Sie sich ja auch über Kommentare wie diesen, damit Sie noch einen ihrerseits "losholzen" können.

    Es ehrt mich, dass Sie offenbar meinen Lebenslauf gegoogelt haben. Er ist immerhin leichter zu finden als ein Parkplatz in München. Was uns zu der Frage bringt, wer denn nun verantwortlich ist, wenn man schon mit dem Auto anreisen muss. Das Konzept der Selbstverantwortung würde Ihnen ganz neue Möglichkeiten eröffnen, andererseits, worüber sollten Sie denn sonst schreiben, wenn nicht über die Schuld der anderen? Schwierige Sache, das verstehe ich durchaus.

    Die Idee, Schilder mit der Aufschrift "Garderobe" auf die Stühle zu kleben, wird die Veranstalterin sicher beim nächsten Mal überdenken. Wir haben ganz ungehobelt unsere Sachen gemütlich auf den bereits erwähnten Kirchenbänken gelassen.

    Zum Abschluss und als Geschenk des Münchners ohne Parkplatz an die Provinz, schenke ich Ihnen das letzte Wort. Schönes Wochenende!

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    1. Lieber Oliver Fleidl,

      ich musste Ihren Lebenslauf nicht googeln, da ich Sie von meinen früheren Münchner Tangozeiten her ganz gut kenne. Wir sind einander schon öfter begegnet, wobei ich vermute, dass Sie mich nicht bemerkt haben. Schließlich gehöre ich nicht zur Münchner Tango-Schickeria.

      In den Wortgefechten um Blogbeiträge von mir haben Sie mich einige Male erwähnt – zum Beispiel verglichen Sie mich einmal mit Alexander Gauland: https://milongafuehrer.blogspot.com/2018/09/gebrauchsanweisung-tango-pegida.html

      Tja, wie soll ich bitteschön auf kritische Kommentare reagieren? Antworte ich nicht, würde mir das als Arroganz ausgelegt – oder gar als Beweis, dass mir die Argumente fehlen. Versuche ich, meinen Standpunkt dagegenzusetzen, ist es auch wieder nicht recht.

      Selbstverständlich bin ich selber dafür verantwortlich, wenn ich eine Veranstaltung besuche. Genauso die Veranstalter für ihr Tun oder Unterlassen. Ich sehe da keinen Widerspruch.

      Den Begriff „Schuld“ vermeide ich, wo es immer geht. Was ich in meinen Artikeln beschreibe, sind stets nur meine persönlichen Eindrücke. Und wenn Sie auch nur einen kleinen Teil meiner anderen Beiträge lesen würden, sollte Ihnen klar sein, dass ich auch sehr gerne lobe – falls es einen Grund dafür gibt.

      Daher lehne ich das „Geschenk“ des letzten Wortes dankend ab. Sie können gerne noch weiter kommentieren. Ich würde Sie allerdings bitten, auf den Begriff „Provinz“ zu verzichten. Gerne unterlasse ich dann auch die Wendung „Großstadt-Gschwerl“.

      Mit besten Grüßen
      Gerhard Riedl

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