Herr Ober, einen Tango!


Zum neuen Artikel des Kollegen Cassiel hat sich eine hoch interessante Diskussion ergeben, die man der Nachwelt nicht unkommentiert hinterlassen sollte.

Eine Tangoanfängerin schrieb dort dazu:

„Für mich ist es immer noch ein Rätsel, ob all diese Regeln beim Tango wirklich notwendig sind. Als Anfängerin hat man ja kaum eine Chance, alles richtig zu machen, und deshalb hat man auch kaum die Möglichkeit, an einem Encuentro oder Marathon teilzunehmen. Bei Encuentros ist es nach dem, was ich gehört habe, sogar noch schlimmer als bei Marathons. Warum wird das gemacht? Ich sehe den Sinn nicht. Ich will doch nur tanzen.“

Ein (natürlich männlicher) Schreiber verfasste dazu eine Antwort, die mir – in hundertfachen Varianten – von dieser Seite und ihren Fans vertraut ist:

Regeln seien nach seiner Meinung nicht schlimm, sondern unbedingt nötig, um auf kleinem Raum zu tanzen. Anfänger sollten aus zwei Gründen Encuentros und Marathons fernbleiben:

„1.Als Anfänger fehlen einem schlicht die technischen Mittel, um auf begrenztem Raum gut und harmonisch tanzen zu können.
2. Das durchschnittliche Niveau der anderen Tänzer ist für Anfänger zu hoch, als dass genügend andere Teilnehmer ‚Lust‘ auf ein gemeinsames Tanzerlebnis verspüren.“

Auch der Vergleich mit dem Sport ist nicht neu – auch wenn von konservativer Seite stets behauptet wird, Tango sei alles andere als eine sportliche Betätigung:

„Was mich immer wieder wundert: wenn ich irgendeine Sportart (…) zum Vergleich nehme, dann ist jedem Anfänger sonnenklar: Ich werde jetzt nicht gleich in der Bundesliga starten…
Beim Tango hingegen haben scheinbar einige Anfänger den Anspruch überall und mit jedem anderen tanzen zu können. Sehr seltsam, verstehe ich irgendwie nicht… Naja…“

Ich kann inzwischen solchen Äußerungen ein höllisches Vergnügen abgewinnen: Das bewegungsstereotype bisschen „Schrittchen, Schrittchen, Arschgewackel“ auf einem halben Quadratmeter mit irgendeiner Bundesliga (und sei es nur der im Tauziehen) zu vergleichen, ist einfach göttlich. Und nein, Anfänger – gar weibliche – haben sich erstmal hinten anzustellen und hochzudienen, bis ihnen einst die Gnade zuteilwird, mit dem ersten arroganten Schlaghosen-Beau tanzen zu dürfen…    

Selbiger Kommentator fügt noch an, er könne das „scheinbar beliebte Bashing' von Marathon/Encuentros“ nicht nachvollziehen – noch dazu „meist durch Menschen, die noch nie auf einem solchen Event waren…“

Abgesehen davon, dass es „anscheinend“ heißen müsste, finde ich auch dies sehr lustig: Wie soll denn die arme Frau mit persönlichen Erfahrungen glänzen, wenn man sie gar nicht hinlässt?

Ich wollte diesen Kommentar schon in die Rubrik „übliche Verlautbarungen des Tango-Zentralkomitees“ verschieben, als ich augenreibend die Antwort Cassiels las:

„Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass der Begriff ‚Regeln‘ unglücklich ist. Da habe ich schon zu viele Diskussionen erlebt, die rein auf den Gegensatz ‚Regeln‘ vs. ‚Freiheit‘ abstellten. In der Sache hast Du Recht. Ich würde aber lieber von ‚Konventionen‘ oder ‚Gepflogenheiten‘ sprechen. Wir können Sport oder vielleicht auch die Teilnahme am Straßenverkehr heranziehen, allerdings hilft das in der Diskussion nicht weiter. Da wird dann immer mit dem o.g. Gegensatz argumentiert.

In jüngster Zeit entwickelte sich ein anderer Erklärungsansatz in meinem Kopf. Nehmen wir doch als Vergleich das Verhalten in einem ordentlichen Restaurant. Hat man das Glück, von einem ‚guten‘ Ober bedient zu werden, dann reicht ein Blickkontakt, um zu signalisieren, man hat eine Frage, einen Wunsch. Andere Gäste, die lautstark ‚HERR OBER!‘ durch den Saal rufen, werden als störend empfunden. Und es ist ein vergleichbares soziales Interagieren. Ein Ober hat fast immer auch einen Anspruch an seinen Beruf und schätzt es, wenn er nicht verbal heranzitiert wird. Natürlich wird der Ober oder Kellner auch einen Gast bedienen, der – unter Missachtung der Spielregeln – laut nach dem Ober oder (möglicherweise latent aggressiv) ‚ENTSCHULDIGUNG!‘ ruft. Angenehmer für alle Beteiligten sind die etwas sensibler Agierenden.“

Nun, von „Regeln“ hat Cassiel selber oft genug gesprochen. Gibt man diesen Begriff in die Suchfunktion seines Blogs ein, erhält man 44 Treffer. Und was mit Gästen zu geschehen hat, die sich nicht daran halten, hatte er ebenfalls beantwortet:

„Wie geht man als Veranstalter mit den Besuchern um, die diese Regeln offensichtlich ignorieren? (…) Ich denke, zunächst hilft ein freundlicher, diskret vorgetragener Hinweis auf die vorab veröffentlichten Regeln zum entspannten Tango für alle. Sollte das nicht wirken, muss man möglicherweise den Betreffenden bitten, die Milonga zu verlassen.“

Und auch zum verbalen Auffordern war seine dezidierte Ansicht:

„Um es zum wiederholten Male hier noch einmal zu formulieren: Ich halte die verbale Aufforderung für eine leichte Form der kalkulierten Nötigung.“

Tja, und jetzt keine „Regeln“ mehr, sondern „Konventionen“ oder „Gepflogenheiten“ – und wer sich nicht dran hält, wird dennoch bedient? Chapeau! An vielen Anzeichen nehme ich auch im Tango eine Klimaerwärmung wahr: Cassiel lässt nicht mal mehr pöbeln, Theresa Faus nennt Piazzollas Musik „Tango“ und Jochen Lüders findet zumindest Stücke wie „Oblivion“ tanzbar (vielleicht auch, weil die nun wirklich kein Tango sind?). Lediglich Letzterer versucht, die „Rausschmiss-Politik“ des antiken Cassiel noch zu überbieten. Aber das hat schon bei Wolf Biermann nicht funktioniert…

Zum Reglementierungswahn autoritärer Regime passt ein Artikel, welcher kürzlich auf dem Blog „Berlin Tango Vibes“ unter dem Titel „Freiheitsberaubung“ erschien. Die Autorin schildert darin ihre Erfahrungen auf einer sehr konventionellen Milonga in Buenos Aires, wo den Gästen sogar verbindliche und nach Geschlechtern getrennte Sitzplätze zugewiesen werden:

„Doch unterm Strich ist stillsitzen, zu den Herren rüberlächeln und fleißig Miradas verschicken angesagt. Wer einen Cabeceo erhascht, darf seinen Platz verlassen, aber natürlich nicht allein. Frau wartet auf dem Stuhl, bis der Herr ihr die Hand reicht und sie auf die Tanzfläche führt. Da wir Damen hier sitzen wie die Hühner auf der Stange, hat dieses Vorgehen durchaus seinen Sinn. Denn es räumt mögliche Missverständnisse beim Cabeceo sofort wieder aus und verhindert so peinliche Momente und geklaute Tandas. Nach dem Tanz bringt der Herr die Dame ebenso formvollendet wieder an ihren Platz zurück. Tja, und da sitzt sie dann wieder. Festgenagelt auf dem Stuhl. Bis zum nächsten Cabeceo.“

Dennoch, so die Schreiberin, sei sie nicht unzufrieden gewesen, sie habe mit vielen Herren tanzen können.

Ich meine, sie beschreibt treffend das Dilemma: Natürlich kann der Cabeceo, auch flächendeckend, prinzipiell funktionieren. Man muss hierfür aber ziemlich viele Freiheitsgrade einschränken: Sitzordnung (möglichst nach Geschlechtern getrennt), alle Blicke parallel auf die Tanzfläche gerichtet, helle Beleuchtung, Tandas, Cortinas und einiges mehr. Und es dürfen keine Besucher anwesend sein, welche die ganze Prozedur nicht wollen, nicht kennen oder darin nicht geübt sind. Gemütliches Sitzen und Plaudern rund um einen Tisch, teils mit dem Rücken zum Parkett, wird außerdem unmöglich. Ob dann alle peinlichen Missverständnisse ausgeräumt sind, wage ich dennoch zu bezweifeln.

Aber gut: Solche Regeln funktionieren in geschlossenen, ideologisch aufgenordeten Kreisen. Auf normalen Milongas wird es schwierig, und dort wird nach meinen Erfahrungen weiterhin eher „tanzschulmäßig“ aufgefordert.

Ob in einem eleganten mitteleuropäischen Tanzcafé der cassielsche Ober ein „klassisches“ Auffordern für unkonventionell hielte? Ich glaube nicht, im Gegenteil! Und sicher erregt es sein Wohlwollen, wenn ich ihm zum Bezahlen diskret zublinzle oder ihn heranwinke statt laut herbeirufe. Noch wichtiger wird ihm allerdings die Höhe des Trinkgelds sein. Auch dabei, liebe Tango-Geizhälse, sollte man einmal auf Konventionen verweisen: 5-10 Prozent sind hierzulande üblich – und die sind auch noch steuerfrei!

Und dass man einem Ober auch mal etwas zurufen darf, zeigt uns exemplarisch – und zu „otros ritmos“ – das Dresdner Salonorchester:

Kommentare

  1. Und schon erreichte mich ein Kommentar von Ernst Kopica:

    Lieber Gerhard,

    nach längerer Zeit juckt es mich wieder, zu deinem Blog etwas zu sagen. Witzig finde ich den Vergleich mit der Restaurantsituation und dem Tango tanzen. Denn offenbar bin ich oft ein Gast, der es nicht schafft, mit Kellnern (so sagt man halt bei mir in Wien) per cabeceo zu kommunizieren, da würde ich auf mein Bier oft lange warten. Aber meine durchaus kräftige Stimme hört der gute Mann. Nun, bin ich jedoch verunsichert, denn das ist ja nach den Ausführungen deines Blog-Kollegen eine Nötigung, wer weiß, wohin das in Zeiten politischer Korrektheit noch führt.

    Und das mit dem Hochleistungssport setzt dem Ganzen die Krone auf: Auf youtube gibt es ja 100e Beispiele von marathons und encuentros, aber Bundesliga sah ich dort noch nie. Viel eher scheinen solche Veranstaltungen wohl eher dem heute immer mehr Bedeutung erlangenden „Abgegrenztsein“ geschuldet zu sein. Siehe auch das Überhandnehmen von VIP-Loungen und Promi-Clubs bei Sportevents, um mal bei der Sache zu bleiben. Bei meinem Besuch eines Liverpool-Spieles in der englischen Premierleague gab es fast mehr VIP-Lounge-Karten als normale Tickets.

    Und eine abschließende Bemerkung eines kurzsichtigen Tangotänzers: Meine Brillen bleiben prinzipiell in der Garderobe, tanzen muss ohne erfolgen! Ich sehe auch genug, um mich unfallfrei durch den Raum und über die Tanzfläche bewegen zu können, aber auf 10 Meter erkenne ich das Mienenspiel der Dame nicht wirklich.

    Schönen Tag noch
    Ernst

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    1. Lieber Ernst,

      dankenswerterweise hast du noch erwähnt, was ich mir verkniffen habe: Bei diversem Bedienungspersonal hat man mit dem „Cabeceo“ keinerlei Chance. Aber Cassiel spricht ja von einem „guten Ober“. Und heute dürfte der Autor auch von „milder“ Nötigung nicht mehr schreiben. So ändern sich – zum Glück – die Zeiten.

      Und du hast vollkommen recht: Die „VIP-Lounge“ des Tango nennt sich „Encuentro“ – mit allen einschlägigen Begleiterscheinungen.

      Zum Thema Brille kenne ich den Katechismus allerdings auswendig: Der gesetzestreue Milonguero blinzelt per Sehhilfe, geht dann zum Tisch, um die erwählte Dame abzuholen, und lässt seine Brille auf diesem Möbel. Nach einer Stunde sucht er dann verzweifelt sowie ohne Augengläser an allen Tischen nach der vermissten Optikerware.

      Ja, so spannend kann Tango sein!

      Vielen Dank und herzliche Grüße
      Gerhard

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  2. Hier ein Kommentar von Matthias Botzenhardt:

    Hallo Gerhard,

    Du schreibst: „An vielen Anzeichen nehme ich auch im Tango eine Klimaerwärmung wahr“.
    Das ist doch wunderbar. Nach allem was ich gelegentlich lese, kann ich diesen Trend in den veröffentlichten Tangomeinungen des INTERNETS ebenfalls erkennen. Prima.

    Was die Realität auf Milongas betrifft, so nehme ich seit meiner Teilnahme (etwa um das Jahr 2008) hingegen keine Klimaschwankung wahr. Natürlich: Einzelne kalte Sommer oder milde Winter kommen vor, doch für das Klima sind ja nicht die Ausreißer wichtig. Es kommt auf den langfristigen Durchschnitt an.
    Innerhalb MEINES Erfahrungshorizontes war das Gros der Milongas auf Dauer und im Durchschnitt gleich.

    Es gibt sanfte Zwänge, die mich und meine Frau daran hindern, regelmäßig außerhalb des Gebietes von Freiburg bis Basel / Freiburg bis Straßburg zu tanzen. Innerhalb dieses ca. 150 km langen Streifens, sind uns allerdings die meisten der regelmäßig stattfindenden Milongas aus eigener Erfahrung bekannt (für den Raum München kann ich hingegen lediglich als seltener Gast urteilen).

    So lange meine Erfahrung zurückeicht, gab es in unserer Region schon immer die unterschiedlichsten Milongas. Auch Marathone, Encuentros, Maracuentros, Festivals, Festivalitos, Bälle, Übungsabende, …

    Abhängig von den Veranstaltern und ihren DJs kann man von konservativen Veranstaltungen (bei denen manchmal eine saubere Ronda praktiziert wird), bis hin zum rondalosen Contango alles finden. Wer sucht, findet sogar Salsango, Swango und andere mir nicht näher bekannte Verschmelzungen. Spezielle Rollentausch-Veranstaltungen und Milongas speziell für Frauen sind in jüngerer Zeit hinzugekommen und werden hoffentlich längerfristig erhalten bleiben. Nach einer Weile werden auch Anfänger anhand der Veranstalter in etwa einschätzen können, was sie im Groben erwartet. Bei manchen DJs/Veranstaltern war über die Jahre eine Veränderung der persönlichen Vorlieben zu erkennen, die allgemeine Fluktuation hat aber stets dafür gesorgt, dass jederzeit von allem etwas vorhanden war.

    Auch manche Veranstaltungsorte wechselten über die Jahre: Sie reichten von kirchlicher Gotik über fischgrätparkettierte Jugendstilräumlichkeiten über öffentliche Brunnen bis hin zum unterirdischen Gewölbe mit Gulli in krumm und schiefstem Estrich.

    Überall erlebte ich gleichermaßen tolle wie furchtbare Abende.
    Es gab Zeiten, da hatte ich ein starkes Faible für konservative Veranstaltungen, habe mich (innerlich) über Rondaverächter echauffiert und bejammerte gewisse musikalische Vorlieben von DJs. Da ich im Gegensatz zu vielen hedonistischen Tango-Singles (die scheinbar auf Beruf, Familie, Freunde, Alternativhobbys, … verzichten) nicht in der Lage bin, mir an beliebigem Tag die mir genehmste aller Milongas auszuwählen – freue ich mich sehr, dass ich inzwischen großes Gefallen an den unterschiedlichsten Veranstaltungen finde.

    Für mich gilt: Der Tag und die Milonga wählt mich, nicht ich wähle die Milonga.
    In all den Jahren habe ich noch nie wahrgenommen, dass eine Tänzerin oder ein Tänzer wegen „falscher“ Aufforderungspraxis einer Milonga verwiesen wurde. Auch auf keinem Encuentro! Deswegen sehe ich beim Thema Cabeceo keine Not zu Dogmatismus. Cabeceo/Mirada ist für mich eine Fertigkeit, die man sich aneignen kann (sollte!), um sie bei günstiger Gelegenheit einsetzen zu können. Jede/Jedem sei zugestanden, aufzufordern wie sie/er es möchte. Einzelne Ausnahmen sind immer und überall möglich. Entsprechend der Veranstaltung wird der langfristige Durchschnitt des persönlichen Verhaltens entscheiden, ob Betreffende(r) zu (vielen) Tanzgelegenheiten kommt. Zuzüglich der Summe aller tänzerischen Qualitäten sind andere persönlichen Attribute ebenfalls entweder dienlich oder hinderlich. So ist das eben.

    Immerhin: Wenigstens den eigenen Geruch kann man von erster Stunde an beeinflussen…

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  3. (Fortsetzung)

    Nach all meinen bisherigen Erfahrungen, kann ich absolut nicht bestätigen, dass man irgendwelche Freiheitsgrade einschränken muss, um SELBST per Cabeceo aufzufordern. Sobald es auch nur zwei Personen auf einer Veranstaltung gibt, die diese Fertigkeit beherrschen, so kann sie eingesetzt werden. Selbst wenn alle anderen Gäste dies weder bemerken noch beherrschen.

    Ob hingegen eine verbale Aufforderung bereits eine leichte Form der kalkulierten Nötigung darstellt (wie Cassiel es formuliert), kann nur die aufgeforderte Person entscheiden. Ich habe dies (allerdings sehr selten!) schon so empfunden. Doch auch hier gilt (wie bei Cabeceo/Mirada): Wer oft und von vielen verschiedenen Menschen verbal aufgefordert wurde, der wird eine größere Kompetenz in der jeweiligen Beantwortung besitzen.

    Für Führende gibt es nach meinem Empfinden keine zwingenden Gründe, auf eine verbale Anfrage von Folgenden mit einem Nein zu antworten. Insbesondere körperlich unterlegenen Frauen gestehe ich jedoch gerne zu, bei vermuteten Klammergriffen und Schwitzkästen sofort mit einem „nein“ zu antworten.
    Verbal auffordernde (männlich wie weiblich) müssen meines Erachtens ein „Nein“ VORBEHALTLOS und ohne geistiges Nachtreten annehmen.
    Sonst wäre doch bereits ein Fragen überflüssig.

    Ich mache mir, lieber Gerhard, Osvaldos Satz (samt Orthografie): „Allgemein kann ich dieses scheinbar beliebte „Bashing“ von Marathon/Encuentros überhaupt nicht nachvollziehen.“ ebenfalls zu Eigen. Wer diese Veranstaltungen kennenlernen möchte, die/der soll versuchen sie zu besuchen. Wer diese Veranstaltungen schätzt, die/der soll versuchen sie regelmäßig zu besuchen (hoffentlich mit Erfolg). Wer nicht, der nicht.

    Je größer das Spektrum der eigenen Möglichkeiten, desto mehr (empfundene?) Freiheitsgrade besitzt die Person!
    Allerdings: Je höher das eigene Tanzniveau, desto größer die Gefahr der (empfundenen?) Einsamkeit auf lokaler Ebene.

    Milongas mit einem kleineren „Hinterland“, besitzen in der Regel eine kleine „Community“.
    Dort sollten die (wenigen) Veranstalter darauf achten, wenig Konkurrenz zu betreiben. Dort ist es im Dienste aller Tanzenden, ein möglichst integratives Angebot innerhalb einzelner Milongas anzustreben. Jeder muss viele Kompromisse eingehen.

    Milongas in Metropolen oder in Regionen mit sehr vielen Tanzenden besitzen hingegen „Szenen“.
    Nur in einer „Szene“ können sich spezialisierte Veranstaltungen herausbilden. Nur dort ist jedem Tierchen sein Pläsierchen überhaupt möglich.
    Je größer die Szene, desto größer der mögliche Grad an Spezialisierung.

    Viele Grüße,
    Matthias

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    1. Lieber Matthias,

      klar, Klima-Prognosen sind stets ziemlich spekulativ, nicht nur im Tango.
      Und lokale Wetterdaten umso mehr.

      Meine „Wetter-Aufzeichnungen“ reichen bis 1999 zurück – und da konnte ich schon beobachten (im Netz wie auf den Veranstaltungen), wie bis zirka 2010 der „Normalfall gemischte Milonga“ durch den „Normalfall traditionelle Milonga“ ersetzt wurde. Das Wort „cabeceo“ beispielsweise las ich im deutschsprachigen Internet zum ersten Mal 2009.

      Es entscheiden halt stets nicht allzu viele Leute, was man dann der Masse der Gäste vorsetzt, und die orientieren sich schon sehr am aktuellen Trend im Netz – allerdings gibt es eine Verzögerung von mehreren Jahren, bis dies „unten“ angekommen ist.

      Daher bleibe ich bei meiner Einschätzung der momentanen Entwicklung. Aber, wie wir Bayern sagen: „Schaug‘ mer moi, dann seng ma‘s scho.“

      Beste Grüße
      Gerhard

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  4. Zum obigen Kommentar von Matthias Botzenhardt erreichte mich ein Beitrag von Chajim Meinhold:

    „Sobald es auch nur zwei Personen auf einer Veranstaltung gibt, die diese Fertigkeit beherrschen, so kann sie eingesetzt werden. Selbst wenn alle anderen Gäste dies weder bemerken noch beherrschen.“

    Das habe ich schon erlebt, zumindest, was den ersten der beiden zitierten Sätze betrifft: Auf einer besonderen Milonga ging es allgemein sehr freundlich und herzlich zu. Es machte den Eindruck als würde jeder mit jede(r) tanzen. Für eine länger sitzende Frau wurde mitten in der Tanda (es war die zweite mit derselben Partnerin) ein fliegender Wechsel organisiert. Außerdem waren auf dieser Veranstaltung noch zwei Personen anwesend, die dieses fröhliche Treiben nicht mitmachten: Eine Dame, die wahrscheinlich für einen großen Teil der am Ort je verteilten Körbe verantwortlich zeichnet und ein überaus wählerischer Herr. Diese beiden hatten ihre Freude daran, sich gegenseitig per Cabeceo aufzufordern und den Rest der Gemeinschaft zu ignorieren. Ein Auswärtiger, der die Dame offenbar nicht kannte, holte sich erwartungsgemäß einen Korb. Das alles wirkte völlig skurril. Es war, wie als fänden zwei Veranstaltungen gleichzeitig im selben Raum statt.

    Zum Klimawandel beim Tango kann ich noch beitragen, dass zumindest nach meinem Eindruck Ronda und Cabeceo nicht das Problem sind. Die Tanzrichtung gab es schon immer, und wenn man per Blickkontakt schneller war, musste man eben nicht hingehen. So ist es heute immer noch. Den Unterschied machen die Tandas, bzw. die Verpflichtung, eine einmal angefangene Tanda zu Ende zu tanzen. Damit ist die zuvor existierende Quasi-Regel, dass man einen Tanz mit jeder Person tanzen könne, ausgehebelt und der Korb erst salonfähig geworden.

    Ich habe noch „gelernt“, dass man Körbe möglichst vermeidet. Ich habe allerdings auch von einem mittlerweile altgedienten Tangolehrer ausdrücklich beigebracht bekommen, dass auf Musik mit wechselnden Rhythmen der Grundtakt stur durchgetanzt werden kann und soll - für einige Kommentatoren offenbar ein Unding … mittlerweile wird solche Musik auch hier in Dresden nicht mehr gespielt.

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    1. Lieber Chajim Meinhold,

      solche Paare, die sich gegenüber den anderen Gästen abgrenzen, gibt es auf vielen Milongas. Ob das etwas mit dem Cabeceo zu tun hat? Die gucken halt weg, und wenn man ein direktes Auffordern probiert, gibt es einen Korb. Klar, das fördert nicht gerade das soziale Miteinander.

      Was die Tandas betrifft: Vor 50 Jahren, als ich mit dem Tanzen anfing, nannte man sie auf Bällen „Tanzrunden“ – klar, die Kapelle brauchte nach 3-4 Stücken eine Pause. Und schon damals galt es als unhöflich, eine „Tanda“ nicht zu Ende zu tanzen. Ebenso waren Körbe verpönt.

      Ich habe jedenfalls noch nie weniger als 3 Stücke mit einer Partnerin getanzt. Gerade wenn es anfangs schlecht läuft, begrüße ich die Chance, dass man 10 Minuten Zeit hat, sich aneinander zu gewöhnen. Fast immer ist dann der letzte Tango der beste.

      Es gibt natürlich Ausnahmefälle, wo man wirklich das Ende einer Tanda herbeisehnt. Ich durfte dies schon in jungen Jahren erfahren, als ich beim Tanzkurs-Abschlussball mit der Mutter meiner Tanzpartnerin aufs Parkett musste. Zwischendurch sah ich reflexartig auf die Uhr. Daraufhin erhielt ich die (berechtigte) Belehrung: „Schauen Sie nicht auf die Uhr, junger Mann – dem Glücklichen schlägt keine Stunde.“

      Vielen Dank für den Kommentar und beste Grüße
      Gerhard Riedl

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  5. Matthias Botzenhardt schreibt dazu:

    Ich habe zwar schon einzelne öffentliche Milongas erlebt, auf denen anscheinend „jeder mit jede(r)“ tanzte, allerdings relativ selten.
    Solche „herzlichen“ Milongas besitzen genau dadurch eine ganz eigene und sehr spezielle Qualität. In solchen Milongas entsteht (unerwartet) ein Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl, das sich für die Teilnehmenden so gut anfühlt, dass die “Wohlfühlqualität“ einer einzelnen Tanda etwas in den Hintergrund tritt.

    Mein Eindruck: je kleiner die Gruppe, desto wahrscheinlicher ist dieser Effekt. In „Wohnzimmermilongas“ ist dieser Zustand vermutlich am leichtesten zu erreichen. Es würde sich nämlich für ALLE besonders blöd anfühlen, wenn sich bei einer Wohnzimmermilonga ein einzelnes Pärchen vollkommen abgrenzte. In Pörnbach war ich zwar noch nie, aber auf einer anderen Wohnzimmermilonga habe ich Paare miteinander tanzen sehen, die sich auf öffentlichen Milongas (bis zu diesem Zeitpunkt) geflissentlich mieden. Eine solche übergeordnete, sich spontan ergebende „Gemeinschaft“ habe ich auch schon auf Milongas „in der Fremde“ beobachtet: Tanzende, die in „der Heimat“ üblicherweise nicht miteinander tanzen, finden sich plötzlich recht mühelos und schnell auf der Tanzfläche zusammen.
    All diese Konstellationen können dadurch zu wertvollen „Horizonterweiterungen“ führen. Umso trauriger ist es dann allerdings, wenn sich solche neu entstandenen „Verbindungen“ dann in darauf folgenden Milongas wieder in VOLLKOMMENE Ignoranz zurückverwandeln.

    Leider muss ich auch bei mir selbst feststellen, dass es oft gesehene Tänzerinnen gibt, bei denen die letzte gemeinsame Tanda viele Monate oder gar Jahre zurückliegt. Bei manchen Damen würde ich das gerne ändern, bei anderen Damen hätte das vielleicht eher die Dame gerne anders.
     
    Abgesehen von Geburtstagstandas habe ich noch nie fliegende Wechsel für „länger Sitzende“ erlebt. Jeweils in Den Haag und Berlin kenne ich eine Milonga, bei denen es IMMER eine Tanda gibt, in der nach jedem Einzeltitel ein wilder Partnerwechsel „verlangt“ ist. Auch bei anderen Milongas habe ich das vereinzelt erlebt.
    So etwas halte ich für noch viel positiver als eine „Mitleidstanda“ (für eine einzelne Person). Wer sich wirklich PARTOUT zu schade ist, mit JEDEM zu tanzen… der darf/muss solche Tandas eben ganz aussetzen. Ich bin der Meinung, dass solche „Wechseltandas“ der Tangogemeinschaft in jeder Hinsicht dienen. Und zwar nicht nur den kleinen Communities, sondern auch den größeren Szenen.

    Für „Fremde“ ergeben sich sehr leichte Tänze, um überhaupt Anschluss in die lokalen Netzwerke zu bekommen. Und der „heimischen“ Bevölkerung hilft es sehr bei der Völkerverständigung! Diesen zweiten Aspekt sehe ich als den viel wichtigeren an. Sinn- und grundlose Hierarchien oder Gräben zwischen verschiedensten Cliquen werden dadurch zumindest etwas abgebaut.
    Immerhin.

    Außerdem profitieren unerfahrene Tanzende überproportional viel von den Erfahreneren. Durch häufige, sehr ungleiche Paarungen verbessert sich nach meiner Vermutung daher insgesamt auch die Tanzqualität in einer Community. Grenzt sich der „Tangoadel“ hingegen völlig ab, so wird er kaum Zuwachs erfahren.
    Oft sieht man gewisse Menschen jahrelang an vielen Wochenenden, ohne jedoch die geringste Beziehung zu diesem Leuten aufbauen zu können. „Wechseltandas“ bieten hier ein zartes Pflänzchen für einen ersten kleinen Anfang.

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  6. (Fortsetzung)

    Ganz aufheben wird man Lagerbildungen natürlich auch damit nicht können. Aber es bricht sich wirklich niemand etwas dabei ab, vier Mal hintereinander ein einzelnes Stück mit einer (möglichst fremden) Person zu tanzen.
    NACH so einer Tanda kann man sich ja sofort wieder auf den Weg zum vollendeten Traumcabeceo mit Leuten machen, die einem anscheinend eine „qualitativ hochwertige, meditationsmäßige Superverschmelzungstanda“ versprechen.
    (Danke lieber Gerhard, ich wollte eben anstatt „anscheinend“ schon wieder „scheinbar“ schreiben… ich lerne also viel in diesem Blog!)
     
    Es gibt immer wieder einzelne Paare, die tanzen auf einer Milonga exklusiv mit einem einzigen festen Tanzpartner. Zumindest im Großraum Freiburg gab und gibt es sogar Paare, die tanzen jahrelang nur mit ausschließlich dem gleichen Partner.
    Das finde ich vollkommen legitim. Solche Paare treffen meiner Meinung nach eine glasklare Entscheidung, die auch für alle anderen „sozialen“ Tänzer sehr leicht zu akzeptieren ist. Sie fallen als Paar dann trotzdem nicht aus der größeren „Gemeinschaft“ heraus.
    Es muss sich nämlich niemand fragen, WESHALB sie/er nicht zum erlauchten Zirkel gehört.
    Zumindest für MICH fühlt es sich bei solchen Paaren so an, als wäre dieses Paar einer jener Männer, mit denen ich noch nie selbst getanzt habe - trotzdem kann ich mich sehr gut mit diesen Männern verstehen.
     
    Viele Grüße,
    Matthias

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    1. Lieber Matthias,

      neben den Gründen, die du ja schon genannt hast, sehe ich einen weiteren: Auf kleinen Milongas haben Menschen, denen es eher um Selbstdarstellung geht, nicht genug Publikum.

      Daher meide ich seit Jahren große, »angesagte« Events (möglichst noch mit Live-Musik, berühmten Lehrerpaaren, Verkauf von Tangoutensilien etc.). Und die schönsten Tänze (oft schon wegen des größeren Platzangebots) hatte ich meist auf den »Provinz-Milongas« - oder natürlich bei uns in Pörnbach...

      Aber was willst machen: Die Mehrzahl rennt halt auf Veranstaltungen, wo schon viele sind.

      Vielen Dank und beste Grüße
      Gerhard

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  7. Ein weiterer Kommentar von Chajim Meinhold:

    Lieber Gerhard Riedl,

    um das mal gleich am Anfang zu klären: Ich bin nicht gerade ein besonders guter Tänzer und tanze aber sehr gerne. Die Entscheidung über das Ende des gemeinsamen Tanzens wird mir daher zumeist von der Partnerin abgenommen. Darum, wie viele Stücke *ich* mit einer Partnerin tanze, ging es mir nicht. Etwas Zeit zum aneinander gewöhnen ist gut und wichtig. Meine persönliche Regel ist, dass ich mir ein Urteil über die Tanzqualität nach frühestens 4 Abenden mit gemeinsamem Tanzen (nicht festgelegten Umfangs) erlaube.

    Dass es die Tanda schon vor 50 Jahren gab, nimmt mir in der Tat ganz schön den Wind aus den Segeln meiner These. Wenn ich so bei den berlintangovibes lese, kommt allerdings das Herbeisehnen der Cortina schön öfters vor.

    Ich bin aber etwas erstaunt, dass das nie bei den Regeln oder Codigos dabei steht. Dabei ist es für mich sonnenklar, dass Tandas, Cortinas, Cabeceo und EdO gleichermaßen zum von mir mittlerweile so genannten „Null-Risiko-Tanzprogramm“ gehören, wo man keine Überraschungen erlebt, sich keine Gedanken machen und nicht miteinander reden muss. Wahrscheinlich ist das Ganze-Tandas-Tanzen auch keine Regel, sondern ein Naturgesetz. Ich habe dazu schon einiges bei Cassiel geschrieben:
    https://tangoplauderei.blogspot.com/2018/01/ahnlichkeiten-und-unterschiede-im-Erleben-einer-Tango-Tanda.html
    Der Fahrplan der Dresdner Verkehrsbetriebe setzt offenbar mal eben so etwas ähnliches wie die Gravitation außer Kraft …

    Die gekürzte Tanda könnte für mich in mehrerer Hinsicht sinnvoll sein:

    1.
    Wenn ich pünktlich gehen muss und nur noch wenige Minuten Zeit habe wie schon beschrieben.

    2.
    Wenn es eine Folge-Tanda mit derselben Partnerin ist und sich zwischenzeitlich herausstellt, dass jemand schon länger sitzen geblieben ist.

    3.
    Um einem Partner oder einer Partnerin nonverbal mitzuteilen, wie gerne ich mit ihm/ihr tanze (ebenfalls schon bei Cassiel erläutert). Das ist eher unpersönlich gemeint, weil für mich als aktiver Part eher irrelevant.

    4.
    Dass die ein oder andere Edel-Tänzerin vielleicht einen Tanz mir mir riskiert ohne die Angst, die ganze Tanda mit mir tanzen zu müssen. Das meine ich wiederum persönlich. Ich glaube, auch bemerkt zu haben, dass in solchen Fällen manchmal später in die Tanda eingestiegen wird, denn dann gehen auch weniger als 4 Tänze.

    5.
    Die schon angesprochene „Dame im Klammergriff“ (beim Thema Übergriffigkeit gab es dieses Beispiel und dazu noch üblere): Es sollte meiner Meinung nach eine Selbstverständlichkeit sein, dass, wenn es beim Tanzen unangenehm wird, nach dem Musikstück „Danke“ gesagt werden kann und das war es dann. Ich finde auch die Vorstellung unangenehm, dass, wenn jemand das Tanzen mit mir nicht angenehm empfindet, mehr als den aktuellen Titel zu Ende tanzen muss. Mir ist unerklärlich, wie das jemand gutheißen kann. Dass ein junger Mann mit Schwiegermutter und Mutter der Tanzpartnerin aufs Parkett muss, ist was anderes. Das wird demjenigen auch vorher erklärt und er weiß im Voraus, mit wem er es zu tun hat. Aber wirklich mehrere Titel???

    Ich fand es eigentlich sehr schön und interessant, mir selbst Gedanken machen zu müssen, wie lange ich mit einer Partnerin tanzen möchte und das dann auch mitteilen zu können. Neben den tänzerischen geht es dann eben auch um die sozialen Fähigkeiten.

    Aber klar - wenn man so etwas noch nie erlebt hat …

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  8. (Fortsetzung)

    Von der Wechseltanda halte ich dementsprechend nicht viel. Ich möchte gerne selbst bestimmen wie lange bzw. dies mit meiner Tanzpartnerin aushandeln. Gleichwohl komme ich auf Milongas mit Tandas und Cortinas gut zurecht. Vier Tänze sind schon ein gutes Maß, das möchte ich nicht bestreiten. Wenn die DJs nur wenigstens ähnlich viel Kreativität in die Auswahl der Tangos stecken würden, wie in die Cortinas. Ich glaube an die Verschwörungstheorie, dass die DJs heimlich einen Wettstreit um die dämlichste Cortina austragen.

    Ob das sich-Abgrenzen (es müssen keineswegs einzelne Paar sein) etwas mit Cabeceo zu tun hat? Ein bisschen schon, finde ich: Cabeceo heißt eben auch, dass Wegschauen in Ordnung ist. Natürlich geht es auch ohne, aber dann könnte jemand kommen und fragen was los ist …

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    1. Lieber Chajim Meinhold,

      bekanntlich stehe ich dem ganzen Regelungs-Trara im Tango sehr skeptisch gegenüber. Wenn ich auflege, spiele ich keine Cortinas – eben weil ich niemanden vorschreiben möchte, wie lange er zu tanzen hat. Und Tandas, na ja… es muss sicher niemand befürchten, dass die Musikstile zu abrupt wechseln, aber so genau wie meine Kollegen nehme ich es dabei nicht.

      Das Entscheidende ist doch, dass die Kommunikation mit dem Tanzpartner klappt. Wenn er einen einleuchtenden, ihn nicht abwertenden Grund erfährt, warum man nur ein oder zwei Stücke mit ihm (oder ihr) tanzen möchte, ist doch alles in Ordnung!

      Leider neigt der Mensch halt zu Vergleichen: Ob man sich über ein Geschenk von 10 Euro freut, hängt maßgeblich davon ab, wie viel die anderen bekommen. Wenn die nur 5 Euro kriegen, fühlt man sich geehrt. Kriegen aber alle anderen 40 Euro, ist man enttäuscht.

      Daher sollte einem schon ein guter Grund einfallen, wenn man Tandas verkürzen will. Und klar, bei Übergriffigkeiten oder anderem dramatisch schlechtem Benehmen kann man auch mitten im Tanz aufhören. Ansonsten aber sollte niemand das Gefühl haben, es läge an eigenen Unzulänglichkeiten, wenn andere nach einem oder zwei Tänzen schon wieder aufhören wollen.

      Bislang hat es bei mir jedenfalls noch keine Tanguera geschafft, so schlecht zu tanzen, dass ich es keine drei Stücke mit ihr ausgehalten hätte…

      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

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