Tausend!
Unterschiedlichste Dinge liegen oft nahe
beisammen – so interessant kann das Leben sein!
Nachdem ich in den letzten Tagen quasi die
Alleinverantwortung für den Niedergang
des Münchner Tango hatte und gestern sogar vom Besuch einer dortigen Milonga ausgeladen wurde, erreichte
mein Blog vor zirka 40 Stunden die Summe einer halben Million Zugriffe!
Und heute früh sehe ich an der gestrigen
Tagesbilanz, dass ich endlich das erreicht habe, wovon Blogger träumen: 1000 Zugriffe an einem Tag (genau waren
es 1006).
Nein, ich verwechsle das nicht mit Zustimmung – und die ist mir, ehrlich
gesagt, auch nicht so wichtig. Jeder darf, auch im Tango, seine eigenen
Ansichten haben – und wenn sich daraus ein Nachdenken oder gar Dialog
zur Sache ergibt, bin ich völlig zufrieden.
Wenn man solche Zahlen publiziert, wird einem
automatisch Eitelkeit und Selbstbeweihräucherung vorgeworfen. Na
gut: Ich gebe gerne zu, mich zu freuen, wenn andere meine Tätigkeit
loben – das habe ich mit einigen Milliarden Menschen gemeinsam. Andererseits
hätte ich kein Problem damit, mein Blog unter Pseudonym zu führen und somit jeder persönlichen Bekanntheit zu
entsagen (und dann auch nicht von Milongas ausgeladen werden zu können, hihi).
Ich würde damit jedoch ein fatales Signal setzen: Dass man sich im
Netz – aus Angst vor Angriffen – nicht mehr unter Klarnamen zu äußern traut. Und: Dass ich nicht bereit bin, für mein
Tun Verantwortung zu übernehmen.
Erst gestern (Edit: heute Vormittag) wurde mir (zum gefühlt
tausendsten Mal) vorgeworfen, andere zu beleidigen.
Das wäre ein Straftatbestand. Seltsamerweise
ist aber keiner dieser Kritiker bereit, einmal juristisch dagegen einzuschreiten. Der Grund ist klar: Ich würde freigesprochen und hätte die
Möglichkeit, gegen den Betreffenden wegen Übler
Nachrede vorzugehen: Er behauptet nämlich ehrenrührige Dinge, die er nicht
beweisen kann.
Über meine Motive, dieses Blog zu betreiben, wird ja viel spekuliert. Erst
gestern wurde wieder einmal der „Spaß am Regelnbrechen“ vermutet.
Das ist natürlich Unsinn. Ich schätze Regeln überaus – sie sind für das Zusammenleben der Menschen unverzichtbar. Ich meine jedoch auch, dass nicht alles im Leben geregelt werden muss – etwa die Spuren in einer Ronda, das Geschlechterverhältnis auf einer Tangoveranstaltung oder das Nasebohren. Das wird dann fallweise lächerlich bis gefährlich.
Das ist natürlich Unsinn. Ich schätze Regeln überaus – sie sind für das Zusammenleben der Menschen unverzichtbar. Ich meine jedoch auch, dass nicht alles im Leben geregelt werden muss – etwa die Spuren in einer Ronda, das Geschlechterverhältnis auf einer Tangoveranstaltung oder das Nasebohren. Das wird dann fallweise lächerlich bis gefährlich.
Die Gründe,
wieso ich Texte verfasse, sind
ziemlich simpel:
Erstens schreibe
ich einfach gerne. Studium und Beruf schränkten diese Beschäftigung
jahrzehntelang ziemlich ein. Umso mehr freue ich mich, seit meiner
Pensionierung 2011 alle Zeit der Welt zu haben, dieser Leidenschaft
nachzugehen.
Zweitens und mir mindestens genauso wichtig:
Zeit meines Lebens stieg in mir die nasskalte
Wut auf, wenn man Kleine und
Unbedeutende knallhart „abfrühstückt“. Sie hätten vielleicht auch etwas zu
sagen, aber das interessiert ja keinen. Dies ist die Ursache dafür, dass ich Sozialdemokrat war, bin und bleiben
werde: Um den „Underdogs“ eine Stimme zu
geben. Lange meinte ich, wir hätten in unserer Gesellschaft den Feudalismus überwunden. Bis ich zum
Tango kam…
In dieser hochedlen Welt interessiert es
offenbar die regierende Bonzokratie
einen Dreck,
·
dass „unwichtige“
Besucher lediglich als Zahler des Eintrittsgelds von Bedeutung sind
·
dass gerade ältere
und unspektakulär erscheinende Frauen auf Milongas stundenlang nicht
aufgefordert werden und dann noch meinen, es läge an ihnen
·
dass ihnen der Zugang
zu Tangoveranstaltungen verwehrt wird, weil sie dem falschen Geschlecht
angehören
·
dass man ihnen
verbieten will, Männer anzusprechen und sie um einen Tanz zu bitten
·
dass man Frauen
weismacht, sie müssten mittels Kleidung und Schuhwerk erotische Männerfantasien
befriedigen
·
dass fortwährend die
rassistische Einstellung verbreitet wird, Argentinier seien in Tangofragen
quasi unfehlbar
·
dass man Tangoschüler
mittels einer steinzeitlichen Methodik und ideenloser Didaktik in eine
Tanzwüste katapultiert und ihnen dann noch weismacht, es läge an ihnen, wenn es schief geht
·
dass „traditionelle“
DJs für sich ein Herrschaftswissen reklamieren, das sie berechtigt, unwidersprochen
Abend für Abend die gleichen fantasielosen Mainstream-Geräusche aufzulegen
·
dass man Menschen,
welche sich zu Tangofragen kritisch äußern, in einem Tonfall begegnet, der mich
an den Dialog zwischen ostelbischen Junkern und ihren polnischen Landarbeitern
erinnert
All denen möchte ich mit meinem Blog –
stellvertretend oder direkt – eine Stimme
geben und ihnen versichern:
·
Jeder Mensch, der
eine Milonga besucht, ist gleich wichtig und hat den gleichen Anspruch auf eine
freundliche und entgegenkommende Betreuung durch die Gastgeber.
·
Eine Frau, die lange
herumsitzt, obwohl sie ersichtlich tanzen möchte, befindet sich in einer
Gesellschaft männlicher Vollidioten.
·
Es ist ihr gutes
Recht, Männer anzusprechen und um einen Tanz zu bitten. Wer dies bezweifelt,
möge diesen Damen zur Dokumentation seiner Geisteshaltung doch gleich einen
Sack überstülpen.
·
Man wird nicht erst
zur Frau, wenn man sich mit Highheels und Flatterröckchen als solche
kostümiert. Man darf sich ja auch mit Knitterfalten-Jeans und verwaschenem
T-Shirt als Mann fühlen.
·
Ob jemand etwas vom Tango
versteht oder ihn gar tanzen kann, ist völlig unabhängig von Rasse und Nationalität.
·
DJ ist keine
geschützte Berufsbezeichnung. Ob Menschen, die sich so nennen, etwas von Musik
bzw. Tanz verstehen oder lediglich Computerfreaks sind, kann jeder frei beurteilen. Und
man darf es ihnen auch sagen.
·
Kritik an jeglichen
Themen des Tango ist stets erlaubt und oft weiterführend – ob man nun Laie oder
(gefühlter) Experte ist. Wer diese nicht verträgt und gar unhöflich
beantwortet, hat nicht Recht, sondern keine Erziehung.
Daher möchte ich allen im Tango, auf die
sonst keiner hört, eine Stimme geben. Voraussetzung hierfür ist aber, dass mein
Blog Beachtung findet. Mit derzeit zirka 650 Zugriffen täglich ist das möglich.
Dafür danke ich herzlich allen, die dazu beitragen!
Bei der gestrigen Debatte in der Facebook-Gruppe „Tango (Slam) München“ hat
ein Kommentator verraten, worum es wirklich geht:
„Immerhin
leben in München etwa 100 Menschen teilweise oder komplett vom Tango. Für die
ist es definitiv wichtig, dass hier nicht ein paar Chaoten die Stimmung
versauen. Andererseits macht diese Angst vor negativer PR den Münchner Tango
auch nicht gerade attraktiv.“
Tja, Leute, das ist euer Dilemma. Ich kann
nur versichern: Mein Blog ist und bleibt werbefrei
und daher unabhängig von Geschäftsinteressen
(wobei ich mich natürlich freue, wenn immer noch etliche Menschen meine
Bücher kaufen – aber mit diesen mache ich keinen Gewinn). Daher kann ich mir unabhängige Standpunkte leisten.
Freunde
und Gegner dürfen also versichert
sein: Auch weiterhin werde ich mich bemühen, Debatten auf die Sache und nicht auf Personen zu konzentrieren. Aber eins
ist klar: Wer sich im Tango aufplustert und horrenden Unsinn
verbreitet, landet umgehend auf meinem Blog. Versprochen!
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