Das Wort zum Samstag
Neulich hörte ich auf einer Milonga mehrfach die Ankündigung der Musiker:
„Das nächste Stück ist nicht zum Tanzen gedacht.“
Klar blieben dann alle sitzen. Gehorsam ist ja in der deutschen Tangoszene eine Kardinaltugend.
Bei solchen Sätzen wächst mir bereits vor Mitternacht ein dichter Werwolf-Pelz: Wer denkt da – der Komponist, die Interpreten oder die Veranstalter? Oder Cassiel? Denkt da überhaupt einer?
Generell möchte ich mir von niemandem sagen lassen, wozu ich zu tanzen habe oder nicht. Speziell auf Tanzveranstaltungen. Und schon gar nicht von Musikern, die erfahrungsgemäß meist von der Bewegung auf dem Parkett null Ahnung haben. Da interessiert mich nicht mal Piazzollas Ansicht.
Und was ich schon gar nicht verstehe: Warum spielen die Heinis dann nicht Tanzmusik? Schließlich sind sie auf einer Milonga engagiert! Oder spielt da inzwischen das Tanzen nur noch eine Nebenrolle?
Ich wäre dafür, dass sich im Tango jeder um seinen Kram kümmert: Die Musiker dürfen entscheiden, was spielen, die Tänzer, ob sie sich dazu bewegen wollen. Und der Veranstalter soll sich darum kümmern, dass genug Sitzplätze vorhanden sind.
Mich hätte es schon oft gereizt, zu Beginn einer Tanda anzusagen:
„Die nächsten Stücke sind weder zum Tanzen noch zum Zuhören gedacht.“
Gerontolonga * www.tangofish.de |
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