Geronto-Stehschmusen

 

„Es gibt wirklich Leute, in deren Gesellschaft man sich noch viel einsamer fühlt, als wenn man ganz allein ist.“ (Sacha Guitry)

Meiner Treu – was hätte ich mir an tiefstem Herzeleid erspart, wäre ich nicht auf der Suche nach Interpretationen der lustigen und temperamentvollen Milonga „El Porteñito“ über ein gar schröckliches YouTube-Machwerk gestolpert!

Alle Leserinnen und Leser seien gewarnt, sich dieses Video bei nicht völliger mentaler Stabilität zu geben. Und Achtung bei der Toneinblendung: Da trillert der Kanaro! Mann, da waren früher die Kurkonzerte in Bad Leichenhall doch vergleichsweise orgienartig...

Disclaimer: Der presserechtlich Verantwortliche von „Gerhards Tango-Report“ übernimmt keinerlei Haftung für körperliche, geistige oder psychische Schäden durch leichtfertiges Anklicken des Bilddokuments. Kinder haften für ihre Eltern!   

Na denn – wer’s nicht lassen kann:


https://www.youtube.com/watch?v=kWSLb-fPnHc

Erstmals seit Bestehen meines Blogs gestehe ich demütig: Darüber kann ich keine Satire schreiben. Die müsste ja übertreiben – aber da weiß ich nicht, wo oder gar wie. Ermattet lasse ich die Feder sinken.

Kein Zweifel: Da müssen bessere Autoren ran! Daher googelte ich unter „depressive Lyrik“ und kam immerhin auf Rainer Maria Rilke, der meiner Stimmung bei Betrachten des Videos mit folgendem Gedicht näher kommt:

Aufgang oder Untergang

Nenn ich dich Aufgang oder Untergang?
Denn manchmal bin ich vor dem Morgen bang
und greife scheu nach seiner Rosen Röte –
und ahne eine Angst in seiner Flöte
vor Tagen, welche liedlos sind und lang.

Aber die Abende sind mild und mein,
von meinem Schauen sind sie still beschienen;
in meinem Armen schlafen Wälder ein, –
und ich bin selbst das Klingen über ihnen,
und mit dem Dunkel in den Violinen
verwandt durch all mein Dunkelsein.

https://www.die-inkognito-philosophin.de/texte-gedichte

Dennoch schien mir dies Poem zu versöhnlich und harmonisch zu enden. Daher fragte ich mein getreues sowie studiertes Eheweib um germanistischen Rat. Den bekam ich per Mail sowie Link und dem Kommentar: „Also, wenn es dir richtig grausen soll…“

Ja, soll es:

GOTTFRIED BENN

Nachtcafé (1912, aus der Sammlung „Morgue und andere Gedichte“)

824: Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.

Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.

Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.

Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.

Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.

B-Moll: die 35. Sonate.
Zwei Augen brüllen auf:

Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack drauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! −

Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit. Kaum Duft.

Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.

Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.

 http://www.planetlyrik.de/marian-szyrocki-zu-gottfried-benns-gedicht-nachtcafe/2013/09/

Na eben, das riecht genügend nach Leichenhalle!

„A little tandita“ nennt der Schöpfer in bestem Hispano-Denglisch sein Werk. Ich würde vorschlagen: „Stehschmusen auf dem Zauberberg“.

Oh, Mann…

Kommentare

  1. Gerhard gefällts nicht. So what.
    Beste Grüße, Doris Lennart.

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    1. Und Doris gefällts offenbar. So what.
      Beste Grüße, Gerhard Riedl

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  2. Wie wär's mit einer SACHLICHEN Kritik?
    Irgendwann müssen auch SIE lernen, dass der Tange viele Gesichter hat und nicht jede(r) nach Ihrer Pfeife tanzt. Wenn's Ihnen nicht passt, dann sehen Sie sich halt so ein Video nicht an. Genau das verlangen Sie ja auch von jenen Lesenden, die nicht Ihrer Meinung sind und Ihre Texte nicht mögen.
    Gruß, Othmar Koeters

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    1. Was will man da noch sagen - das ist das Niveau dieses Blogs.
      Seien wir froh, dass wir Gerhard nicht als Lehrer erleben mussten.

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    2. SACHLICHE Kritik? Ach, geh mich wech… Liest doch keine Sau! Die Leute wollen Texte, über die sie sich empören können – sieht man doch an Ihnen! Beim Tango geht’s doch um Gefühl!

      Deswegen muss aber doch keiner nach meiner Pfeife tanzen – nicht mal jede Pfeife tanzen…

      Und man muss gar nix lernen – nicht mal ich.

      Aber – sorry – man darf meine Artikel auch lesen, wenn man nicht meiner Meinung ist. Würde die Zugriffszahlen sonst erheblich senken.

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    3. Na ja, das Niveau dieses Blogs besteht immerhin darin, dass ich Leute, die das vermutlich sonst nie getan hätten, dazu zwinge, mal Lyrik von Rilke oder Benn zu lesen.

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  3. ist doch schön musikalisch und genussvoll getanzt!

    sicher findet da nicht jeder zugang dazu, an der der suboptimal kameraperspektive wird es vermutlich nicht liegen.

    wer mehr aktion beim tanz haben will kann es ja mal mit daggering probieren.
    https://youtu.be/-wGgBWNXvS8

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    1. Ach Gott... Ich finde halt, zwischen Stehschmusen und auf einer Frau herumhüpfen gibt es noch eine goldene Mitte.

      Und nein, an der Kameraperspektive liegt es sicher nicht. Das sähe mit der besten Aufnahmetechnik auch nicht anders aus.

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  4. Herr Riedl,
    sie hadern mit den Regeln im Tango, mit der Art, wie der Tango in vielen Milongas getanzt wird, mit der Musik, die gespielt wird. Sie verweigern das alles, weil Sie es nicht können.
    Kurzum: Sie hadern mit der Tango-Realität und mit sich selbst!
    Wenn Sie doch so unzufrieden sind, wie sich der Tango in Deutschland entwickelt hat, dann belassen Sie’s doch dabei, wie sie Ihren Tango zu Ihrer Zufriedenheit in Ihrer Wohnzimmer-Milonga praktizieren. Es interessiert doch eh niemanden.
    Wenn Sie Ihre Provokationen nur auf die Öffentlichkeit loslassen, um hohe Leserzahlen zu produzieren - also der Inhalt sowieso egal ist - oder weil viele Leser sich ihre tägliche Dosis Adrenalin durch das Lesen Ihrer Tangoartikel zu Gemüte führen möchten, dann bilden Sie sich bloß nicht ein, es geschähe durch Zustimmung.
    Ich kenne eine großen Teil an Leuten, die Ihre Beiträge nur deshalb lesen, weil sie gerne „in der Schmuddelecke wühlen“ und sich fragen: „…was schreibt er denn jetzt wieder für einen Blödsinn?“ Das betrifft übrigens meist nur Ihre Tango-Artikel.
    Mit freundlichen Grüßen
    Klaus Wendel

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    1. Lieber Herr Wendel,

      wie wäre es, wenn Sie sich mal mit der Sache – also dem Video oder vielleicht sogar mit den lyrischen Beispielen – befassen würden und nicht mit meiner Person?

      Und Sie maßen sich an, mir zu bescheinigen, was ich (wieder mal) nicht kann. Vielleicht verfasse ich mal einen Text über alles, was Sie meiner Ansicht nach nicht können. So richtig schön persönlich.

      Sie schreiben „Es interessiert doch eh niemanden“ und bescheinigen sofort danach, dass es einen „großen Teil an Leuten“ gebe, die meine Beiträge lesen. Dass Sie dies nur tun, weil sie gerne „in der Schmuddelecke wühlen“, stellt der Tangoszene ein schlimmes Zeugnis aus. Tja…

      Ich berichte mal aus dem Nähkästchen: An der Programmgestaltung, den Proben, der Moderation und den Musikbeispielen für unser Online-Tangokonzert (siehe meinen vorigen Text) habe ich mehr als zehn Stunden gearbeitet. Da kommentiert jedoch niemand – nicht einmal Sie, weil Ihnen wohl bei moderneren Interpretationen die Sachkompetenz fehlt.

      Den Artikel über die Gaga-Tänze auf dem Video hatte ich in einer Dreiviertelstunde verfasst – und er findet weit mehr Leser, von denen sich einige so richtig schön aufregen. Und ich hatte viel Spaß dabei.

      So sieht’s aus.

      Mit besten Grüßen
      Gerhard Riedl

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    2. Herr Riedl,
      na gut, über dasVideo soll ich schreiben? Über die Gedichte schreibe ich nicht.
      Ihr Titel „GERONTO STEHSCHMUSEN“, in dem Sie sich offensichtlich über ältere Menschen mokieren, die auf engsten Tanzflächen wohl sehr verbunden gern eng umschlungen Tango tanzen, ja, tanzen, sagt ja viel über Sie aus: Dass Sie gern über ältere Menschen herziehen, die ein Hobby anders betreiben, als Sie es gerne hätten. Deshalb, der persönliche Angriff. Denn Sie greifen diese Leute und wie sie tanzen ja auch an. Sie wundern Sich immer, dass die Antworten persönlich werden, aber Sie gehen doch mit Ihren Angriffen voran. Aggressiv sind immer nur die anderen? Nein, auch Sie!
      Sie sind ja auch nicht mehr der jüngste und Ihre Videos, in denen Sie Ihre Texte, die sie schreiben, zusätzlich neuerdings vortragen - übrigens in einem geronto-schlafmodus, der mehr dazu geeignet ist, Kleinkinder in den Schlaf zu reden - sind ja auch nicht gerade erfrischend. Mir jedenfalls fällt es schwer, bei Ihren Videos wach zu bleiben.

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    3. Halten Sie das für ein sachliches Eingehen auf das Video? So als Tangoexperte? Dass Sie über die Gedichte nichts schreiben wollen, ist nicht direkt ein Grund, hier überhaupt zu kommentieren.

      Ich habe mich mit einem Urteil über die Tanzerei im Video extrem zurückgehalten, da ich nicht bestimmen will, wie jemand Tango tanzen soll. Daher habe ich lediglich meine persönliche Verzweiflung mittels zweier Gedichte geschildert. Direkte Angriffe auf irgendwelche Tanzenden wird man vergeblich suchen.

      Ferner tut es mir natürlich leid, dass Ihnen meine Vortragsweise in den Videos langweilig vorkam. Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie einiges verschlafen haben. Daher verspreche ich: Beim nächsten Video werde ich mit einem Glöckchen bimmeln, damit Sie zwischendurch mal hochschrecken!

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    4. Übrigens habe ich gerade ein Klaus-Wendel-Zitat in einem meiner früheren Artikel gefunden: "„Der Tango ist langweilig geworden, und er stagniert für viele als Tänzer. Das allgemeine Tanzniveau in Deutschland ist unglaublich gesunken. Es wird endlich Zeit, dass hier was passiert.“"
      https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/02/grobschlechtig-gefuhrte-kreuze.html

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    5. Reißen Sie hitte nicht Zitate von mir aus dem Zusammenhang: […]„Der Tango ist langweilig geworden, und er stagniert für viele als Tänzer. Das allgemeine Tanzniveau in Deutschland ist unglaublich gesunken. Es wird endlich Zeit, dass hier was passiert.“[…]
      Das war nämlich eine allgemeine Zustandsbeschreibung des Tanzniveaus im Verleich zu anderern Ländern. Es gibt durchaus viele gute Tänzer in Deutschland, aber im Vergleich zu Italien, Spanien, Russland u.a. Ländern zu wenige.
      Ich bewerte damit niemanden persönlich - wie Sie -, indem ich über diese Leute, in einem Video sichtbar, herziehe. Über Leute, die in ihrer Freizeit Tango tanzen, als Hobby, ohne professionelle Ambitionen. Zumal Sie, mit Ihren eigenen Videos in einem Glashaus sitzen und sich mit Ihren Kommentaren über schlechten Tanzstil und Schwurbeleien über Musiklehre (z.B. Phrasierungen) zu weit aus dem Fenster hängen.
      Herr Riedl, Sie sind mit Argumenten sowieso nicht zugänglich, das weiß mittlerweile jeder. Rechthaberisch, wie Sie sind, versandet doch sowieso jede Kommentardiskussion mit Ihnen in einem Wust von Verdrehungen und Spitzfindigkeiten, nur um Recht zu behalten. Ich schreibe hier sowieso nur, damit Sie nicht glauben, das die Verweigerung von Kommentaren, wie oft üblich in Ihren Beiträgen, ein stilles Einverständnis Ihrer Leserschaft ist. Es ist vielmehr Brandolinis Gesetz: "Es ist aufwändiger Quartsch zu widerlegen, als Quatsch zu schreiben." Dass ich hier trotzdem schreibe, ist aufgrund meiner vielen Freizeit, weil ich momentan meine OP ausheile.

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    6. Lieber Herr Wendel,

      ich weiß nur nicht, ob es Ihrer Genesung förderlich ist, wenn Sie sich schon wieder aufregen.

      Zum Zitat: Ich habe es vor über einem Jahr in einem Artikel verwendet. Den haben Sie damals kommentiert - allerdings ohne das Zitat zu kritisieren.

      Ansonsten wiederholen Sie sich weitgehend, so dass ich mir erspare, Antworten zu geben, die ich längst veröffentlicht habe.

      Nur so viel: Wenn es eh jeder weiß, dass ich Argumenten nicht zugänglich bin - wieso müssen Sie das in Dauerschleife wiederholen? Und ich weiß erst recht, dass Sie meine Tangotexte furchtbar finden.

      Also, was soll's?

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  5. Oh, in der Location habe ich vor einigen Jahren meine erste große Milonga in der Fremde erlebt. Den Event kannte ich noch gar nicht, da wurde aber offenkundig gepflegt getanzt. Werde mal ein Ohr auf die Schiene legen, ob dieser Corona überlebt hat und irgendwann wieder stattfindet.

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    1. Die Schiene ist nicht nötig – die Website reicht:
      https://www.elabrazo-tangohamburg.de/

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    2. Soweit die Location. Aber das war keine reguläre Milonga dort - das El Abrazo kann man auch für Veranstaltungen mieten.

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    3. Na, hoffentlich hat man dann etwas anders getanzt.

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    4. A Rua is - haette mein Onkel gesagt. (Ruhe jetzt. Die Übersetzung für die Preußen (also alle, die kein Bayrisch verstehen).
      Warum sich aufregen, wir kennen doch unseren Gerhard.
      Und je mehr Kommentare, desto freudiger schlaegt sein Herz.
      Gell, Gerhard?
      Eure Doris Lennart.

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    5. Ach, es gibt hier zahlreiche Artikel ohne Kommentare – ahne ich meistens schon vorher, da sie sehr an der Sache orientiert sind. Oft zu eher schwierigen Themen, welche geistige Kapazität voraussetzen. Hat mich nie gehindert, weiterhin solche Themen zu bearbeiten.

      Klar, bei solch provokativen (und relativ simplen) Texten wissen dann plötzlich viele was zu sagen.

      Was ich nur lustig finde: Zuerst gibt es ein Mords-Bohei, bis dann jemand draufkommt, man solle lieber nichts mehr schreiben, weil mir das ja in die Hände spiele. Das geht seit vielen Jahren so, ohne dass man dazulernt.

      Gell, Doris?

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  6. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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    1. Sorry, aber ohne Realnamen keine Veröffentlichung!

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    2. Moin, ich kann das nicht so richtig nachvollziehen, was hier passiert. 
Gerhard du möchtest deinen Spaß, provozierst und möchtest gerne, dass Deppen wie ich darauf reagieren.
      Gerne.
      Also ich sehe (in dem Video) Tango Argentino, der in enger Umarmung getanzt wird (kann man auch Milonguero nennen). Jeder Tangotänzer weiß, unten arbeiten Füße und die Beine, oben ist wenig davon zu sehen. Und je weniger eigentlich oben zu sehen ist, desto besser wird unten getanzt.
      Das weißt natürlich auch du Gerhard, aber wo bliebe dann der Witz, die Provokation und die Klickse.
Die Veranstaltung war privat und fand in den erwähnten Räumlichkeiten statt.
      Ich war Gast und es war großartig.
      Klaus
      (Pink-Patzer)

      PS
      Ich war davon ausgegangen, dass nach dem Absenden des Posts nochmal nach Email oder Namen gefragt würde. Wurde aber nicht. Mir war dann klar, dass der Text nicht veröffentlicht werden würde.

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    3. Lieber Klaus Pink-Patzer,

      ich glaube, meine Hinweise zum Kommentieren, die jeder vor der Nase hat, wenn er einen Text einstellt, sind kaum misszuverstehen.

      Weiterhin lege ich keinerlei Wert darauf, dass Deppen meine Artikel kommentieren.

      Aus meiner Erfahrung als Biologe scheint mir die Behauptung, gerade wenn sich oben nichts rühre, müsse es darunter umso heftiger zugehen, nicht zwingend.

      Da ich für den Artikel heftig kritisiert wurde, habe ich meine Intention in einem weiteren Beitrag zu erklären versucht:
      http://milongafuehrer.blogspot.com/2022/04/stehschmusen-die-zweite_23.html

      Schon gelesen? Dem kann ich nur wenig hinzufügen.

      In Kurzform: Wer Freude dran hat, Tango so zu tanzen (und zu solcher Musik), soll es gerne tun. Wenn er das Ganze publiziert, muss er halt auch öffentliche Reaktionen aushalten, die ihm vielleicht nicht so gefallen.

      Was mich vor 23 Jahren zum Tango argentino führte und bis heute fasziniert, hat mit den im Video gezeigten Vorgängen sehr wenig zu tun. Ich hätte nie mit einem Tango begonnen, der sich so dargestellt hätte. Dieser Verzweiflung habe ich mit meinem Text (und den lyrischen Anleihen) Ausdruck verliehen.

      Beste Grüße nach Hamburg
      Gerhard Riedl

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    4. Gerhard, Du kannst das nicht verstehen. Versuche mal die Vorstellung beiseite zu schieben, dass böse Milongueros die Macht im Tango übernommen haben und das tanzfreudige Volk machomäßig unterdrücken.

      Stell Dir mal vor, dass Frauen längst den Tango steuern. Das ist nicht unplausibel, in den meisten Tanzformen und bei sonstiger "Körperarbeit" ist das längst der Fall, selbst in der Jahrtausende alten Männerdomäne Yoga. Und nimm mal hilfsweise die "psychosomatische Betrachtung" von Manuela Bößel als Ziel von Frauen an (sonst haut jemand einen Mansplaining-Vorwurf raus):
      http://im-prinzip-tango.blogspot.com/2020/07/blanco.html

      Für Männer gibt es in dem System ja durchaus Anreize, aber nüchtern betrachtet sind die meisten zu jung um sich der Vollzeit-Erwerbstätigkeit entziehen zu können und zu alt als dass eine umfassende Tanzausbildung noch greifen würde.

      Mit den Restriktionen von so einem Modell kannst Du "Encuentros" ebenfalls gut erklären. Die Schrittfolgenkomplexität, die Störungen, werden radikal reduziert, damit das Großhirn runter kommen kann. Und dann kann man eine Wohlfühl-Tanda an die andere reihen - wenn es gut läuft.
      Merke: "Tangotanzen geschieht, wenn man Leib und Seele nicht stört." [Manuela Bößel, s.o.]

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    5. Lieber Martin,

      wenn ich es eh nicht verstehen kann - warum erklärst du es mir dann?

      Was die Encuentros betrifft: Wem diese Gruppenmeditation guttut, der soll sie doch gerne betreiben! Ich habe aber schon etliche O-Töne von Tänzerinnen veröffentlicht, welche sich gewaltig über selektives Auffordern, elitäre Grüppchenbildung und Quotenregelungen beklagt haben. Da scheint es der Seele nicht immer gutzugehen...

      Dass du aber gerde Manuela als Kronzeugin für solche Veranstaltungen anführst, finde ich recht ambitioniert!

      Gratulation zum dem Gag "Stell Dir mal vor, dass Frauen längst den Tango steuern"! Wirklich blitzsaubere Satire. Ich hab versucht, es mir vorzustellen - ist mir aber nicht gelungen.

      Nur weiter so - liebe Grüße
      Gerhard

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    6. Moin Gerhard,

      korrekt, mein Satz zum Verständnis war so nicht verständlich, Schwamm drüber.

      Ich unterscheide zwischen den Tandas die ich tanze, meinen Erwartungen an andere Personen, und den organisatorischen Randbedingungen. Und eines ist doch klar - wenn eine Veranstaltung mir insgesamt nicht gefällt, dann gehe ich da nicht wieder hin, wird ja hoffentlich auch niemand dazu gezwungen.

      Also für mich sieht es so aus, dass rund 70% der Tangoschulen von Frauen geführt und 50% der Events von Frauen organisiert werden. Ich sehe zudem eine dramatisch höhene Anzahl von "Ladies-only" gegenüber "Men-only" Workshops und Events. Aber anderswo mag das anders aussehen.

      Schönen Tag noch, Martin

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