Das Wort zum Samstag

Eigentlich arbeite ich gerade an einem etwas ernsthafteren Artikel. Allerdings machte ich gerade den Fehler, kurz Facebook aufzurufen. Dabei flog mich die hinreißende Offerte eines Tangueros mit hohem Satire-Potenzial an. Was will man da machen? Ich zitiere:

„Welche Tanguera möchte am Freitag, 13.12 oder Samstag, 14.12. von einem erfahrenen Freiburger Tangoinstructor begleitet werden?

Besuche meinen Sohn in München und würde nach der Milonga gerne Couchsurfing machen. Bei Interesse gerne melden.“

O weia! Ganz bewusst wohl wird hier nicht von „Tanzpartner“ gesprochen, sondern von einem, der auf der Basis seiner Erfahrungen Belehrungen als „Tangoinstructor“ (auch noch englisch geschrieben) anbietet und wohl auch entschlossen umsetzt. Da sollten die Tangueras wissen, was auf sie zukommen könnte.

Aber auf welcher Couch will der Instruktor nun surfen? Das Sofa beim Sohnemann scheint nicht realisierbar zu sein. Also wird es vielleicht auf die arme Frau hinauslaufen.

Aber was bedeutet der Begriff überhaupt? Ich habe mich schlau gemacht:

„Über die Couchsurfing-App fragst du bei anderen Surfern nach einer Übernachtung an. Das System ist weltweit geläufig. Häufig bietest du im Gegenzug eine Kleinigkeit, wie das Kochen einer Mahlzeit oder Hilfe in der Hausarbeit, an. Außerdem sollst du im Gegenzug auch die Möglichkeit bieten, dass du zum Gastgeber wirst. Quasi sich gegenseitig helfen und Unterkunftskosten sparen.“

https://dieweltenwanderer.de/couchsurfing/

Na ja, von Kochen oder Abspülen war im Angebot nichts zu lesen. Und wer sich die Porträts auf der FB-Seite des Fragers ansieht, könnte den Verdacht haben, dass Hausarbeit nicht zu seinen Kernkompetenzen gehört. Surfen schon eher.

Quelle: https://www.facebook.com/groups/tangomuenchen/permalink/10160772979561186

Ich meine, Taxitänzer wären die bessere Alternative, ganz ohne Couch. Leider sind sie im Tango noch sehr selten. Gerade meinen Leserinnen empfehle ich die folgende, sehr informative und lustige Reportage:

https://www.youtube.com/watch?v=1yIo8VNi3TA

Kommentare

  1. Natürlich kann man den "Konstruktionsfehler", dass Tango für Frauen deutlich attraktiver ist als für Männer, finanziell korrigieren.
    Wenn die "Tanzknechte" nur den Mindestlohn bekommen, schlägt das geschätzt mit 3€/Tanda zu Buche. Sofern man diese Kosten auf den Eintrittspreis für Frauen umlegt, ist das ein zusätzlicher Faktor.

    Ich glaube aber nicht, dass so ein Servicegedanke derzeit in Deutschland konsensfähig ist, egal was beim Tangourlaub in Argentinien so abgeht.

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    1. Lieber Martin,
      gibt es eigentlich auch ein Thema im Tango, das du nicht unter wirtschaftlichen Aspekten siehst?
      Wenn du dir das Video anschaust, würde sich erschließen, dass die Taxi-Tänzer ihre Tätikeit eher als schönes Hobby denn als Erwerbsquelle sehen. Aus deiner Perspektive jedoch begibt man sich in eine "Knechtschaft", wenn man sich Damen zum Tanz anbietet.
      Dass du es als "Konstruktionsfehler" siehst, wenn jemand sich mehr für Tango interessiert als andere, ist schon ein starkes Stück. Wie sieht es damit eigentlich bei dir aus?
      Beste Grüße
      Gerhard

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