Auswertung: Umfrage Milongas

Vor etwa 10 Tagen habe ich eine Befragung meiner Leser gestartet: Nach welchen Kriterien wählt man die Milongas aus, die man besuchen möchte?

https://milongafuehrer.blogspot.com/2022/10/umfrage-milongas.html

Immerhin 8 Personen haben sich die Mühe gemacht, den umfangreichen Fragebogen zu beantworten. Herzlichen Dank!

Wie fielen die Antworten aus?

1.     6 von 8 Personen nehmen auch sehr lange Anfahrtswege in Kauf (dreistellige Kilometerzahlen).

2.     Ebenfalls eine Mehrheit (5 von 8) bevorzugt einzelne Milongas und nicht mehrtägige Veranstaltungen.

3.     Edle Lokalitäten beeindrucken die Leser wenig: Ein gutes Parkett und schöne Tänze werden als weit wichtiger angesehen.

4.     Auch das Angebot von Speisen und Getränken wird nicht allzu hoch gewichtet: Die Hälfte findet es immerhin ganz nützlich, aber nicht entscheidend – dem Rest reicht ein Mineralwasser.

5.     Beim „Rahmenprogramm“ (Workshops, Shows, Tangoartikel) ist man sich hundertprozentig einig: Man kann auf all das verzichten.

6.     Die Besucherzahl einer Milonga spielt für 6 Personen keine Rolle – nur eine steht auf große Events bzw. eine mittlere Gästezahl.

7.     Bei der Musik gibt es 6 Antworten zugunsten einer guten Mischung historischer und moderner Aufnahmen, mehr EdO möchten nur zwei.

8.     Live-Musik ist für 6 Leser sehr attraktiv.

9.     Beim DJ ist das Bild uneinheitlich: Für 3 Personen ist er entscheidend für den Besuch einer Milonga, zweien sagt dessen Name eh nichts, man betont aber dessen negativen Einfluss, wenn er nicht gut auflegt.

10. Wird man von bekannten oder neuen Milongas angezogen? Eine Mehrheit von 6 Personen hat seine festen Vorlieben, ist aber grundsätzlich auch für Neues aufgeschlossen.

11. Das tänzerische Niveau ist eher nicht ausschlaggebend. Man tanzt zwar gerne mit sehr guten Partnern, aber auch Anfänger sind kein Problem (7 der 8 Antworten).

12. Nur mit dem eigenen Partner wollen 2 Personen tanzen, für die anderen sollen es auch weitere sein.

13. Soziale Kontakte gehören für eine Mehrzahl dazu, ohne der vorrangige Faktor zu sein. Für 3 Personen sind sie überflüssig bis nervig.

14. Die bekannten Códigos sind für die Hälfte eher nicht entscheidend, die andere Hälfte sieht sie sogar als schädlich an.

15. „Angesagte Veranstaltungen“ sind für 2 Personen ein nicht so wichtiger Aspekt, der Mehrheit sind sie egal oder wirken für sie sogar abschreckend.

16. Günstige Preise sind nur für eine Person ausschlaggebend. Für die Mehrzahl sind sie eher weniger wichtig, wobei man durchaus auf ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis schaut (2 Antworten).

17. Joker: Mehrfach wird die Wichtigkeit guter Musik betont – und auch, dass man genügend Tanzpartner auffordern kann und darf.

Fazit:

Beim Tenor der Antworten bin ich versucht zu sagen: Wenn das den wirklichen Vorlieben in der Tangoszene entspräche, müssten wir für jede Wohnzimmer-Milonga hunderte Anmeldungen erhalten haben…

Nein – mir ist schon klar, dass diese Umfrage nicht repräsentativ ist. Schon wegen der geringen Teilnehmerzahl – aber auch, weil hier wohl eher die Fans meines Blogs geantwortet haben.

Warum nicht auch andere, die ja sonst bei den Kommentaren mit Kritik nicht geizen? Vielleicht möchte man sich bei dieser heiklen Frage auch nicht gerne in die Karten schauen lassen. Ich fürchte, es gibt bei vielen dieser Fragen eine „offizielle“ Antwort – und eine wahre.

Klar, man besucht Milongas ja nur wegen des Tanzens, nicht etwa wegen des Rahmenprogramms und angesagten Charakters… Und man tanzt auch gerne mit Anfängern. Es dürfen auch kleine Milongas mit wenigen Gästen sein. Ums Geld geht es schon gar nicht!

Wenn die Werbung für Tangoveranstaltungen auch nur halbwegs funktioniert, ergibt sich ein anderes Bild: Da spielen edle Lokalitäten, Catering, Tangopromis und sonstiges Beiwerk eine riesige Rolle. Und je mehr Leute sich anmelden, desto mehr wollen auch noch hin!

Einen halbwegs realistischen Trend sehe ich bei den Musikvorlieben und den Códigos: Bei beiden sind die normalen Besucher wohl weniger festgelegt als die Chefideologen des Tango uns weismachen wollen.    

Ansonsten schrieb ich am Ende meiner Umfrage:

„Mir reicht es auch, wenn Sie sich selber mal überlegen, nach welchen Kriterien Sie Milongas besuchen. Das Ergebnis könnte Sie eventuell erstaunen!“

Bei den Rettungsdienstlern gibt es eine Grundregel: Wenn man einen Betrunkenen fragt, wieviel von welchem alkoholischen Getränk er konsumiert hat: Multiplizieren Sie die Antwort mit drei!

Zeichnung: www.tangofish.de