Auswertung: Leser-Umfrage
Vor genau 10 Tagen habe ich meinen Leserinnen und Lesern per Fragebogen die Gelegenheit gegeben, mein Blog zu beurteilen:
https://milongafuehrer.blogspot.com/2022/06/leser-umfrage.html
Die Statistik verzeichnet dazu 28 Kommentare – einen Rekordwert. Auch das Interesse an dem Artikel ist mit derzeit 434 Direktzugriffen recht hoch: Er war der in den letzten 30 Tagen am zweithäufigsten angeklickte Beitrag. Daher darf ich schon einmal feststellen: Es hat Sinn gemacht, endlich einmal eine solche Umfrage zu starten.
Wie nicht anders zu erwarten, haben sich nicht alle Kommentatoren die Mühe gemacht, den ganzen Fragebogen zu beantworten. Hierfür wären neben Zeit auch Grundkenntnisse in der digitalen Textverarbeitung erforderlich gewesen – eine in der Tangoszene nicht gerade verbreitete Fertigkeit.
Bei den kurzen Antworten findet man zwei ziemlich unsachliche bzw. ironische Gesamt-Ablehnungen (9.6.22 / 00:23 und 16.6.22 / 11.23). Dem stehen drei sehr lobende Kommentare gegenüber (9.6.22 / 07:38, 9.6.22 / 11.14 und 9.6.22 /14.53).
Ein Fragebogen ist kaum auswertbar, da er – wohl aus Jux – eine Menge widersprüchlicher Aussagen enthält (9.6.22 / 10:13). Insgesamt dürfte auch hier eine recht negative Einstellung zum Blog zugrunde liegen.
Insgesamt steht es in diesem Bereich also 3:3 unentschieden, wobei sich wieder einmal zeigt, dass mein Blog die Leserschaft polarisiert. Dies ist nicht anders zu erwarten, da ja die eher kontroversen Artikel meist mehr Aufmerksamkeit finden.
Bei den verbleiben drei Fragebögen mit ernsthaft erscheinenden Antworten zeigt sich folgendes Bild:
1. Die Verfasser tanzen sehr häufig (ein- bis mehrmals pro Woche).
2. Sie tanzen überwiegend bis ausschließlich Tango argentino.
3. Sie verfolgen mein Blog ziemlich regelmäßig.
4. Sie sind nahezu ausschließlich an Tangothemen interessiert. (Dies widerspricht übrigens den Zugriffszahlen, wonach auch tangoferne Themen oft viel Aufmerksamkeit erregen.)
5. Zwei sind hinsichtlich der Art der Tangomusik nicht festgelegt, einer bevorzugt traditionelle Aufnahmen.
6. Am Mischungsverhältnis zwischen Informationen, Meinungen und Satire scheiden sich die Geister: Einer findet es okay, der andere steht auf Satire, der dritte hätte es gern sachlicher.
7. Zwei bevorzugen die Mischung von Texten und Kommentaren, einem reichen die Artikel.
8. Zwei finden Gastbeiträge eine interessante Ergänzung, einer kann darauf verzichten.
9. Videos und Bilder finden ganz verschiedenen Anklang – von unnötig bis zu sehr willkommen.
10. Einheitlich dagegen findet man den Textumfang (ca. 1000 Wörter) angemessen bis perfekt (ja, sorry, Thomas Kröter…).
11. Mit der Navigation im Blog kommen alle gut zurecht (danke an meine Web-Expertin Manuela Bößel!).
12. Den Informationsgehalt des Blogs finden alle drei „interessant, aber häufig subjektiv getönt“. Ein Kommentator hält mir „Fehler und sachliche Unrichtigkeiten“ vor – ebenso die Tatsache, dass ich oft aufgrund von Videos urteile und nicht aus persönlichem Erleben.
13. Greife ich Menschen in der Tangoszene unfair an? Während ein Leser meint, ich dürfe gerne noch schärfer formulieren, meinen die anderen beiden, ich ginge zu weit. Ein Kommentator wird noch deutlicher und findet, ich überschreite die Grenzen der Satire.
14. Den sprachlichen Stil der Artikel loben zwei Leser sehr – einer äußert deutliche Kritik: zu langatmig. Interessanterweise hatte er vorher am Textumfang nichts auszusetzen…
15. Die vergebenen Schulnoten schwanken zwischen 1 und 4. Eine 5 oder 6 erteilte niemand, was mich sehr verblüffte.
Fazit
Ich hatte bei der Veröffentlichung der Umfrage mit 0-5 Reaktionen gerechnet. Insofern bin ich positiv überrascht von der Zahl der Antworten. Dennoch bilde ich mir nicht ein, hier ein repräsentatives Ergebnis erzielt zu haben.
Ein kleines Meinungsbild ist es immerhin. Es zeigt: Man kann es nicht jedem und jeder recht machen: Was der eine schätzt, findet der andere vernachlässigbar. So ganz fürchterlich, wie ich es aber immer wieder in Kommentaren lesen darf, scheint mein Blog jedenfalls nicht zu sein.
Und klar – mir wird von manchen etwas vorgeworfen, was halt den Kern meiner Publikationen ausmacht: die subjektive Sichtweise. Was ich jedoch nicht gelten lasse: Dass ich mit Tatsachen schlampig verfahre. Nein: Wenn ich Fakten vorstelle, sind die gut recherchiert. Früher habe ich die eine oder andere Quellenangabe vergessen. Inzwischen sind diese aber sauber belegt und nachprüfbar.
Schmunzeln muss ich bei diesem Thema beim Gedanken an die bunten Werbeseiten von Tangolehrern und Veranstaltern. Wenn man dort mal die gleichen Ansprüche auf sachliche Richtigkeit und objektive Darstellung anmelden würde, käme das einer Revolution gleich. Na gut, für die Befassung mit solchen Missverhältnissen gibt es ja mein Blog…
Was mich aber wirklich ins Grübeln bringt: Alle Kommentatoren haben sich für mein ausnahmsweises Angebot entschieden, ihr Urteil anonym abzugeben – teilweise sogar mit dem Geständnis, man wolle sich in der Tangowelt keine Feinde machen. Ich finde diesen Mangel an Zivilcourage deprimierend. Wie würde man sich denn erst verhalten, wenn man mit seiner öffentlichen Meinungsäußerung wirklich soziale Diskriminierung, ja vielleicht sogar Gefängnisstrafen riskieren würde? Da sind viele Menschen in anderen Teilen der Welt deutlich mutiger.
Sicherlich: In meinem Blog geht es um eine so „nebensächliches“ Gebiet wie den Tango. Darüber hinaus sind meine Publikationen aber auch immer eine Liebeserklärung an den Artikel 5 unseres Grundgesetzes. Der gilt aber nicht automatisch unbegrenzt lange, sondern muss täglich neu verteidigt werden. Daran ein wenig mitzuwirken macht mich sehr froh.
Herzlichen Dank an alle, welche mein Blog kritisch, aber mit Interesse verfolgen!
Illustration: www.tangofish.de |
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