Video: Musikalisches Tanzen - Phrasierung

 

Zu diesem Thema habe ich vor über vier Jahren schon einmal einen Text veröffentlicht:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2017/10/was-ihnen-ihr-tangolehrer-nicht-erzahlt.html

Er enthält viele Tipps, die man auch in den verschiedenen Ausgaben meines Tangobuches findet – dort wird sehr ausführlich auf das musikalische Tanzen eingegangen (in der neuesten Ausgabe von 2016 S. 248-304).

Das Erkennen der Phrasierung eines Tangos halte ich dabei für eine Basis-Fertigkeit, da sie es ermöglicht, die musikalischen Schwerpunkte eines Stückes tänzerisch darzustellen.

Ich habe damals versucht, diese in schriftlichen Schemata zu erläutern, was sich natürlich ziemlich theoretisch liest. Daher kam meine Idee, den Text nochmal zu überarbeiten und als Video zu präsentieren – mit den entsprechenden Hörbeispielen. Ich hoffe, es wird dann deutlicher, was gemeint ist.

Seit längerer Zeit schon häufen sich die Angebote von Workshops zum musikalischen Tanzen. Prinzipiell ist das ja nicht schlecht – nur bezweifle ich stark, dass man in ein, zwei Stunden die ausgelobten Fähigkeiten erwerben kann. Besonders abstrus finde ich es, wenn dann das Ziel ausgegeben wird, das Tanzen zu einem bestimmten Orchester zu lernen. Ich fände es hilfreicher, überhaupt einmal musikalische Strukturen von Tangostücken zu entschlüsseln.

Warum ich auf dem Milonga-Parkett kaum Spuren solcher Bemühungen erkennen kann, liegt aber an einer völlig verfehlten Einstellung vieler Kursteilnehmer. Solche Unterrichtseinheiten werden als Veranstaltung gesehen, in denen man in kurzer Zeit musikalisches Tanzen lernt. Dass sich solche Fähigkeiten erst in Jahren entwickeln können, ignoriert man. Erst recht wird übersehen, dass es eine unbedingte Voraussetzung darstellt, sich im stillen Kämmerlein intensiv mit Tangomusik zu beschäftigen. Für viele werden diese Klänge erst wichtig, wenn die nach einer Aufforderung auf dem Parkett stehen.

Sorry, dann ist es längst zu spät!

Dabei fällt mir der Satz eines amerikanischen Tangolehrers ein, den ich vor langer Zeit kennenlernte:

„Männ’r, hört mal an: Wou ist die Takt?“

Viel Freude (und noch mehr neue Erkenntnisse) mit meinem Video!


https://www.youtube.com/watch?v=rV-8omaKqUw

P.S. Meine Erläuterungen zur Phrasierung haben hier - und auch in Kommentaren zu anderen Artikeln - zu wütenden Protesten geführt. Mir wurden zahlreiche "fachliche Fehler" vorgehalten.

Ich bin gerne bereit, dazuzulernen: So habe ich wohl den Begriff "Refrain" unrichtig eingesetzt. An der tänzerischen Umsetzung ändert das allerdings genau nichts.

Es war sicherlch ein Wagnis, das, was ich weitgehend instinktiv tanze, musikalisch-theoretisch zu erklären. Viele meiner Kritiker tun sich da leichter, weil sie überhaupt keinen Tango argentino tanzen.

Ich habe mir mein Video gestern noch einmal angesehen - es gefällt mir nach wie vor. Und ich meine, es kann gerade Tango-Anfängern eine Hilfe sein. Daher bleibt es auch im Netz stehen.

P.P.S. Inzwischen gibt es zwei neue Artikel zum Thema:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2022/08/faktencheck-phrasierungen.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2022/08/gastbeitrag-uno.html

 

 

Kommentare

  1. Wie ich schon beobachtet habe, ist es hier sehr heikel, etwas zu schreiben. Daher verwende ich keine Anrede - denn es geht mir ausnahmslos um die SACHE.

    Es geht um das Video mit dem Thema "musikalisches Tangotanzen: Phrasierung".

    Kurz zur Machart dieser Videos: Mit starrer Kameraeinstellung wird eine Person hinter einem Schreibtisch sitzend gefilmt, die wie ein Moderator der Tagesschau den zu Papier gebrachten Text monoton vorliest. Jedes Handy auf einem Ministativ, das man gelegentlich bei Pearl geschenkt bekommt, kann diese "Qualität" (ein gewagtes Wort in diesem Zusammenhang) liefern. Dazu braucht man keine weitere Person. So viel zum technischen "Aufwand".

    Das sei nur am Rande erwähnt - viel wichtiger ist natürlich der Inhalt.

    Da wird einmal aus einem Buch zitiert. Warum, weiß niemand so genau - es soll vermutlich eine Werbung sein.
    Dann wird aus Texten von Workshopangeboten zitiert. Warum, weiß auch diesmal niemand. Diese Workshops waren ausverkauft - eine vermutlich wichtige Information, um musikalisch Tango tanzen zu können(?)
    Dann wird erzählt, was sich bei einem Gespräch auf einer Milonga zugetragen hat und ob man zu einem Tango in b-Moll tanzen könne, bzw. es nicht viele weitere Themen für Kursveranstaltungen gäbe. Sehr interessant!
    Inzwischen sind 2 Minuten und 15 Sekunden vergangen. Informationsgehalt das Thema betreffend = 0.

    Jetzt geht's aber endlich los!
    Man lernt, dass der Tango aus acht Schlägen besteht, die unterschiedlich betont werden. Bei der Zähldemonstration scheint die Sieben besonders wichtig zu sein.

    Dann - nach vier langweiligen Minuten - kommt es endlich zur Musik: Nach der Einleitung (die - leider! - nicht besprochen wird), kommt der Refrain. Weiters lernt man, dass alle Tangos eine Achterphrasierung haben, die sich durch das gesamte Stück durchzieht. Das wird anhand des Beginns demonstriert.

    Nach über fünf Minuten kommt es dann endlich zum Abspielen des gesamten Musiktitels, wobei (fallweise) die Eins angezeigt wird und ab und zu mit den Fingern gezählt wird. Der Hinweis, dass der Titel mit einem Auftakt beginnt, fehlt - aber immerhin wird dann die Eins getroffen. Bei der sechsten Minute wird dann plötzlich nichts mehr angezeigt - erst 16 Sekunden später wird wieder enthusiastisch auf die Eins hingewiesen. Schade! Hätte man weiter die vermeintliche Achterphrasierung angezeigt, hätte man bemerken müssen, dass es nicht funktioniert. Ab dieser Stelle braucht man sich das Video nicht mehr weiter ansehen, da es sich selbst widerspricht.

    Und der Refrain? Auf den wartet man auch vergeblich. Diese Nummer hat nämlich keinen.
    Dann folgen Lernhinweise. Doch was soll man lernen? Die Achterphrasierung, die aber keine ist? Vielleicht findet man sie nach ein paar doppelten Whiskys.

    Von nix kommt eben nix - dieses Video bringt auch nix. Ich habe es nicht bis zum Ende angesehen - es wäre schade um die Zeit.

    Gastkommentar von Romana Someìr

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    1. Liebe Romana Someìr,

      wie mir Google verrät, zeigen Sie im Tango keine nennenswerten Aktivitäten. Das merkt man. Daher ist es wohl müßig zu erklären, dass mein Fokus auf der tänzerischen Umsetzung (auch für Anfänger) und nicht auf Musiktheorie lag.

      Wie mir das Wort „weiters“ verrät, stammen Sie aus Österreich. Irgendwie erinnert mich die Machart Ihres Kommentars an meinen Haupt-Blogtroll Thomas Schön. Zufall?

      Ich habe nie behauptet, dass wir technisch ausgefeilte Videos drehen. Ich muss nämlich mit dem Tango kein Geld verdienen und kann mir daher die üblichen Hochglanzprodukte mit vielen Schnitten und druntergelegter Musik (!) sparen. Ich betreibe ein reines Hobby, das in erster Linie mir Spaß machen soll.

      Ja, die Einleitung hatte satirische Elemente. Das ist nämlich ein Markenzeichen meiner Texte. Wie Sie vielleicht im Deutschunterricht gelernt haben, soll die Einleitung zum Thema führen - ausgeführt wird dieses im Hauptteil.

      Die Einleitung des Tangos habe ich in der zweiten Sequenz hinsichtlich ihrer Phrasierung besprochen. Ebenso habe ich den Auftakt erwähnt.

      Natürlich gibt es in der Tangomusik an einzelnen Stellen Abweichungen von der vollständigen Achterphrasierung. Doch, wie gesagt, ich wollte es einfach halten, da ich aus Erfahrung weiß, dass gerade Anfänger sonst sehr schnell wieder aufgeben.

      Natürlich hat der Tango "Uno" einen Refrain. Er beginnt mit "Uno".

      Da Sie das Video eh nicht bis zum Ende angesehen haben, belasse ich es bei diesen Anmerkungen. Vielleicht sollten Sie in Zukunft meine Texte und Videos meiden und sich stattdessen einige Whiskys gönnen.

      Mit besten Grüßen
      Gerhard Riedl

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    2. Sehr geehrter Herr Riedl,

      in Google werden Sie mich vergeblich suchen - ich bin eine Privatperson und möchte das auch bleiben. Personen, die mir nachspionieren, brauche ich nicht. Auch auf Facebook, Google, Ticktock oder sonst wo werden Sie mich nicht aufspüren - ich habe nirgendwo einen Account.

      Ja, ich lebe seit über dreißig Jahren in Österreich - ich hoffe, das stört sie nicht.

      Wenn eine Achterphrasierung nicht "vollständig" ist, ist es eben keine Achterphrasierung. Das hat mit Theorie nichts zu tun - das fühlt man (oder auch nicht). Und wenn man schon etwas behauptet, dann sollte es auch stimmen!

      In Ihrem Videolink zu Uno (angegeben in der Videobeschreibung) kommt dieses Wort genau zwei Mal vor: bei 0:27 und bei 0:42. Mit einem Refrain hat das überhaupt nichts zu tun - diese Nummer hat keinen Refrain. Falls Sie nicht wissen, was ein Refrain ist, sehen Sie bitte dort nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Refrain

      Ihr Video besteht keinen Faktencheck. Es ist schlicht und einfach falsch. Niemand kann eine Achterphrasierung lernen, wenn es keine ist.

      Romana Someìr

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    3. Liebe Romana Someìr,

      ich bitte um Verständnis, dass ich bei mir unbekannten Kommentatoren (und -innen) das Internet befrage, weil mir hier auch immer wieder falsche Namen angedient werden. Gut – Sie sind in sozialen Medien nicht aktiv, aber immerhin scheinen Sie Blogs ziemlich zu interessieren.

      Dass Sie auf die meisten meiner Richtigstellungen nicht mehr eingehen, nehme ich mit Genugtuung zur Kenntnis.

      Und nein, natürlich ist „Uno“ phrasiert – dass es im Stück Ausnahmen gibt, ändert nichts am Prinzip.

      Und das Stück hat einen Refrain, der allerdings mit „Si yo tuviera“ beginnt, nicht mit „Uno“, wie ich irrtümlich geschrieben habe (jetzt haben Sie auch mal recht, wie schön!). Sie können ja bei 1:10 und 3:00 in der Aufnahme nachhören.

      Kommentare dieser Machart erhalte ich immer wieder einmal. So gut wie immer stammen sie von Leuten, die noch nie auch nur ein Tangostück selber getanzt haben und mir mit verkopften Abhandlungen kommen. Doch wir Tangoleute tanzen nicht mit Partituren, sondern mit Leidenschaft.

      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

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    4. Ich möchte hier weiterhin sachlich bleiben und fasse kurz zusammen:

      Wenn man die Erklärung zum Refrain in Wikipedia liest, weiß man, dass Uno keinen hat. Da können Sie noch so oft schreiben, dass hier ein Refrain vorliegt - diese Aussage ist und bleibt falsch.

      Welche "Richtigstellungen" meinen Sie? Dieses Video ist schlecht gemacht und inhaltlich falsch. Für Anfänger also nicht geeignet und im besten Fall für Verwirrung sorgend.

      Tangomusik lässt sich nicht mit künstlich vorgezählter "Achterphrasierung" erklären - diese Musik muss man fühlen und tanzen! - und eine durchgängige Achterphrasierung, wie im Video behauptet, hat dieser Tango erst recht nicht.
      Und natürlich ist "Uno" phrasiert. JEDE Musik ist phrasiert. Fragt sich nur, wie.

      Da Sie aber ohnehin stur bei Ihrer falschen Meinung bleiben werden, ist die Sache für mich erledigt. Ich habe meine Aufgabe darin gesehen, auf die unrichtigen Aussagen hinzuweisen. Das habe ich hiermit getan.

      Romana Someìr

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    5. Na eben - und nebenbei den Autor ein wenig schlecht gemacht. Plansoll erfüllt!

      Völlig richtig: Tangomusik muss man fühlen und tanzen. Mache ich seit 23 Jahren. Zusammen mit Standard und Latein sind es 55 Jahre.

      Gemäß Ihrer Ankündigung werde ich keine weiteren Kommentare mehr von Ihnen veröffentlichen. Es ist ja wirklich alles gesagt.

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    6. Das Video hat nun bei YouTube den Rekordwert von 277 Aufrufen erreicht - nebst 5 "Gefällt mir"-Angaben

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