Zum Schluss wird herrklärt
Mansplaining bezeichnet herablassende Erklärungen eines Mannes, der
fälschlicherweise davon ausgeht, er wisse mehr über den Gesprächsgegenstand als
die – meist weibliche – Person, mit der er spricht. Der Begriff benennt die in
der Kommunikation häufig von Frauen empfundenen Machtasymmetrien, deren
zugehörige Ab- und Aufwertungswirkungen von Männern oft nicht bemerkt werden.
Die Wortneuschöpfung entstand bei der Reflexion kommunikativer Machtausübung
durch Männer. Inhaltliche Grundlage für die Wortneuschöpfung war ein Essay der
US-amerikanischen Publizistin Rebecca Solnit von 2008.
Gestern sprach ich eine Tangofreundin auf die
neueste Münchner Facebook-Debatte
an, wo sich haufenweise Tänzerinnen
beschwerten, gerade als Gast auf neuen Milongas flächendeckend ignoriert zu werden. Sie hatte nur die erste Phase
verfolgt, in der sich weitgehend Frauen
kräftig zu Wort meldeten.
Ich fragte sie: „Rate mal, wie es weitergegangen ist?“
Ihre Antwort:
„Wahrscheinlich haben sich dann verstärkt
Männer geäußert und versucht, das Problem zu relativieren. Am Ende
geben dann wieder die Jungs den Ton an und erklären den dummen Mädels die Welt.“
Ja, genauso
war es – nur leider ist die Zahl der weiblichen Wesen, welche diesen Mechanismus
durchschauen (wollen), noch ausbaufähig…
Statt vieler eigener Worte ein paar Kostproben männlicher Einlassungen:
„Ich
hingegen finde die Regeln, so wie sie sind, sehr gut. Eine Dame kann sehr gut
zum Ausdruck bringen, dass sie gerne tanzen möchte, auch mit den vorhandenen
Regeln – und jeder Herr (und auch jede Dame) kann das annehmen oder auch
ablehnen, ohne den/die Auffordernde dem Affront eines verbalen Korbes aussetzen
zu müssen.“
„Grundsätzlich
kann ja jeder jeden auffordern. Das ändert aber nichts daran, dass nicht jeder
mit jedem tanzen möchte...
Natürlich: Im Sinne eines sozialen Tanzens ist es wünschenswert, dass jeder auch mal über den eigenen Schatten springt.
Weniger Ich-Bezogenheit und mehr Offenheit sind wünschenswert (ausdrücklich bei allen!).
Gibt es aber auch schon bei vielen Veranstaltungen, so meine Erfahrung.“
Natürlich: Im Sinne eines sozialen Tanzens ist es wünschenswert, dass jeder auch mal über den eigenen Schatten springt.
Weniger Ich-Bezogenheit und mehr Offenheit sind wünschenswert (ausdrücklich bei allen!).
Gibt es aber auch schon bei vielen Veranstaltungen, so meine Erfahrung.“
„Ich
steh auch dazu, zu sagen: 'Tango is not a social service'. Ich geh auch für meinen
eigenen Spaß hin und nicht ‚nur' als Taxi Tänzer für Damen, die sonst nicht zum
Tanzen kommen (würden).“
„Ich
würde es nicht zu einem allgemeinen Fall machen.
Es tut mir leid für deine Erfahrung, aber auch in den besten Milongas kann ein falscher Abend passieren.“
„Ich finde das Tango-Szenario in München sehr abwechslungsreich und einladend, da es in anderen Großstädten kaum zu finden ist.“
Es tut mir leid für deine Erfahrung, aber auch in den besten Milongas kann ein falscher Abend passieren.“
„Ich finde das Tango-Szenario in München sehr abwechslungsreich und einladend, da es in anderen Großstädten kaum zu finden ist.“
„Kann
es sein, dass es nur darum ging, dass du verbal aufgefordert hast? Denn beim Nonverbalen
ist es doch ganz üblich, dass Frauen auffordern.“
„Tänzer:
Vermeidet direktes Auffordern, egal ob durch verbale Ansprache oder ‚Davorstellen‘.
Gute Tänzer wie ihr machen sowas nicht. Lernt die Kunst der Mirada und des
Cabeceo. Gilt für Mann und Frau!“
„Hier
mal noch eine andere Perspektive: Ich gehe manchmal gar nicht zum Tanzen auf
die Milonga. Klingt komisch, ist aber so. Manchmal bin ich nur dort, um Freunde
zu sehen und die Musik zu hören und die Atmosphäre zu genießen. Der Cabeceo
bewahrt mich an diesen Abenden davor zu tanzen, wenn ich es gar nicht will, die
Damen davor, mit jemandem zu tanzen, der gerade lieber sitzen würde oder aber
davor, vergeblich den Weg zu mir auf sich und den Mut, mich anzusprechen,
zusammen genommen zu haben.“
„Ich
wusste nicht, dass man als Mann einen ‚Freibrief‘ hat...Wo bitte erhält man
den?... Und muss Mann dann nachweisen, dass Mann ein Mann ist?...
Diese Ansicht ist leider nicht selten und dennoch sehr antiquiert...
Aber im Ernst... Als Fremder erlebe ich oft genug, dass die Damen entweder in den ersten Stunden nur mit ihren Bekannten tanzen. Oder sich zum ‚Plausch‘ mit ihren Freundinnen einigeln...“
Diese Ansicht ist leider nicht selten und dennoch sehr antiquiert...
Aber im Ernst... Als Fremder erlebe ich oft genug, dass die Damen entweder in den ersten Stunden nur mit ihren Bekannten tanzen. Oder sich zum ‚Plausch‘ mit ihren Freundinnen einigeln...“
Auf der Facebook-Seite von Thomas Kröter äußerte sich ein Münchner
DJ zu meinem Artikel:
„Gestern hier in
München genau das Gegenteil erlebt, viele bisher nicht bekannte Damen
verbrachten viel Zeit auf der Tanzfläche mit unterschiedlichen Tänzern. Das
Riedl schießt natürlich gerne, das sollte man, wie immer, entspannt wahrnehmen
und richtig einordnen.“
Dazu sollte man wissen: Ich habe den Herrn einen Abend
lang auf seiner eigenen Milonga erlebt. Und da tanzte er ausschließlich mit
seiner Frau…
Ich habe ihn nun auf Facebook gefragt, mit wie vielen
unbekannten Tänzerinnen er denn gestern das Parkett betreten habe. Eine klare Auskunft, so vermute ich, wird er
mir nicht geben.
Ja, liebe Damen,
ich fürchte halt, es wird nur funktionieren, wenn ihr den
Kerlen konsequent in ihre Ausreden und
ihr wolkiges Fabulieren hineingrätscht.
Ein sicheres Zeichen für den Erfolg:
Die Typen werden dann echt grantig.
Das Problem
ist: Frauen lieben eine harmonische
Kommunikation und fühlen sich daher unwohl, wenn es zu kontrovers hergeht. Bei den eigenen Konflikten, welche mich durch
meine Veröffentlichungen ereilten, hörte ich oft die besorgte weibliche Frage: „Belastet dich das nicht zu sehr?“
Nein! Männer lieben halt Kampfsportarten wie Fußball.
Und wenn es da nicht fallweise einen aufs Schienbein gäbe, würden sie sich
rasch langweilen. Daher wird Synchronschwimmen
niemals Millionen Fans erreichen…
Klar ist es etlichen Männern lieber, wenn Tangueras außer
stundenlangem Herumglotzen auf
Milongas gar nichts dürfen. Es
bringt somit nichts, wenn sie sich darauf beschränken oder nach einem
vergeblichen direkten Aufforderungsversuch mit eingezogenen Schultern wieder
davonschleichen.
Warum nicht stattdessen an Ort und Stelle eine kleine Diskussion anzetteln – gerne auch
etwas lauter? Die Herrschaften am
Nebentisch interessiert es doch sicher, warum der Depp sich partout außerstande
sieht, mit einer unbekannten Tänzerin drei Tangos zu interpretieren! Ob er sich
wohl nicht traut, weil er schlecht führen kann? Oder das Ereignis lieber einmal
auf meinem Blog beschrieben haben möchte?
Liebe Damen,
ja, das ist das Gegenteil von „Harmonie“, welche in Wahrheit „Friedhofsruhe“
bedeutet. Und dort dürft ihr dann gerne auch eure Hoffnungen bestatten, es
könnte sich wirklich etwas ändern…
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