Herrklären
Der
Mann führt… auch das Gespräch.
Alles
begann mit einem Erlebnis der amerikanischen Autorin Rebecca Solnit, das sie 2008 in ihrem Essay „Men Explain Things to Me“ („Wenn Männer mir die Welt
erklären“) beschrieb:
Sie war mit ihrer Freundin zu einer Party
eingeladen. Gegen Ende richtete der Gastgeber, ein wohlhabender älterer Herr,
das Wort an sie („in einem Ton, in dem
man die siebenjährige Tochter von Freunden ermuntern würde, über ihre
Flötenstunde zu berichten"):
Er habe gehört, sie hätte einige Bücher
geschrieben. Worum es da ginge? Sie begann, über ihr kürzlich erschienenes Werk
zum Fotografen Eadweard Muybridge zu
sprechen. Daraufhin unterbrach ihr Gegenüber sie mit der Frage, ob sie von dem neulich
herausgekommenen, ausgesprochen wichtigen Muybridge-Buch gehört habe, und
erging sich, ohne eine Antwort abzuwarten, in Auslassungen über das Werk, das
er – so stellte sich später heraus – nur aus Rezensionen kannte.
Der wiederholte Einwurf ihrer Freundin, es handle sich dabei um Solnits Buch,
fand erst beim dritten oder vierten Mal Gehör, verschlug dem Herrn jedoch nur
einen Moment lang die Sprache.
Eine unbekannte Bloggerin schuf, angeregt durch diesen
Text, aus den Begriffen „man“ und „explaining“ das neue Wort „mansplaining“ (eingedeutscht: „herrklären“).
Ein schönes Beispiel ist „Herr Pferdeschwanz“ in dem von mir besprochenen
Artikel von Sasha Cagen (welche „mansplaining“
ebenfalls in ihrem Beitrag verwendet):
Der Begriff wurde bislang in diverse Wörterbücher aufgenommen (z.B. das „Oxford
English Dictionary“) und vom
australischen „Macquarie Dictionary" zum Wort des Jahres 2014 gekürt.
Grob gesagt geht es darum, dass manche Männer dazu
neigen, Frauen von oben herab zu belehren – selbst dann, wenn diese von einer
Sache mehr verstehen als sie (und das kommt häufiger vor, als sie denken).
Den grundlegenden
Vorwurf beschreibt Rebecca Solnit so:
„Das geschilderte
Gesprächsverhalten ist eine Methode, im höflichen Diskurs Macht auszuüben – die
gleiche Macht, mit der auch im unhöflichen Diskurs und durch Akte körperlicher
Einschüchterung und Gewalt Frauen zum Schweigen gebracht, ausgelöscht,
vernichtet werden – als Gleichwertige, als Partizipierende, als Menschen mit
Rechten und viel zu oft schlicht als Lebende.“
Der
Widerhall war groß. Unter anderem entstand die Website „Academic Men Explain Things to
Me“, wo Akademikerinnen eine Fülle von Beispielen zitieren, in denen
sie von männlichen Kollegen hochnäsig belehrt wurden:
Ende
2016 nahm in Schweden die weltweit erste Mansplaining-Beratungsstelle ihre
Arbeit auf. Initiiert wurde sie von „Unionen“, der größten Gewerkschaft des
Landes. Sie vertritt mehr als 600.000 Arbeitnehmer im privaten Sektor und
fordert ihre Mitglieder auf, sich an die Hotline zu wenden, wenn sie sich von
männlichen Kollegen durch belehrende Monologe belästigt fühlen.
„Mansplaining ist
eine Methode der Unterdrückung, die am Arbeitsplatz sowohl Diskriminierung als
auch mangelnde Chancengleichheit erzeugt und unterbunden werden muss", erklärte die
Gewerkschaft ihre Initiative in einer Pressemitteilung.
Eine
Studie der American Psychological Association habe gezeigt, dass Männer viel
mehr zur Selbstüberschätzung neigen als Frauen, begründet Unionen ihre Entscheidung.
Und diese Neigung nehme mit dem Alter sogar noch zu.
In
den sozialen Netzwerken wurde „Unionen" des groben Männerhasses beschuldigt.
Viele Kritiker drohten, aus einer Gewerkschaft auszutreten, welche die
Mitgliederbeiträge dazu missbrauche, Männer pauschal an den Pranger zu stellen.
Quellen:
Auch im deutschsprachigen Raum berichteten führende Medien von
diesem Phänomen. In der Online-Ausgabe der FAZ
führte dies zu einer Reihe fast ausschließlich männlicher Kommentare (von mir rechtschreibkorrigiert), die Bände
sprechen:
„Selbsternannte
Internet-‚Feministinnen‘, deren Kopfgeburt er ist, benutzen ihn schon seit
geraumer Zeit, um sich gegen solche unangenehmen Dinge wie Gegenargumente zu Wehr
zu setzen. Sie sind nicht mit mir einer Meinung? Sie versuchen mir zu erklären,
warum? Sie sind männlich? Mansplaining!“
„Im wirklichen Leben
ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann von einer Frau zugetextet wird,
welche die Diskurshoheit dadurch behauptet, dass sie durch strategische
Kontinuität des Redeflusses alle anderen Anwesenden von einer Teilnahme einfach
ausschließt, um den Faktor X höher als die umgekehrte. Männer könnten das gar
nicht; aus anatomischen Gründen sind sie dazu verdammt, durch dieselben
Körperöffnungen Luft zu holen, die sie zur Emission von Sprache gebrauchen, was
den Redefluss hemmt.“
„Ich überlege grad,
ob ich nicht auch eine Sammlung herausgebe, z.B. von überflüssigen Fragen, die
mir jeden Tag von angeblich gebildeten Frauen gestellt werden, die aber
irgendwo auf Grundschulniveau liegen.“
Apropos
– sprechen Frauen mehr als Männer?
Etliche wissenschaftliche Untersuchungen entlarven diese Behauptung als
männliches Klischee:
„Nein, beide
Geschlechter sprechen ungefähr gleich viel, im Durchschnitt geben sie rund
16.000 Wörter pro Tag von sich. Bisher war davon die Rede, dass Frauen rund
7000 Wörter pro Tag von sich geben, Männer dagegen nur 2000. Das Forscherteam
um Matthias Mehl von der University of Arizona hat nun erstmalig sechs Jahre
lang die Gespräche von fast 400 Studenten aus den USA und Mexiko mit einem
selbst entwickelten Spezialrekorder aufgenommen. Dabei kamen Frauen im Schnitt
auf 16.215 Wörter am Tag, Männer auf 15.669. Die Damen sprechen also jeden Tag
ein paar Worte mehr, das sei aber kein signifikanter Unterschied, so die
Forscher.“
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/themen/frau-und-mann/fakten-frau-und-mann-in-zahlen/13568166.html
David
Lazer von der Northeastern University in Boston fand heraus:
„In der Auswertung
zeigte sich, dass Frauen nur bei der Projektarbeit wesentlich mehr redeten und
häufiger Hilfe bei anderen suchten als Männer. Das galt vor allem für längere
Gespräche. Taten sich die Probanden allerdings zu größeren Arbeitsgruppen
zusammen, die aus mehr als sechs Personen bestanden, redeten die männlichen
Versuchspersonen am meisten. Während der Mittagspause waren Frauen dagegen kaum
gesprächiger als ihre männlichen Kollegen. Lazer und seine Kollegen
schlussfolgern daraus: Welches Geschlecht am mitteilungsbedürftigsten ist,
hängt vom sozialen Kontext ab.“
Die
„Herrklärer“ im Tango kennen wohl
die meisten Tänzerinnen: Ob auf dem Parkett die Schritte oder nebendran die
profunden allgemeinen Tangokenntnisse respektive die persönlichen Einblicke im
VIP-Bereich – all das erhält frau von meist älteren Hagestolzen dann um die
Ohren gewickelt. Oder der Tangolehrer beschreibt ihr den Schritt ganz einfach, weil sie ja noch nie in Buenos Aires war…
Was
ich zusätzlich bei Frauen im
persönlichen Umfeld erfahren habe: Sie sollten keinesfalls öffentlich Meinungen
äußern, welche mit den meinen konform gehen. Da sie von mir „abhängig“ sind,
wird ihnen ein gleichrangiger Kombattanten-Status verweigert.
Meine
Ehefrau wurde vom Mansplainer Cassiel
auf dem Forum „tanzmitmir“ als „Sekundantin“
tituliert und ihr hinsichtlich des Bezugs zu mir beschieden:
„Ich erspare Ihnen
hier, Sie um Ihre Einschätzung seines Verhaltens zu bitten; schließlich kann
ich Solidarität unter Ehepartner durchaus einen Wert abgewinnen.“
Auch meine Blogger-Kollegin Manuela Bößel habe mir schon „sekundiert“ – und auf seinem eigenen
Blog charakterisierte Herr Cassiel einen zustimmenden Beitrag von ihr wie folgt:
„Ich habe ein
gewisses Verständnis für die Loyalität von Manuela, schließlich ist Gerhard
Riedl ein Kunde ihres grafischen Gewerbes. Sie musste so schreiben. Ich bitte
ebenfalls darum, Verbalattacken in ihre Richtung zu unterlassen.“
Merke: Weiber dürfen uns
allenfalls den Pistolenkoffer hinterhertragen!
In
Wahrheit haben die Damen durchaus ihre eigenständigen Ideen. Karin hat auf
meinem Blog schon etliche viel gelesene Gastbeiträge verfasst, und Manuela bringt
zeitgleich mit meinem Text einen wunderbar versponnenen Artikel zum selben
Thema heraus, den ich dringend zu lesen empfehle:
Wie sollte frau den
herrklärenden Gipsköpfen begegnen? Wenn möglich gar nicht – am besten mitten im Satz
stehen lassen und so dokumentieren, dass sie keine adäquaten Gesprächspartner
sind!
Wenn
das nicht geht, hilft hoffentlich eine Kombination von knallhart artikulierter
Sachkenntnis und Auslachen…
Das
Schlusswort zur Perspektive möchte ich dem Journalisten Peter Praschl überlassen:
„Die Botschaft aller
Texte in Solnits Essayband lautet: Es wäre hilfreich, allen zuzuhören, ihre
Stimmen, Wahrnehmungen, Erfahrungen zur Kenntnis zu nehmen. Ganz sicher will
Solnit nicht ein Ungemach durch ein anderes bekämpfen, indem etwa Männer den
Mund halten. Ihr geht es darum, dass man auch miteinander reden könnte – statt
einander Reden über den Kopf zu ziehen.
Es könnte eine
Kommunikation geben, sagt sie, die neugieriger, respektvoller, mutiger,
experimenteller ist. Vermutlich hätten alle viel davon. Sogar die Herrklärer
selbst: Man würde ihren Reden zuhören und sie nicht bloß über sich ergehen
lassen oder sich vor ihnen ängstigen.“
P.S. Dieser Text erscheint als 500. Beitrag auf meinem Blog!
Sehr gut recherchiert, mit wohldurchdachten und so einfachen Ratschlägen. In meinen Augen geht das Problem etwas tiefer, es reicht in die Kultur der Länder. Speziell in Deutschland ist es so, dass sich die Menschen gleich darstellen, von sich, ihren Errungenschaften und Problemen, stundenlang erzählen und keinerlei Interesse am anderen zeigen. Das allerdings betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Deswegen sind Deutsche im Ausland nicht so beliebt, weil sie gleich auftrumpfen ("mein Auto, mein Haus, meine Akne", oder so). Dazu kommt ein ewiger Machtkampf, eine Angst, in irgendeiner Weise unterlegen zu sein. Das betrifft wohl mehr Männer, da diese eher in Machtpositionen sind. Wie in den USA. Dass es auch ganz anders geht, zeigt unsere Bundeskanzlerin, immerhin eine Frau, die wenig auftrumpft und viel erreicht. So geht's halt auch. Vielleicht wird sie langsam Vorbild in Deutschland, da haben wir Glück. Die USA haben in dieser Hinsicht im Augenblick eher Pech.
AntwortenLöschenWichtige Aussprüche: "Hab ich Sie um Ihren Rat gefragt?" "Warum glauben Sie, sollte mich das interessieren?" "Haben Sie's schon mal mit Zuhören probiert, oder wissen Sie nicht, was das heißt?" "Wie wär's, wenn du führst und ich merke was davon?" "Liebst du den Tango? Dann lern ihn!"
Vielen Dank für die praktikablen Beispielsätze!
LöschenLeider unterliegen hier viele Frauen dem gefühlten Zwang zur "Höflichkeit", hören brav zu und geben so die ideale Bühne für männliche Inszenierungen ab.
Unsere Kanzlerin machts tatsächlich geschickter. Daher hat sie schon mancher männliche Konkurrent unterschätzt und ist dann grandios abgeschmiert!
It takes two to Tango: Und auch hier gehören immer zwei dazu! Warum fordern Frauen nicht selber auf?! Warum ist die Opferrolle weiblich, und warum sollte sie hingenommen werden? Das "schwache" Geschlecht kann sich nämlich durchaus wehren! Wenn es denn will.
AntwortenLöschenSolch larmoyanter "Feminismus" ist in meinen Augen Emanzipationsverweigerung! Im 21. Jahrhundert.
Schon mal Frau gewesen und probiert, beim Tango aufzufordern? Ich kenne da Geschichten von bis zu sieben Versuchen und gleich vielen Körben.
LöschenDie Opferrolle ist tatsächlich weiblich, wehren hilft aber nicht immer:
Über 90 Prozent der Tötungsdelikte werden von Männern verübt (Kriminalstatistik 2014). Das eigenen Heim ist für Frauen der gefährlichste Aufenthaltsort: Bei jeder zweiten getöteten Frau ist der Partner der Täter – bei Gewaltverbrechen in Partnerschaften sind 80 Prozent der Todesopfer weiblich (Statistik 2015). Etwa 94 Prozent der Häftlinge in deutschen Gefängnissen sind Männer.
Wie gesagt: in Deutschland. Ich will nun nicht noch über die Rolle der Frau im Islam oder die Vergewaltigungsrate in Indien sprechen.
Es könnte jedoch Frauen auf dieser Welt geben, welche die Formulierung "larmoyanter Feminismus" als zynisch empfinden.
Zur Klarstellung meines kurzen und daher wohl missverständlichen Kommentars, lieber Gerhard: Das schwache Geschlecht ist im Regelfall das KÖRPERLICH Unterlegene. Darauf heben Deine Beispiele ab.
LöschenAnders verhält es sich aber in allen Konflikten, die nicht körperlich ausgetragen werden. Z.B. im verbalen Bereich wie beim Herrklären. Da können sich Frauen durchaus mit gleicher Waffe wehren, und das sollten sie auch! Es nicht zu tun und hinterher über die bösen Männer herzuziehen: Sorry, da bleibe ich beim Vorwurf des
larmoyanten "Feminismus".
Und Frau gewesen bin ich bisher genauso wenig wie Du. Ich freue mich über jede Frau, die mich auffordert, und habe noch keiner einen Korb gegeben. Der aktiv auffordernde Mann und die passiv wartende Frau: Das ist für mich 19. Jahrhundert! Und Frauen, die so etwas goutieren und tradieren, betreiben halt Emanzipationsverweigerung. Ok, geschenkt bekommen sie nichts. Aber sie haben die Wahl: Jammern (und sitzen) oder machen (und tanzen)!
Und da man die Damen zum Jagen tragen muss, schlage ich für den Einstieg die Frauenquote vor: Jede zweite Tanda fordern die Damen auf. (Ich verachte solche Quoten, aber wenn's hilft...)
Das ist übrigens auch so ein typisches Männerargument: Wenn man anderer Meinung ist, hat man es nur nicht „verstanden“…
LöschenIch bleibe dabei: Männer sind wohl das aggressivere Geschlecht. Das angeblich „sachliche“ bei Debattenbeiträgen entpuppt sich bei näherem Hinsehen oft als reines Rangordnungsgetue. Und zwischen verbaler und körperlicher Aggression gibt es gleitende Übergänge.
Natürlich sollten Frauen mehr auffordern, klar, das betone ich immer wieder! Aber hier fordert Mann mal wieder Heldentum, zu dem er selber kaum fähig wäre: Wenn in der heutigen Tangopopulation eine Tänzerin aktiv auffordert, befindet sie sich in einer extremen Minderheit und muss sich neben Körben auch Anfeindungen von Geschlechtsgenossinnen gefallen lassen.
Ich weiß nicht, ob Du die Tangozeiten ums Jahr 2000 noch kennst: Damals gab es deutlich mehr Frauen, die sich das trauten. Seither hat ein Rollback zu Pärchenwirtschaft und (wegen des zunehmenden Durchschnittsalters) spießigen Verhaltensritualen stattgefunden.
Die meisten ADTV-Tanzlehrer vertreten heute die Ansicht, Frauen wie Männer könnten gleichberechtigt zu Tänzen bitten – und das ohne Diener, Frage an den Begleiter oder gestelzten Formulierungen wie „Darf ich bitten?“ Und im Tango?
Ich habe die Verhältnisse im „normalen Gesellschaftstanz“ schon einmal im Blog dargestellt:
https://milongafuehrer.blogspot.de/2016/02/kleine-ball-etikette.html
Die "Frauenquote" kannst gern in traditionellen Milongas vorschlagen: Aber merk Dir vorher schon mal die Fluchtwege...
Danke für den Hinweis auf Deinen interessanten Artikel aus 2016, den ich nicht kannte. Anno 2000 habe ich noch nicht Tango getanzt. Leider bestätigst Du meine Wahrnehmung (namentlich auch bei der Lektüre des Cassiel Blogs), dass die Tangoszene in Teilen stockkonservativ und rückwärtsgewandt ist. Warum dem so ist, habe ich bisher für mich noch nicht plausibel erklären können.
LöschenDas eventuelle Missverständnis ging übrigens auf meine Kappe!
Verschiedene Auffassungen sind ja kein Problem – sonst heißt es wieder, ich würde hier nur konforme Beiträge veröffentlichen…
LöschenMeine Erklärung des genannten Phänomens habe ich schon öfters beschrieben: Als der Tango bei uns noch in den Kinderschuhen steckte, zog er vor allem Tanzverrückte an. Die hatten meist Erfahrung in verschiedensten Tänzen, daher wurde von ihnen der Tango nicht mystisch verklärt, sondern locker und experimentierfreudig angegangen.
Als unser Tanz dann populärer wurde, kamen diejenigen dazu, welche noch nie einen Zugang zur Bewegung auf dem Parkett gefunden hatten und nun begeistert vernahmen, Tango sei kinderleicht, da man nur „umarmt zu gehen“ brauche. Freilich musste dann die Musik einfacher werden, was man genial als „Tradition“ verkaufte. „Strenge Regeln“ waren für diese Population keine Abschreckung, sondern eher der Beweis, dass der Tango schon eine „ordentliche Sache“ sei, welche nix mit Gefühlen oder gar Erotik zu tun habe.
Diszipliniertes Verfolgen der Spuren ohne emotionale Aufwallungen – den Paarkontakt außerhalb der Tanzfläche mag man sich dann gar nicht mehr vorstellen…
"mansplaining", öhm ... naja ...
AntwortenLöschenDiesen Effekt gibt es auch von Frauen Männern gegenüber (wage es mal als Mann, z.B. bei der Kindererziehung, anderer Meinung zu sein als die anwesende geballte weibliche "Kompetenz" ... PS: mir hatte mal meine Schwiegermutter den Spruch "du bist ein Mann, das kannst du gar nicht verstehen" an den Kopf geworfen).
Das aktuell viel gravierendere Problem mit "Mansplaining"ist, dass das entsprechend "frauenbewegten Damen" erlaubt, alles was ein Mann sagt, als "Mansplaining" wegzuwischen ...
Man sollte „mansplaining“ nicht mit „nerviger Rechthaberei“ verwechseln. Letzteres gibt es natürlich, ähnlich verteilt und in unterschiedlichen Erscheinungsformen, bei beiden Geschlechtern.
LöschenBeim „mansplaining“ ist die Botschaft nicht „Ich weiß es besser“, sondern „Du bist gar nicht fähig, überhaupt einen begründeten Standpunkt zu vertreten“. Es geht also um Machtausübung, vor allem im Beruf. Hat sich damals deine Schwiegermutter durchgesetzt oder du? Das ist der Punkt!
Ein schöner Satz im Privatleben ist „Ich helfe meiner Frau im Haushalt“. Merke: Grundsätzlich ist dieser Bereich ihre Sache. Es ist schon anzuerkennen, wenn ich mich da überhaupt beteilige!
Übrigens muss der Adressat von solchen Botschaften nicht mal eine Frau sein: Ich durfte mir in den letzten Jahren eine Menge hochnäsiger Belehrungen zum Thema Tango anhören, so in der Machart „mein Haus, mein Boot, mein Tango, mein Buenos Aires“. Da war keine einzige Frau dabei.