Liebes Tagebuch… 17



Ich bezweifle, dass es viele deutschsprachige Tango-Webseiten gibt, welche ich mir noch nicht angeschaut habe.

Dies stellt oft kein reines Vergnügen dar: Glamourfotos aufgebrezelter, brünstig wirken wollender Tangopaare (in der Regel die Lehrmeister themselves), das Ganze dann noch in frühgeburtauslösendem Schwarz-lila-puffrot samt Klischeebildchen von Rosen, Bandoneónes sowie Milongueros mit Hut. Und erst der schriftliche Teil: Kursankündigungen mit wenig bis gar keiner Inhaltsangabe, die aktuellen Workshops (oder: „wie man in 45 Minuten Musikalität erlernt – mit Erfolgsgarantie“), ellenlange Listen der Maestros dieser Maestros (seffaständlich ausschließlich Latinos), aktuelle Termine vom Vorjahr, die „Códigos de la milonga“ frisch von der Konkurrenz abgeschrieben, tralala. Nicht fehlen darf die Erlebniserzählung: „Wie ich selbst zum Tango gekommen bin“ (schwerste eigene Niederbrüche zwischendurch natürlich ausgenommen).

Doch es gibt auch positive Beispiele – eines davon hat mich geradezu begeistert:

Unter dem Titel „moving decisions“ bietet der Arzt Dr. Kuno Jungkind eine sehr informative Internetpräsenz mit Sichtweisen, die alles andere als „Mainstream“ sind. So habe ich dort erstmals auf einer Tangoseite hierzulande (außer auf meiner) die Ansicht gelesen, man könne am besten mit einem erfahrenen Tanzpartner lernen – zwei Anfänger miteinander hätten viel geringere Chancen. Traditionen ja – deren kritikloses Nachbeten allerdings überzeugt ihn nicht. Wie schön!

Ausgehend von seinem Beruf sind seine Angebote zum Unterricht auch auf Menschen mit Erkrankungen und Handicaps bezogen. Er bietet eine Vielzahl von Projekten, u.a. einen „begleiteten Milongabesuch“.

Beim Studium seiner Website sollte man sich Zeit nehmen: Leider ist sie nicht gerade übersichtlich gestaltet, aber mit der angebotenen Suchfunktion sollte man schon fündig werden. Hier der Link:
http://dr-jungkind.de/moving-decisions

Die Aktivitäten umfassen, ausgehend von Freiburg, vor allem den südwestdeutschen Raum. Wenn’s nicht so weit weg wäre – vielleicht würde sogar ich dort einmal einen Kurs buchen!

P.S. Ich wurde auf die Website aufmerksam, da Dr. Jungkind mein Tangobuch empfiehlt und Zitate daraus veröffentlicht hat. Allerdings halte ich es da mit der Ansicht des Kabarettisten Florian Erdle: „Ich habe nichts gegen Nepotismus, solange es in der Verwandtschaft bleibt!“

 P.P.S. Könnte es sein, dass ich mit Kuno Jungkind einen "Außenseiter" empfohlen habe? Das würde mich freuen... 

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