Kein Vergleich!
„Sie wollen doch nicht hier ernsthaft unsere Qualifikationen vergleichen. Langsam wird‘s doch lächerlich.“ (aus dem Dialog mit einem Tangolehrer)
Der Schreiber gehört zu einer Personengruppe, die vor allem mein Video zur Phrasierung im Tango heftig kritisiert hat. Ein anderer Leser schrieb dazu: „Die Videos strotzen tatsächlich nur so vor krassen Falschaussagen.“
Ich habe mir die beanstandete Produktion noch einmal angesehen und im Blogartikel dazu ein Postskriptum angefügt. Klar, man kann musiktheoretisch einige Einwände erheben. Ob man dies in einem derart gehässigen und schadenfrohen Duktus betreiben muss, ist Charaktersache.
Allerdings habe ich nie behauptet, perfekt zu sein – das würde auch nicht zum Tango passen. Und ebenfalls nicht, mich hauptberuflich das ganze Leben mit unserem Tanz beschäftigt zu haben. Das verbindet mich mit vielen im Tango, die sich stolz als „Profis“ bezeichnen. Aber das ist deren Problem.
Mir geht es überhaupt nicht darum, pausenlos „recht zu haben“. Immer wieder betone ich, lediglich meine persönlichen Sichtweisen darzustellen. Zu denen stehe ich und verteidige sie mit Argumenten. Dies wird dann von Menschen als „Sturheit“ gesehen, welche sich selber für die Super-Experten halten und erwarten, dass man ihre Wahrheiten als geradezu göttliches Gesetz demütig entgegennimmt.
Im Gegensatz dazu bin ich tatsächlich ein Tiefstapler. Bereits in der ersten Version meines Tangobuches habe ich ausführlich erklärt, was ich alles nicht kann. Ich zählte auf, was den „Milonga-Führer“ von den üblichen Werken zum Tango unterscheidet:
Ein Buch der obigen Arten zu verfassen wäre mir völlig unmöglich, da ich unter anderem
• hinsichtlich Soziologie, Politik und Landeskunde Lateinamerikas über keine Kenntnisse deutlich oberhalb des durchschnittlichen Besitzers eines Abiturzeugnisses verfüge – ja noch nicht mal in Buenos Aires war und auch nicht vorhabe, dieses Manko zu tilgen…
• derzeit zwar über 400 Tango-CDs besitze, mich als DJ betätige sowie ein gewisses rhythmisch-musikalisches Empfinden habe (behauptet jedenfalls die Mehrzahl meiner Tänzerinnen), aber keinerlei musiktheoretischen Kenntnisse aufweisen kann und gehörmäßig falsche Töne nur registriere, wenn sie mindestens eine kleine Terz neben dem richtigen liegen.
• weder eine Tangolehrerausbildung (was immer das ist) bei irgendwelchen klingenden Namen absolviert habe noch dreistellige Zahlen von Tangofiguren abspulen und schon gar nicht diese grafisch darstellen oder spanisch benennen kann. (Meine Kenntnisse dieser Sprache beruhen auf vielen Übersetzungen, zwei Wörterbüchern sowie einem Rest Schullatein.)
• keine besonderen Kontakte zu inneren Zirkeln angesagter Tangoszenen vorweisen kann. (Ich hatte bislang noch nicht mal ein Verhältnis mit einer Südamerikanerin…)
• bisher weder als Philosoph, Psychologe noch als Paartherapeut und schon gar nicht als Erotikexperte arbeitete.
• zwar seit über 30 Jahren Glossen zu schulischen Themen sowie Texte für meine Zauberprogramme verfasse, mich aber aus Respekt vor größeren literarischen Formen (hat auch nicht jeder) nie ernsthaft an einen Roman gewagt habe…
Wie komme ich dann dazu, über Tango zu schreiben? In den zirka zehn Jahren vor dem Verfassen des Buches erlebte ich es zunehmend, dass in der Szene – auch der digitalen – öffentlich viel von deren Größen die Rede war – tänzerische Berühmtheiten, Star-Lehrer, berühmte Musiker sowie Orchester (eher die historischen) und glamouröse Veranstalter. Die hatte man pflichtgemäß zu bewundern und bejubeln.
Wie der Tango an der Basis – also bei „Otto (und Ottilie) Normaltänzer" – ankam, blieb auf die tuschelnden Bekenntnisse und Dialoge bei den Milongas beschränkt: „Sag aber nicht, dass du es von mir hast!“ Zu groß war die Angst vor der szenemäßigen Exkommunikation. Wenn man die Ohren aufsperrte, erfuhr man viel von Enttäuschungen, Missachtung und arrogantem Verhalten, dem Gefühl, mit der „Tango-Situation“ nicht zurechtzukommen. Gerade nicht mehr ganz junge Frauen erlebten die Abwertung, ständig ignoriert zu werden und nicht zum Tanzen zu kommen – und wenn, dabei belehrt zu werden, ja gar Zudringlichkeiten ausgesetzt zu sein.
Davon konnte man freilich in der ganzen „Jubel-Literatur“ nichts lesen, in der
Beschreibungen über Achtsamkeit, Sinnlichkeit und seelische Verjüngung
dominierten. Und natürlich die geradezu religiöse Verehrung der Haupstadt am Rio de la Plata.
Ich fand damals, es sei an der Zeit, einmal über den Tango aus „Kunden-Sicht“ zu schreiben – wie dieser Tanz also bei Menschen ankam, die nicht zum erlauchten Kreis der Parkett-Hautevolee gehörten. Dass zu diesem Zweck serienweise Klischees geschreddert wurden, lag in der Natur der Sache. Um den Frust in Grenzen zu halten, setzte ich satirische und ironische Stilmittel ein – wenn man über Probleme lachen kann, sind sie nicht mehr gar so belastend!
Was ich damals noch nicht kapierte: Man hätte ja bei Nichtgefallen sagen können, das alles sei gar nicht so schlimm, ich übertreibe maßlos oder sehe vieles falsch. Stattdessen warf man mir zweierlei vor: Von der Sache nichts zu verstehen – und vor allem gnadenlose Selbstbeweihräucherung zu betreiben. Interessant: Genau die Arroganten im Tango bezichtigten mich dieser Eigenschaft!
Was ich in den Jahren dann mühsam gelernt habe: In weiten Bereichen der Szene ist Feedback nur gefragt, wenn es sich um grenzenlosen Jubel handelt. Ansonsten sollen „die da unten“ gefälligst die Klappe halten! Erstens sowieso, und zweitens, weil sie nicht über das „Herrschaftswissen“ verfügen, welches nur der Ocho-Upperclass zur Verfügung steht.
So richtig gegen sich aufbringen kann man diese Herrschaften, wenn man sich herausnimmt, mit ihnen auf Augenhöhe zu parlieren. Und das auch noch selbstbewusst. Dies steht dem Tango-Prekariat nicht zu. Und noch höher steigt der Blutdruck im Schlaghosen-Casino, wenn Leute wie ich dann auch noch Beachtung finden. Da dies gar nicht sein kann, erfindet man dann Ammenmärchen von falschen Statistiken oder weiß aus eigener Erfahrung, dass die Mehrzahl meine Artikel nur mit innerem Widerwillen liest.
Dennoch versichere ich: Ich will mich überhaupt nicht mit dem oben zitierten Tangolehrer vergleichen – schon deshalb, weil nach meiner festen Überzeugung Vergleiche – nicht nur im Tango – unglücklich machen: „Wen hast du lieber?“ oder „Wen hältst du für die beste Tänzerin?“ sind Fragen, denen ich mich hartnäckig verweigere. Ich gestehe auch gerne zu, dass es in unserem Tanz Leute gibt, die viel mehr wissen und können als ich.
Niemals aber werde ich vor Thronen knien. Insofern kann die obige Lehrkraft froh sein, dass ich keine Vergleiche ziehe.
Daher möchte ich weiterhin – im Tango und im restlichen Leben – bei aufkommendem Hunger wie weiland Oliver Twist mit meinem leeren Tellerchen zur Vorstandsetage schreiten und laut vernehmbar den schönen Satz deklamieren:
„Please Sir, I want some more!”
Dass man mich dann wie den englischen Waisenjungen eine Woche in den Kohlenkeller sperrt, nähme ich notfalls in Kauf.
https://www.youtube.com/watch?v=7tOkpntQtBM&t=119s
eine frage am rande. war dein video zur phrasierung im tango ernst gemeint? ich hatte es gesehen und es in form und inhalt als satirischen klamauk gedeutet.
AntwortenLöschenAus Zeitgründen erlaube ich mir, dämliche Fragen nicht zu beantworten.
LöschenHerr Riedl,
AntwortenLöschen…jetzt wird wieder scheinbar zurückgerudert?
Nach dem ich, wie auch zahlreiche andere Kommentatoren auf Ihrem Blog, Ihnen Inkompetenz bezüglich Ihrer oft fragwürdigen Aussagen in vielen Beiträgen vorwarf, wollten SIE doch den Vergleich und fragten mich nach meiner beruflichen Ausbildung.
In ihrem Beitrag „Und - was machen Sie so?“ schrieben Sie:
[…]“Na ja, immerhin habe ich einen Universitäts-Abschluss. Und Sie? Können Sie ein Studium an einer Tanzakademie plus Examen vorweisen?“[…]
[…]“…Wenn Ihre Website wieder zugänglich ist, werde ich hier veröffentlichen, was Sie dort zu Ihrer Ausbildung schreiben.“[…]
Und jetzt behaupten Sie, das Sie sich garnicht vergleichen wollten:
[…] “Dennoch versichere ich: Ich will mich überhaupt nicht mit dem oben zitierten Tangolehrer vergleichen – schon deshalb, weil nach meiner festen Überzeugung Vergleiche – nicht nur im Tango – unglücklich machen…“[…]
Immer, wenn Sie sich mit einem Beitrag aufs Glatteis wagen und darauf ausrutschen, wie in Ihren Blogartikeln über „Musikalisches Tanzen - Phrasierungen I & II“ mit Video „Tango - klassisch und modern interpretiert“, die Sie offensichtlich als Ratgeber verstanden wissen wollten, und der von studierten Musikern (siehe unten*) ausgiebig zerlegt wurde, legen Sie nach, wie mit diesem Artikel, in dem Sie beteuern dies und jenes nicht zu können oder zu wissen.
Wenn Sie doch widerlegt wurden, warum dann kein Wort darüber, keine Richtigstellung, wenn das doch selbst irrende Wissenschaftler so machen?
Wen Sie doch fehlbar sind, warum kommt in Ihrem gesamten Blog nicht einziges Zugeständnis über einen Ihrer Irrtümer auf. (Irrtümer, die Sie oft heimlich im Nachhinein korrigieren, aber nie öffentlich. Vielleicht macht Sie das so unbeliebt in der Tango-Gemeinde? Fehler macht doch jeder mal.)
Warum veröffentlichen Sie einen Ratgeber-Beitrag, wenn sie doch weder tänzerisch, noch theoretisch über ausreichend musikalische Kenntnisse verfügen?
Wie können Sie darauf bestehen in Augenhöhe behandelt werden, obwohl […]“…sie nicht über das „Herrschaftswissen“ verfügen, welches nur der Ocho-Upperclass zur Verfügung steht…[…]?
*(Kommentare, die Sie durch Ihre Nettiketten-Schranke blockierten, wie den Kommentar von Thomas Schöne, einem Kritiker mit Kompetenzen wie - Musikstudium - Musikpädagogisches Studium - Musikwissenschaftliches Studium - Berufsmusiker (u. a. bei den Wiener und Berliner Philharmonikern) - Musikkritiker (mit Pseudonym!) - Musikpädagoge - Musikverleger - Arrangeur - zahlreiche CD-Einspielungen, nur weil Sie diesen Herrn als Troll empfinden.Oder haben Sie ihn übersehen? Dann kann ich ihn Ihnen zusenden.)
Apropos blockieren: Ich kann noch zahlreiche Widersprüche über Sie hier ausbreiten, auch darüber, wie willkürlich Sie, je nach Gefallen, Kommentare blockieren oder durchlassen.
Beispiel: anonyme Lobpreisungen werden zugelassen, anonyme Kritiken - je nach Ihrer eigenen Beurteilung, was Sie als Etikette bezeichnen - durchgewunken.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel
Lieber Herr Wendel,
Löschenich mag Vergleiche nicht – und schon gar nicht mit Ihnen.
Nachdem Sie mir ein ums andere Mal Inkompetenz vorgeworfen hatten, war ich so frei, Sie auch einmal nach Ihrer Tango-Ausbildung zu fragen. Eine Erkundigung, mehr nicht. Da haben Sie zunächst umfänglich herumgeeiert, bis dann gnädigst der Hinweis auf Ihre Website kam – mit dem ausdrücklichen Verbot, daraus zu zitieren.
Souveränität sieht anders aus.
Kritik habe ich lediglich zu meinem Video „Musikalisches Tangotanzen: Phrasierung“ erhalten. Ich bin darauf in den Kommentaren und jetzt auch in einem Postskriptum zum betreffenden Blogartikel „Video: Musikalisches Tanzen – Phrasierung“ eingegangen.
Dass ausgerechnet Sie mir vorhalten, Fehler nicht zugeben zu können, nehme ich mit Gelassenheit zur Kenntnis. Ich rudere nirgendwo hin, sondern habe lediglich meine Rolle als Autor verdeutlicht, die man seit 12 Jahren in meinem Tangobuch nachlesen kann.
Die Passage mit dem „Herrschaftswissen“ haben Sie unrichtig interpretiert. Hier nochmal der Text im Zusammenhang (!):
„Was ich in den Jahren dann mühsam gelernt habe: In weiten Bereichen der Szene ist Feedback nur gefragt, wenn es sich um grenzenlosen Jubel handelt. Ansonsten sollen ‚die da unten‘ gefälligst die Klappe halten! Erstens sowieso, und zweitens, weil sie nicht über das ‚Herrschaftswissen‘ verfügen, welches nur der Ocho-Upperclass zur Verfügung steht.“
Auch dass Ihnen meine Kommentar-Moderation missfällt, nehme ich gelassen zur Kenntnis. Zur Info: Dies hier ist ein persönlicher Blog und keine Behörde, die jeder Querulant mit wirren Eingaben nerven kann. Ich suche mir meine Gesprächspartner danach aus, ob es ihnen vorrangig um die Sache und nicht die Herabsetzung meiner Person geht.
Der von Ihnen genannte Kommentator ist ein übler Troll, der mein Blog seit Jahren mit hasserfüllten Zuschriften und Beleidigungen überzieht – teilweise unter einer ganzen Reihe von falschen Namen. Der kriegt hier keinen Fuß mehr an Deck. Wenn Sie sich mit dem verbünden wollen, wünsche ich Ihnen viel Spaß. Das dürfte eine noch kürzere Romanze werden als die mit dem komischen Tangoverein.
Sie, Herr Wendel, durften sich jedenfalls hier in einer Fülle von Kommentaren über meine angeblichen Defizite ausbreiten – fallweise mit einer unterirdischen Diktion. Ich habe darauf verzichtet, es Ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen – das ist nicht mein Stil. Derzeit denke ich jedoch darüber nach, ob ich mir das in Zukunft noch antue.
Sie dürfen sich in dem Fall natürlich im gesamten Internet über die Ungerechtigkeiten auslassen – nur nicht mehr hier.
Beste Grüße
Gerhard Riedl
Korrektur:
AntwortenLöschenLetzter Satz - Beispiel: anonyme Lobpreisungen werden zugelassen, anonyme Kritiken - je nach Ihrer eigenen Beurteilung, was Sie als Etikette bezeichnen - durchgewunken oder blockiert.