Skandal am Einsteinufer

 

Auf Youtube vermelden derzeit Aufnahmen Unerhörtes: Polizei Berlin 29.08. 2021 Touristen willkürlich schikaniert + vorsätzlich körperlich provoziert?“ lautet die Frage, welche nach der Machart der Videos keine ist. „Polizeigewalt Einsteinufer Berlin 29.9.21“ verkündet die Produktion anfangs in riesigen Lettern.

Im erklärenden Text dürfen wir uns frei die richtige Meinung bilden:

Die Bilder sprechen für sich. Mag sich jeder selbst eine Meinung bilden, ob dies Verhalten der Polizei im Rahmen von Ethik und Moral rechtsstaatlich erscheint oder eher nur noch zum Fremdschämen taugt.“ So jedenfalls die Sichtweise des Video-Kanals „Auf den Spuren der Wahrheit“.

Das ist doch mal ein Motto, dem ich gerne folge! Worum geht es also?

In der Eingangssequenz sieht man mehrere Polizeibeamte, die in einer eskalierenden Fahrzeugkontrolle versuchen, drei sich heftig wehrende Personen festzuhalten. Wie wir später erfahren, handelt es sich um eine Miriam und ihren Mann Winnie sowie einen Freund, der sich Jürgen nennt.

Das Paar hatte seinen Camper anscheinend am Berliner Einsteinufer geparkt und dort übernachtet. Jürgen war wohl mit eigenem Campingbus da. Gefilmt hat das Ganze eine Dame durch die Fensterscheiben eines dritten Fahrzeugs. Die befragt nun Miriam über die kurz zurückliegenden „polizeilichen Maßnahmen“.

Was die Gruppe auf den Parkplatz führte, wird nicht genauer erklärt, man bezeichnet sich als „Touristen“. Nach der Machart des Videos liegt nahe, dass es sich um Personen handelt, welche Berlin an diesem Wochenende mit Corona-Demonstrationen  beglücken wollten (die übrigens verboten waren bzw. von der Polizei aufgelöst wurden).

Man habe auf dem Parkplatz übernachtet, was „ja auch legitim“ sei. Na ja, nicht unbedingt: Erlaubt ist im öffentlichen Verkehrsraum das einmalige Schlafen zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“, Zeitraum bis zu 10 Stunden. Vielleicht hatte die Polizei den Verdacht, dass dort übers ganze Wochenende gecampt wurde – und sie machte Personenkontrollen wegen der verbotenen Querdenker-Demo.

https://www.bussgeldkatalog.org/wohnmobil-uebernachten/

Im Interview, das die Filmerin mit der sichtlich angefassten Miriam führt, legt sie dieser immer wieder hilfreich Formulierungen in den Mund – stets mit der Begründung, die Arme sei ja psychisch völlig fertig. Mag ja, sein – aber im Endeffekt mogelt man sich schon ziemlich um die harten Fakten herum: Was wollten die Herrschaften in Berlin, wie lange standen sie schon auf dem Parkplatz etc.?

Im Endeffekt gab sich Miriam halt störrisch und verwickelte die Beamten in eine längere Debatte, warum sie denn ihre Personalien angeben müsse. Das sei doch „Willkür“. Ihr Mann sollte dann noch Wagenpapiere, Warndreieck, Warnweste usw. vorzeigen. Mit den Worten „Ihr seid doch alle bekloppt“ riss sie sich dann von den Beamten los, die sie festhalten wollten. Im Endeffekt gab es ein Gerangel, in welchem Miriam, Winnie und Jürgen auf dem Boden landeten. Die beiden Herren wurden zur erkennungsdienstlichen Behandlung mitgenommen.

Das alles sei natürlich völlig überzogen gewesen, so die Filmemacherin in einem Schussplädoyer.

Ich habe mir den Ablauf des Geschehens auf dem Video etliche Male angesehen: Der Konflikt entzündete sich offensichtlich daran, dass die gute Miriam sich halt nicht ausweisen wollte. Auch Winnie war sichtlich ärgerlich, dass er nun den Wagen ausräumen durfte, um Verbandskasten, Feuerlöscher etc. hervorzukramen.

Währenddessen entzündete sich ums Eck der Krach mit seiner Gattin, welche deutlich lauter wurde, was ihr Gatte hörte und sich mit erhobenem Zeigefinger ins Geschehen einmischte. Plötzlich entfernte sich seine Frau raschen Schritts, verfolgt von zwei Polizisten, die anscheinend ihre Flucht verhindern wollten und sie an den Armen packten.

Nun wurde es turbulent: Freund Jürgen, den Kaffeebecher in der Hand, mischte sich ebenfalls ein und wurde von einem Beamten zurückgedrängt. Als Miriam, sich heftig wehrend, kurz abwärts ging, wollte ihr Gatte ins Getümmel eingreifen und wurde ebenfalls davon abgehalten, worauf er einen Polizisten angriff und dann zu Boden gebracht wurde. Im Hintergrund raufte Jürgen ebenfalls mit einem Beamten und leerte den Rest seines Kaffeebechers über weitere Einsatzkräfte, worauf auch er flachgelegt wurde. Mit einer zeternden, aber stehenden Miriam, die von zwei Polizisten festgehalten wurde, endet das Video:      


https://www.youtube.com/watch?v=tm6W1b8m6n0

Über 97000 Aufrufe, fast 500 „Gefällt mir“-Angaben und beinahe 2000 Kommentare (welche weitgehend die Empörung teilen) hat die Veröffentlichung auf YouTube bislang eingebracht.

In einem Folge-Video berichten die beiden Männer, inzwischen wieder frei, von ihrem Abenteuer mit der Polizei. Jürgen gibt an, „hinterrücks angefallen“ worden zu sein. Er habe sich „ein bissel dagegen gewehrt“ – aber nicht „gegen irgendwelche Maßnahmen“. Was seine Verletzung betrifft, bleibt er ebenfalls recht unkonkret: Wie ist sie genau entstanden, war er im Krankenhaus oder beim Arzt? Ist die Nase tatsächlich gebrochen?

Bei Jürgen sei eine „rote Linie überschritten“ gewesen, als man seine Frau „zu Boden gezerrt“ habe. Er findet das „völlig unverhältnismäßig“,  er sei aber nicht „gewalttätig gegen einen Polizisten“ gewesen.

Die beiden mussten – getrennt! – eine halbe Stunde in einer Zelle verbringen und seien erkennungsdienstlich behandelt worden, eine Vernehmung habe nicht stattgefunden (?). Vorgeworfen wurde ihnen wohl Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

https://www.youtube.com/watch?v=rHLyhOnsaD4&t=0s

Die Interviewerin stellt fest, dass sie ja glücklicherweise alles auf Video aufgezeichnet habe, was die Polizei nicht ahne. Ich könnte ihr raten, es dabei zu belassen. Was die Bilder nämlich zeigen, sind klare Widerstandshandlungen gegen die Beamten:

Es ist schon einmal eine sehr schlechte Idee, sich der Polizei gegenüber nicht ausweisen zu wollen. Was sollen die armen Kerle denn machen? Nach längerer Diskussion wieder abziehen – nach dem Motto „Ja, dann halt nicht“? Das wird sicher nicht passieren – irgendwann zwingt man sie dazu, solche Personen zu arretieren und mitzunehmen.

Dann noch ins Getümmel einzugreifen und einem Festgenommenen „helfen“ zu wollen, ist ein noch blöderer Einfall. Das wird sich die Polizei erst recht nicht gefallen lassen. Letztlich besteht der grundlegende Irrtum solcher Leute halt darin, zu meinen, die Vertreter der Ordnungsmacht hätten ihnen „nichts zu sagen“.  Leider doch – und es wird nicht bei Worten bleiben.

Es wird aber noch schlimmer: Durch einen Kommentar zum Video erfuhr ich, bei der Filmerin handle es sich um Anja Heussmann. Die ist eine seit Jahren für ihre Renitenz bekannte Aktivistin, der auch antisemitische Tendenzen vorgeworfen werden. Ab 2014 trat sie angeblich als Teilnehmerin von „Friedensmahnwachen“ in Erscheinung.

https://rechtemedieninfo.blogspot.com/2021/02/lovestorm-people-anja-heussmann.html

Im Juli dieses Jahres hat YouTube ihren Kanal entfernt. Ausweislich der folgenden Website hat sie einen Wohnsitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten und ist Aktivistin der „LOVEstorm people“. Verständlich, dass sich Frau Heussmann im obigen Video nicht persönlich zu erkennen gibt!

https://www.lovestorm-people.com/network/Anja_Heussmann

Wie ihre „Liebesstürme“ sich anhören, demonstriert sie beispielsweise auf diesem Video:

https://www.youtube.com/watch?v=jJedOmNzot0

War die ganze Geschichte sogar planvoll inszeniert? Ich kann es nicht beweisen. Immerhin verplappert sich Frau Heussmann im Video: Am 1. August dieses Jahres sei man schon hier gewesen, und auch da sei die Polizei gekommen. Aha.

Fest steht aber: Solche Skandalisierungen sind in diesem Bereich nicht selten. Es ist ratsam, nicht dem ersten Anschein zu glauben: Harmlose Touristen werden beim Kaffeetrinken von der Polizei angefallen, überwältigt und mitgenommen. Tolle Geschichte, stimmt aber nicht!

Wenn ich mir vorstelle, ich müsste als Polizist am Wochenende Sonderschichten schieben und mich acht und mehr Stunden mit solchen Leuten abgeben… Gut, dass mein Aggressionspotenzial solche Tests nicht mehr bestehen muss!

Kommentare

Hinweis zum Kommentieren:

Bitte geben Sie im Kommentar Ihren vollen (und wahren) Namen an und beziehen Sie sich ausschließlich auf den Inhalt des jeweiligen Artikels. Unterlassen Sie herabsetzende persönliche Angriffe, gegen wen auch immer. Beiträge, welche diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden – ohne Löschungsvermerk – nicht hochgeladen.
Sie können mir Ihre Anmerkungen gerne auch per Mail schicken: mamuta-kg(at)web.de – ich stelle sie dann für Sie ein.