Es kreißte der Berg…

 

… und gebar per Mausklick ein neues Tango-Blog! Dem Kollegen Thomas Kröter ist es wieder einmal zu verdanken, dass ich überhaupt darauf aufmerksam wurde. Auf Facebook stellte er es heute mit warmen Worten vor:

früher haben wir verbissen über die tanzbarkeit von ASTOR PIAZZOLLA gestritten. jüngst scharmützelte er kräftig mit GERHARD RIEDL in dessen blog. nun segelt er unter eigener flagge. ich wünsche ihm viel erfolg.“

„TANGOcompas“ nennt der streitbare Tangolehrer Klaus Wendel seine neue Schöpfung – wobei das spanische Wort „compás“ ja nicht nur die nordwärts gerichtete Magnetnadel bezeichnet, sondern auch den musikalischen Takt. Kein schlechtes Wortspiel im Tango!

Der Blogger gibt sich in seinem Vorstellungs-Text vom 9.4. dieses Jahres außergewöhnlich bescheiden:

„Natürlich bin ich kein ausgebildeter Journalist und auch kein guter Schreiber, werde mich aber bemühen, meine literarischen Unzulänglichkeiten mit guten, interessanten Inhalten auszugleichen.“

https://www.tangocompas.co

Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich: Kann es denn sein, dass der Essener Tangolehrer von einer Sache wenig versteht und es dann noch zugibt?  

Dabei war ich vom Anblick des Blogs durchaus angetan: Die optische Gestaltung ist wirklich sehr ansprechend – hier war zweifelsohne ein Profi am Werk. (Na, hoffentlich fehlt der nun nicht in einem Tangoverein…)

Hieran könnte sich Thomas Kröter durchaus ein Vorbild nehmen, dessen Layout seines „mYlonga“-Blogs aus bildschirmsprengenden Großabbildungen in beklagenswerter Auflösung besteht, zwischen denen Textpassagen im Beipackzettel-Buchstabengröße kleben. Migräne-Patienten und werdenden Müttern rate ich, die Helligkeit des Bildschirms herunterzufahren.

Beide Autoren lieben das Text-Recycling: So hat Wendel die einzigen beiden Artikel, die es bislang gibt, vorher schon bei Thomas Kröter veröffentlicht. Für den Start einer neuen Seite nicht gerade aufregend. Und seit dem 14.3. ist wieder Sendepause…

Na gut – was nicht ist, kann ja noch werden. Ich muss an dieser Stelle aber einmal ein Thema ansprechen, das ich mir lange verkniffen habe: Die Waffe des Bloggers ist das Wort. Was Altmeister Tucholsky schon vor über 90 Jahren nervte, belastet auch meine Seele: „Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf. Wer schludert, der sei verlacht, für und für.“

https://www.textlog.de/tucholsky-fehlt-wort.html

Daher meine herzliche Bitte an Kröter und Wendel: Korrektheit in Syntax, Orthografie und Interpunktion ist die Höflichkeit des Autors seinen Lesern gegenüber. Es kann doch nicht sein, dass man lange Zeit solche Ausdrucksweisen stehen lässt:

„vorrangetrieben“, „Tango Aorgentino

https://www.tangocompas.co/ueber-klaus-wendel/ 

„Die eigentliche Diskussion ist meiner Auffassung nach eigentlich nicht entstanden, ob Piazzollas Musik tanzbar ist (…)“

„eine eingängige Melodien“

„die Umsetzung jeder der Musik“

„den es fehlt in diesem Stück jeder betonte Taktschlag“

„Komponiert wurde seine Musik nach Piazzollas eigenen Aussagen zumindest nicht zum Tanzen, die Tänzer waren ihm wahrscheinlich egal, weil sie, nicht mehr in der Mehrheit, über Erfolg oder Nichterfolg durch Kauf und oder Kaufverweigerung entschieden.“

https://www.tangocompas.co/piazzollas-musik-als-tanzmusik/

Vom Amoklauf durch die Zeichensetzung will ich gar nicht erst berichten. Vielleicht könnten die beiden Blogger-Kollegen zusammenlegen und sich gemeinsam einen Lektor leisten – eventuell zum Schnäppchenpreis aus der momentan brachliegenden Tango-Profiszene?  

Wendels Artikel „Piazzollas Musik als Tanzmusik?“ hat mich inhaltlich besonders interessiert. Er enthält durchaus vernünftige Gedankengänge, wobei  mich die grundlegende Aufteilung in die Tanztypen „A und B“ nicht überzeugt. Um eine völlig freie „Bewegungsform wie im Discotanz“ geht es im Tango nicht – falls man die Randsparte Contango nicht einbezieht. 

Auf Sätze wie diese aus konservativem Munde habe ich jahrelang vergeblich gewartet:

„Die Unterscheidung  ‚tanzbar – oder nicht‘ ist irreführend oder zumindest zu radikal, denn eigentlich lässt sich jede Musik tanzen. Zumindest choreografisch! Der Begriff Tanzbarkeit bezog sich auf die in den 40-50er Jahren gebräuchliche analog sichtbare ad-hoc-Interpretation zur Musik der EdO.“

Na ja, und ein bisschen auf den Walzer beim Wiener Kongress… Aber immerhin stellt der Autor abschließend fest:

„Haben wir einfach Respekt vor jedem Tanzpaar, in dem (sic!) wir seine Art die Musik zu interpretieren (oder nicht), respektieren und uns nicht als Wertungsrichter aufschwingen. Wenn ein Paar auf die Tanzfläche geht und sich zur (oder während der) Musik bewegt, egal wie, ist das Tanz!“

https://www.tangocompas.co/piazzollas-musik-als-tanzmusik/

So jedenfalls Wendel am 11.12.18 auf Thomas Kröters Blog. Da mir klar ist, dass des Tangolehrers Ansichten stark von seinem aktuellen Adrenalinspiegel abhängen, wundert mich nicht, was er mir in diesem Monat auf mein Blog schrieb:

„Ein immer präsentes Thema und Trugschluss Nr.1 - das Beispiel Piazzolla. Nach jahrelangem Hin-und Her über Ihre Proklamation, dass Piazzollas Musik allgemein als publikumstaugliche Milonga-Tanzmusik tauglich sei, gelingt es Ihnen immer noch nicht, zwischen persönlichen Musikvorlieben und dem Konsens für gut tanzbare Musikstücke für eine Allgemeinheit zu unterscheiden. Sie reden ständig damit an allgemeinen Bedürfnissen des Großteils der Tangoszene vorbei.“

Anschließend lobt er die Encuentros, „wo man beim Tanzen zu Piazzollas ‚Balada para un loco‘ nur unnötiges Chaos, verursacht durch Soloartisten, haben würde“

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/05/wir-da-oben-ihr-da-unten.html#comments

Na gut, wie auch immer… Thomas Kröter jedenfalls hinterließ heute auf Wendels Blog bereits einen Kommentar, in dem er unter anderem schreibt: 

„Lieber Klaus, herzlichen Glückwunsch zu Deinem Blog. Ein gelungener Auftritt. Konkurrenz tut gut.“

https://www.tangocompas.co/herzlich-willkommen-bei-tangocompas-co-dem-neuen-tango-blog/ 

Tja, welche Konkurrenz er da wohl gemeint hat?

Lassen wir die Menge der Artikel sprechen! Seit dem 4.3. gibt es auf den deutschsprachigen Tangoblogs folgende Veröffentlichungs-Zahlen:

Klaus Wendel: 3

Thomas Kröter: 8

Cassiel: 0

Berlin Tango Vibes: 1

Gerhard Riedl: 47 (Dabei habe ich die Artikel auf meinen beiden anderen Blogs noch nicht mitgezählt.)

Wie sagte Professor Drosten einmal so schön über seinen Konkurrenten?

„Kekulé selbst könnte man nicht kritisieren, dazu müsste er erstmal etwas publizieren.“

Das Zitat des Dichters Horaz vom kreißenden Berg, der ein Mäuslein gebiert, gehört in diesem Zusammenhang natürlich in die Rubrik „berechtigte Sottisen.“ Und eine Maus kann sich ja noch mausern. 

Ich sage allerdings: Bloggen ist ein hartes Geschäft, das man – wie Tangounterricht – professionell angehen sollte!

P.S. Ich erfuhr erst jetzt, dass Klaus Wendel sein Blog noch nicht groß ankündigen wollte, da die Texte noch überarbeitet werden und weitere Beiträge in Vorbereitung sind. Das relativiert einige meiner Aussagen!

Kommentare

  1. Zum neuen Blog häufen sich nun die Gratulanten, darunter Namen wie Cassiel, Bruno Rogalla, Theresa Faus und Christian Birkholz: Leute also, deren negative Einstellung zu meiner Arbeit hinlänglich bekannt ist.

    Ist diese Freude über ein - nach Wendels eigener Einschätzung - halbfertiges Blog wirklich dessen Qualität geschuldet oder einfach der Hoffnung, es könne nun eine "Anti-Riedl-Seite" entstehen?

    Ich habe schon öfters mein Bedauern darüber ausgedrückt, dass es in Sachen deutschsprachige Tango-Blogs seit Corona so mau läuft. Daher freue ich mich über jeden, der ebenfalls Artikel über den Tangobereich verfasst - natürlich auch über Wendels Initiative.

    Ich hoffe nur, der Kollege kann zwischen ehrlicher Anerkennung und der Hoffnung auf Instrumentalisierung unterscheiden!

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    1. Wie konnte ich es nur vergessen: Natürlich hat sich nun auch Andreas Lange geäußert. Thomas Kröter bietet ja Riedl-Kritikern gern eine externe Plattform:

      "im eigenen blog kommt er wenigstens mit sicherheit unzensiert zu wort."

      Na siehste, Andreas, jetzt bist auch bei mir zu Wort gekommen - selbst dein Legastheniker-Deutsch habe ich so belassen.

      By the way, kannst noch Arthur Dent Bescheid geben - er hat noch nicht gepöbelt. Hoffentlich ist er nicht krank...

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    2. Bruno Rogalla schrieb heute auf Thomas Kröters FB-Seite an Christian Birkholz:

      "Vor Jahren wollte er schon Lektor in Foren auch außerhalb von FB sein , z.B. bei 'Tanzpartner gesucht', ich wünsche Thomas, Klaus und Cassiel weiter eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen!"

      Sollte Herr Rogalla damit mich gemeint haben (was der Zusammenhang nahelegt), so stelle ich fest:

      Ich kenne kein Forum "Tanzpartner gesucht" und habe mich folglich dort nie betätigt. Ebenso habe ich mich nirgendwo im Internet als Lektor beworben oder angepriesen.

      Das alles ist schlichtweg gelogen.

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  2. Kommentare:
    Klaus Wendel: 18
    Gerhard Riedel: 0

    Das ist der Unterschied.

    Beim besserwisserischen ich-hab-immer-das letzte-Wort-Klugscheisslehrer mag eben niemand posten.
    Auch wenn der Wendel ein harter Haudegen ist, lädt seine Art doch mehr zu (kritischen) Posts ein. Da würde ich mir mal Gedanken machen.
    Die Menschen wollen halt eine offene Diskussion mit offenem Ausgang (auch gerne mit einem knurrigen Moderator) und nicht Belehrung alá Frontalunterricht. Achja und das Erscheinungsbild ihres Blogs wirkte schon immer altbacken konservativ. Neben Tangocompass sieht er nun aus wie ein Rentnerhobbyblog aus der Provinz. Was er ja auch ist.

    Albert Podest

    PS: und unterlassen Sie das Herabwürdigung anderer Menschen aufgrund ihrer Rechtschreibung. Dies ist unfair, unsportlich und zeugt davon, dass sie in der Sache unsicher sind.

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    1. Lieber Herr Podest (oder wie immer Sie heißen mögen),

      Kommentatoren, die schon meinen Namen falsch schreiben, würde ich nie wegen ihrer Rechtschreibung kritisieren, weil ich weiß: Da ist Hopfen und Malz eh verloren.

      Was offenbar manchen nicht einleuchtet: Ich führe meine Blogs nicht mit dem Hauptzweck, Kommentare zu erhalten - sondern möchte einfach, dass meine Texte gelesen werden.

      Viele Leser-Anmerkungen enthalten nämlich lediglich ein paar Sprüche, die andere schon vielfach vorher geklopft haben. Aber das wissen Sie ja selber.

      Es ist ja klar, dass ein neues Blog mit einem in der Tangowelt bekannten Namen viel Aufmerksamkeit erzielt. Das freut mich für Klaus Wendel - und ich wünsche ihm, dass er - so wie ich - 8 Jahre durchhält und über 1000 Artikel veröffentlicht.

      Die Gesamtabrechnung zu den Kommentarzahlen sieht derzeit so aus:
      Klaus Wendel: 24
      Gerhard Riedl: 3070

      So viel zum Thema "Rentnerhobbyblog"...

      Na ja - und beim Thema "offene Diskussion mit offenem Ausgang" wäre ich beim Kollegen Wendel vorsichtig - der kann auch ganz schön hartnäckig bei seinen Ansichten bleiben.

      Ach, dass ich es nicht vergesse: Wenn Sie Wert darauf legen, mir zu antworten, unterlassen Sie gefälligst Sprüche wie "Klugscheisslehrer". Sonst würden Sie die Kommentarzahl hier nicht erhöhen.

      Schöne Grüße
      Gerhard Riedl

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