Hundert Tage „… im Prinzip Tango“



Vor genau dieser Zeit hatte das neue Blog von Manuela Bößel Premiere; ich hatte es vorgestellt (http://milongafuehrer.blogspot.de/2016/03/im-prinzip-tango.html) und auch angekündigt, nach dieser „Schonfrist“ eine erste Bilanz zu ziehen. Hiermit mache ich meine „Drohung“ wahr:

Gerne gebe ich zu, bei besagter Bloggerin persönlich voreingenommen zu sein. Daher sollen zunächst einmal die nüchternen Zahlen sprechen: In diesen Zeitraum gab es gut 7000 Seitenaufrufe, mithin täglich etwa 70. Im ersten Monat (März) waren dies immerhin schon 50, im Mai bereits knapp 130. Für die Frist von ungefähr drei Monaten eine satte Steigerung!

Spitzenreiter bei den Einzelaufrufen ist der erst Mitte Mai erschienene Text „Setz dich hin. Iss einen Keks.“ mit über 800 Zugriffen (http://im-prinzip-tango.blogspot.de/2016/05/setz-dich-hin-iss-einen-keks.html). Ein überzeugendes Plädoyer dafür, sich einmal eine Pause zu gönnen, wenn die Hektik ein Höchstmaß erreicht. Lösen kann man die Probleme in diesem Zustand eh nicht. Das Wenigste muss jedoch sofort bewältigt werden – auch wenn es so scheint… Offenbar für viele ein sehr tröstlicher Rat!

In der „Bestenliste“ folgt „Schwarz und Weiß und das dazwischen“ mit  fast 700 Aufrufen (http://im-prinzip-tango.blogspot.de/2016/05/schwarz-und-wei-und-das-dazwischen.html). Mit diesem Text wendet die Autorin sich gegen die „Regelaufsteller“ in Tango und Pflege, welche mit erstaunlich ähnlichen Werkzeugen arbeiten. Erstere kritisierten sie im Anschluss auch heftig: Ihr Beitrag sei „polarisierend“. Warum? Weil sie statt Schwarz und Weiß die Grautöne dazwischen bevorzugt, das Menschlich-Individuelle hervorhebt?
Dieser Post bescherte ihr sogar den höchsten Erfolg des Satirikers: Die Löschung auf einer engstirnig redigierten Tangoseite – dafür aber auf dem Blog von Alessandra und Peter Seitz veröffentlicht zu werden: http://tan-do.net/atango/2016/05/10/sehr-zu-meiner-freude-ein-gastartikel-von-manuela-boessel/
    
Erst seit einer knappen Woche online steht die Buchrezension „‚Unheilpraktiker‘ - Gedanken zum Buch und zum Heilpraktikerberuf“ – dennoch hat sie es bereits auf zirka 630 Zugriffe gebracht (http://im-prinzip-tango.blogspot.de/2016/06/unheilpraktiker-gedanken-zum-buch-und.html)! Manuela bespricht ein sehr heilpraktiker-kritisches Werk in einer fairen, behutsamen Weise, weit entfernt vom üblichen Geblöke der „Standesvertreter“. Ihr Blick ist dabei auf das Positive gerichtet: Die Perspektiven und Chancen, welche sie persönlich in dieser Tätigkeit sieht. Das kam bei vielen Lesern – wohl gerade den Patienten – offenbar sehr gut an. 

Ebenfalls überdurchschnittlich erfolgreich war auch der Post „Vom Sein, Schein und Tun - Was führt ans Ziel?“  mit über 550 Zugriffen (http://im-prinzip-tango.blogspot.de/2016/05/vom-sein-schein-und-tun-was-fuhrt-ans.html). In diesem Text sagt die Autorin allen „Selbstverwirklichungs-Zielvorgaben“ den Kampf an. Die Orientierung an Klischee-Rollenbildern führt ins Unglück:
„Schluss mit ‚Ich bin XY!‘ Wie wär's stattdessen mit ‚ICH BIN!‘ – reicht doch, oder?"

Manuela postet ihre neu erschienenen Artikel auch auf Facebook (https://www.facebook.com/tangofish.feindesign/?fref=ts) – regelmäßig mit drei- bis vierstelligen Einschaltquoten. Wie man es auch dreht und wendet: Nur ganz wenige Blogger legen solch einen fulminanten Start hin! Welchen Ursachen ist dieser Erfolg zu verdanken?

Zunächst einmal schreibt Manuela Bößel stets aus absolut persönlicher Sicht: Objektivität wird weder geboten noch verlangt. Die Ansage „höchst unorthodoxe Betrachtungen“  ist sehr berechtigt! Nach meinem Verständnis ist dies für Betreiber eines elektronischen Tagebuchs („Web-Log“) unabdingbar. Die Leser wollen keine schönen Statistiken, Links und Begriffsdefinitionen, welche sie bei Wikipedia ebenso bekommen. Interessanter ist der Mensch hinter dem Text – gerne auch schräg und mit eigenen Macken!

Die Schreiberin besitzt die seltene Fähigkeit, unterschiedliche Themen (wie Pflege, Heilpraktikerei und Tango), auf einen Nenner zu bringen, welcher oft genug verblüffend, einfach und überzeugend ist. Dazu muss man einen Blick für die Dinge dahinter haben, scheinbar Unvereinbares verbinden können. Dies gelingt Manuela Bößel in beeindruckender Weise. Und: Sie setzte von vornherein auf Vernetzung mit anderen Bloggern (siehe die Gastbeiträge von Alessandra Seitz und Peter Ripota).

Ihre Sprache ist unverwechselbar: eine Melange aus Romantik, Empathie und rotzigem Realismus – hier ein Beispiel aus dem Text „Bewegungsbilder: das Meer“ (http://im-prinzip-tango.blogspot.de/2016/03/bewegungsbilder-das-meer.html):

„In der Brandung geborgen, spielt Tangomusik dir Impulse ins Gemüt, die sich um deine Achse wickeln und in deine Beine flimmern. Manchmal funkeln sie sogar in den Augen wie Sterne in der Nacht im finsteren Spiegel der Wasseroberfläche.
Wer führt?
Wer schiebt an, wer geht mit?
Wer ist die Welle und wer der/die Getragene?
(…)
Kämpft man gegen den Flow, geht man unter, bekommt Salzwasser in die Gosch'n und muss schauen, dass man nicht wegtreibt. Hustenanfälle mit salzigem Auswurf fördern die Attraktivität auch nicht unbedingt.
(…)
Ob ich
führe' oder nicht, ich weiß es manchmal nicht (mehr).
Dann IST der Tango.
Musst ihn nur noch in die Hand nehmen, dran riechen, lecken und herzhaft abbeißen.
Köstlich!

Die Sinnlichkeit und Metaphorik ihrer Texte komplettiert die Autorin mit Bildern – natürlich, wie es sich für eine Illustratorin gehört – selbst gemachten. Schon allein dies unterscheidet ihr Blog wahrscheinlich von 95 Prozent der Konkurrenz. Text, Grafik (und manchmal sogar Musik) bilden so eine unverwechselbare Einheit.

Und schließlich bietet Manuela Bößel, was man in der Bloggersprache als „wertvollen Content“ bezeichnet: Ihre Gedanken, Perspektiven und Ratschläge enthalten stets Nützliches für ihre Leser – Dinge, über die sich ein Nachdenken lohnt, Ansätze, welche wirklich weiterführen, bis hin zu Koch- und Backrezepten. „Lebenslust finden“ – so der Untertitel ihrer Seite – beschreibt ihr Anliegen zutreffend.

Ich hatte Manuela zu Beginn ihres Blogs einen Rat mitgegeben: „Schreiben kannst Du, illustrieren sowieso – und bei Deiner blühenden Fantasie sollte Dir mehr als genug einfallen. Entscheidend ist aber, mit welcher Energie Du das umsetzt: Gerade im Anfangsstadium müssen schlichtweg genug Beiträge erscheinen – und zwar mit mächtig viel Inhalt!“

Mit bislang 22 Posts ist ihr auch dies gelungen. Der Erfolg war mithin unabwendbar. Bei genügend Fleiß der Bloggerin wird sich der steile Anstieg fortsetzen. In diesem Fall bin ich – anders als bei meinen schlimmen Vorahnungen – stolz darauf, recht gehabt zu haben!

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