Die Mimi mit und ohne Bett
Als Blogger hat man es wahrlich nicht leicht. Diese Erfahrung darf derzeit auch Kollege Wendel machen. Kürzlich verfasste er einen Beitrag zum Thema:
Er beschreibt darin seine eigene Karriere in der Unterrichtsbranche – und das bemerkenswert selbstkritisch und nüchtern. Ich kenne im Tangobereich nichts Vergleichbares.
Interessant fand ich vor allem, was er über argentinische Gastlehrer schreibt. Wenn er die frage, was sie auszeichne, kriege er oft als einziges Qualitätsmerkmal: „Buenos Aires“. Unterrichtssprache: „ä liddl bit Inglisch.“
Seine Einschätzung: „Herkunft ist kein Konzept. Und schon gar kein Unterrichtsplan.“
Wow – das grenzt ja an mein Buch-Kapitel „Argentinophilie ist heilbar“.
Wie gesagt: ein hervorragender Text. Als Dank kriegt man dann Kommentare wie den folgenden, welchen eine „Mimi“ verübte:
„SEO, Domains? Das
brauchen wir als Digital Natives nicht.
Wer nämlich seine Classes nicht voll bekommt, der kann eben nix.
Ich unterrichte nämlich ganz speziell Lady-Styling für Tango.
Und wenn ich Tango tanze, egal ob auf ner Milonga oder auf ner Bühne, mit meinem Lady-Styling, dann lassen die Kerle die alten vertrockneten Pfläumchen einfach am Rand sitzen und haben nur noch Augen für mich.
Und andere junge Chickas stellen sich dann als Schlange an, und wollen wissen, ob sie bei mir lernen dürfen.
Und nach einer
Lady-Styling Class gehe ich manchmal mit einer Klicke von Kurs-Chickas
anschliessend zu ner Milonga, wo den Typen die Augen ausfallen, weil die wegen
unserer Truppe absolut von der Rolle sind.
Da läuft auch nix mit Capezos, sondern die müssen schon angelaufen kommen und
fragen und die meisten werden laut rejected. Nur mit denen, die was zu bieten
haben, tanzen wir.
Und dann wollen noch mehr Ladies einen Kurs bei mir machen.
Also jetzt auf Deine Frage: ‚Warum sollte jemand ausgerechnet bei dir Unterricht nehmen?‘ antworte ich ganz cool: ‚Weil ich es kann und das auch öffentlich bewiesen hab!‘
Sollte jetzt genug Stoff zum Nachdenken sein.“
Quelle: https://www.tangocompas.co/gedanken-ueber-tango-unterricht-11-teil/#comments
Um wen mag es sich bei „Mimi“ handeln? Gibt man „Mimi Tango“ in Suchmaschinen ein, stößt man auf eine Mirjam Hirsch aus Berlin, ihres Zeichens Tangolehrerin, Showtänzerin sowie Coach für Alles und Jedes. Bei den Fotos kommen mir aber Zweifel: So ganz blutjung und knackig ist die Dame nicht mehr. Eher in den Vierzigern.
Kann das sein? Aber vielleicht wissen ja meine Leserinnen und Leser mehr.
Beschäftigen wir uns lieber mit dem Inhalt des Kommentars:
Diese Kombination von Dummheit und Anmaßung ist schon außergewöhnlich: Wer „Chicas“ nicht richtig schreiben kann und mit „Capezo“ offenbar „Cabeceo“ meint, hat vom Tango ganz viel von keiner Ahnung. Und wer ältere Tänzerinnen als „alte vertrocknete Pfläumchen“ tituliert, verdient Haue mit dem Krückstock.
Und solche Existenzen tummeln sich in der Tangolehr-Branche? Leider ist das wohl die bittere Realität.
Sollte man als Blogger Kommentare überhaupt noch zulassen? Damit man dann mit geistigem Sondermüll versorgt wird?
Gut, als Satiriker darf man ja andererseits für solche Steilvorlagen dankbar sein. Da muss ich mir die Hölle des Wahnsinns nicht selber ausdenken, sondern kriege sie frei Haus geliefert. Also, da dank ick dann ooch recht scheen, wa?
Und als Musik dazu drängt sich ja ein Schlager von 1962 auf, den damals Bill Ramsey intonierte: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ (Musik: Heinz Gietz, Text: Hans Bradtke)
Zum Genießen:
https://www.youtube.com/watch?v=JuzIQUrJrJU
Das Lied lieferte auch den Titel einer Filmkomödie aus diesem Jahr mit Heinz Erhardt, Trude Herr und Harald Juhnke. Und sogar einen Tango gibt’s darin, den Gus Backus sang: „Geisterstunden Tango“.
Womit wir wieder beim Thema wären…
https://www.youtube.com/watch?v=Nu1s7DQcOHk
Es nützt nichts, Klaus Wendel zu loben. Er betrachtet das nur als Freifahrkarte, mir und Manuela Bößel wieder einen mitzugeben. Zum Thema „Improvisation“ schreibt er über sie: „Ich kann Manuela Blößels Tanzkenntnisse nur anhand dieses Video mit ihr und Gerhard Riedl beurteilen und dieses bestätigt meinen Satz: Improvisation braucht Struktur. Sonst wird’s Chaos. Und das, was ich dort sehe, ist aber ein ziemliches Chaos.“
AntwortenLöschenNa gut – mir (und Manuela) würde es schon reichen, wenn der Autor wenigstens den Familiennamen meiner Tanzpartnerin richtig schreiben könnte. Oder hält er „Blößel“ für Improvisation?
Meine starke Vermutung: sie heisst Mimi Seidel. Wahrscheinlich seine Enkelin.
AntwortenLöschenNein, dann hätte er nicht so heftig widersprochen.
LöschenHaha, natürlich Enkelin von Kevin Seidel, nicht vom Wendel Klaus.
AntwortenLöschenDann wäre sie aber stark aus der Art geschlagen. Kevin hat intelligente Witze gemacht.
Löschen