„Rote Flaggen“ im Tangounterricht

Über den Tangoautor und Lehrer Dimitris Bronowski habe ich schon berichtet:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/01/hach-prosa-vom-ceo.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2025/03/coaching-fur-coaches.html

Man mag zu ihm stehen, wie man will – auf alle Fälle betreibt er eine recht effektive Selbstvermarktung, indem er seine Texte überall dort zu platzieren versucht, wo von Tango die Rede ist.

In seinem neuen Post beschreibt Bronowski eine Reihe von Warnsignalen („red flags“), die einen dazu anregen sollten, die betreffenden Tangolehrkräfte zu meiden. Ich habe sie fast vollständig übersetzt:

Sie beenden den Unterricht mit einem ‚neuen‘ Konzept, für dessen Erklärung sie ‚leider‘ keine Zeit haben. Auch bekannt als: Kommen Sie wieder für mehr!

Korrektur von Schritten, ohne zu erklären, wie sie zu dieser Schlussfolgerung gekommen sind – sie behalten die Methodik für sich.

Entmutigung der Schüler, anderswo zu lernen oder selbst zu üben.

Verwendung von Fachbegriffen, ohne sie zu definieren. (Denkt an: ‚Achse‘, ‚Energie‘, ‚Intention‘ – ihr versteht schon.)

Den Tango in Geheimnisse verpacken, um die Kontrolle zu behalten, anstatt die Tanzenden zu aktivieren.

Wissen absichtlich zurückhalten, um den Fortschritt der Schüler zu verzögern.

Verschwommene Darlegungen, welche die Schüler verwirren oder überfordern. Wenn man es nicht klar erläutern kann, versteht man es wahrscheinlich selber nicht richtig.

Ignorieren von Folgenden und Konzentration auf das, was der Führende zu tun hat.

Sie tun so, als wüssten sie schon alles – und hören selbst auf zu lernen.

Sie geben nur vage Rückmeldungen (wenn überhaupt).

Den gleichen Lehransatz für alle anwenden, ohne ihn anzupassen.

Abhängigkeiten schaffen – den Schülern das Gefühl geben, dass man sie (die Lehrenden) braucht, um sich zu verbessern.

Persönliche Dramen in den Unterricht einbringen – wir sind hier, um zu tanzen, nicht um Stimmungen zu managen.

Quelle: https://www.facebook.com/dimitrisbronowski/posts/pfbid032ESufnqmr3UhRfTBWRhTqgSz4MCvC7N51UrPxh8URhmYAdu2KqwvdKn5iAAnHmrHl

Besonders über den letzten Punkt musste ich schmunzeln: In unserer Standardtanz-Zeit haben wir mindestens zwei Lehrende erlebt, die den Beginn ihres Unterrichts mit einem langen Lamento über ihre körperlichen Malaisen hinauszögerten. Oft waren es Schäden am Gestell, welche sie bei der korrekten Vorführweise behinderten… Na dann!

Allerdings bin ich dem Kollegen mit solchen Tipps über ein Jahrzehnt zuvorgekommen: Bereits in der Neufassung meines Tangobuches gibt es 2013 die folgende Aufstellung:

„Warnung! Beenden Sie Ihren Tangounterricht umgehend, wenn sich folgende ‚Reizvokabeln‘ häufen:

·       falsch / richtig

·       Wir lernen zunächst die Schritte!

·       Erstmal ohne Musik, ich zähle bis acht!

·       …bauen wir in die Figur aus dem Anfänger II-Kurs ein

·       Die Frauen in diese Ecke, die Männer gegenüber…

·       Der Mann führt, die Frau folgt.

·       Wie sieht denn das wieder aus!

·       Lernt man nur bei uns…

·       Wird unserer Erfahrung nach in Buenos Aires so nicht getanzt!

·       Wo habt ihr denn das her?

·       Soll das etwa Tango sein?“

Quelle: „Der noch größere Milonga-Führer“, Verlag Books on Demand 2013, S. 122

P.S. Im obigen Artikel habe ich nun schon wieder niemanden persönlich herabgesetzt, ja sogar einen Kollegen gelobt. Wetten, dass doch einige beleidigt sein werden?

Abschließend lassen wir den Autor (mit Sophie Margaroni) natürlich noch vortanzen – überraschenderweise zu Di Sarli. Na gut – ist schon ein paar Jahre her:

https://www.youtube.com/watch?v=4vY23YFQ46w

Kommentare

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