Anleitung: Blogtexte
Auf dem Gebiet der Tangoblogs und Podcasts sieht es weiterhin trübe aus. Auf der Seite „Tango Talk“ von Sabine Holl und Dieter Ringlstetter ist auch im März kein neuer Beitrag erschienen, obwohl man mich letztes Jahr noch belehrte, wie toll das Konzept ankäme. Stattdessen beschäftigt man sich nun mit dem Thema „6um60“, was sicherlich manchen Tangointeressen näherkommen dürfte. Für die Frage, ob die Nachforschungen rund ums kleine Becken erfolgreicher werden, gilt das alte Voyeur-Motto: „Schau mer mal“…
https://www.youtube.com/watch?v=0Kdn3f5eW6o
Auch sonst gibt es derzeit im Bereich „Tangotexte“ nichts, was meine Libido steigern würde – nicht mal die erotikfreie. Zwar werden gelegentlich neue Blogs angeschoben, aber nach einigen Beiträgen ist dann wieder Schluss. Mensch, was ist denn los?
Liegt es daran, dass sich im Prinzip nur zwei Alternativen
bieten? Entweder man betet den konservativen Katechismus herunter
(Tanda, Ronda, Cabeceo, Tralala). Dann erfreut man sich zwar weiterhin der
Gnade unserer Szene, bleibt aber oft so langweilig, dass es nicht einmal
Traditionstänzer lesen. Oder man bürstet kräftig gegen den Strich, was
zwar spannend werden könnte, jedoch die Einladungen zu weiteren Encuentros oder
DJ-Gigs zuverlässig verhindern dürfte. Das senkt den Mut zum Schreiben.
Nachdem ich mir nun in über 13 Jahren an die 1,5 Millionen Zugriffe erarbeitet habe, glaube ich, einige Rezepte gefunden zu haben, wie man sich dauerhaft Interesse (manchmal sogar Anerkennung) erwirbt. Nach dem Motto „Lernen beim Experten“ möchte ich daher einige (kostenlose!) Tipps veröffentlichen – in der Hoffnung, dass sich doch der eine oder die andere auf die lange Reise des Bloggens (oder Podcastens) begibt!
Damit habe ich den ersten Rat schon erteilt: Wer glaubt, dass er mit wenigen Artikeln oder in einigen Monaten Erfolg erzielt, sollte es lieber gleich sein lassen! Dieses Geschäft stellt keinen Sprint dar, sondern einen Marathonlauf. Bestenfalls nach einem Jahr oder 50 Beiträgen können sich erste Erfolge abzeichnen.
Nicht der Autor sucht sich ein Thema, sondern das Thema den Autor. Im Tango sollte das wahrlich kein Problem sein, da man im Internet fast täglich einen unerträglichen Nonsens zum Tango entdeckt. Mir geht es oft so, dass ich eigentlich mal einige Zeit nichts schreiben will – doch dann springt mich eine Sache an, zu der ich unmöglich die Klappe halten kann. Oft kreiselt die Idee derart penetrant in meinem Gehirn, dass ich an fast nichts anderes mehr denken kann. Zur Befreiung muss ich sie aufschreiben.
Überlegen Sie deshalb nie, welches Thema bei den Leserinnen und Lesern ankommen könnte, sondern entscheiden Sie danach, was Sie selber interessiert!
Dazu eine kleine Geschichte: Mein ältester Freund ist studierter Betriebswirt, während ich dem Thema Wechselkurse, Aktien und Renditen so gut wie nichts abzugewinnen vermag. Aber er kann von diesen Sachen derart begeistert und witzig erzählen, dass er mich damit immer wieder in seinen Bann zieht. Nicht, weil mich diese Themen interessieren, sondern wegen seiner Art, sie darzustellen.
Die eigene Sichtweise ist stets interessanter als das Referieren von allgemeinen Tatsachen und Einstellungen!
Sie kämpfen ab der ersten Zeile dagegen an, dass die Lesenden den Text wieder wegklicken. Daher muss der Einstieg etwas enthalten, das unerwartet wirkt und witzig klingt, die Leute ins Thema zieht. Mir bleibt stets das Beispiel in Erinnerung, welches der Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider als Anreißer für einen Bericht zu den Oberammergauer Passionsspielen zitiert: „Wir trafen Jesus in der Mittagspause kurz vor der Kreuzigung“.
Wenn es irgendwie geht, sollten Sie diesen Gedanken für eine Schlussphrase wieder aufnehmen. Mit dieser „Klammer“ wirkt der Text rund. Die Idee lässt sich auch für den Titel verwenden, der gerne ein wenig rätselhaft oder abgefahren erscheinen darf. So erweckt er Interesse.
In diesem Artikel habe ich zu Beginn einen „Blue Joke“ eingesetzt – Sex sells!
Die Waffe der Sprache wird stumpf, wenn Sie orthografisch oder stilistisch herumschlampen, Grammatik und Satzbau malträtieren. Es ist eine Selbstverständlichkeit, den Leserinnen und Lesern gutes Deutsch zu bieten. Mir ist es völlig unverständlich, dass selbst kurze Einladungen zu Tangoveranstaltungen oft in einem gruseligen Stil verfasst sind. Gut, ich habe dann wieder Stoff für mein „Wort zum Samstag“. Dem eigentlichen Zweck jedoch wird es schaden.
Daher mein dringender Rat an Blogautoren: Lassen Sie Ihren Text von einer sprachlich versierten Person Korrektur lesen! Wozu hat man schließlich Deutschlehrer?
Hier noch ein recht gutes Video zur Selbsthilfe:
https://www.youtube.com/watch?v=Izi9aHrfeLg
Tangoblogs sind keine Sammlungen technischer oder wissenschaftlicher Fachartikel. Daher sollten sie unterhaltsam sein. Witzige Zitate, komische Beispiele und treffende Wortspiele ziehen die Lesenden geradezu magisch an. Klar, geschmacklose Scherze und böse Rüpeleien sind zu vermeiden. Das Publikum ist wenig erbaut, wenn es „unter Niveau“ lachen soll. Ansonsten aber gilt für den Satiriker: Lieber einen Freund verlieren als auf einen guten Gag verzichten! Dass der eine oder andere mal beleidigt reagiert, ist eingepreist. Hätte er Humor, könnte er darüber lachen!
Mir lief gerade ein bemerkenswertes Beispiel über den Weg: Ein leibhaftiger Bischof verliest während einer Ostermesse einen witzigen Text, über den er selber am meisten lachen muss. Obwohl das nicht gerade günstig ist und die Pointe eigentlich nach wenigen Sätzen verbraucht ist, zieht er die Story gnadenlos und zum Vergnügen der Gläubigen durch. Was uns beweist: In eigentlich ernsten Situationen und beim passenden Publikum wirken selbst flache Scherze erstaunlich gut!
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/oster-witz-waehrend-des-gottesdienstes-geht-viral
Oft finde ich einen Text zunächst ganz interessant und bin dann fassungslos, wenn der Autor aufhört, bevor es richtig spannend wird. Ein bisschen mehr Mühe sollte man sich schon geben: In Blogger-Kreisen wird gerne auf die „1000 Wörter-Regel“ hingewiesen. Nach meiner Erfahrung beschreibt sie den passenden Umfang von Texten ganz gut. (Übrigens sind es bis hierher zirka 870 Wörter.) Sicher vertragen manche Gegenstände auch einige hundert Wörter mehr. Man gerät aber immer stärker in die Gefahr, dass die Lesenden irgendwo aussteigen. Lieber unterteilt man das Thema und macht zwei Artikel daraus.
Man muss seine Texte immer wieder nach redundanten Stellen absuchen. Wiederholungen und Füllwörter wirken öde – und sind leider sehr häufig.
Gegen Ende sollten Sie ein Fazit liefern: Worum ging es Ihnen im Kern, welche Botschaft wollten Sie vermitteln?
Wenn Sie ein Blog betreiben, wird es stets viele geben, die genau wissen, wie Sie es besser machen könnten. Ein Beispiel haben Sie gerade vor sich. Klar sollte man Ratschläge stets erwägen – nur muss man sie nicht befolgen. Haben Sie Mut zum eigenen Stil, zu Ihren individuellen Themen! Letztlich entscheidet das Publikum, welches stets Recht hat. Es wird sich aber eher von Persönlichkeit denn von Klischees überzeugen lassen.
Und bedenken Sie ein Wort des großartigen Wolf Schneider:
„Beim Text muss sich einer quälen, der Absender oder der Empfänger. Besser ist, der Absender quält sich.“
P.S. Gerne bin ich beim Blogstart behilflich. Senden Sie mir doch mal einen Gastbeitrag!
Bei mir hat sich über die Jahre auch so eine Art Themenmüdigkeit eingestellt. Irgendwann sind die üblich-verdächtigen Themen halt alle auserzählt. Selbst Cassiels betuliche, beflissen-woke Texte sind irgendwann nicht mehr so unterhaltsam ( bzw. das sich darüber lustig machen). Ich vermisse die leichtfüßig-sinnlich-poetischen Texte von Terpsichoral Tangoaddict. Ich fand diese auch deshalb immer so beeindruckend, weil ich nach einer genußvollen Milonga eigentlich nur noch zufrieden platt bin und mir gar nicht vorstellen kann, dann noch zu schreiben.
AntwortenLöschenIch muss mich etwas korrigieren, war zu hart. Auf Mit Wokeness meinte ich die Genderei, das kam ja erst gegen Ende von Cassiels Blogkarriere. Als belehrend habe ich ihn schon immer empfunden. Was natürlich vollkommen subjektiv ist, er hatte Anliegen, die er vertreten hat. Und schreiben kann er schon!
AntwortenLöschenLieber Yokoito,
Löschenschreiben kann Cassiel tatsächlich ganz gut. Und er hat sich nicht gescheut, immer wieder ähnliche Ansprüche des konservativen Tango zu vertreten. Deshalb hatte er mit seinem Blog auch viele Jahre Erfolg.
Nach meinen Erfahrungen gibt es in unserem Tanz „Dauerbrenner“, die man immer wieder ansprechen kann und damit stets neues Interesse findet. Warum? Vielleicht, weil sie die Tanzenden auf den Milongas auch immer wieder beschäftigen.
Aber ich behaupte nicht, dass ich alle Mechanismen des Bloggens verstanden habe. Letztlich bin ich erst bei den Zugriffszahlen schlauer – und gelegentlich sehr überrascht.
Vielleicht hat es mir geholfen, nie einen genauen Plan zu haben. Ich ließ die Dinge auf mich zukommen und machte, was sich anbot. Wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, ich würde es mal auf 1800 Beiträge bringen, hätte ich das als reine Fantasie abgetan.
Das Einzige, was ich für absolut notwendig halte: Sich mit offenen Augen und Ohren im Tango zu bewegen. Digital und analog. Dann wird schon was draus.
Ihr „ Erfolgsrezept“ ist ja sehr simpel und wiederholt sich auch Ständig. Man nehme ein Thema: Politik oder Tango oder Corona oder Beleidigungen aus dem Lehrerblog oder was auch immer. Nach einer Exposition des Themas folgt eine, auf das immer gleiche Thema projizierte, Durchfuehrung. Dort wird das Thema dann krampfhaft mit ihrem Lieblingsthema: „konservativer Katechismustango“ zwangsverschmolzenverschmolzen. Da die Themen of nichts miteinander zu tun haben muss hier der Chemiker sehr viel Energie in die Reaktion stecken. Bei Elementen wie He und Au gelingt es dann halt nicht und die Laecherlichkeit ist dann besonders offensichtlich. Apropos Laecherlichkeit. Ihre clicks erzielen Sie nach dem gleichen Prinzip weshalb BB1 so erfolgreich war. Die Leute haben eingeschaltet um zu sehen wie Zlatko sich mit seinen Worten lächerlich macht oder gar einen geilen Streit mit Jürgen (Thomas Schoen, Klaus Wendel) anzettelt.
AntwortenLöschenIn der Reprise versucht der Kuenstler dann, zugegeben etwas unbeholfen, mit You-Tube Schnipseln das Gesagte zu untermauern, Da diese nicht journalistisch, sonder tendenzioes (im Stile von Reichelts Nius.de) ausgewaehlt wurden, entsteht hier wieder für jene Menschen die im Gegensatz zum Wortkuenstler Riedl , echte- und nicht you-tube Milongas besuchen, wieder ein großes Moment an Laecherlichkeit. Diesmal gemischt mit einer großen Portion Mitleid.
Ich meine irgendwo aufgeschnappt zu haben, dass sie 1800 Artikel geschrieben haben. Da es sich in Ihrem Katechismus aber um lediglich 5-15 Themen handelt, wuerde ich diese Zahl kritisch bewerten und mich fragen ob das so oekonomisch ist. Vielleicht nutzen sie die Zeit lieber und gehen mal auf einen Encuentro. Dann wäre es durchaus legitim eine Kritik zu verfassen. Ich schreibe einen Aufsatz über ein Ereignis auf dem ich nie war, so wie ich es mir in meine Phantasie vorstelle; klingt doch irgendwie nach Waldorfschule-oder?
Viele Gruesse,
Fanny Mc Pricklad (Munster)
ps: vielleichten sollten Sie jemanden bitten eine schoene coda für Ihr Satirenhauptsatzform SHF zu verfassen. Es kann nur interessanter werden und neue Blickwinkel würden Ihnen gut tun.
Vielen Dank für das schöne Gegenbeispiel!
LöschenMachen Sie doch selber ein Blog auf und probieren Sie, welches Interesse Sie mit Texten wie diesen finden. Ich meine nicht den Inhalt, der sei Ihnen unbenommen.
Aber dieser Amoklauf durch Orthografie, Zeichensetzung und Stilistik ist wirklich atemberaubend. Schon mal gehört, dass Absätze einen Text übersichtlicher machen? Und die Gedankenführung irrlichtert zwischen „Big Brother“, Chemie-Halbwissen und bemühten Wortspielen umher. Wirklich gruselig.
Mein Rat: Lassen Sie Ihre Äußerungen vor Veröffentlichung lektorieren und schauen Sie nicht so viel Trash-TV. Das kann verblöden.
Ach herzallerliebster Riedl, statt sich über Orthographie, Interpunktion und Stilistik aufzuregen, sollten Sie sich vllt. einmal mit dem Inhalt auseinandersetzen.
LöschenT.S.
Die kümmerlichen Reste von Inhalt, die sich in dem Geplapper verstecken, habe ich längst dutzendfach beantwortet.
Löschen.... dazu müssten Sie erst einmal den Inhalt behirnen ....
LöschenEben. Aber das ist ja nicht meine Aufgabe.
LöschenIch weiß nur nicht, was man sich davon verspricht, hier intellektuellen Suizid zu begehen, indem man ein paar Zeilen unverdauten Käse hinterlässt.
AntwortenLöschenGlaubt man wirklich, auf diese Weise zu überzeugen? Na, dann viel Spaß!
Ich biete Kritikern gerne Gastbeiträge an - im Umfang von 1000 Wörtern. Nur sehr selten wird davon Gebrauch gemacht. Meist hat man wohl kein Interesse, oder es reicht sprachlich nicht. Oder beides.