Sartori macht den Putin

 

„Versuche niemals, einem Schwein das Singen beizubringen, du verschwendest deine Zeit und belästigst das Schwein.“ (Robert Anson Heinlein)

https://beruhmte-zitate.de/zitate/1999469-robert-anson-heinlein-versuche-niemals-einem-schwein-das-singen-beizubr/

Ich bitte meine Leser um Verständnis, dass ich heute keine Solidaritäts-Erklärung zur Ukraine veröffentliche. Erstens halte ich diese Einstellung bei halbwegs anständigen Menschen für selbstverständlich – und zweitens mag ich die bisherigen YouTube-Virologen nicht daran hindern, sich nun mit Expertisen zum Krieg in Europa wichtig zu machen.

Außerdem muss man kein durchgeknallter Autokrat sein, um Ausreden zu erfinden, einen souveränen Staat zu annektieren. Tangolehrer reicht auch. Zumindest, wenn man Ralf Sartori (bürgerlich: Ralf Gleixner) heißt.

Der Münchner Tanzlehrer, Buchautor, Fotograf und Paartherapeut  fiel schon länger damit auf, sich zum Hardcore-Querdenker zu radikalisieren. Ich habe davon berichtet:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/07/sartori-und-das-schlumpfen.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/08/offener-brief-ralf-sartori.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/08/die-quertanzer-drohen-mit-ausstand.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/11/moussavi-vs-sartori.html

Es war mir klar, dass man in diesen Kreisen nun zum Osteuropa-Experten umschult. Sartori schaffte das in Rekordzeit. Bereits gestern veröffentlichte er auf Facebook einen bemerkenswerten Text:

Jahrelang haben korrumpierte westliche Medien gezielt gegen Russland gehetzt, haben die Matrix-Fürsten des Westens ihre aggressive Eindämmungspolitik gegen Russland betrieben, legitime russische Sicherheitsinteressen mit Füßen getreten (…) und sie haben keine Gelegenheit der Diffamierung und Anprangerung Russlands ausgelassen, obwohl sie selbst mehr als genug auf ihren eigenen rabenschwarzen Konten verbuchen können.

Nun ist ihre Strategie der selbsterfüllenden Prophezeiung, mit konstant kräftigem Nachhelfen, erst einmal aufgegangen.

Und sie sehen sich dadurch nun scheinbar gerechtfertigt. So zumindest wird das Ergebnis jetzt der Weltöffentlichkeit verkauft.

Doch vor allem ging es ihnen, gerade jetzt, darum, von ihrer Plandemie, die schon längst nicht mehr so funktioniert, wie sie es sich überlegt hatten, und auch von den zunehmenden Enthüllungen dazu, durch einen weiteren krassen Kriegsschauplatz, abzulenken, der gleichfalls die Wahrnehmung der ganzen Weltöffentlichkeit wieder in ihren Bann zieht.  

Das ändert jedoch rein gar nichts daran, dass dieses Spiel zu Ende geht, und immer mehr Menschen aufwachen, und ihre finsteren Machenschaften durchschauen.“

Aha… die „Matrix-Fürsten des Westens“ haben also in der Ukraine mit „finsteren Machenschaften“ einen „weiteren krassen Kriegsschauplatz“ geschaffen. Darauf muss man auch erstmal kommen!

In Kommentaren dazu wird Sartori noch deutlicher:

„Möglicherweise hat Putin erkannt, dass er einfach nichts zu verlieren hat, da der Westen seinen Würgegriff ohnehin immer weiter verstärkt hätte, so oder so. Das scheint mir am plausibelsten. Und damit konnte er auch unter Beweis stellen, dass Russland ernst zu nehmen ist, und nicht alles über sich ergehen lässt.“

„Der Westen hat nichts unversucht gelassen, die alten Machtverhältnisse, auf Grundlage von Konfrontation und Spaltung, zunehmender Eindämmung und erneuter Ausgrenzung wiederherzustellen, den Interessen des US-Imperiums und der größtenteils damit verbundenen Finanzwirtschaft gemäß. Sie wollten ihre Dominanz nicht aufgeben, zu Gunsten einer gleichberechtigten Partnerschaft. Und nun wähnen sie sich fast am Ziel, dieses Ansinnen zu erreichen.“

Putins Rede vom Montag bewertet er so:

Ja, ich hab sie auch gehört, und fand sie sehr vernünftig und nachvollziehbar, wie alles, was er in letzter Zeit öffentlich sagte. Ist auch bezeichnend, dass die westlichen Medien absolut NICHTS davon wiedergeben, nur einseitige Kriegspropaganda gegen Russland.

Und nun fühlen die westlichen Protagonisten sich legitimiert, Russland auch vom internationalen Zahlungsverkehr mittels des SWIFT-CODES abzuschneiden, was faktisch einer Kriegserklärung des Westens gegen Russland gleichkäme.

Biden wird es vermutlich heute um 18 Uhr unserer Zeit ankündigen, um das Land endgültig in die Kniee zu zwingen, wie sie das auch schon bei so vielen anderen Ländern versucht, oder geschafft haben.

Doch ich glaube, bei Russland geraten sie diesmal an den falschen ...“

Na gut – hat Biden gestern nicht getan. Aber das ist bei diesem Grad an Realitätsverlust auch schon Wurst.

Bei seinen FB-Lesern findet Sartori weitgehend Zustimmung:

Danke. Das sehe ich auch so.“

„Gut gesprochen, lieber Ralf!“

„so wohltuend, Dich zu lesen. Danke“

Vereinzelter Widerspruch wird mit Achselzucken abgetan.

Nun kann man die verschiedenen Aspekte der Krise sicherlich kontrovers diskutieren. Ich mag da nicht ins Detail gehen – schließlich bin ich im Gegensatz zu Sartori kein Osteuropa-Experte.

Nur finde ich halt als alter Kriegsdienstverweigerer: Krieg ist generell ein Verbrechen an der Menschheit. Er macht nichts besser, sondern im Gegenteil schlimmer. Stets gibt es mehr als einen Schuldigen. Aber meines Wissens hat nicht die NATO einen Staat angegriffen, sondern die Russische Föderation.

Vielleicht könnte Herr Sartori mal in einem Nebensatz erwähnen, dass Russland ein autokratisch regierter Staat ist, dass Putin seit Jahren kritische Medien an die Kette legt, Oppositionelle kriminalisiert und – von einer gleichgeschalteten Justiz – mit hohen Gefängnisstrafen belegen lässt. Und immer wieder geschehen Regimegegnern seltsame Unfälle, die gelegentlich tödlich enden.

Ich könnte Sartori dort auch nicht zu irgendwelchen Corona-Protest-Spaziergängen oder Friedenskundgebungen raten. Allein gestern wurden in Russland schätzungsweise 1700 Menschen festgenommen, die gegen den Krieg in der Ukraine protestierten. Das Demonstrationsrecht ist in diesem Staat praktisch aufgehoben.

https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-02/russland-invasion-demonstration-moskau-st-petersburg

Auch für Impfgegner ist diese Adresse eher fragwürdig: Während russische Auslandsmedien im Westen Panik wegen der Nebenwirkungen verbreiten, propagiert Russland für Inländer hartnäckig die Immunisierung mit „Sputnik V“. Putin selber gilt als entschiedener Verfechter der Corona-Impfungen.

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/russland-staatssender-impfungen-101.html

Sartori verliert nicht ein Wort über die schrecklichen Bilder von Ukrainern, die zu Zehntausenden – ein paar Habseligkeiten auf dem Rücken – das Land verlassen wollen. Es gibt Aufnahmen von verängstigten Frauen und Kindern, die in der U-Bahn Schutz vor den Raketentreffern suchen, von alten Frauen, die vor ärmlichen und auch noch zerschossenen Hütten stehen. Aber ich stelle immer wieder fest: Gerade diejenigen, welche (im Tango oder sonst wo) besonders hartnäckig von „Liebe und Achtsamkeit“ faseln, verfügen in Wahrheit über das Gemüt eines Fleischerhunds.

Vielleicht darf man den Herrn Tangolehrer einmal daran erinnern, dass unser Tanz von Menschen erfunden wurde, die vor mehr als hundert Jahren vor Armut, Krieg und Unterdrückung an den Rio de la Plata flohen. Viele Tangolieder beschreiben die Wehmut beim Gedenken an die verlorene Heimat. In der Ukraine gibt es nun wieder Stoff für neue Texte.

Ich meine, Menschen wie Ralf Sartori haben nicht mehr das mindeste moralische  Recht, Tango zu unterrichten oder über ihn zu schreiben. Nicht mal, ihn zu tanzen.

Aber klar: Überzeugen werde ich ihn nicht können – nicht mal bewegen, darüber einmal nachzudenken.

Daher beende ich lieber die Gesangsstunde.

Illustration: Leon Stallforth

Quelle: https://www.facebook.com/Nymphenspiegel

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