Meine magischen Gedanken 10: Zauberkurse
Zum Abhalten von Zauberkursen
kam ich durch puren Zufall: 1996 bat mich ein Kollege, ihn bei einem Volkshochschul-Seminar
zu vertreten. Die Veranstaltung lief so gut, dass mir die Einrichtung vorschlug,
doch im nächsten Semester einen Fortsetzungstermin anzubieten. Insgesamt wurde
es dort ein halbes Dutzend solcher Kurse.
Daher entschloss ich mich, das Format auch anderen Volkshochschulen anzubieten, was meist auf großes Interesse stieß. In dieser Zeit war ich jährlich mit zirka zehn Kursen unterwegs. Ich hatte die Teilnehmerzahl auf maximal 12 begrenzt, um eine individuelle Betreuung zu erreichen. Öfters waren die Veranstaltungen voll, mussten weitere Interessenten aufs nächste Semester vertröstet werden.
In meinem Archiv finden sich über 50 Seiten schriftlicher Ausarbeitungen, die ich den Anwesenden zur Verfügung stellte – inklusive Übungsmaterial. Auch die Presse berichtete über meine Seminare. Andere Bildungseinrichtungen boten mir Termine an.
Nach etwa sechs Jahren bemerkte ich zunehmend ein nachlassendes Interesse für meine Angebote – immer öfter wurde gerade noch die Mindestteilnehmerzahl (fünf) erreicht, manchmal auch unterschritten, so dass die VHS den Kurs absagte. Öfters erschienen auch „problematische“ Gäste, die aus verschiedenen Gründen nicht die Konzentration oder den Willen aufbrachten, einem solchen Programm zu folgen. Leute kamen zu spät oder gingen nach der Hälfte der Zeit. Es gab sogar Fälle, wo ich einzelne Personen bitten musste, das Seminar zu verlassen.
Die Betreuung durch die Volkshochschulen war von vornherein recht unterschiedlich: Manche Einrichtungen kümmerten sich vorbildlich um die Dozenten, bei anderen hatte ich den Eindruck, man schiebe Arbeit auf sie ab, die man eigentlich selber hätte leisten müssen. Manchmal war mir so, als ließe das Interesse an Kursleitern deshalb nach, weil ihre Angebote eher wenige Anmeldungen bewirkten. Die Schlampereien nahmen zu.
In einem Artikel auf meinem Zauberblog habe ich teilweise fast skurrile Fälle dazu beschrieben:
https://diemagiedesgr.blogspot.com/2020/12/meine-schonsten-zaubererlebnisse-iv.html
Die letzten Kurse habe ich 2006 gegeben. Teilweise zeigten die Einrichtungen kein Interesse mehr, öfters habe auch ich die Zusammenarbeit beendet. In diesen Jahren begann auch die Nachfrage für meine Zauberauftritte nachzulassen. Magie lag nicht mehr im Trend. Vielleicht habe ich mich in den folgenden Jahren auch nicht mehr so intensiv um Buchungen bemüht. Der Tango trat schließlich immer stärker in mein Leben.
Auf Grund dieser Erfahrungen vermied ich konsequent eine Laufbahn, die viele der Kolleginnen und Kollegen aus meiner „Tango-Generation“ einschlugen: Tangokurse zu geben. Warum?
Nach meiner Meinung ist es natürlich möglich und nötig, wissenschaftliche Fächer zu unterrichten. Schließlich habe ich das über 35 Jahre lang getan. Fast alle derartigen Disziplinen sprechen den Verstand an, können per Kopf erlernt werden. Man kann klar in „Richtig“ und „Falsch“ unterscheiden und auf dieser Grundlage Leistungen bewerten.
Vermag man auch künstlerische Tätigkeiten unterrichten? Ich glaube, dem sind enge Grenzen gesetzt. Klar kann ich „Handwerk“ vermitteln, also Handgriffe und Abfolgen beim Zaubern – so wie Schritte und Figuren beim Tango. Es gibt jedoch eine zweite, höhere Ebene. Jeder wirkliche Tänzer oder Zauberer weiß: Eine Schrittfolge macht noch keinen Tanz – und eine Reihe von Kunstgriffen keine Magie.
Aber ich will nicht zu viel verraten und wünsche daher viel Freude mit meinen neuen „magischen Gedanken“:
https://www.youtube.com/watch?v=gO0pwoKkFG4
P.S. Das kleine Kunststück am Ende des Videos nennt sich „Size Surprise“. 1992 erhielt ich es als Weihnachtsgeschenk von Harold Voits „Zauber-Zentrale München“. Wir haben alles in einem Take gedreht, weil ich auf die Spontanreaktion meiner „Kamerafrau“ Manuela Bößel nicht verzichten wollte.
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