Unser Online-Konzert: deutsche Tangos

 

Da wir derzeit keine Wohnzimmer-Milongas veranstalten können, wollen wir unseren „Fans“ von Zeit zu Zeit Live-Musik bieten – digital und daher ohne jegliche Infektionsgefahr. Glücklicherweise steht uns ja unsere „Hauskapelle“ zur Verfügung, das „Duo Tango Varieté“. Nach dem ersten Konzert am 11.12.21 gab es auch im Januar ein solches Angebot:

In gewissen Tangokreisen wird ja viel vom „kulturellen Erbe“ geredet – gemeint ist stets Argentinien. Dass es auch eine deutsche Tangotradition gibt, wird völlig verdrängt. Daher haben wir ein Programm zusammengestellt, das ausschließlich Tangomusik aus dem deutschsprachigen Raum enthält.

Nachfolgend meine gesamte Moderation des Konzerts. Die Bildaufzeichnung des Auftritts wollen wir nicht veröffentlichen, da es eine private Veranstaltung war. Zu jedem Titel gibt es aber einen YouTube-Link – soweit möglich zu den Interpreten, welche das Stück damals bekannt gemacht haben.

Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen und Zuhören!

Der Wind hat mir ein Lied erzählt"

https://www.youtube.com/watch?v=a3Cv0sV3Gms

Liebe Tangofreunde,

herzlich willkommen zum zweiten Online-Konzert aus Pörnbach!

Diesmal wollen wir daran erinnern, dass es auch in Deutschland ein „Goldenes Zeitalter“ des Tango gab – in den 1920-er bis 50-er Jahren. Viele Schlager, aber auch Filmmusiken erklangen im Tangotakt – oder im Habanera-Rhythmus.

Wir begannen mit einem der  bekanntesten Lieder von Zarah Leander – LA HABANERA, weithin auch geläufig unter dem Titel DER WIND HAT MIR EIN LIED ERZÄHLT. Den Text schrieb Bruno Balz, der Komponist war Lothar Brühne. Der Film LA HABANERA kam 1937 heraus.

Das nächste Stück würde Max Raabe wohl so ansagen:

Wir bringen Ihnen nun einen Tango von Werner Richard Heymann und Robert Gilbert aus dem Jahre 1937 zu Gehör – aus der UFA-Filmoperette „Bomben auf Monte Carlo“ mit Hans Albers und Heinz Rühmann. Freuen Sie sich auf „Eine Nacht in Monte Carlo“!

https://www.youtube.com/watch?v=K4J_Unt9BvY

Auch im Berlin der 20-er Jahre war man offenbar der Meinung, man könne das mit den Argentiniern (oder Spaniern) beim Tango auch übertreiben. Friedrich Hollaender verfasste den hinreißenden Titel „Guck doch nicht immer nach dem Tangogeiger hin“. Der bekannte Schauspieler Curt Bois sang ihn 1930 in der Revue „Frankensteins unheimliche Geschichten“.

https://www.youtube.com/watch?v=wAQZO3cGURQ

Nun wird es elegisch:

„Roter Mohn“ ist ein Evergreen, der Rosita Serrano, eine chilenische Schauspielerin und Sängerin, bekannt machte. Die Tochter eines Diplomaten und einer Opernsängerin war eine reine Autodidaktin und hatte in Deutschland zunächst Erfolg mit südamerikanischen Volksliedern. Bald entdeckten Komponisten und Filmemacher ihren glockenhellen Sopran, welcher ihr den Namen „die chilenische Nachtigall“ einbrachte. Den „Roten Mohn“ von Michael Jary und Bruno Balz sang sie 1938 in dem Film „Schwarzfahrt ins Glück“.

https://www.youtube.com/watch?v=oAXWVNTe4OM

Den „Kriminal-Tango“ komponierte Piero Trombetta, den deutschen Text schrieb Kurt Feltz. 1959 wurde der Schlager vom Hazy Osterwald-Sextett herausgebracht. Die Single verkaufte sich 900000 Mal. 1960 lieferte das Stück den Titel für eine gleichnamige, hinreißend blödelige Filmkomödie mit Peter Alexander und Vivi Bach.

https://www.youtube.com/watch?v=-zs4H4TqNaQ

Nun ein Tango mit einem heute politisch unkorrekten Titel: „Du schwarzer Zigeuner“. Komponiert hat ihn der der tschechische Militärmusiker Karel Vacek unter dem Titel  Cikánka“ („Zigeunerin“) im Jahr 1931. Mit der deutschen Textfassung wurde er ein Riesenerfolg.

https://www.youtube.com/watch?v=saajqEOk-Fo

Der Musiker und Dirigent Josef Rixner ist bekannt als Komponist gehobener Unterhaltungsmusik. Seine „Tango Poesie“ schrieb er 1937.

https://www.youtube.com/watch?v=AKN5rbSTxWY

Zur Stärkung begeben wir uns nun „In eine kleine Konditorei“, einen Tango des Operetten-Komponisten Fred Raymond aus dem Jahr 1929. Den Text schrieb Ernst Neubach.

https://www.youtube.com/watch?v=bBx2YRTKeeQ

Mit dem „Tango Max“, einer Komposition von Wilhelm Gabriel, war das Quartett „Friedel Hensch und die Cyprys“ 1952 sehr erfolgreich. Der ziemlich schnulzige Text war den Musikern Fred Oldörp, Eddie Rothé und Mischa Andrejew noch zu seriös. Diese firmierten unter dem ebenfalls sehr populären Namen „Die drei Travellers“. Oldörp schrieb den Text ins Sächsische um, was ihn noch komischer machte.

https://www.youtube.com/watch?v=P1FhlI3Zb7Y

Ja, so bescheuert können deutsche Tangotexte sein! Nur ist die argentinische Tangolyrik oft nicht besser – mit dem Unterschied, dass viele bei uns kein Spanisch können. Zudem bezeichnen wir gerne als Kitsch, was wir in vergleichbaren romantischen Situationen ganz ähnlich formuliert haben.

Nun begeben wir uns in eine dämmrige Diele, wo eine feurige Spanierin einen „Genießer aus Posen“ fast um den Verstand tanzt – wie uns der Texter Fritz Löhner-Beda berichtet. Doch vergebens ist all sein Werben, sodass er schließlich doch zur trauten Familie und Gansbraten mit viel Petersilie zurückkehrt.

Die Schnulze „Oh Donna Clara“ komponierte 1928 der Warschauer Orchesterleiter Jerzy Petersburski. Das Instrumentalstück nannte er zunächst „Tango Milonga“. Den deutschen Text schrieb 1930 Fritz Löhner-Beda.

https://www.youtube.com/watch?v=bz8IvkjUVok

Vom Operettenkomponisten Nico Dostal stammt der 1932 herausgekommene Tangoschlager „Es wird in hundert Jahren wieder so ein Frühling sein“. Den deutschen Text verfasste Robert Gilbert.

https://www.youtube.com/watch?v=KolgEngpYD8

Herzlichen Dank unseren Zuschauern und dem „Duo Tango Varieté“:

Bettina Kollmannsberger (Akkordeon und Refraingesang)

Karin Law Robinson-Riedl (Violine und Gesang)

Wir wollen uns mit einem bekannten Tangoschlager verabschieden, den ebenfalls „Friedel Hensch und die Cypris“ 1952 herausgebracht haben. Von Heino Gaze stammt der Schwanengesang einer weiblichen Schnapsdrossel. Wir ahnen es: Schuld ist natürlich ihr Egon.

Der taucht dann nochmal 1961 in der Heinz Erhardt-Filmkomödie „Ach Egon“ auf – wo er einen Affendompteur spielt. Trotzdem viel Vergnügen!

So weit unser Programm. Vom „Egon“ gibt es ein kleines Video, das uns 2014 bei einem Auftritt zeigt. Gezaubert habe ich dazu auch noch:

https://diemagiedesgr.blogspot.com/2018/04/egon.html

P.S. Unsere Online-Konzerte sind privat. Wer aber einmal eingeladen werden möchte, darf uns gerne eine Mail senden: mamuta-kg@web.de

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