Aufbauendes aus Holledau und Pfalz
Gute oder wenigstens beruhigende Nachrichten haben bei den führenden Medien einen schweren Stand. Daher freut es mich, dass sie zumindest unser Pfaffenhofener Lokalblatt gelegentlich vermeldet:
Unter dem Titel „Eine Sache der Gewohnheit“ veröffentlichte unsere Holledauer Zeitung heute einen Artikel von Simone Diaw. Thema: Die Corona-Schnelltests an den Schulen des Landkreises.
Die Ruhe, so findet die Autorin, sei erstaunlich: „Vor und während der Osterferien war der Widerstand gegen die Testpflicht an den Schulen enorm. Eltern protestierten gegen das Stigma positiver Ergebnisse, Lehrer befürchteten Chaos und positive Corona-Tests in den Klassen und aufgebrachte Eltern bei Abholung ihrer verunsicherten Kinder.“
Nachfragen beim Schulamt Pfaffenhofen und den Bildungseinrichtungen im Landkreis hätten nun ergeben: Die Aufregung sei abgeebbt.
Das findet beispielsweise der Rektor der Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen: Bislang sei an seiner Einrichtung noch kein positiver Test aufgetreten. Auch Verweigerung scheint es keine zu geben: Alle Schülerinnen und Schüler, die dürfen, kämen zum Präsenzunterricht. Die Lehrer seien zwar nicht begeistert über den neuen Job, welcher zirka 20 bis 25 Minuten der ersten Stunde beanspruche. Aber es müsse halt sein.
Auch die Rektorin der entsprechenden Einrichtung in Vohburg sieht die Lage entspannt: „Schüler und Lehrer werden immer routinierter." Und ihre Kollegin von der Grundschule Niederscheyern berichtet sogar: „Die Lehrer machen einen regelrechten Event aus den Tests.“ Die meisten Kinder hätten sogar Spaß dabei.
Den Protest der Erziehungsberechtigten sieht die Elternbeiratsvorsitzende der Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen inzwischen abebben: „Viele Eltern hatten Angst davor, wie die Kinder damit zurechtkommen, inzwischen haben sie sich daran gewöhnt, denn die Kinder machen das gut und selbstständig." Unverständnis herrsche lediglich darüber, dass die Schülerinnen und Schüler trotz negativen Tests weiterhin Maske tragen müssten. Als Biolehrer hätte ich dies ebenfalls erklären können…
Als altem Kämpfer an der pädagogischen Front war mir die Entwicklung von vornherein klar: Wenn man die Sache als Lehrkraft gut „verkauft“, gibt es mit den Schülern kaum Probleme. Es sind so gut wie immer die Eltern, welche ihre eigenen Ängste auf den Nachwuchs projizieren und den dann kopfscheu machen. Wenn man jedoch selber Ruhe bewahrt und den Kindern die Sache vernünftig erklärt, vertrauen diese der Erfahrung der Erwachsenen. So funktioniert Erziehung übrigens generell.
Ich fürchte, dieser Bericht enthält viel zu wenig Skandalöses, um es in die Prime Time der Nachrichten zu schaffen. Ebenso wie eine andere gute Nachricht, die dazu passt:
Im rheinland-pfälzischen 400 Seelen-Dorf Lieg (im Hunsrück) gab es seit Beginn der Pandemie noch nie einen Corona-Fall: Inzidenz null. Wie ist dieses „Wunder von Lieg“ zu erklären?
Man habe viel Glück und wohl auch einen Schutzengel gehabt, so der Bürgermeister Heinz Zilles. Darüber hinaus aber hätten sich alle Einwohner als „Teil des Teams Lieg“ gefühlt und das selbstständig umgesetzt, was die Politik oft nur proklamiere: Junge Leute kauften für ihre älteren Mitbürger ein, besuchten sie und brächten auch kleine Geschenke mit. Die Eltern der Grundschule hätten Geld für zwei Raumluftfilter gesammelt, die örtliche Feuerwehr ein Testzentrum eingerichtet. Die Menschen hielten sich an die Regeln, seien vernünftig, diszipliniert, und „akzeptieren, dass wir es mit einer weltweiten Pandemie mit einer sehr großen Tragweite zu tun haben“.
Und: „In Lieg gibt es keinen einzigen Corona-Leugner.“
Ich
finde, Namen wie die des Lieger Bürgermeisters Heinz Zilles oder des Feuerwehrkommandanten Daniel Platten liest man viel zu selten. Dafür die von Jan Josef Liefers oder Ulrich Tukur zu oft. Was, wenn die 53 bekannten Schauspieler/innen gehandelt hätten wie die Lehrkräfte an den
Holledauer Schulen oder die 400 Einwohner eines Dorfes im Hunsrück? Vielleicht
zu Spenden aufgerufen, eine Stiftung für mittellose Kolleginnen und
Kollegen gegründet hätten? Gerne auch mit kritischen
Anmerkungen zur Situation der Kunst!
Vielleicht dünkt man sich als intellektueller Großstadt-Künstler solchem Landvolk gegenüber als etwas Besseres. Von der Prominenz her sicherlich – was Empathie und Gemeinsinn angeht: mit Sicherheit nicht.
Daher ein Gruß aus der Holledau an die fröhliche Pfalz:
https://www.youtube.com/watch?v=bS1FtXGGd9I
Quellen:
Pfaffenhofener Kurier vom 26.4.21, Seite 15
https://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/Covid-19-Eine-Sache-der-Gewohnheit;art600,4766815
https://www.rnd.de/gesundheit/dorf-in-rheinland-pfalz-keine-corona-infektion-seit-uber-einem-jahr-wie-ist-das-moglich-PEYYGRGSYBALXKQLLKXOVYQMCI.html
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