Der Tango vom Silberwald


Als ich neulich für meinen Artikel über den „Gastlehrer-Tsunami“ recherchierte, war ich gezwungen, mich durch eine Welt grauenvoller Reklamebilder zu kämpfen, was mein Immunsystem deutlich herabsetzte. Nachdem es mir nun wieder besser geht, will ich diese Arbeit nicht vergeblich unternommen haben!

Mein Ziel war es, aus dem schier unendlichen Angebot nicht nur Fotos zu präsentieren, die handwerklich suboptimal sind. Sie sollten auch das nur noch im „traditionellen“ Tango lebendige Gesellschaftsbild der 1950-er Jahre transportieren.

Wie hieß es neulich in der Einladung zu einem Tango-Workshop für Einsteiger?

„Unsere heutige Gesellschaft hat Frauen dazu veranlasst, männliche Attribute zu leben und Männer, umgekehrt die weiblichen. In Wahrheit wünschen sich beide ihre ursprünglichen Wesensarten, in der männlichen Führung und der weiblichen Hingabe zu leben. Der Tango lehrt uns genau dies, und bringt uns wieder in unsere Ursprünglichkeit zurück.“

Daher nun meine persönliche Hitparade der „Bilder des Grauens“. Viel Vergnügen!

Die üblichen bühnenmäßigen Verrenkungen kann man hier bewundern. Aber wussten Sie schon, dass derlei Schaustellungen u.a. auch für „Kirche, Kommunion, Konfirmation, Kindergeburtstage und Beerdigungen“ geeignet sind?

Ganz selten einmal ordnet sich der Mann unter. Sind ihr die Schuhriemchen aufgegangen?

Die tangoüblichen Imponier-Posen gibt es wie Sand am Meer:

Bei diesem Bild hätte ich eher an einen Zauberkollegen denn an einen Tanguero gedacht. Aber die hypnotische Ausstrahlung passt auf beide Bereiche:

Singles im Tango haben es schwer – selbst wenn sie die Hand aus der Hosentasche nähmen…

Vielleicht die Ursache dieses Problems: Der untote Tänzer entsteigt dem Nebel des Grauens:

Zweifellos ist der Tanz der armen Einwanderer inzwischen ganz oben angelangt:

Erfrischend Treudeutsches begegnet uns beim Tango auf der Heide. Die Brille verstärkt natürlich noch den Volksschullehrerinnen-Appeal:

Eigentlich ganz sympathisch, statt der Hochglanz-Posen schlichte Passbilder zu verwenden! Merke aber: Diese sollten das Lehrpersonal nicht schlimmer verunstalten als das reale Leben!

An den historischen Tango-Standort „Tingeltangel“ erinnert uns diese aufregende Darstellung:

Bekanntlich ist Tango die vertikale Testschleife horizontaler Absichten. Und auch a tergo lässt sich trefflich (ver)führen:

Wenn man Frauen an die Wand stellt, sollte man auf die geeignete Position achten:

Bei allzu ausufernder Libido kann es sinnvoll sein, die Kontrahenten durch ein Eisengitter zu trennen:

Auch beim Tango entspricht die Höhe des Kleids der des Umsatzes:

Umgekehrt lässt sich auch bei niedriger Deckenhöhe formvollendet tanzen:

Irgendwie erinnern mich diese Fotos mit ihren Klischees und verlogenen Frauenbildern an den deutschen Heimatfilm der 1950-er und 60-er Jahre. Unvergessliche Machwerke aus der „Almenrausch- und Edelweiß-EdO“ waren beispielsweise die Streifen „Der Förster vom Silberwald“ (1954) und die zweimal verfilmte „Försterchristel“ (1954 und 1962): Kernige Mannsbilder, die (angeblich) wussten, was sie wollten – und die dazu passenden hingebungsvollen Frauenspersonen:   

Nur noch im Tango sowie in alten Filmtrailern finden wir Erinnerungen an die Zeiten, wo der Mann noch führte und die Frau folgte:

Kommentare

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