Wo er recht hat…

Bei einem Blogger-Kollegen hatte ich schon öfters den Eindruck, er existiere in zwei Persönlichkeiten: In einer, die sehr vernünftige Artikel verfasst – und einer anderen, welche knochentrocken alles verdammt, was im Tango den Ruch von Veränderung ausstrahlen könnte (insbesondere, wenn solches von mir kommt) – sozusagen „Dr. Jekyll und Mister Wendel“.

Sein neuester Beitrag ist nun wieder einmal von Liberalismus getrübt: Über tänzerische Schlichtheit, Codigos, Musik und volle Tango-Pisten“

Warum „die scheinbar nachlassende tänzerische Qualität auf deutschen Tango-Pisten“ kritisieren, wenn doch alle „Spaß haben“? Gut – ob das wirklich so ist, müsste man genauer hinterfragen. Beispielsweise ältere Frauen betreffend, die oft stundenlang unaufgefordert rumsitzen.

Was mir immer wieder auffällt: Wendel geht oft von „gefüllten Tanzpisten“ aus. Offenbar ist ohne die kein Tango möglich. Die Realität sieht anders aus: Obwohl der Zustrom zu unserem Tanz ungemindert anhält, kenne ich etliche Milongas mit ziemlich leeren Tanzflächen. Aber irgendwie scheinen solche Events „nicht gültig“ zu sein, weshalb sie von der Masse gemieden werden. Und der Aberglaube, auf riesigen, vollen Milongas kämen gerade ältere Frauen mehr zum Tanzen, ist unausrottbar!

Früher, so der Autor, hatte man die Showtänzer der 1980er Jahre als Vorbilder. „Wilde Zeiten“, in denen andere Paare „malträtiert“ wurden. Die Mär von der Gefährlichkeit solchen Tuns ist wohl nicht auszurotten. Anscheinend waren in den früheren Zeiten die Rettungskräfte auf den Veranstaltungen im Dauereinsatz. Schade, dass es dafür keine historischen Belege gibt!

Klar, was auf der Bühne funktioniert, muss nicht auf der Piste klappen. Dazu braucht man jedoch diesen Tanz nicht aller Sinnlichkeit und Dynamik zu berauben – „Kastraten-Tango“ lockt ein bestimmtes Publikum an, das man sonst nur in der Sonntagsmesse trifft!

Buenos Aires ist nicht Wanne-Eickel“, so eine Zwischenüberschrift. Ich füge an: nicht mal Pörnbach!

Man könne „Codigos“ aus Buenos Aires nicht eins zu eins auf hiesige Verhältnisse übertragen, so Wendel. Er kritisiert die „fast schon katechetische Auslegung mancher Códigos“. Da kann ich nur zustimmen!

Möchte „ein Großteil der Tänzer:innen auf Encuentros tanzen“? Mir liegen hierzu keine Zahlen vor. Melina Sedó, die es wissen müsste, hat auch schon von etlichen Veranstaltungen berichtet, die aufgehört haben. Und ob die Gäste Encuentros  mit dem vorrangigen Ziel besuchen, nicht von anderen Paaren gerempelt zu werden, bezweifle ich, sondern glaube eher, dass solche Events einen Menschentyp anlocken, der ein sehr geregeltes Leben statt des Abenteuers sucht. Und diesen Typus gibt es ja auch außerhalb des Tango. Dafür muss man dann einiges Geld springen lassen, was auch nicht alle können.

Erstaunlicherweise bezeichnet der Autor den Cabeceo als „Menetekel“: Er funktioniere in vielen hiesigen Milongas überhaupt nicht. Die blickdichte Aufforderung als Anzeichen drohenden Unheils? Wow! Und sie dürfe nicht zur „Machtdemonstration“ verkommen. Wie wahr!

Der Kollege referiert eine Reihe von Problemen bei dieser Aufforderungsart – sie lesen sich fast so, als ob er von mir abgeschrieben hätte. Und ja – der Cabeceo kann in der passenden Umgebung gut funktionieren, nur – Originalton Wendel:

Aber mal eine Frage: Glaubt man allen Ernstes, dass man diese Komplexität einer Allgemeinheit vertraut machen kann?“

Auch mit dem, was der Kollege zu den „Regeln aus Buenos Aires“ schreibt, kann ich gut leben:

„Wir sollten sie zuerst verstehen lernen, dann prüfen – und sie nur dann anwenden, wenn sie auch in unseren sozialen und kulturellen Rahmen passen.“ Gesellschaftlicher Umgang entwickle sich dynamisch und lasse sich nicht „von oben verordnen“. Na eben!

„Was ich in diesem Land noch nie wirklich verstanden habe, ist die Vorliebe vieler Tänzer:innen für große Milongas, die an Wochenenden oft rappelvoll sind. Meine einfache Frage: Gibt es denn keine Milongas mit ein bisschen mehr Platz auf der Tanzfläche?“

Ach so, jetzt plötzlich? Dazu habe ich weiter oben schon Stellung bezogen, als er das Gegenteil darstellte!

Die besten Milongas in Buenos Aires fänden nicht im Zentrum statt, sondern „eher in den Randbezirken“. Echt? Das ist in Oberbayern ebenso! Ich wage es ja gar nicht, von Pörnbach zu sprechen – also lieber von Freising, Attaching oder Brunnhofen…

Bei dieser Passage musste ich mir die Augen besonders heftig reiben: „Und wo mehr Platz ist, wird in der Regel auch besser getanzt. (…) Wäre es nicht reizvoller, in angenehmerer Atmosphäre, mit mehr Bewegungsfreiheit und weniger Stress zu tanzen?“

Logisch, schlage ich seit vielen Jahren vor!

Wendel befürwortet ein „Ronda-Training“ – na gut. Ich hoffe, man lernt dort, vorwärts zu tanzen statt auf der Stelle zu kreiseln. Und klar, man muss auf den Raumbezug von Figuren achten.

Sehr amüsant finde ich eine Frage, die dem Tangolehrer im Anfängerunterricht gestellt wurde: „Kannst du bitte mal eine andere Musik auflegen? Die klingt so Heinz-Rühmann-mäßig.“

Wendel bezeichnet es als das „Schlimmste“, was er im in diesem Rahmen je gehört habe. Wieso eigentlich? Viele Filme des Schauspielers wurden in den 1930er und 40er Jahren gedreht. Und genau aus dieser Zeit stammt die häufig verwendete Tangomusik!

Die Musik bleibe der kulturelle Kern des Tango (Piazzolla wohl ausgenommen…).

Man müsse nicht nur Schritte, sondern auch Zuhören lehren. Einverstanden – nur sollte sich das dann auch lohnen!

Die Bewegungen im Tango seien aus dieser Musik heraus entstanden und nicht beliebig auf andere Genres zu übertragen. Auch dem stimme ich prinzipiell zu!

Wer die Musik nicht verstehe, tanze immer ein bisschen neben ihr her. Das gilt übrigens für jede Tanzart!

Das Ziel sei kein perfekter Tanz, sondern ein gelungener Abend. Na dann!

Klaus Wendels Artikel enthält sehr viel Wahres und ist sehr lang (über 3700 Wörter). Daher wird er leider wenig Interesse finden – trotz meiner dringenden Empfehlung, ihn zu lesen.

Was ich halt schade finde: Wendel und ich vertreten zu vielen (natürlich nicht allen) Punkten im Tango Sichtweisen, die sehr ähnlich, oft sogar deckungsgleich sind. Wenn er sich nicht unter Zugzwang fühlt, kann das direkt harmonisch ausarten. Leider kommt regelmäßig der Punkt, wo dem Kollegen das auffällt und ihn darob ein heftiger Schrecken überkommt. Dann wird er schlagartig holzig und muss der Tangowelt mitteilen, dass ihn nun wirklich nichts, aber auch gar nichts mit mir verbinde.

Wie weiland das „HB-Männchen“ geht er dann mit Karacho an die Decke.

Natürlich empfehle ich ihm nicht, sich stattdessen zur Beruhigung eine anzustecken. Aber vielleicht könnte man eine Nacht schlafen, bevor der nächste Wutanfall stattfindet.

Auf jeden Fall aber: Warum denn gleich in die Luft gehen?

https://www.youtube.com/watch?v=Uh9dkHdQOAg

https://de.wikipedia.org/wiki/HB-M%C3%A4nnchen

P.S. Der Autor hat an seinem Text nun Änderungen vorgenommen. Daher nochmals die dringende Empfehlung, den Artikel zu lesen! 

Kommentare

  1. ist schon bemerkenswert: da werfen sie anderen vor, dass sie sich an ihren artikeln abarbeiten - und was machen sie? haben sie auch nur einen einzigen artikel von herrn wendel ausgelassen? warum sollen andere nicht das machen, was sie auch tun? und warum kommentieren sie nicht bei herrn wendel, wo diese artikel hingehören? oder geht es ihnen nur um ihre zugriffsstatistik und anzahl der artikel auf ihrem blog?

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    1. Falls Sie des Lesens mächtig sind, sollte Ihnen auffallen, dass ich Klaus Wendels Text empfohlen habe, da ich ihn für sehr interessant halte. Mehr Werbung geht nicht.
      Auf meine Artikel darf jeder und jede Bezug nehmen. Ist halt eine Stilfrage, wie man das gestaltet.
      Herr Wendel hat mich wissen lassen, dass Kommentare von mir auf seinem Blog nicht erwünscht sind. Daran halte ich mich. (Tut auch nicht jeder.)
      Ansonsten dürften alle Blogger froh sein, wenn ihre Artikel Beachtung finden. Und klar – jeder darf das machen, was ich auch tue. Ob er damit den gleichen Erfolg hat wie ich wird sich zeigen.

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    2. Hallo Herr Riedl,
      Ich habe ein kleines Besucherprofil von Ihnen gefunden, allerdings ohne Namen und Standort, habe es aber Ihnen, aber aufgrund Ihres Schreibverhaltens, zugeordnet und weil ich keinen anderen dahinter vermuten könnte.
      Denn wer käme sonst auf die Idee, (laut Matomo, einem Analyse-Tool) seit Donnerstag 19.Juni „13 Stunden 23 Minuten auf meiner Webseite zu verbringen und 351 Aktionen (345 Seitenansichten, 6 Ausgehende Verweise) in über 100 Besuchen auszuführen“.

      Allein heute 7 x: (Vergleichen Sie mal die Zeiten, ob ich Recht habe)
      Samstag, 2. August 2025 00:12:51
      Samstag, 2. August 2025 08:57:37
      Samstag, 2. August 2025 09:42:53
      Samstag, 2. August 2025 10:23:59
      Samstag, 2. August 2025 11:22:05
      Samstag, 2. August 2025 12:16:36
      Samstag, 2. August 2025 14:15:07

      Sind Ihre Beobachtungen meines Blogs zu Ihrer Obsession geworden?

      Ich kann Ihnen auch ein Tool programmieren, das Sie über neue Aktionen meinerseits informiert, dann brauchen Sie nicht unentwegt wie ein „Fuchs auf meinen Kaninchenbau zu stieren“
      So langsam vermute ich bei Ihnen eine leichte Persönlichkeitsstörungen.
      Mit freundlichen Grüßen
      Klaus Wendel

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    3. Lieber Herr Wendel,
      Sie scheinen ja sehr interessiert zu sein, wer wie oft Ihre Seite besucht! Ich dachte, Zugriffe seien Ihnen egal?
      Und dann vermuten Sie einfach mal, um wen es sich handeln könnte… Gratuliere, da sind Sie ja schwer investigativ unterwegs!
      Wer auch immer der ominöse Besucher sein sollte – freuen Sie sich doch über das Interesse!
      Es wäre tatsächlich nicht schlecht, wenn man von Ihnen über neu erscheinende Texte informiert würde. Von Ihrem Freund Yokoito erhalte ich dazu stets Newsletter. Leider zu Texten, die mich meist überhaupt nicht interessieren. Aber er erklärt Ihnen sicher gerne, wie man eine solche Benachrichtigungs-Funktion einrichtet.
      Nur schade, dass Ihr Kommentar überhaupt nichts mit dem Thema meines Artikels zu tun hat. Aber weil ich Sie ja direkt angesprochen habe, lasse ich Ihre geheimdienstlichen Aktivitäten mal so stehen.
      Beste Grüße und weiterhin viel Erfolg
      Gerhard Riedl

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  2. ob lob oder häme spielt keine rolle. sie lassen keinen artikel von klaus wendel aus, um ihn hier zu "besprechen". hingegen lassen sie das bei anderen nicht zu, denn sie schreiben: "Und machen Sie sich keine Mühe mit einer Antwort. Ich werde sie nicht veröffentlichen." und nicht wieder schreiben, dass der betreffende herr immer das gleiche schreibt. das tuen sie auch! so wie sie mit den leuten umgehen, geht man mit ihnen eben auch um. da gibt es so ein sprichwort: "wie man in den wald hineinruft ...." den rest kenne sie sicherlich.

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    1. Über wen oder was ich schreibe, dürfen Sie getrost mir überlassen. Ich werfe Ihnen Ihre Themenauswahl (die übrigens nichts mit dem Inhalt meines Textes zu tun hat) ja auch nicht vor.
      Sie verwechseln zwei Dinge: Es steht doch jedem (und jeder) frei, ein Blog aufzumachen und die Mitwelt mit irgendwelchen Ansichten zu verwöhnen. Ob man dann auf einer anderen Seite seinen Käse unterbringt oder nicht, hat man nicht in der Hand.
      Falls Sie sich also wichtigmachen wollen: Gründen Sie ein eigenes Blog – lassen Sie sich aber von einem Lektorat betreuen!

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  3. Es ist aber nur nicht so, dass ich ständig an meinem Tool hänge, sondern, dass mir eine Übersicht auf meinem „Dashboard“ meiner Blogseite eine schnelle Übersicht über die meistgelesen Artikel bietet. Dabei viel auf, dass besonders ein Leser besonders herausstach, und das waren offensichtlich Sie. Jemand, der so obsessiv meine Artikel verfolgt, das konnten nur Sie sein. Dazu braucht man keine detektivische Ambitionen, denn Sie fallen mir quasi vor die Füsse.

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    1. Na, solange Ihnen nichts aufs Hirn fällt, ist doch alles prima!
      Sehen Sie, über solche „Tools“ verfüge ich gar nicht. Dazu fehlt mir wohl die Stasi-Mentalität.
      Aber wenn Sie schon technisch so versiert sind: Verwenden Sie ein Rechtschreib-Programm – Ihre sprachliche Gestaltung nähert sich schon wieder Ludwig Thomas „Filser-Briefen“!
      https://de.wikipedia.org/wiki/Jozef_Filsers_Briefwexel

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    2. Grüß Gott Herr Wendel,

      erlaube mir, aus Ihrer Datenschutzerklärung zu zitieren:

      „Nutzerverhaltensdaten auf tangocompas.co werden ausschließlich in anonymer, aggregierter und zusammen¬gefasster Form gespeichert und können nicht dazu benutzt werden, individuelle Besucher dieser Website persönlich zu identifizieren oder auch nur über Sitzungen hinweg anonym wiederzuerkennen (...)"

      Aha!

      Beste Grüße
      Manuela Bößel
      www.tangofish.de

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    3. Das ist auch richtig so und überprüfbar. Hier sind kein Angaben zu IP, Person und Standort sichtbar. Nur die Häufigkeit der Zugriffe einer User-ID auf Beiträge, die keine Rückschlüsse auf die Personen zulassen. Meine Rückschlüsse sind nur geraten, weil es nur einer sein konnte.

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    4. Aha, nur geraten...

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  4. Es ist mal wieder typisch für Sie, beleidigende Attribute wie Stasi-Mentalität zu unterstellen, und Sätze wie "solange Ihnen nichts aufs Hirn fällt" zu äußern. Nur weil man ein legitimes Analyse-Tool benutzt , die von den meisten Bloggern benutzt werden. Und sie dient auch nicht der persönlichen Ausspähung bestimmter Personen, sondern der Analyse entsprechend des Interesses an bestimmten Artikeln und Themen. Und Sie sollten solche bösartigen Unterstellungen bitte unterlassen, wenn Sie sich bezüglich dieser Tools nicht auskennen. Im Übrigen könnte ich es Ihnen dringend empfehlen, damit sie Ihre vorgetäuschten, berühmten Zugriffszahlen endlich mal auf eine überprüfbare Ebene stellen können, denn die nimmt Ihnen ohne zuverlässige Leser- (und nicht Zugriffs) -Zähler sowieso keiner mehr ab.

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    1. Lieber Herr Wendel,
      wenn Ihr „Analyse-Tool“ nicht der Ausspähung bestimmter Personen dient, dann würde ich Spekulationen unterlassen, von wem welche Zugriffe stammen.
      Persönlich ist mir das egal, denn ich trete im Internet stets mit wahrer Identität auf – im Gegensatz zu vielen Feiglingen, die dumme Sprüche hinterlassen, aber ihre wahren Namen verbergen. Sehr mutig!
      Ich fürchte aber, unter den Kommentatoren bei Ihnen (die fast alle mit Pseudonym agieren) könnte sich Nervosität breitmachen, wenn sie erfahren, dass ihre Beiträge durch eine seltsame Software analysiert werden könnten.
      Aber das ist nicht mein Problem. Ich fürchte nur, dass Sie sich wieder mal als besonders schlau vorgekommen sind und nun mit den Folgen leben müssen.
      Was ich besonders bedauere: Dass wieder mal das Thema meines Artikels völlig in den Hintergrund geraten ist. Deshalb werde ich weitere themenferne Kommentare nicht mehr veröffentlichen.

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