Von „Volare“ bis „Baller“
Gestern fand nun also der diesjährige „European Song Contest“ in Basel statt. Sieger wurde der österreichische Beitrag „Wasted Love“, gesungen von dem/der Künstler/in „JJ“. Ich habe mir das Produkt heute Morgen angehört:
https://www.youtube.com/watch?v=onOex2WXjbA
Na gut, immerhin hat das
Lied eine Art von Melodie, welche gelegentlich das aggressive musikalische
Gedonner übertönt. Der Frequenzbereich ist durchaus zur Käseherstellung
geeignet, weil so das Eiweiß in der Molke zum Ausflocken gebracht wird.
Ich
bin meinen Leserinnen und Lesern noch eine Ergänzung schuldig: „JJ“, der Sieger
des ESC (bürgerlich: Johannes Pietsch) ist ein ernsthaft studierter
Countertenor, der auch in der Wiener Staatsoper auftritt. Gefallen hat mir die Nummer trotzdem nicht!
Ich frage mich: Wenn das der Sieger ist – wie klingt dann der Rest?
Wo landete Deutschland, heute bekanntlich eine führende Musiknation? Immerhin auf Platz 15 mit dem zu Recht so genannten Song „Baller“, interpretiert von „Abor und Tynna“:
„Ich baller' Löcher in
die Nacht
Sterne fall'n und knall'n auf mein Dach
Es tut noch bisschen weh, wenn ich dich wiederseh'
Aber ich komm' nie wieder, egal was du mir sagst
Ich baller' Löcher in die Nacht
Sterne fall'n und knall'n auf mein Dach
Es tut noch bisschen weh, wenn ich dich wiederseh'
Aber ich komm' nie wieder, egal was du mir sagst“
https://www.eurovision.de/news/Songtext-Abor-Tynna-Baller,lyrics802.html
https://www.youtube.com/watch?v=3rrWZ6cldsA
Dass die Sängerin nur ein Rezitativ liefert, erspart uns die Mühe, uns die Melodie zu merken.
Hier die weiteren Ergebnisse:
https://www.eurovision.de/news/Oesterreich-gewinnt-den-Eurovision-Song-Contest-2025,gewinner540.html
Karin und ich haben uns dann die Ohren mit zwei Liedern aus dem Jahr 1958 ausgespült, als der Wettbewerb noch „Grand Prix Eurovision De La Chanson Européenne“ hieß. Auf Platz 3 kam damals für Italien der Sänger und Komponist Domenico Modugno mit dem selbst verfassten Titel „Nel blu, dipinto di blu" („in Blau gemaltes Blau“) später ein Welthit, bekannt als „Volare“. Allein in Frankreich wurde er in über 40 Fassungen eingespielt.
Karin wird ihn heute Nachmittag bei unserem Pörnbacher Konzert singen, worauf ich mich schon sehr freue. Hier die Originalaufnahme. Der Sänger musste den Titel damals wegen eines Stromausfalls – leicht genervt – zum zweiten Mal bringen:
https://www.youtube.com/watch?v=uF9mRDW6Gg8
Völlig hingerissen waren wir vom einstigen Siegerlied: „Dors mon amour“ (Musik: Pierre Delanoë, Text: Hubert Giraud), das André Claveau interpretierte:
https://www.youtube.com/watch?v=5WA7yXkUuQw
Wahnsinn – da stellt sich ein Sänger völlig unprätentiös vor ein Mikrofon und singt ein Wiegenlied… Und dazu spielt ein richtiges Orchester!
Er erzählt eine Geschichte, unaufdringlich, ohne Krach. Der Zauber wirkt auf mich auch noch nach fast 70 Jahren…
Wer wird sich Ende unseres Jahrhunderts noch an Titel wie „Baller“ oder „Wasted Love“ erinnern? Kaum einer – und das zu Recht!
Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die mir Karin von einem Treffen ihrer baltischen Verwandtschaft erzählt hat: Die beiden Söhne eines Familienmitglieds brachten dort irgendwas Klassisches auf zwei Geigen zum Vortrag. Danach sagte ein anwesender Onkel im Dialekt seiner Heimat: „Die Jungens sind ja furchtbar nett – aber jeijän solln se nimmer!“
P.S. „Dors mon amour" gibt es auch als Tango: „Duerme mi amor":
Nachdem im Netz schon wieder Märchen erzählt werden: Der Hinweis auf die Ausbildung des Sängers "JJ" stamt von meiner Frau, die den Hintergrund genauer recherchiert hat und mich dann informierte.
AntwortenLöschenIch hielt es für fair, diese Fakten über "JJ" noch im Artikel zu erwähnen.
Wie gesagt: Ich finde die Nummer dennoch furchtbar.
Es kommt übrigens häufig vor, dass ich einen Text innerhalb eines Tages noch verändere - einfach, weil mir Korrekturen nötig erscheinen oder mir noch weitere Ideen kommen.
P.S. Den Kommentar von Thomas Schön habe ich nicht veröffentlicht, weil er Beleidigungen wie „dumm“, „Blödsinn“ und „Klugscheißer“ enthält.
LöschenJohannes Pietsch alias „JJ“ hat sich nun dagegen ausgesprochen, dass Israel beim nächsten „European Song Contest“ in Österreich antrittt:
AntwortenLöschen„„Es ist sehr enttäuschend zu sehen, dass Israel weiterhin am Wettbewerb teilnimmt.“
Inzwischen rudert er zurück: „Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt – sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern.“
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ausschluss-israels-vom-esc-jj-und-spanien-erhoehen-den-druck-auf-die-ebu-110493055.html