Physikalische Satire

 

Heute nun endlich das Porträt eines Kabarettisten, der mir schon viele Jahre sehr gefällt: Vince Ebert, aufgewachsen in der unterfränkischen Kleinstadt Amorbach als Sohn einfacher Eltern, die ihm ein Physikstudium ermöglichten.

Sein eigentlicher Vorname ist Holger„Vince“ nannten ihn die Kumpel wegen seiner Begeisterung für den Blues- und Boogie-Pianisten Vince Weber.

Nach dem Abschluss als Diplomphysiker arbeitete Ebert von 1995 bis 1997 bei einer Unternehmensberatung. Sein Coaching reicherte er immer mehr mit Gags und Sprüchen an, was ihn auf die Idee brachte, es als Comedian zu probieren.

Susanne Herbert, die Managerin von Eckhart von Hirschhausen, bestärkte Ebert darin, seine zunächst allgemein gehaltenen Vorträge auf das Thema Naturwissenschaften zu konzentrieren. So entstand 2004 das Programm „Urknaller – Physik ist sexy“.

https://de.wikipedia.org/wiki/Vince_Ebert

Einen guten Eindruck liefert seine Berechnung der Temperaturen von Himmel und Hölle:


https://www.youtube.com/watch?v=LzgPmr8OEd0

Von 2011 bis 2022 moderierte er die ARD-Vorabendsendung „Wissen vor Acht“, in der er ebenfalls naturwissenschaftliche Themen unterhaltsam vorstellte.

Seit einiger Zeit mischt sich Ebert immer stärker in politische Diskussionen ein – auch mit seinem Buch-Bestseller „Lichtblick statt Blackout: Warum wir beim Weltverbessern neu denken müssen“.

Seinen kritischen Ansatz hat er einmal im SPIEGEL so formuliert:

„In unserem Drang, die Welt retten zu wollen, haben wir fundamentale ökonomische und physikalische Grundprinzipen ersetzt durch Wunschdenken und Bauchgefühl. Allein die Tatsache, dass es noch keine Energiespeichersysteme in großem Maßstab gibt, ohne die eine Umstellung auf schwankenden Wind- und Sonnenstrom überhaupt erst möglich wird, zeigt, wie sehr sich dieses Land in die eigene Tasche lügt. (…)

So abgedroschen es klingen mag: Die wichtigste Ressource steckt in unseren Köpfen. Wenn wir nur Verzagtheit, Risikovermeidung und Verzicht propagieren und nicht auch Optimismus, Technologieoffenheit und Fortschrittsbegeisterung, geht die nächste gesellschaftliche und industrielle Revolution einfach an uns vorbei.“

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/vince-ebert-ueber-fortschrittsfeindlichkeit-der-blackout-in-unseren-koepfen-gastbeitrag-a-d010ba78-1831-4153-a771-7ac6f1735f57

Momentan tourt Ebert mit seinem neuen Programm „Vince of Change“.

Viele seiner Auftritte kann man auf YouTube ansehen – ich kann sie nur empfehlen!

Er ist ein glühender Anhänger der Aufklärung: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen – auch wenn du keinen hast.“ Ebert ist ein in der Wolle gefärbter Naturwissenschaftler. Beides haben wir gemeinsam.

Ich schätze Eberts intelligenten Witz, wobei er selten auf Pointen verzichtet – auch wenn es sich mal um fette sowie unkorrekte Kalauer handelt:

„Was haben Frauen und Magnetfelder gemeinsam? Sie lenken ab und verrichten keine Arbeit.“ (Wobei er natürlich betont, Witze wie die seines alten Physikprofessors dürfe man heute nicht mehr machen…)

Denk- und Sprechverbote sind ihm ein Gräuel:

„Die Trennlinie zwischen einer freien und einer unfreien Gesellschaft verlief schon immer entlang der Humorgrenze. Deswegen ist Humor auch nicht nett oder harmlos. Humor ist böse, anarchistisch und verstörend. (…) Genau das ist der Punkt: Humor verletzt Gefühle. Weil er mit Klischees und mit Vorurteilen arbeitet. (…) Wenn ein intoleranter Volltrottel bestimmte Begriffe und Worte nicht mehr sagen darf: Hat man ihn dann bekehrt? Ist er dann ein besserer Mensch geworden? (…) Erst wenn sich die innere Einstellung von Menschen verändert, dann erst verwenden sie automatisch auch andere Begriffe. (…) Wir leben in einer unfassbar verklemmten, spießigen Biedermeier-Zeit. Jeder Halbsatz wird moralisch aufgeladen, weil irgendjemand denkt und Angst hat, dass irgendjemand in seinen Gefühlen verletzt werden könnte. Weil wir besessen von unseren eigenen Befindlichkeiten sind.“

Hier der gesamte Auftritt:


https://www.youtube.com/watch?v=xK_yyuxoDJ8

Leider ist das, was uns heute die Medien als „Humor“, „Komödie“ oder gar „Kabarett“ verkaufen, oft so grottenschlecht, dass ich nach wenigen Minuten aus- oder umschalte. Die Zeiten von Hüsch, Hildebrandt oder Schramm sind längst vorbei.

Wenn ich dann männliche Comedians von ihrer Freundin erzählen höre oder ihre Kolleginnen diverse Unterleibs-Probleme schildern, werde ich depressiv.

Zu Beginn des obigen Videos spricht Vince Ebert ein heißes Thema an: Sind Frauen lustig? Doch – findet er schon und will als Beispiel die Namen einiger Kabarettistinnen nennen, wobei ihm aber keiner einfällt. Mich amüsiert das besonders, da ich Ähnliches vor Jahren auch einmal behauptet hatte und mir auf Facebook die strenge Rüge einer Tanguera einfing.

Kenne ich als Blogger wenigstens witzige Kommentatorinnen? Na klar, äh…    

Kommentare

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