Mit Vollgas ins Zitate-Nirwana
Eine Kommentatorin, die sich „Sonja Rethel“ nennt und angeblich aus Frankfurt ist, hatte sich bei mir schon vor einer guten Woche gemeldet. Schon damals fiel sie mir durch ihre gepflegte Ausdrucksweise auf: Vokabeln wie „Oberlehrerwahn“, „pathologische Züge“, „peinliche Lachnummer“, „zerfressene Eitelkeit“, „armselige Ausweichmanöver“ und „Kinderkacke" benutzen Frauen – zumal im Tango – eher nicht. Aber gut – vielleicht hatte ich ja ein selten ordinäres Exemplar erwischt.
Schon damals hatte mir die Dame gedroht, bei Nichtveröffentlichung ihren Sermon bei Klaus Wendel zu posten. Ich fand, das sei angesichts der Qualität des Geschriebenen eine gute Idee. Tat sie aber nicht.
Die Eröffnung der „Klagemauer“ auf Wendels Blog schien ihr nun aber Mut zu machen: Aus „gewissen persönlichen Gründen“ verfüge sie über keinen Google-Account und sehe sich daher gezwungen, sich dem Kollegen anzuvertrauen. An mich gerichtet schreibt sie nun, auf allen (!) anderen Blogs herrsche „Frieden“, nur auf meinem nicht. Das war anscheinend der Grund, noch einmal kräftig über mich auszupacken. Wörtlich:
„Ich lese lieber, als ‚aufgebrezelte Tango-Maus‘, – wie Sie ja in ihrem Machwerk, genannt Buch, Frauen betiteln, die sich einfach gerne etwas schick machen – ein paar Artikel, von denen ich auch profitiere, bei Ihnen bekomme ich nur Mitleid über jemanden, der mit Vollgas ins Nirwana rast.“
Öh, „aufgebrezelte Tango-Maus“? Hatte ich das in meinem Buch… äh Machwerk wirklich geschrieben? Also, „aufgebrezelt“ eventuell – aber nie würde ich Frauen als „Mäuse“ bezeichnen. Das wäre mir dann doch zu sehr von oben herab…
Zudem hatte ich zu dem Thema bereits 2010, in der ersten Version meines Tangobuches, geschrieben, auf das sich die Schreiberin wohl bezog. Hatte die Empörung so lange gebraucht?
Ich beschloss, per Kommentar nachzufragen:
„Darf ich um eine Quellenangabe aus meinem Tangobuch bitten, wo ich Frauen als ‚aufgebrezelte Tango-Maus‘ bezeichne?“
Ich erhielt die aufschlussreiche Antwort:
„Sie treiben es wieder zu weit mit Ihrer Wortklauberei und Erbsenzählerei: Ich habe den Begriff ‚aufgebrezelt‘ aus Ihrem Artikel des ersten Buches ‚Großer Milongaführer‘ nicht wörtlich, sondern als Schlussfolgerung aus den dort gefallenen Bemerkungen interpretiert, in dem Sie – ernsthaft, natürlich als ‚versierter Damen-Tango-Mode-Kenner' – glauben, den Damen ‚Bekleidungs-Empfehlungen‘ geben zu können, also was diese besser anziehen oder besser lassen sollten“
Wie ich also bereits vermutet hatte: Das Zitat war falsch – und da gibt es keine zwei Meinungen: Was in Anführungszeichen steht, muss wörtlich stimmen. Ich beschloss, dies per Kommentar anzumerken:
„Halten wir also fest: Das Zitat war falsch."
Dieser fette Fehler brachte nun den Bloginhaber vollends in Rage:
„Und NEIN, sinngemäß zitierte Ausdrücke, sind NICHT FALSCH, Sie Korinthenkacker!“
Na gut, ob nun Korinthenkacker oder eigensinniger alter Depp – am falschen Zitieren sind schon Doktorarbeiten und politische Karrieren gescheitert! Und ich kann mich noch an Debatten mit dem Kollegen erinnern, in denen er meine unkorrekten Zitierweisen anprangerte („aus dem Zusammenhang gerissen“). Da kann man hinterher noch so viel Wörter-Tinte ausstoßen.
Nun aber hieß er die Dame auf seinem Blog „herzlich willkommen“. Ja, solche Frauen braucht das Land…
Ich bin jetzt der Anregung des Kollegen gefolgt: „Und machen Sie ruhig nochmal einen überflüssigen Empörungs-Artikel daraus, man nimmt Sie sowieso nicht mehr ernst.“
Empörung ist der falsche Begriff: Wendels Reaktion hat mich sehr amüsiert, weil sie der eines kleinen Buben gleicht, der ein Fenster eingeworfen hat und nun alles vehement abstreitet. Süß!
Ich bin gespannt, was nun noch alles an der „Klagemauer“ des Kollegen über mich behauptet wird. Ich kann mir nicht ewig die Mühe machen, es zu widerlegen – und habe es in der Vergangenheit auch oft nicht getan. Schließlich gibt es noch andere interessante Themen, die ich besprechen möchte. Meinen Leserinnen und Lesern rate ich, bei den dortigen Behauptungen einzukalkulieren, dass sie möglicherweise einfach nicht stimmen.
Eines ist für mich aber sonnenklar:
Wenn man falsche Zitate veröffentlicht und das auch noch verteidigt, ist die Grenze zum „Schmieren-Journalismus“ überschritten!
Quelle:
Und zur Erweiterung des Allgemeinwissens:
Weil es gerade wieder bestritten wird: Als Blogbetreiber ist man rechtlich auch für Kommentare verantwortlich.
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