Stürmisch statt windig

Vielen Dank an Thomas Kröter und Jürgen Kühne, die mich auf ein fantastisches Video aufmerksam gemacht haben:

Der Tango „El Huracán“ (Musik: Osvaldo und Edgardo Donato, 1932) gehört schon lange zu meinen Lieblingsstücken. Es wird meist instrumental dargeboten, es gibt aber auch einen Text von Nolo López, der den „Sturm“ beschreibt, welcher eine Liebe ausradiert hat. Ein Auszug:

Te perdoné porque odiar yo no sé,

ni rencor para ti guardaré

sólo sé que su mal derrumbó

el Edén que hilvané con fervor,

luz de amor que jamás volverá

a alumbrar a mi fiel corazón.

Vago sin fe con mi cruz de dolor,

hoy vivir para mí es crueldad

juventud que le di sin dudar

y jugó sin piedad con mi amor.

Vendaval que arrasó mi querer,

huracán transformao en mujer.

 

Ich habe dir verziehen, weil ich nicht weiß, wie man hasst,

noch werde ich einen Groll gegen dich hegen.

Ich weiß nur, dass dein Böses das Paradies zerstört hat,

das Eden, das ich mit Inbrunst gesponnen habe,

das Licht der Liebe, das nie mehr zurückkehren wird,

um mein gläubiges Herz zu erleuchten.

Ich wandere ohne Glauben mit meinem Kreuz des Schmerzes,

heute zu leben ist für mich Grausamkeit.

Jugend, die ich ohne Zögern gab

und unbarmherzig mit meiner Liebe spielte.

Orkan, der meine Liebe weggefegt hat,

der Orkan verwandelte sich in eine Frau.

 

Das Tanzpaar Celina Rotundo und Hugo Patyn war mir bislang völlig unbekannt, und das Quartett „Tango Bardo“ kannte ich lediglich vom Namen her:

Juan Miguens (Kontrabass), Lucas Furno (Violine), Santiago Polimeni (Bandoneon) und Hugo Hoffmann (Piano). Die Gruppe existiert seit 2013 und ist weltweit aufgetreten.

Natürlich ist der gezeigte Tanz choreografiert – das muss er auch sein, wenn er so haargenau zur Musik passen soll. Was das Paar dazu drei Minuten lang zeigt, ist für mich der Inbegriff modernen Tangos. Basierend auf einem klassischen EdO-Titel, aber mit einer solch fulminanten Wucht aufs Parkett gezimmert – und dazu liefern die Jungs von „Tango Bardo“ die passende dynamische Vorlage.

Zweifellos: So könnte der Tango im dritten Jahrtausend sich anhören und aussehen. Bitte anschnallen und staunen:    

https://www.youtube.com/watch?v=2IGtULG87lo

Ich bitte nur herzlich, mich mit dem Geschwafel vom „Bühnentango“ zu verschonen! Eine solche Interpretation – musikalisch und tänzerisch – könnte für alle auf dem Parkett eine Inspiration sein.

Freilich: Ob die dem „Schleichtango“ ergebenen deutschen Tangolehrer-Paare eine derartige Nummer abliefern könnten, halte ich für relativ unwahrscheinlich. Die haben es, wenn schon, eher mit der EdO-Version von Donato – windig statt stürmisch. Und selbst die dürfte einer bestimmten Tangofraktion schon zu heftig sein:

https://www.youtube.com/watch?v=JyM9uX-Mn5s

Kommentare

  1. Danke für die Inspiration, die mich gerade atemlos zurück gelassen hat.

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    1. Danke!
      Grade haben wir das Stück zu dritt (also in drei verschiedenen Paarkombinationen) im heimischen Wohnzimmer probiert (natürlich ohne Akrobatik).
      Eine Herausforderung, die ich empfehlen kann!

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    2. Dann bin ich ja sehr auf Deine naechsten Videos gespannt!
      VG, Doris Lennart

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    3. Kein Problem - habe gerade zwei weitere Videos empfohlen:
      https://milongafuehrer.blogspot.com/2020/08/wir-tanzen-uns-wieder-warm.html

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