Kommentar-Bilanz


Seit langer Zeit stricken meine Kritiker Legenden über mein Blog – insbesondere zu den Möglichkeiten, Kommentare zu hinterlassen, ja, gar ins Gespräch mit mir zu kommen.

Da es den Herrschaften am liebsten wäre, niemand (außer vielleicht ihnen) würde meine Artikel lesen, lautet der grundlegende Ansatz der Fake News: Auf meinem Blog würden unliebsame Meinungen unterdrückt, daher kämen eh keine Diskussionen zustande. Es sei also uninteressant, sich mit meinen Beiträgen zu befassen.

So versuchte einer meiner werten Gegner längere Zeit, meine Internet-Präsenz mit der Presselandschaft Nordkoreas, Russlands oder der einstigen DDR zu vergleichen: Nur Systemkonformes werde geduldet.

Ebenfalls gerne behauptet man, ich würde illegal agieren, indem ich „unerlaubte Zitate“ verwende: Klar, wer möchte schon ein Blog besuchen, das mit gesetzeswidrigen Methoden agiert? Wenn ich dann detailliert nachweise, völlig legal zu arbeiten, kommt nichts mehr. Hauptsache aber, das Gerücht ist mal wieder im Umlauf!

Eine beliebte Methode ist es auch, mir mit persönlichen Angriffen zu kommen, bis ich die Schimpfkanonaden nicht mehr veröffentliche. Sorry, dazu gibt es keine sinnvolle Alternative! Wer’s nicht glaubt, möge sich einmal auf der Facebook-Seite von Boris Palmer umsehen, der auch die gröbsten Attacken stehen lässt. Letztlich wird das als Einladung an Pöbler jeder Couleur verstanden, dort Dampf abzulassen.   

Oft wird bei mir die Sperrung geradezu herbeigeschrieben: „Das werden Sie sicher wieder löschen!“ Tue ich es nicht, kommt die nächste Herabsetzung. Lösche ich, hat man sein Ziel erreicht und kann mir wieder „Zensur“ vorwerfen.

Übrigens ist die Unfähigkeit zum Dialog eher bei gewissen Kritikern beheimatet: Einige Male habe ich mich auch an Einzelne mit „Offenen Briefen“ gewandt. Eine Antwort erhielt ich selten.

Auch in einer anderen Hinsicht bin ich natürlich der Schuldige: Es traue sich kaum jemand, bei mir zu kommentieren, da ich auf Klarnamen statt Pseudonymen bestehe. So schrieb mir vor langer Zeit schon der Blogger-Kollege Yokoito:

„Von daher ist das ein alberner kleiner Geßlerhut, den offenbar auch niemand grüßen möchte, sonst gäbe es sicher mehr Traffic bei Ihren Kommentaren. (…) Wie auch immer – überwinden Sie das bitte. Wenn Sie es hinbekommen, werden Sie belohnt werden – Ihr Blog wird erstrahlen. Vertrauen Sie mir.“
https://milongafuehrer.blogspot.com/2016/01/kommentare-mussen-nicht-sein.html

Nun ja, selber angeregt hat es ihn wohl nicht: Seit Anfang 2019 hat er gerade mal drei Artikel veröffentlicht.   

Ich habe einmal recherchiert, ob es denn Sinn macht, auf Tangoblogs anonyme Kommentare zu akzeptieren und dazu die Ergebnisse von drei Seiten im laufenden Jahr ausgewertet. (Sorry, bei den restlichen deutschsprachigen Tango-Blogs lohnt sich das nicht, da keine oder sehr wenige Beiträge erschienen.)

Auf seinem Blog „Mylonga“ hat Thomas Kröter seit Jahresbeginn 9 Texte publiziert und erhielt dazu 38 Kommentare.

Das Blog „Berlin Tango Vibes“ schaffte es auf 33 Beiträge mit insgesamt 26 Kommentaren.

Auf „Gerhards Tango Report“ erschienen in dieser Zeit 80 Artikel mit insgesamt 145 Kommentaren.

Halten wir schon einmal fest: In absoluten Zahlen liegt mein Blog deutlich an der Spitze. Eine „abschreckende Wirkung“ auf Kommentatoren kann man also beim schlechtesten Willen nicht konstruieren.

Ja, aber relativ… Richtig: Thomas Kröter erhielt im Schnitt zu jedem Beitrag 4,2 Anmerkungen, meine Wenigkeit nur 1,8. Allerdings: „Berlin Tango Vibes“, wo man wie bei Kröter Pseudonyme akzeptiert, kommt nur auf knapp 0,8.

Interessant auch, dass es bei den Berliner Damen ab dem Corona-bedingten Wechsel in der Redaktion zu einem Absturz kam: Waren es im Januar und Februar noch 1,8 Kommentare pro Artikel, sind es danach nur noch 0,35. Bei mir ist es umgekehrt: Im Januar und Februar lag die Kommentar-Rate pro Text bei 1,1 – ab „Corona“ betrug sie 2,3.

Statistische Anmerkung: Klar, manche Zuschriften wurden von mir gelöscht. Ich habe sie dennoch mitgezählt, das es ja „Meinungsäußerungen“ waren, die ich durchaus zur Kenntnis nehmen musste. Und ja – ein Teil der gezählten Kommentare stammt von mir, da ich Nachrichten von Lesern generell beantworte. Das tun aber andere Blogger genauso.

Zusammenfassend daher: Wie viele Artikel veröffentlicht werden, scheint das Kommentarverhalten nicht zu beeinflussen – und auch nicht, ob man Klarnamen fordert oder relativ strenge Maßstäbe zum Tonfall anlegt. Entscheidend ist wohl das Interesse, welches der einzelne Beitrag erregt – und da gelingen Thomas Kröter immer mal wieder beachtliche Würfe. Dazu kommt seine sehr hohe Aktivität auf Facebook und die Tatsache, dass er seine Texte großzügig auf anderen Seiten verlinkt, was ich eher vermeide.

Mich freut es aber, dass etliche Leser meine Blogtexte von sich aus auf FB teilen, vor allem auch Thomas Kröter. Leider führt das zu einem Effekt, der mir zunehmend Sorge bereitet:

Da man sich mit Gepöbel und unwahren Behauptungen auf meinen Accounts eine Löschung einfangen könnte, weicht man gerne auf andere Seiten wie die des Berliner Bloggers aus. Dort darf man dann behaupten, was man möchte. So ließ Kröter die Anwürfe eines Berliner Tangolehrers stehen, obwohl diese beleidigend und fallweise auch im Nazi-Jargon gehalten waren:
Ebenso gilt das für Vergleiche meines Blogs mit den Medien kommunistischer Regime. Und erst neulich durfte eine Kommentatorin dort behaupten, ich hätte in meinem Blog den Begriff „Sojafresser“ verwendet. Meine Frage nach der Quelle des Zitats blieb natürlich unbeantwortet. Und als ich mich bei Thomas Kröter beschwerte, löschte der kurzerhand den ganzen Link auf meinen Artikel. Na prima: Inzwischen hatten sicher genug Leser zu Kenntnis genommen, dass ich angeblich Vegetarier beleidige. Semper aliquid haeret.

Nicht nur derzeit auf der Straße hat man die Wahl, sich neben Extremisten oder Verschwörungsmythiker zu stellen – oder auch nicht. Das gilt für „soziale Medien“ ganz genauso.

Daher nochmal: Klar freue ich mich, wenn man Beiträge von mir verlinkt. Ich hoffe, man tut das nur, da man sie gut oder zumindest interessant findet – und nicht, weil ich denjenigen im Text erwähnt habe und er darin eine Werbechance für sich sieht. Dann bitte ich aber auch, mich an Ort und Stelle gegen Beleidigungen und Verleumdungen zu verteidigen. Oder meinen Text gar nicht erst zu teilen.

Aber der Erfolg meines Blogs bestand schon immer darin, selbstständig zu sein und an jeden Leser zu appellieren, sich seine eigene Meinung zu bilden – ob man einen Text dann bejubelt oder verdammt, kommentiert oder auch nicht.

Das macht mich froh und optimistisch.

Foto: www.tangofish.de

P.S. Gerade hat Thomas Kröter einen weiteren Artikel veröffentlicht. Bitte selber in die Statistik einrechnen!

Kommentare

Hinweis zum Kommentieren:

Bitte geben Sie im Kommentar Ihren vollen (und wahren) Namen an und beziehen Sie sich ausschließlich auf den Inhalt des jeweiligen Artikels. Unterlassen Sie herabsetzende persönliche Angriffe, gegen wen auch immer. Beiträge, welche diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden – ohne Löschungsvermerk – nicht hochgeladen.
Sie können mir Ihre Anmerkungen gerne auch per Mail schicken: mamuta-kg(at)web.de – ich stelle sie dann für Sie ein.